Sorgen erworben, und wird deshalb mit einer gewissen Freygebigkeit und Fröhlichkeit verthan, die besonders auf sinnliche Genüsse fallen muß. Die Fürstlichen, Gräflichen, Freyherrlichen und andern Familien, die ihre Einkünfte aus lie- genden Gründen ziehen, haben weder Mühe noch große Sorge bey ihrer Existenz; die Aern- ten erneuern sich alle Jahre; eine Aernte ver- unglückt nicht so oft, hat nicht das Gewagte und verlangt nicht die Vorlage einer kaufmän- nischen Unternehmung. Das Heer der Staats- beamten in Wien lebt nicht minder sorgenfrey, denn alle Vierteljahre kömmt ihr Gehalt wie- der, und dieß macht, daß sie, selbst bey übler Wirthschaft, wenigstens vor dem Mangel der nöthigern Bedürfnisse geschützt sind. Die Wechs- ler und andre Geschäftsleute schränken sich mit ihren Unternehmungen meist auf Wien ein, und verbreiten sich selten über das Ausland, wenn sie nicht schon sichere Effekten in Händen haben; mithin sind auch sie vor großen Ein- bußen, also auch vor Sorgen, gesichert. Die
Sorgen erworben, und wird deshalb mit einer gewiſſen Freygebigkeit und Froͤhlichkeit verthan, die beſonders auf ſinnliche Genuͤſſe fallen muß. Die Fuͤrſtlichen, Graͤflichen, Freyherrlichen und andern Familien, die ihre Einkuͤnfte aus lie- genden Gruͤnden ziehen, haben weder Muͤhe noch große Sorge bey ihrer Exiſtenz; die Aern- ten erneuern ſich alle Jahre; eine Aernte ver- ungluͤckt nicht ſo oft, hat nicht das Gewagte und verlangt nicht die Vorlage einer kaufmaͤn- niſchen Unternehmung. Das Heer der Staats- beamten in Wien lebt nicht minder ſorgenfrey, denn alle Vierteljahre koͤmmt ihr Gehalt wie- der, und dieß macht, daß ſie, ſelbſt bey uͤbler Wirthſchaft, wenigſtens vor dem Mangel der noͤthigern Beduͤrfniſſe geſchuͤtzt ſind. Die Wechs- ler und andre Geſchaͤftsleute ſchraͤnken ſich mit ihren Unternehmungen meiſt auf Wien ein, und verbreiten ſich ſelten uͤber das Ausland, wenn ſie nicht ſchon ſichere Effekten in Haͤnden haben; mithin ſind auch ſie vor großen Ein- bußen, alſo auch vor Sorgen, geſichert. Die
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Sorgen erworben, und wird deshalb mit einer
gewiſſen Freygebigkeit und Froͤhlichkeit verthan,
die beſonders auf ſinnliche Genuͤſſe fallen muß.
Die Fuͤrſtlichen, Graͤflichen, Freyherrlichen und
andern Familien, die ihre Einkuͤnfte aus lie-
genden Gruͤnden ziehen, haben weder Muͤhe
noch große Sorge bey ihrer Exiſtenz; die Aern-
ten erneuern ſich alle Jahre; eine Aernte ver-
ungluͤckt nicht ſo oft, hat nicht das Gewagte
und verlangt nicht die Vorlage einer kaufmaͤn-
niſchen Unternehmung. Das Heer der Staats-
beamten in Wien lebt nicht minder ſorgenfrey,
denn alle Vierteljahre koͤmmt ihr Gehalt wie-
der, und dieß macht, daß ſie, ſelbſt bey uͤbler
Wirthſchaft, wenigſtens vor dem Mangel der
noͤthigern Beduͤrfniſſe geſchuͤtzt ſind. Die Wechs-
ler und andre Geſchaͤftsleute ſchraͤnken ſich mit
ihren Unternehmungen meiſt auf Wien ein,
und verbreiten ſich ſelten uͤber das Ausland,
wenn ſie nicht ſchon ſichere Effekten in Haͤnden
haben; mithin ſind auch ſie vor großen Ein-
bußen, alſo auch vor Sorgen, geſichert. Die
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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