Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.ten, *) geht klar genug hervor, was man, mand kommen! Man sieht es, man fühlt es! Ihre Stellung, ihr Auge, der Wurf ihrer Arme, ihr schüchternes Lauern, ihr Entzücken -- alles an ihr ist Ausdruck von Begeisterung, von Liebe! -- Er kömmt endlich, der Erwartete! -- Aber, warum ist es nur ein Mensch? Sie schien einen Gott im Rausche ihrer Empfindungen zu lieben. Sie sieht ihn und -- läuft ab! Aber wie läuft sie ab! -- Hätten Sie Armer sie auch nur weglaufen sehen! -- Sie kömmt freylich wieder -- und dann hat sie verloren -- Aber es ist unmöglich, dies einfache Thema mit einem wundervollern Zauber durchzu- führen." "Die ganze Nacht dachte ich daran, wo ich diese Erscheinung schon gesehen hätte. Erfunden hat sie diesen Anzug, diese Stellungen nicht, dachte ich, beydes ist mir bekannt. Ich schlief darüber ein. Als *) Man schrieb mir nachher, daß, als die Vigano,
auf einem Ruf des Steyrischen Adels, nach Grätz reisten, um dort einige Vorstellungen zu geben, viele Wagen von Wien dahin abgiengen, um das berühmte "pas-de-deux" noch einmal zu sehen. ten, *) geht klar genug hervor, was man, mand kommen! Man ſieht es, man fuͤhlt es! Ihre Stellung, ihr Auge, der Wurf ihrer Arme, ihr ſchuͤchternes Lauern, ihr Entzuͤcken — alles an ihr iſt Ausdruck von Begeiſterung, von Liebe! — Er koͤmmt endlich, der Erwartete! — Aber, warum iſt es nur ein Menſch? Sie ſchien einen Gott im Rauſche ihrer Empfindungen zu lieben. Sie ſieht ihn und — laͤuft ab! Aber wie laͤuft ſie ab! — Haͤtten Sie Armer ſie auch nur weglaufen ſehen! — Sie koͤmmt freylich wieder — und dann hat ſie verloren — Aber es iſt unmoͤglich, dies einfache Thema mit einem wundervollern Zauber durchzu- fuͤhren.“ „Die ganze Nacht dachte ich daran, wo ich dieſe Erſcheinung ſchon geſehen haͤtte. Erfunden hat ſie dieſen Anzug, dieſe Stellungen nicht, dachte ich, beydes iſt mir bekannt. Ich ſchlief daruͤber ein. Als *) Man ſchrieb mir nachher, daß, als die Vigano,
auf einem Ruf des Steyriſchen Adels, nach Graͤtz reisten, um dort einige Vorſtellungen zu geben, viele Wagen von Wien dahin abgiengen, um das beruͤhmte „pas-de-deux“ noch einmal zu ſehen. <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0478" n="206"/> ten, <note xml:id="seg2pn_7_1" next="#seg2pn_7_2" place="foot" n="*)">Man ſchrieb mir nachher, daß, als die Vigano,<lb/> auf einem Ruf des Steyriſchen Adels, nach Graͤtz<lb/> reisten, um dort einige Vorſtellungen zu geben,<lb/> viele Wagen von Wien dahin abgiengen, um das<lb/> beruͤhmte <hi rendition="#aq">„pas-de-deux“</hi> noch einmal zu ſehen.</note> geht klar genug hervor, was man,<lb/> durch einſeitige Nachrichten irre gefuͤhrt, im<lb/><note xml:id="seg2pn_6_3" prev="#seg2pn_6_2" place="foot" n="*)">mand kommen! Man ſieht es, man fuͤhlt es! Ihre<lb/> Stellung, ihr Auge, der Wurf ihrer Arme, ihr<lb/> ſchuͤchternes Lauern, ihr Entzuͤcken — alles an ihr<lb/> iſt Ausdruck von Begeiſterung, von Liebe! — Er<lb/> koͤmmt endlich, der Erwartete! — Aber, warum<lb/> iſt es nur ein Menſch? Sie ſchien einen Gott im<lb/> Rauſche ihrer Empfindungen zu lieben. Sie ſieht<lb/> ihn und — laͤuft ab! Aber wie laͤuft ſie ab! —<lb/> Haͤtten Sie Armer ſie auch nur weglaufen ſehen! —<lb/> Sie koͤmmt freylich wieder — und dann hat ſie<lb/> verloren — Aber es iſt unmoͤglich, dies einfache<lb/> Thema mit einem wundervollern Zauber durchzu-<lb/> fuͤhren.“<lb/> „Die ganze Nacht dachte ich daran, wo ich dieſe<lb/> Erſcheinung ſchon geſehen haͤtte. Erfunden hat ſie<lb/> dieſen Anzug, dieſe Stellungen nicht, dachte ich,<lb/> beydes iſt mir bekannt. Ich ſchlief daruͤber ein.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw></note><lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [206/0478]
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durch einſeitige Nachrichten irre gefuͤhrt, im
*)
*) Man ſchrieb mir nachher, daß, als die Vigano,
auf einem Ruf des Steyriſchen Adels, nach Graͤtz
reisten, um dort einige Vorſtellungen zu geben,
viele Wagen von Wien dahin abgiengen, um das
beruͤhmte „pas-de-deux“ noch einmal zu ſehen.
*) mand kommen! Man ſieht es, man fuͤhlt es! Ihre
Stellung, ihr Auge, der Wurf ihrer Arme, ihr
ſchuͤchternes Lauern, ihr Entzuͤcken — alles an ihr
iſt Ausdruck von Begeiſterung, von Liebe! — Er
koͤmmt endlich, der Erwartete! — Aber, warum
iſt es nur ein Menſch? Sie ſchien einen Gott im
Rauſche ihrer Empfindungen zu lieben. Sie ſieht
ihn und — laͤuft ab! Aber wie laͤuft ſie ab! —
Haͤtten Sie Armer ſie auch nur weglaufen ſehen! —
Sie koͤmmt freylich wieder — und dann hat ſie
verloren — Aber es iſt unmoͤglich, dies einfache
Thema mit einem wundervollern Zauber durchzu-
fuͤhren.“
„Die ganze Nacht dachte ich daran, wo ich dieſe
Erſcheinung ſchon geſehen haͤtte. Erfunden hat ſie
dieſen Anzug, dieſe Stellungen nicht, dachte ich,
beydes iſt mir bekannt. Ich ſchlief daruͤber ein.
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