war. Nur Eine vortreffliche Schauspielerin hat dies Theater noch: die Adamberger, geb. Jacquet, die jetzt noch, da sie schon 45 Jahr alt seyn kann, in den Rollen naiver Mädchen und zänkischer, junger Weiber, von keiner andern erreicht wird. Sie thut in sol- chen Rollen, nicht bloß durch ihr höchst natür- liches Spiel, sondern auch durch ihren Kör- per, noch eine unbegreifliche Wirkung auf Männerherzen, die selbst für diejenigen, die sie außerhalb des Theaters kennen, ein Räth- sel ist."
"Die italienische Oper" fuhr mein Freund fort: "die mit dem Hoftheater verbunden ist, hat sich nicht weniger verschlimmert. Seit der Entfernung der Morichetti, der Storace, der Laschi, des Mompelli und Mandi- ni, hat sie sich nicht wieder erholen können. Die Tomeoni spielt zwar gut, und die Sessi hat eine sehr schöne Stimme, aber beyde sind keine große Sängerinnen. Maffoli, der überall für einen großen Tenoristen gelten
war. Nur Eine vortreffliche Schauſpielerin hat dies Theater noch: die Adamberger, geb. Jacquet, die jetzt noch, da ſie ſchon 45 Jahr alt ſeyn kann, in den Rollen naiver Maͤdchen und zaͤnkiſcher, junger Weiber, von keiner andern erreicht wird. Sie thut in ſol- chen Rollen, nicht bloß durch ihr hoͤchſt natuͤr- liches Spiel, ſondern auch durch ihren Koͤr- per, noch eine unbegreifliche Wirkung auf Maͤnnerherzen, die ſelbſt fuͤr diejenigen, die ſie außerhalb des Theaters kennen, ein Raͤth- ſel iſt.“
„Die italieniſche Oper“ fuhr mein Freund fort: „die mit dem Hoftheater verbunden iſt, hat ſich nicht weniger verſchlimmert. Seit der Entfernung der Morichetti, der Storace, der Laschi, des Mompelli und Mandi- ni, hat ſie ſich nicht wieder erholen koͤnnen. Die Tomeoni ſpielt zwar gut, und die Seſſi hat eine ſehr ſchoͤne Stimme, aber beyde ſind keine große Saͤngerinnen. Maffoli, der uͤberall fuͤr einen großen Tenoriſten gelten
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war. Nur Eine vortreffliche Schauſpielerin
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Maͤdchen und zaͤnkiſcher, junger Weiber, von
keiner andern erreicht wird. Sie thut in ſol-
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liches Spiel, ſondern auch durch ihren Koͤr-
per, noch eine unbegreifliche Wirkung auf
Maͤnnerherzen, die ſelbſt fuͤr diejenigen, die
ſie außerhalb des Theaters kennen, ein Raͤth-
ſel iſt.“
„Die italieniſche Oper“ fuhr mein Freund
fort: „die mit dem Hoftheater verbunden iſt,
hat ſich nicht weniger verſchlimmert. Seit der
Entfernung der Morichetti, der Storace,
der Laschi, des Mompelli und Mandi-
ni, hat ſie ſich nicht wieder erholen koͤnnen.
Die Tomeoni ſpielt zwar gut, und die Seſſi
hat eine ſehr ſchoͤne Stimme, aber beyde ſind
keine große Saͤngerinnen. Maffoli, der
uͤberall fuͤr einen großen Tenoriſten gelten
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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