Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.als in jedem andern katholischen Lande. Die Glöck-
als in jedem andern katholiſchen Lande. Die Gloͤck-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="80"/> als in jedem andern katholiſchen Lande. Die<lb/> Feſte, die ſich auf den Stifter der chriſtlichen<lb/> Religion, auf die erſten Verbreiter, und auf<lb/> die gemarterten Bekenner und Bekennerinnen<lb/> derſelben, beziehen, werden mehr oder weniger<lb/> feyerlich begangen, durch Umgaͤnge, durch Meſ-<lb/> ſen, und durch Wallfahrten. Die niederen<lb/> Klaſſen nehmen an dem allen mit großer An-<lb/> dacht, d. h. mit denjenigen Gebaͤhrden, Zeichen<lb/> und Stellungen Theil, die bey ihnen fuͤr An-<lb/> dacht gelten, und die hoͤhern geben ihnen, da<lb/> wo es noͤthig iſt und ſo lange es noͤthig iſt,<lb/> hierin nichts nach; aber in den Zwiſchenzeiten<lb/> laſſen ſie die Abſicht, in welcher ſie dieſe Fey-<lb/> erlichkeiten beſuchen, deutlich errathen. Die<lb/> Weiber kommen naͤmlich in ein geiſtliches Schau-<lb/> ſpiel, wo ſie ſehen und geſehn ſeyn wollen,<lb/> eben ſo ſorgfaͤltig (nur in beſcheidenen Farben,<lb/> haupſaͤchlich ſchwarz) angezogen, eben ſo er-<lb/> obernd in ihren Blicken und Bewegungen, nur<lb/> in einer andern Gattung, als ob ſie das Thea-<lb/> ter oder eine große Geſellſchaft beſuchten. Das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gloͤck-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0090]
als in jedem andern katholiſchen Lande. Die
Feſte, die ſich auf den Stifter der chriſtlichen
Religion, auf die erſten Verbreiter, und auf
die gemarterten Bekenner und Bekennerinnen
derſelben, beziehen, werden mehr oder weniger
feyerlich begangen, durch Umgaͤnge, durch Meſ-
ſen, und durch Wallfahrten. Die niederen
Klaſſen nehmen an dem allen mit großer An-
dacht, d. h. mit denjenigen Gebaͤhrden, Zeichen
und Stellungen Theil, die bey ihnen fuͤr An-
dacht gelten, und die hoͤhern geben ihnen, da
wo es noͤthig iſt und ſo lange es noͤthig iſt,
hierin nichts nach; aber in den Zwiſchenzeiten
laſſen ſie die Abſicht, in welcher ſie dieſe Fey-
erlichkeiten beſuchen, deutlich errathen. Die
Weiber kommen naͤmlich in ein geiſtliches Schau-
ſpiel, wo ſie ſehen und geſehn ſeyn wollen,
eben ſo ſorgfaͤltig (nur in beſcheidenen Farben,
haupſaͤchlich ſchwarz) angezogen, eben ſo er-
obernd in ihren Blicken und Bewegungen, nur
in einer andern Gattung, als ob ſie das Thea-
ter oder eine große Geſellſchaft beſuchten. Das
Gloͤck-
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