Ich fasse noch einige Vorkehrungen der Poli- zey in der weitesten Bedeutung zusammen und theile einige Bemerkungen darüber mit.
Zur Sicherheit des Lebens und des Eigen- thums der Bürger, hat man ein wachsames Auge auf Landstreicher, Bettler und andre un- beschäftigte Leute. Jeder Gastwirth ist streng verbunden, die bey ihm einkehrenden Fremden zu melden; dienstlose Mägde und Bediente werden nicht lange geduldet; liederliche Häuser können sich nicht erhalten, und vielleicht ist jetzt kein einziges in Salzburg; auf die Verhehlung heimlicher Entbindungen ist Geld- und Zucht- hausstrafe gesetzt; vornehme Bettler werden an der Gränze abgewiesen; gemeine, wenn sie tauglich sind, an die österreichische Werbung ausgeliefert; Stadtbettlern sieht man, aus Grundsätzen, warum jeder geistliche Staat sie schont, durch die Finger. Bey dem, ich möchte sagen -- Ueberfluß an Versorgungsanstal- ten, die Salzburg einschließt, und deren ich schon einige erwähnt habe, wird man doch auf
Ich faſſe noch einige Vorkehrungen der Poli- zey in der weiteſten Bedeutung zuſammen und theile einige Bemerkungen daruͤber mit.
Zur Sicherheit des Lebens und des Eigen- thums der Buͤrger, hat man ein wachſames Auge auf Landſtreicher, Bettler und andre un- beſchaͤftigte Leute. Jeder Gaſtwirth iſt ſtreng verbunden, die bey ihm einkehrenden Fremden zu melden; dienſtloſe Maͤgde und Bediente werden nicht lange geduldet; liederliche Haͤuſer koͤnnen ſich nicht erhalten, und vielleicht iſt jetzt kein einziges in Salzburg; auf die Verhehlung heimlicher Entbindungen iſt Geld- und Zucht- hausſtrafe geſetzt; vornehme Bettler werden an der Graͤnze abgewieſen; gemeine, wenn ſie tauglich ſind, an die oͤſterreichiſche Werbung ausgeliefert; Stadtbettlern ſieht man, aus Grundſaͤtzen, warum jeder geiſtliche Staat ſie ſchont, durch die Finger. Bey dem, ich moͤchte ſagen — Ueberfluß an Verſorgungsanſtal- ten, die Salzburg einſchließt, und deren ich ſchon einige erwaͤhnt habe, wird man doch auf
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><pbfacs="#f0348"n="76"/><p>Ich faſſe noch einige Vorkehrungen der Poli-<lb/>
zey in der weiteſten Bedeutung zuſammen und<lb/>
theile einige Bemerkungen daruͤber mit.</p><lb/><p>Zur Sicherheit des Lebens und des Eigen-<lb/>
thums der Buͤrger, hat man ein wachſames<lb/>
Auge auf Landſtreicher, Bettler und andre un-<lb/>
beſchaͤftigte Leute. Jeder Gaſtwirth iſt ſtreng<lb/>
verbunden, die bey ihm einkehrenden Fremden<lb/>
zu melden; dienſtloſe Maͤgde und Bediente<lb/>
werden nicht lange geduldet; liederliche Haͤuſer<lb/>
koͤnnen ſich nicht erhalten, und vielleicht iſt jetzt<lb/>
kein einziges in Salzburg; auf die Verhehlung<lb/>
heimlicher Entbindungen iſt Geld- und Zucht-<lb/>
hausſtrafe geſetzt; vornehme Bettler werden<lb/>
an der Graͤnze abgewieſen; gemeine, wenn ſie<lb/>
tauglich ſind, an die oͤſterreichiſche Werbung<lb/>
ausgeliefert; Stadtbettlern ſieht man, aus<lb/>
Grundſaͤtzen, warum jeder geiſtliche Staat ſie<lb/>ſchont, durch die Finger. Bey dem, ich moͤchte<lb/>ſagen —<hirendition="#g">Ueberfluß</hi> an Verſorgungsanſtal-<lb/>
ten, die Salzburg einſchließt, und deren ich<lb/>ſchon einige erwaͤhnt habe, wird man doch auf<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[76/0348]
Ich faſſe noch einige Vorkehrungen der Poli-
zey in der weiteſten Bedeutung zuſammen und
theile einige Bemerkungen daruͤber mit.
Zur Sicherheit des Lebens und des Eigen-
thums der Buͤrger, hat man ein wachſames
Auge auf Landſtreicher, Bettler und andre un-
beſchaͤftigte Leute. Jeder Gaſtwirth iſt ſtreng
verbunden, die bey ihm einkehrenden Fremden
zu melden; dienſtloſe Maͤgde und Bediente
werden nicht lange geduldet; liederliche Haͤuſer
koͤnnen ſich nicht erhalten, und vielleicht iſt jetzt
kein einziges in Salzburg; auf die Verhehlung
heimlicher Entbindungen iſt Geld- und Zucht-
hausſtrafe geſetzt; vornehme Bettler werden
an der Graͤnze abgewieſen; gemeine, wenn ſie
tauglich ſind, an die oͤſterreichiſche Werbung
ausgeliefert; Stadtbettlern ſieht man, aus
Grundſaͤtzen, warum jeder geiſtliche Staat ſie
ſchont, durch die Finger. Bey dem, ich moͤchte
ſagen — Ueberfluß an Verſorgungsanſtal-
ten, die Salzburg einſchließt, und deren ich
ſchon einige erwaͤhnt habe, wird man doch auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/348>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.