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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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wäre doch natürlicher, als daß man Wasser-
thiere zu dieser Bestimmung wählte.

Wie dieser alte Platz, so sind auch die
übrigen mit Denkmälern geziert. Auf dem
neuen Platze sind deren drey. Erstlich, Maria
Theresia, in moderner Tracht, mit einem stei-
fen Reifrocke voll gothischer Falten, wenn ich
nicht irre, in Bley gegossen. Hinter ihr steht
eine Fama, die ihr eine Krone aufsetzt, und
zwar auf einem derben eisernen Pfahle, wel-
cher der guten Kaiserin aus dem Rückgrade
hervorwächst, und dessen Unschicklichkeit durch
nichts bedeckt wird. Zweytens ein Röhrkasten-
stück: ein langes, dickes Ungeheuer, der Him-
mel weiß, aus welchem Element, von Stein
das den Rachen, worin gewaltige Zähne stehen,
weit aufreißt, um einen kleinen Wasserstrahl
heraus zu lassen und einer riesenhaften männ-
lichen Figur, die zwar mit einer stachlichten
Keule bewaffnet und mit einer Löwenhaut be-
hängt, aber darum doch kein Herkules ist,
entgegen zu spritzen. (Dies ist übrigens das

waͤre doch natuͤrlicher, als daß man Waſſer-
thiere zu dieſer Beſtimmung waͤhlte.

Wie dieſer alte Platz, ſo ſind auch die
uͤbrigen mit Denkmaͤlern geziert. Auf dem
neuen Platze ſind deren drey. Erſtlich, Maria
Thereſia, in moderner Tracht, mit einem ſtei-
fen Reifrocke voll gothiſcher Falten, wenn ich
nicht irre, in Bley gegoſſen. Hinter ihr ſteht
eine Fama, die ihr eine Krone aufſetzt, und
zwar auf einem derben eiſernen Pfahle, wel-
cher der guten Kaiſerin aus dem Ruͤckgrade
hervorwaͤchſt, und deſſen Unſchicklichkeit durch
nichts bedeckt wird. Zweytens ein Roͤhrkaſten-
ſtuͤck: ein langes, dickes Ungeheuer, der Him-
mel weiß, aus welchem Element, von Stein
das den Rachen, worin gewaltige Zaͤhne ſtehen,
weit aufreißt, um einen kleinen Waſſerſtrahl
heraus zu laſſen und einer rieſenhaften maͤnn-
lichen Figur, die zwar mit einer ſtachlichten
Keule bewaffnet und mit einer Loͤwenhaut be-
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[268/0540] waͤre doch natuͤrlicher, als daß man Waſſer- thiere zu dieſer Beſtimmung waͤhlte. Wie dieſer alte Platz, ſo ſind auch die uͤbrigen mit Denkmaͤlern geziert. Auf dem neuen Platze ſind deren drey. Erſtlich, Maria Thereſia, in moderner Tracht, mit einem ſtei- fen Reifrocke voll gothiſcher Falten, wenn ich nicht irre, in Bley gegoſſen. Hinter ihr ſteht eine Fama, die ihr eine Krone aufſetzt, und zwar auf einem derben eiſernen Pfahle, wel- cher der guten Kaiſerin aus dem Ruͤckgrade hervorwaͤchſt, und deſſen Unſchicklichkeit durch nichts bedeckt wird. Zweytens ein Roͤhrkaſten- ſtuͤck: ein langes, dickes Ungeheuer, der Him- mel weiß, aus welchem Element, von Stein das den Rachen, worin gewaltige Zaͤhne ſtehen, weit aufreißt, um einen kleinen Waſſerſtrahl heraus zu laſſen und einer rieſenhaften maͤnn- lichen Figur, die zwar mit einer ſtachlichten Keule bewaffnet und mit einer Loͤwenhaut be- haͤngt, aber darum doch kein Herkules iſt, entgegen zu ſpritzen. (Dies iſt uͤbrigens das

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/540>, abgerufen am 22.11.2024.