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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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mund August stieg sie noch höher, weil er
den Verwandten des Augsburgischen Bekennt-
nisses freye Religionsübung erlaubte. Als er,
auf dem Reichstage vom Jahre 1566, anrieth,
den gefährlichsten Sekten, besonders denen,
welche die Ehre Christi herabsetzten (den Aria-
nern) Einhalt zu thun, blieb dieser Rath
schon ohne Kraft, weil viele der Landboten
selbst den Arianischen Lehrsätzen anhingen.

Während des Zwischenreichs nach dieses
Königs Tode, konnte man die Anzahl und das
Uebergewicht der Nichtkatholiken daran erken-
nen, daß ihrer im Senat, wo nicht mehr, doch
eine gleiche Anzahl mit den Katholiken waren,
und daß sie im Ritterstande die Mehrheit aus-
machten. Man fing an, Religionskriege zu
besorgen, wie sie damals in Frankreich wüte-
ten. Um ihnen zuvorzukommen, gelobten die
Stände des Konvokations-Reichstages (1573)
die sich mit dem allgemeinen Namen "Ver-
schiedendenkende in der Religion
"
(dissidentes de religione) bezeichneten, einan-

mund Auguſt ſtieg ſie noch hoͤher, weil er
den Verwandten des Augsburgiſchen Bekennt-
niſſes freye Religionsuͤbung erlaubte. Als er,
auf dem Reichstage vom Jahre 1566, anrieth,
den gefaͤhrlichſten Sekten, beſonders denen,
welche die Ehre Chriſti herabſetzten (den Aria-
nern) Einhalt zu thun, blieb dieſer Rath
ſchon ohne Kraft, weil viele der Landboten
ſelbſt den Arianiſchen Lehrſaͤtzen anhingen.

Waͤhrend des Zwiſchenreichs nach dieſes
Koͤnigs Tode, konnte man die Anzahl und das
Uebergewicht der Nichtkatholiken daran erken-
nen, daß ihrer im Senat, wo nicht mehr, doch
eine gleiche Anzahl mit den Katholiken waren,
und daß ſie im Ritterſtande die Mehrheit aus-
machten. Man fing an, Religionskriege zu
beſorgen, wie ſie damals in Frankreich wuͤte-
ten. Um ihnen zuvorzukommen, gelobten die
Staͤnde des Konvokations-Reichstages (1573)
die ſich mit dem allgemeinen Namen „Ver-
ſchiedendenkende in der Religion

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[88/0098] mund Auguſt ſtieg ſie noch hoͤher, weil er den Verwandten des Augsburgiſchen Bekennt- niſſes freye Religionsuͤbung erlaubte. Als er, auf dem Reichstage vom Jahre 1566, anrieth, den gefaͤhrlichſten Sekten, beſonders denen, welche die Ehre Chriſti herabſetzten (den Aria- nern) Einhalt zu thun, blieb dieſer Rath ſchon ohne Kraft, weil viele der Landboten ſelbſt den Arianiſchen Lehrſaͤtzen anhingen. Waͤhrend des Zwiſchenreichs nach dieſes Koͤnigs Tode, konnte man die Anzahl und das Uebergewicht der Nichtkatholiken daran erken- nen, daß ihrer im Senat, wo nicht mehr, doch eine gleiche Anzahl mit den Katholiken waren, und daß ſie im Ritterſtande die Mehrheit aus- machten. Man fing an, Religionskriege zu beſorgen, wie ſie damals in Frankreich wuͤte- ten. Um ihnen zuvorzukommen, gelobten die Staͤnde des Konvokations-Reichstages (1573) die ſich mit dem allgemeinen Namen „Ver- ſchiedendenkende in der Religion“ (diſſidentes de religione) bezeichneten, einan-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/98>, abgerufen am 19.05.2024.