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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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tung seiner Grundsätze, bediente er sich des Ab-
bate Piatoli, der in der Familie der Potocki,
als Lehrer und als Hausfreund, gelebt hatte.
Er zeigte sich als einen großen Demokraten,
als einen Bewunderer Rousseaus und anderer
französischen, italienischen und englischen Staats-
gelehrten, deren Meinungen er praktisch machen
zu können glaubte. Er war über den Zustand Po-
lens unterrichtet, hatte aber sehr oberflächlich
darüber nachgedacht, ob es ein Mittel damals
gab, oder je geben würde, diesen Zustand nach
seinen Grundsätzen zu verändern. Es ist ge-
wiß, daß auch ihn der Ehrgeitz und eine ge-
wisse dichterische Wärme blendete, und daß er
wechselsweise seine Schüler erhitzte und von ih-
nen wiederum erhitzt wurde. Dazu kam, daß
er nie in politischen Geschäften praktisch gear-
beitet, mithin nie unterscheiden gelernt hatte,
zwischen dem, was sich auf dem Papiere schön
schreiben, in einer feurigen Rede schön sagen,
und zwischen dem, was sich bey dem eifernen
Drucke der Verhältnisse, ausführen läßt.

tung ſeiner Grundſaͤtze, bediente er ſich des Ab-
bate Piatoli, der in der Familie der Potocki,
als Lehrer und als Hausfreund, gelebt hatte.
Er zeigte ſich als einen großen Demokraten,
als einen Bewunderer Rouſſeaus und anderer
franzoͤſiſchen, italieniſchen und engliſchen Staats-
gelehrten, deren Meinungen er praktiſch machen
zu koͤnnen glaubte. Er war uͤber den Zuſtand Po-
lens unterrichtet, hatte aber ſehr oberflaͤchlich
daruͤber nachgedacht, ob es ein Mittel damals
gab, oder je geben wuͤrde, dieſen Zuſtand nach
ſeinen Grundſaͤtzen zu veraͤndern. Es iſt ge-
wiß, daß auch ihn der Ehrgeitz und eine ge-
wiſſe dichteriſche Waͤrme blendete, und daß er
wechſelsweiſe ſeine Schuͤler erhitzte und von ih-
nen wiederum erhitzt wurde. Dazu kam, daß
er nie in politiſchen Geſchaͤften praktiſch gear-
beitet, mithin nie unterſcheiden gelernt hatte,
zwiſchen dem, was ſich auf dem Papiere ſchoͤn
ſchreiben, in einer feurigen Rede ſchoͤn ſagen,
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[169/0179] tung ſeiner Grundſaͤtze, bediente er ſich des Ab- bate Piatoli, der in der Familie der Potocki, als Lehrer und als Hausfreund, gelebt hatte. Er zeigte ſich als einen großen Demokraten, als einen Bewunderer Rouſſeaus und anderer franzoͤſiſchen, italieniſchen und engliſchen Staats- gelehrten, deren Meinungen er praktiſch machen zu koͤnnen glaubte. Er war uͤber den Zuſtand Po- lens unterrichtet, hatte aber ſehr oberflaͤchlich daruͤber nachgedacht, ob es ein Mittel damals gab, oder je geben wuͤrde, dieſen Zuſtand nach ſeinen Grundſaͤtzen zu veraͤndern. Es iſt ge- wiß, daß auch ihn der Ehrgeitz und eine ge- wiſſe dichteriſche Waͤrme blendete, und daß er wechſelsweiſe ſeine Schuͤler erhitzte und von ih- nen wiederum erhitzt wurde. Dazu kam, daß er nie in politiſchen Geſchaͤften praktiſch gear- beitet, mithin nie unterſcheiden gelernt hatte, zwiſchen dem, was ſich auf dem Papiere ſchoͤn ſchreiben, in einer feurigen Rede ſchoͤn ſagen, und zwiſchen dem, was ſich bey dem eifernen Drucke der Verhaͤltniſſe, ausfuͤhren laͤßt.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/179>, abgerufen am 22.12.2024.