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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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jährlich rein auf und macht Schulden. Ne-
apel
hat mehr große, oder doch großbetitelte,
Vasallen in seinen Mauern, als Wien, aber
sie leben von Obst und kalter Küche; der Ha-
fen dieser Stadt ist für die Engländer; ihr
Handel für dieselben; ihr Getreide und Oel
und ihre Seide für niemand anders; und der
Hauptstadt beyder Sicilien bleibt nichts übrig,
als "sorbetti," "macaroni," "alici," Ci-
tronenwasser, Kupfergrane, Bankscheine,"di-
abolini,"
und Lazzaronen. Amsterdam ist
im Hinscheiden. Berlin ist nur reich durch
den Fleiß und die Häuslichkeit seiner Bewoh-
ner, denen ein sparsamer Hof und eine kärglich
besoldete Staatsdienerschaft zu Hülfe kömmt.
Das einzige Petersburg steht in Absicht
des Geldumlaufs, der Pracht seiner Großen,
der Wohlhabenheit seiner Bürger, des Luxus
und des Wohllebens, mit Wien auf Einer
Stufe.

Das Geld, das in Wien ausgegeben wird,
ist, dem größesten Theile nach, ohne Mühe und

jaͤhrlich rein auf und macht Schulden. Ne-
apel
hat mehr große, oder doch großbetitelte,
Vaſallen in ſeinen Mauern, als Wien, aber
ſie leben von Obſt und kalter Kuͤche; der Ha-
fen dieſer Stadt iſt fuͤr die Englaͤnder; ihr
Handel fuͤr dieſelben; ihr Getreide und Oel
und ihre Seide fuͤr niemand anders; und der
Hauptſtadt beyder Sicilien bleibt nichts uͤbrig,
als „ſorbetti,“ „macaroni,“ „alici,“ Ci-
tronenwaſſer, Kupfergrane, Bankſcheine,„di-
abolini,“
und Lazzaronen. Amſterdam iſt
im Hinſcheiden. Berlin iſt nur reich durch
den Fleiß und die Haͤuslichkeit ſeiner Bewoh-
ner, denen ein ſparſamer Hof und eine kaͤrglich
beſoldete Staatsdienerſchaft zu Huͤlfe koͤmmt.
Das einzige Petersburg ſteht in Abſicht
des Geldumlaufs, der Pracht ſeiner Großen,
der Wohlhabenheit ſeiner Buͤrger, des Luxus
und des Wohllebens, mit Wien auf Einer
Stufe.

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[184/0456] jaͤhrlich rein auf und macht Schulden. Ne- apel hat mehr große, oder doch großbetitelte, Vaſallen in ſeinen Mauern, als Wien, aber ſie leben von Obſt und kalter Kuͤche; der Ha- fen dieſer Stadt iſt fuͤr die Englaͤnder; ihr Handel fuͤr dieſelben; ihr Getreide und Oel und ihre Seide fuͤr niemand anders; und der Hauptſtadt beyder Sicilien bleibt nichts uͤbrig, als „ſorbetti,“ „macaroni,“ „alici,“ Ci- tronenwaſſer, Kupfergrane, Bankſcheine,„di- abolini,“ und Lazzaronen. Amſterdam iſt im Hinſcheiden. Berlin iſt nur reich durch den Fleiß und die Haͤuslichkeit ſeiner Bewoh- ner, denen ein ſparſamer Hof und eine kaͤrglich beſoldete Staatsdienerſchaft zu Huͤlfe koͤmmt. Das einzige Petersburg ſteht in Abſicht des Geldumlaufs, der Pracht ſeiner Großen, der Wohlhabenheit ſeiner Buͤrger, des Luxus und des Wohllebens, mit Wien auf Einer Stufe. Das Geld, das in Wien ausgegeben wird, iſt, dem groͤßeſten Theile nach, ohne Muͤhe und

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/456>, abgerufen am 22.11.2024.