Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Wieder Antenors
sie Antenorn auch freundlich in vitiren lassen/ daß er zu ihnen
kommen/ und neben ihnen auß solchen Consiliis sich informiren und
berichten lassen wolle: Aber ob Antenor auch anfangs zugesaget
zu erscheinen/ hat er doch bald seine Verheissung retractiret, und die
Copiam der Consiliorum erstlich zusehen begehret/ auff daß er sie zu
Hause refutiren, und alsdann mit der Refutation in conventu er-
scheinen möchte. Weil aber seine H. Collegae im sämplichen Ministe-
rio
sich dazu nicht verstehen wollen/ also hat er die Fraternam ad-
monitionem abrumpirt,
und das gantze Ministerium für die Ob-
rigkeit in Gambrivia gerichtlich verilaget/ mit einem solchen
schändlichen Libello, daß es herauß zugeben nicht rathsam be-
funden/ sondern von etlichen verständigen Leuten/ die es verlesen ge-
höret/ des Feurs wurdig geachtet worden.

Auff diese etwas lange Rede antwortete Mussidorus, und
sagte: Auß diesem allen ist lieber Herr Butyrolambie zu vermu-
then/ daß in diesem Klag-libell nicht viel Gutes muß enthalten
gewesen. Aber ich möchte wol Bericht hören/ wann und mit was
Gelegenheit denn Antenor zu seinen Herren Collegen kommen/
von welchen er klaget/ daß sie ihm zugesetzet haben seiner
Schrifften halben/ da er aber generoso silentio & contem-
ptu
ihnen begegnet sey.

Butyrolambius antwortete hierauff/ sagende: Darauff will
ich euch nun mein lieber Freund Mussidore Bericht geben/ daß
Antenor endlich es gewaget/ und zu seinen Herrn Collegis in ihre
Versamlung gangen/ welche ihm für dasselbe mahl nicht mehr für-
gehalten/ und gewissen rationibus remonstrirt haben/ dann diesen
einigen Punct: Daß ein Prediger und Theologus, wann
er sein Lehr-Ampt verrichtet/ nichts anders als das lau-
[t]ere waare und reine Wort GOttes predigen und mit
[d]enselben Fabeln und Possen nicht vermengen solle.

Unb hat mir einer von den Vögeln/ derer Salomo Eccles. c. 10. v.
20. gedencket/ welcher ohngefehr ins Fenster geflogen und zugehört/
diesen geheimen Bericht gethan/ daß frey lich Antenor in der Haupt-
sache und ihrer Beantwortung einen Silentiarium agiret, und die
Zung im Hosensack gehabt/ (wiewol ihm der Mund von Injurien
und zornigen bösen Worten geschaumet) aber das Silentium sey
nicht generosum, sondern turpe und zumahlen übel anständig ge-
wesen/ ihm/ als der immer von seinem Doctor, und wie lange er
den gradum gehabt/ viel Gespeyes getrieben/ aber in der Antwort

nicht

Wieder Antenors
ſie Antenorn auch freundlich in vitiren laſſen/ daß er zu ihnen
kommen/ und neben ihnen auß ſolchen Conſiliis ſich informiren und
berichten laſſen wolle: Aber ob Antenor auch anfangs zugeſaget
zu erſcheinen/ hat er doch bald ſeine Verheiſſung retractiret, und die
Copiam der Conſiliorum erſtlich zuſehen begehret/ auff daß er ſie zu
Hauſe refutiren, und alsdann mit der Refutation in conventu er-
ſcheinen moͤchte. Weil aber ſeine H. Collegæ im ſaͤmplichen Miniſte-
rio
ſich dazu nicht verſtehen wollen/ alſo hat er die Fraternam ad-
monitionem abrumpirt,
und das gantze Miniſterium fuͤr die Ob-
rigkeit in Gambrivia gerichtlich verilaget/ mit einem ſolchen
ſchaͤndlichen Libello, daß es herauß zugeben nicht rathſam be-
funden/ ſondern von etlichen verſtaͤndigen Leuten/ die es verleſen ge-
hoͤret/ des Feurs wůrdig geachtet worden.

Auff dieſe etwas lange Rede antwortete Muſſidorus, und
ſagte: Auß dieſem allen iſt lieber Herꝛ Butyrolambie zu vermu-
then/ daß in dieſem Klag-libell nicht viel Gutes muß enthalten
geweſen. Aber ich moͤchte wol Bericht hoͤren/ wann und mit was
Gelegenheit denn Antenor zu ſeinen Herren Collegen kommen/
von welchen er klaget/ daß ſie ihm zugeſetzet haben ſeiner
Schrifften halben/ da er aber generoſo ſilentio & contem-
ptu
ihnen begegnet ſey.

Butyrolambius antwortete hierauff/ ſagende: Darauff will
ich euch nun mein lieber Freund Muſſidore Bericht geben/ daß
Antenor endlich es gewaget/ und zu ſeinen Herꝛn Collegis in ihre
Verſamlung gangen/ welche ihm fuͤr daſſelbe mahl nicht mehr fuͤr-
gehalten/ und gewiſſen rationibus remonſtrirt haben/ dann dieſen
einigen Punct: Daß ein Prediger und Theologus, wann
er ſein Lehr-Ampt verrichtet/ nichts anders als das lau-
[t]ere waare und reine Wort GOttes predigen und mit
[d]enſelben Fabeln und Poſſen nicht vermengen ſolle.

Unb hat mir einer von den Voͤgeln/ derer Salomo Eccleſ. c. 10. v.
20. gedencket/ welcher ohngefehr ins Fenſter geflogen und zugehoͤrt/
dieſen geheimen Bericht gethan/ daß frey lich Antenor in der Haupt-
ſache und ihrer Beantwortung einen Silentiarium agiret, und die
Zung im Hoſenſack gehabt/ (wiewol ihm der Mund von Injurien
und zornigen boͤſen Worten geſchaumet) aber das Silentium ſey
nicht generoſum, ſondern turpe und zumahlen uͤbel anſtaͤndig ge-
weſen/ ihm/ als der immer von ſeinem Doctor, und wie lange er
den gradum gehabt/ viel Geſpeyes getrieben/ aber in der Antwort

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f1150" n="116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wieder <hi rendition="#aq">Antenors</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;ie <hi rendition="#aq">A<hi rendition="#i">ntenorn</hi></hi> auch freundlich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in viti</hi></hi>ren la&#x017F;&#x017F;en/ daß er zu ihnen<lb/>
kommen/ und neben ihnen auß &#x017F;olchen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Con&#x017F;iliis</hi></hi> &#x017F;ich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">informi</hi></hi>ren und<lb/>
berichten la&#x017F;&#x017F;en wolle: Aber ob <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenor</hi></hi> auch anfangs zuge&#x017F;aget<lb/>
zu er&#x017F;cheinen/ hat er doch bald &#x017F;eine Verhei&#x017F;&#x017F;ung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">retractiret,</hi></hi> und die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Copiam</hi></hi> der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Con&#x017F;iliorum</hi></hi> er&#x017F;tlich zu&#x017F;ehen begehret/ auff daß er &#x017F;ie zu<lb/>
Hau&#x017F;e <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">refutiren,</hi></hi> und alsdann mit der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Refutation in conventu</hi></hi> er-<lb/>
&#x017F;cheinen mo&#x0364;chte. Weil aber &#x017F;eine H. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Collegæ</hi></hi> im &#x017F;a&#x0364;mplichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mini&#x017F;te-<lb/>
rio</hi></hi> &#x017F;ich dazu nicht ver&#x017F;tehen wollen/ al&#x017F;o hat er die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fraternam ad-<lb/>
monitionem abrumpirt,</hi></hi> und das gantze <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mini&#x017F;terium</hi></hi> fu&#x0364;r die Ob-<lb/>
rigkeit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in Gambrivia</hi></hi> gerichtlich verilaget/ mit einem &#x017F;olchen<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Libello,</hi></hi> daß es herauß zugeben nicht rath&#x017F;am be-<lb/>
funden/ &#x017F;ondern von etlichen ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Leuten/ die es verle&#x017F;en ge-<lb/>
ho&#x0364;ret/ des Feurs w&#x016F;rdig geachtet worden.</p><lb/>
              <p>Auff die&#x017F;e etwas lange Rede antwortete <hi rendition="#aq">M<hi rendition="#i">u&#x017F;&#x017F;idorus,</hi></hi> und<lb/>
&#x017F;agte: Auß die&#x017F;em allen i&#x017F;t lieber Her&#xA75B; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Butyrolambie</hi></hi> zu vermu-<lb/>
then/ daß in die&#x017F;em Klag-<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">libell</hi></hi> nicht viel Gutes muß enthalten<lb/>
gewe&#x017F;en. Aber ich mo&#x0364;chte wol Bericht ho&#x0364;ren/ wann und mit was<lb/>
Gelegenheit denn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenor</hi></hi> zu &#x017F;einen Herren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Collegen</hi></hi> kommen/<lb/>
von welchen er klaget/ <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie ihm zuge&#x017F;etzet haben</hi> &#x017F;einer<lb/>
Schrifften halben/ <hi rendition="#fr">da er aber</hi> <hi rendition="#aq">genero&#x017F;o &#x017F;ilentio &amp; contem-<lb/>
ptu</hi> <hi rendition="#fr">ihnen begegnet &#x017F;ey.</hi></p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Butyrolambius</hi></hi> antwortete hierauff/ &#x017F;agende: Darauff will<lb/>
ich euch nun mein lieber Freund <hi rendition="#aq">M<hi rendition="#i">u&#x017F;&#x017F;idore</hi></hi> Bericht geben/ daß<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenor</hi></hi> endlich es gewaget/ und zu &#x017F;einen Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Collegis</hi></hi> in ihre<lb/>
Ver&#x017F;amlung gangen/ welche ihm fu&#x0364;r da&#x017F;&#x017F;elbe mahl nicht mehr fu&#x0364;r-<lb/>
gehalten/ und gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">rationibus remon&#x017F;trirt</hi></hi> haben/ dann die&#x017F;en<lb/>
einigen Punct: <hi rendition="#fr">Daß ein Prediger</hi> und <hi rendition="#aq">Theologus,</hi> <hi rendition="#fr">wann<lb/>
er &#x017F;ein Lehr-Ampt verrichtet/ nichts anders als das lau-<lb/><supplied>t</supplied>ere waare und reine Wort GOttes predigen und mit<lb/><supplied>d</supplied>en&#x017F;elben Fabeln und Po&#x017F;&#x017F;en nicht vermengen &#x017F;olle.</hi><lb/>
Unb hat mir einer von den Vo&#x0364;geln/ derer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Salomo Eccle&#x017F;. c. 10. v</hi>.</hi><lb/>
20. gedencket/ welcher ohngefehr ins Fen&#x017F;ter geflogen und zugeho&#x0364;rt/<lb/>
die&#x017F;en geheimen Bericht gethan/ daß frey lich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenor</hi></hi> in der Haupt-<lb/>
&#x017F;ache und ihrer Beantwortung einen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Silentiarium agiret,</hi></hi> und die<lb/>
Zung im Ho&#x017F;en&#x017F;ack gehabt/ (wiewol ihm der Mund von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Injurien</hi></hi><lb/>
und zornigen bo&#x0364;&#x017F;en Worten ge&#x017F;chaumet) aber das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Silentium</hi></hi> &#x017F;ey<lb/>
nicht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">genero&#x017F;um,</hi></hi> &#x017F;ondern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">turpe</hi></hi> und zumahlen u&#x0364;bel an&#x017F;ta&#x0364;ndig ge-<lb/>
we&#x017F;en/ ihm/ als der immer von &#x017F;einem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Doctor,</hi></hi> und wie lange er<lb/>
den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">gradum</hi></hi> gehabt/ viel Ge&#x017F;peyes getrieben/ aber in der Antwort<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/1150] Wieder Antenors ſie Antenorn auch freundlich in vitiren laſſen/ daß er zu ihnen kommen/ und neben ihnen auß ſolchen Conſiliis ſich informiren und berichten laſſen wolle: Aber ob Antenor auch anfangs zugeſaget zu erſcheinen/ hat er doch bald ſeine Verheiſſung retractiret, und die Copiam der Conſiliorum erſtlich zuſehen begehret/ auff daß er ſie zu Hauſe refutiren, und alsdann mit der Refutation in conventu er- ſcheinen moͤchte. Weil aber ſeine H. Collegæ im ſaͤmplichen Miniſte- rio ſich dazu nicht verſtehen wollen/ alſo hat er die Fraternam ad- monitionem abrumpirt, und das gantze Miniſterium fuͤr die Ob- rigkeit in Gambrivia gerichtlich verilaget/ mit einem ſolchen ſchaͤndlichen Libello, daß es herauß zugeben nicht rathſam be- funden/ ſondern von etlichen verſtaͤndigen Leuten/ die es verleſen ge- hoͤret/ des Feurs wůrdig geachtet worden. Auff dieſe etwas lange Rede antwortete Muſſidorus, und ſagte: Auß dieſem allen iſt lieber Herꝛ Butyrolambie zu vermu- then/ daß in dieſem Klag-libell nicht viel Gutes muß enthalten geweſen. Aber ich moͤchte wol Bericht hoͤren/ wann und mit was Gelegenheit denn Antenor zu ſeinen Herren Collegen kommen/ von welchen er klaget/ daß ſie ihm zugeſetzet haben ſeiner Schrifften halben/ da er aber generoſo ſilentio & contem- ptu ihnen begegnet ſey. Butyrolambius antwortete hierauff/ ſagende: Darauff will ich euch nun mein lieber Freund Muſſidore Bericht geben/ daß Antenor endlich es gewaget/ und zu ſeinen Herꝛn Collegis in ihre Verſamlung gangen/ welche ihm fuͤr daſſelbe mahl nicht mehr fuͤr- gehalten/ und gewiſſen rationibus remonſtrirt haben/ dann dieſen einigen Punct: Daß ein Prediger und Theologus, wann er ſein Lehr-Ampt verrichtet/ nichts anders als das lau- tere waare und reine Wort GOttes predigen und mit denſelben Fabeln und Poſſen nicht vermengen ſolle. Unb hat mir einer von den Voͤgeln/ derer Salomo Eccleſ. c. 10. v. 20. gedencket/ welcher ohngefehr ins Fenſter geflogen und zugehoͤrt/ dieſen geheimen Bericht gethan/ daß frey lich Antenor in der Haupt- ſache und ihrer Beantwortung einen Silentiarium agiret, und die Zung im Hoſenſack gehabt/ (wiewol ihm der Mund von Injurien und zornigen boͤſen Worten geſchaumet) aber das Silentium ſey nicht generoſum, ſondern turpe und zumahlen uͤbel anſtaͤndig ge- weſen/ ihm/ als der immer von ſeinem Doctor, und wie lange er den gradum gehabt/ viel Geſpeyes getrieben/ aber in der Antwort nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1150
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1150>, abgerufen am 22.11.2024.