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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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daß sie wie ein Hauch auf den folgenden Selbst-
lauter fallen und durch ihn Ton bekommen.
Jhre längsten Wörter werden dadurch um die
Hälfte kürzer, und ein Wort, das auf dem
Papiere oft kein Ende nimmt, ist so leicht ge-
sagt, wie ein deutsches zwey- oder dreysylbi-
ges. Die dazu nöthige Geschwindigkeit der
Sprachwerkzeuge kann man nur durch Ue-
bung, die in zarter Jugend ihren Anfang ge-
nommen hat, sich verschaffen; und man kann
funfzig Jahr in Polen gelebt haben und wird
durch seine Aussprache immer noch verrathen,
daß man nicht im Lande geboren ist. Selbst
die deutsche Kolonie, die dort lebt, dort ge-
bohren und erzogen ist, bleibt sogar dem Aus-
länder an einer schwerern, langsamern Aus-
sprache kenntlich. Dieß ist nicht der Fall mit
den Franzosen, die gut polnisch sprechen ler-
nen und sich gewöhnlich nur durch ihre Na-
sentöne verrathen. Die Jtaliener lernen bey
weitem nicht so gut polnisch, weil der Gang
ihrer Sprache, wie der deutschen, zu langsam

daß ſie wie ein Hauch auf den folgenden Selbſt-
lauter fallen und durch ihn Ton bekommen.
Jhre laͤngſten Woͤrter werden dadurch um die
Haͤlfte kuͤrzer, und ein Wort, das auf dem
Papiere oft kein Ende nimmt, iſt ſo leicht ge-
ſagt, wie ein deutſches zwey- oder dreyſylbi-
ges. Die dazu noͤthige Geſchwindigkeit der
Sprachwerkzeuge kann man nur durch Ue-
bung, die in zarter Jugend ihren Anfang ge-
nommen hat, ſich verſchaffen; und man kann
funfzig Jahr in Polen gelebt haben und wird
durch ſeine Ausſprache immer noch verrathen,
daß man nicht im Lande geboren iſt. Selbſt
die deutſche Kolonie, die dort lebt, dort ge-
bohren und erzogen iſt, bleibt ſogar dem Aus-
laͤnder an einer ſchwerern, langſamern Aus-
ſprache kenntlich. Dieß iſt nicht der Fall mit
den Franzoſen, die gut polniſch ſprechen ler-
nen und ſich gewoͤhnlich nur durch ihre Na-
ſentoͤne verrathen. Die Jtaliener lernen bey
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[47/0057] daß ſie wie ein Hauch auf den folgenden Selbſt- lauter fallen und durch ihn Ton bekommen. Jhre laͤngſten Woͤrter werden dadurch um die Haͤlfte kuͤrzer, und ein Wort, das auf dem Papiere oft kein Ende nimmt, iſt ſo leicht ge- ſagt, wie ein deutſches zwey- oder dreyſylbi- ges. Die dazu noͤthige Geſchwindigkeit der Sprachwerkzeuge kann man nur durch Ue- bung, die in zarter Jugend ihren Anfang ge- nommen hat, ſich verſchaffen; und man kann funfzig Jahr in Polen gelebt haben und wird durch ſeine Ausſprache immer noch verrathen, daß man nicht im Lande geboren iſt. Selbſt die deutſche Kolonie, die dort lebt, dort ge- bohren und erzogen iſt, bleibt ſogar dem Aus- laͤnder an einer ſchwerern, langſamern Aus- ſprache kenntlich. Dieß iſt nicht der Fall mit den Franzoſen, die gut polniſch ſprechen ler- nen und ſich gewoͤhnlich nur durch ihre Na- ſentoͤne verrathen. Die Jtaliener lernen bey weitem nicht ſo gut polniſch, weil der Gang ihrer Sprache, wie der deutſchen, zu langſam

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/57>, abgerufen am 22.12.2024.