land, das bis zur Hälfte des Berges hinan stieg. Die südliche Seite bildeten lauter gleich- sam prismatisch abgeschliffene Berge, deren spitze Winkel einander entgegen standen, und zwischen denen mehrere kleine Thäler hinein- liefen. Auf dieser Seite stand auch fast lauter Laubholz, während auf der gegenüberliegenden schwarzes Nadelholz sich bis zu den Gipfeln der Anhöhen hinanzog. Die Muhr hielt sich immer an der mittägigen Seite, bis zu dem Dorfe Lauren- zen, wo eine Brücke über dieselbe führte, und das Thal sich zugleich in eine weite Fläche aus- dehnte, deren Hintergrund durch dreyfach in Terrassen emporsteigende höhere Berge be- schränkt wurde, an welchen Knittelfeld, ein unsauberer, finsterer Marktflecken liegt, zu dem man, wenn man noch einmal über die Muhr gesetzt hat, erst gelangt. Jene Fläche theilt sich nun zur Linken und Rechten in zwey Arme ab, von welchen man den zur Rechten einschlägt, um nach der nächsten Post, Ju- denburg, (2 M.) zu gelangen.
land, das bis zur Haͤlfte des Berges hinan ſtieg. Die ſuͤdliche Seite bildeten lauter gleich- ſam prismatiſch abgeſchliffene Berge, deren ſpitze Winkel einander entgegen ſtanden, und zwiſchen denen mehrere kleine Thaͤler hinein- liefen. Auf dieſer Seite ſtand auch faſt lauter Laubholz, waͤhrend auf der gegenuͤberliegenden ſchwarzes Nadelholz ſich bis zu den Gipfeln der Anhoͤhen hinanzog. Die Muhr hielt ſich immer an der mittaͤgigen Seite, bis zu dem Dorfe Lauren- zen, wo eine Bruͤcke uͤber dieſelbe fuͤhrte, und das Thal ſich zugleich in eine weite Flaͤche aus- dehnte, deren Hintergrund durch dreyfach in Terraſſen emporſteigende hoͤhere Berge be- ſchraͤnkt wurde, an welchen Knittelfeld, ein unſauberer, finſterer Marktflecken liegt, zu dem man, wenn man noch einmal uͤber die Muhr geſetzt hat, erſt gelangt. Jene Flaͤche theilt ſich nun zur Linken und Rechten in zwey Arme ab, von welchen man den zur Rechten einſchlaͤgt, um nach der naͤchſten Poſt, Ju- denburg, (2 M.) zu gelangen.
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land, das bis zur Haͤlfte des Berges hinan
ſtieg. Die ſuͤdliche Seite bildeten lauter gleich-
ſam prismatiſch abgeſchliffene Berge, deren
ſpitze Winkel einander entgegen ſtanden, und
zwiſchen denen mehrere kleine Thaͤler hinein-
liefen. Auf dieſer Seite ſtand auch faſt lauter
Laubholz, waͤhrend auf der gegenuͤberliegenden
ſchwarzes Nadelholz ſich bis zu den Gipfeln der
Anhoͤhen hinanzog. Die Muhr hielt ſich immer an
der mittaͤgigen Seite, bis zu dem Dorfe Lauren-
zen, wo eine Bruͤcke uͤber dieſelbe fuͤhrte, und
das Thal ſich zugleich in eine weite Flaͤche aus-
dehnte, deren Hintergrund durch dreyfach in
Terraſſen emporſteigende hoͤhere Berge be-
ſchraͤnkt wurde, an welchen Knittelfeld, ein
unſauberer, finſterer Marktflecken liegt, zu
dem man, wenn man noch einmal uͤber die
Muhr geſetzt hat, erſt gelangt. Jene Flaͤche
theilt ſich nun zur Linken und Rechten in zwey
Arme ab, von welchen man den zur Rechten
einſchlaͤgt, um nach der naͤchſten Poſt, Ju-
denburg, (2 M.) zu gelangen.
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/530>, abgerufen am 22.11.2024.
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