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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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umher besetzt ist. Ich zählte dieser Häuserchen
zwey und sechszig. In der Mitte liegt eine
artige Kirche, und im Hintergrunde ragt Wie-
nerisch-Neustadt
, als ob es unmittelbar
daran stieße, mit einigen Thürmen hervor.
Keine dieser kleinen Wirthschaften zeigte Ver-
fallenheit und Unsauberkeit, doch war, nach
Maßgabe des Wirths, das eine immer netter,
als das andere. Maria Theresia, die
überhaupt viel auf den Anbau dieser Haide
gewandt hat, errichtete diese kleine Ansiede-
lung und bevölkerte sie anfangs mit ausge-
wanderten Landleuten aus Schwaben und Ty-
rol; da sich aber diese nicht halten konnten
und nach und nach ihr Haabe verließen, so
verschenkte sie die einzelnen Wohnungen an
ausgediente Officiere, die, da sie meist eine
kleine Baarschaft anlegen konnten, das Ganze
in den Zustand setzten, worin es sich noch be-
findet.

Wienerisch-Neustadt (2 M.) ist eine
Stadt der vierten Ordnung, mit Wall und

umher beſetzt iſt. Ich zaͤhlte dieſer Haͤuſerchen
zwey und ſechszig. In der Mitte liegt eine
artige Kirche, und im Hintergrunde ragt Wie-
neriſch-Neuſtadt
, als ob es unmittelbar
daran ſtieße, mit einigen Thuͤrmen hervor.
Keine dieſer kleinen Wirthſchaften zeigte Ver-
fallenheit und Unſauberkeit, doch war, nach
Maßgabe des Wirths, das eine immer netter,
als das andere. Maria Thereſia, die
uͤberhaupt viel auf den Anbau dieſer Haide
gewandt hat, errichtete dieſe kleine Anſiede-
lung und bevoͤlkerte ſie anfangs mit ausge-
wanderten Landleuten aus Schwaben und Ty-
rol; da ſich aber dieſe nicht halten konnten
und nach und nach ihr Haabe verließen, ſo
verſchenkte ſie die einzelnen Wohnungen an
ausgediente Officiere, die, da ſie meiſt eine
kleine Baarſchaft anlegen konnten, das Ganze
in den Zuſtand ſetzten, worin es ſich noch be-
findet.

Wieneriſch-Neuſtadt (2 M.) iſt eine
Stadt der vierten Ordnung, mit Wall und

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[246/0518] umher beſetzt iſt. Ich zaͤhlte dieſer Haͤuſerchen zwey und ſechszig. In der Mitte liegt eine artige Kirche, und im Hintergrunde ragt Wie- neriſch-Neuſtadt, als ob es unmittelbar daran ſtieße, mit einigen Thuͤrmen hervor. Keine dieſer kleinen Wirthſchaften zeigte Ver- fallenheit und Unſauberkeit, doch war, nach Maßgabe des Wirths, das eine immer netter, als das andere. Maria Thereſia, die uͤberhaupt viel auf den Anbau dieſer Haide gewandt hat, errichtete dieſe kleine Anſiede- lung und bevoͤlkerte ſie anfangs mit ausge- wanderten Landleuten aus Schwaben und Ty- rol; da ſich aber dieſe nicht halten konnten und nach und nach ihr Haabe verließen, ſo verſchenkte ſie die einzelnen Wohnungen an ausgediente Officiere, die, da ſie meiſt eine kleine Baarſchaft anlegen konnten, das Ganze in den Zuſtand ſetzten, worin es ſich noch be- findet. Wieneriſch-Neuſtadt (2 M.) iſt eine Stadt der vierten Ordnung, mit Wall und

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/518>, abgerufen am 22.11.2024.