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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
bey Hofe sey/ der sey nahe bey der Höllen. Es ist wahr/ nachdem der
Hof ist/ oder nach dem der Herr ist. Jst der Herr Tugendhafft/ so ist der
Hof eine rechte Schule aller Tugenden. Und wer nicht an grosser Her-
ren Höfen gewesen ist/ der kennet die Welt nicht recht. Glückselig ist
der jenige Hofmann/ der einen verständigen Herrn antrifft/ auß dessen
tugendhafften Actionen und discursen er täglich etwas gutes lernen
kan. Ohne Zweifel haben Salomons Diener in einem Jahre mehr ge-
sehen und gelernet/ als andere an deß Hahnreys deß Käysers Titi
Claudii,
oder an deß Fliegenfängers Käysers Domitiani Hof in zehen
Jahren. Gelehrte Leute halten dafür/ Salomo habe an seiner königl.
Tafel erzehlet die Fabulas AEsopi, welche hernach Assaph hab zu Pa-
pier bracht/ und von demselben haben sie die Griechen bekommen/ wel-
che hernach ihrer Gewonheit nach dieses Gedicht herzu gethan/ daß
bey ihnen ein Mann gewesen sey/ mit Namen AEsop, der diese Fabeln
erzehlet hab. Versichert euch/ daß in diesen Fabeln eine grosse Weiß-
heit verborgen stecke. Jch hab offt in vornehmen Conventen eine solche
Fabul erzehlet/ und mit andern circumstantiis amplificirt, und auff das
vorhabende Werck applicirt, und hab damit mehr außgericht/ als wann
ich alle Weißheit auß dem Aristotele, oder auß deß Ciceronis Oratore
perfecto
herfür bracht hätte. Sonsten sehe ich auch in diesem Capitul/
daß die Königin auß Reich Arabia nicht mit ledigen Händen zu Sa-
lomon kommen sey. Glaubt mir Philanderson: Res est ingeniosa dare.
Munera crede mihi placant hominesque Deosque.
Wann die Königin
auß Reich Arabia nicht wol spendirt hätte/ so würden sie alle Diener
Salomonis für eine Närrin gehalten haben/ daß sie da auß Arabia
komme mit ihren Schmalhansen/ und wolle da einmal zu Jerusalem
schmarutzen. Allein sie hat ohne Zweifel nicht allein den Dienern und
Auffwärtern wol spendirt, sondern auch den hohen Officirern und dem
Könige selbst 120. Cent. Goldes/ und sehr viel Specerey und Edelge-
steine offerirt, 120. Cent. ist 7. Tonne Gold/ ohne die köstliche Specerey
und Kleinodien. Josephus schreibt/ sie habe die ersten Pfläntzlein deß
rechten Balsams Salomoni bracht/ welcher die Krafft gehabt/ daß
man damit innerhalb 24. Stunden eine Wunde hat curiren können.
Diesen Balsam haben hernach die Jüden im gantzen Lande fortge-
pflantzet/ gleich wie heutiges Tages der Taback in Teutschland ge-
pflantzet wird. Und mit diesem Balsam haben sie grosse Handlung ge-
trieben mit andern Nationen. Und als hernach Titus mit der Röm.
Armee ins Land kommen/ haben sie diesen Balsam den Römern nicht
gegönt/ sondern ihn im gantzen Lande außgerottet und vertilget.
Jch erinnere mich hier an den weisen Themistoclem da er sagte: Malo
virum sine pecuniam, quam pecuniam sine viro.
Ein weiser Regent
kan seinen Dienern und Unterthanen leicht zu Brodt helffen.
Er gab seinen Leuten allerhand Inventiones an die Hand/ wie sie

solten

Regenten-Spiegel.
bey Hofe ſey/ der ſey nahe bey der Hoͤllen. Es iſt wahr/ nachdem der
Hof iſt/ oder nach dem der Herꝛ iſt. Jſt der Herꝛ Tugendhafft/ ſo iſt der
Hof eine rechte Schule aller Tugenden. Und wer nicht an groſſer Her-
ren Hoͤfen geweſen iſt/ der kennet die Welt nicht recht. Gluͤckſelig iſt
der jenige Hofmann/ der einen verſtaͤndigen Herꝛn antrifft/ auß deſſen
tugendhafften Actionen und diſcurſen er taͤglich etwas gutes lernen
kan. Ohne Zweifel haben Salomons Diener in einem Jahre mehr ge-
ſehen und gelernet/ als andere an deß Hahnreys deß Kaͤyſers Titi
Claudii,
oder an deß Fliegenfaͤngers Kaͤyſers Domitiani Hof in zehen
Jahren. Gelehrte Leute halten dafuͤr/ Salomo habe an ſeiner koͤnigl.
Tafel erzehlet die Fabulas Æſopi, welche hernach Aſſaph hab zu Pa-
pier bracht/ und von demſelben haben ſie die Griechen bekommen/ wel-
che hernach ihrer Gewonheit nach dieſes Gedicht herzu gethan/ daß
bey ihnen ein Mann geweſen ſey/ mit Namen Æſop, der dieſe Fabeln
erzehlet hab. Verſichert euch/ daß in dieſen Fabeln eine groſſe Weiß-
heit verborgen ſtecke. Jch hab offt in vornehmen Conventen eine ſolche
Fabul erzehlet/ und mit andern circumſtantiis amplificirt, und auff das
vorhabende Werck applicirt, und hab damit mehr außgericht/ als wañ
ich alle Weißheit auß dem Ariſtotele, oder auß deß Ciceronis Oratore
perfecto
herfuͤr bracht haͤtte. Sonſten ſehe ich auch in dieſem Capitul/
daß die Koͤnigin auß Reich Arabia nicht mit ledigen Haͤnden zu Sa-
lomon kommen ſey. Glaubt mir Philanderſon: Res eſt ingenioſa dare.
Munera crede mihi placant hominesque Deosque.
Wann die Koͤnigin
auß Reich Arabia nicht wol ſpendirt haͤtte/ ſo wuͤrden ſie alle Diener
Salomonis fuͤr eine Naͤrꝛin gehalten haben/ daß ſie da auß Arabia
komme mit ihren Schmalhanſen/ und wolle da einmal zu Jeruſalem
ſchmarutzen. Allein ſie hat ohne Zweifel nicht allein den Dienern und
Auffwaͤrtern wol ſpendirt, ſondern auch den hohen Officirern und dem
Koͤnige ſelbſt 120. Cent. Goldes/ und ſehr viel Specerey und Edelge-
ſteine offerirt, 120. Cent. iſt 7. Tonne Gold/ ohne die koͤſtliche Specerey
und Kleinodien. Joſephus ſchreibt/ ſie habe die erſten Pflaͤntzlein deß
rechten Balſams Salomoni bracht/ welcher die Krafft gehabt/ daß
man damit innerhalb 24. Stunden eine Wunde hat curiren koͤnnen.
Dieſen Balſam haben hernach die Juͤden im gantzen Lande fortge-
pflantzet/ gleich wie heutiges Tages der Taback in Teutſchland ge-
pflantzet wird. Und mit dieſem Balſam haben ſie groſſe Handlung ge-
trieben mit andern Nationen. Und als hernach Titus mit der Roͤm.
Armee ins Land kommen/ haben ſie dieſen Balſam den Roͤmern nicht
gegoͤnt/ ſondern ihn im gantzen Lande außgerottet und vertilget.
Jch erinnere mich hier an den weiſen Themiſtoclem da er ſagte: Malo
virum ſine pecuniam, quam pecuniam ſine viro.
Ein weiſer Regent
kan ſeinen Dienern und Unterthanen leicht zu Brodt helffen.
Er gab ſeinen Leuten allerhand Inventiones an die Hand/ wie ſie

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[111/0153] Regenten-Spiegel. bey Hofe ſey/ der ſey nahe bey der Hoͤllen. Es iſt wahr/ nachdem der Hof iſt/ oder nach dem der Herꝛ iſt. Jſt der Herꝛ Tugendhafft/ ſo iſt der Hof eine rechte Schule aller Tugenden. Und wer nicht an groſſer Her- ren Hoͤfen geweſen iſt/ der kennet die Welt nicht recht. Gluͤckſelig iſt der jenige Hofmann/ der einen verſtaͤndigen Herꝛn antrifft/ auß deſſen tugendhafften Actionen und diſcurſen er taͤglich etwas gutes lernen kan. Ohne Zweifel haben Salomons Diener in einem Jahre mehr ge- ſehen und gelernet/ als andere an deß Hahnreys deß Kaͤyſers Titi Claudii, oder an deß Fliegenfaͤngers Kaͤyſers Domitiani Hof in zehen Jahren. Gelehrte Leute halten dafuͤr/ Salomo habe an ſeiner koͤnigl. Tafel erzehlet die Fabulas Æſopi, welche hernach Aſſaph hab zu Pa- pier bracht/ und von demſelben haben ſie die Griechen bekommen/ wel- che hernach ihrer Gewonheit nach dieſes Gedicht herzu gethan/ daß bey ihnen ein Mann geweſen ſey/ mit Namen Æſop, der dieſe Fabeln erzehlet hab. Verſichert euch/ daß in dieſen Fabeln eine groſſe Weiß- heit verborgen ſtecke. Jch hab offt in vornehmen Conventen eine ſolche Fabul erzehlet/ und mit andern circumſtantiis amplificirt, und auff das vorhabende Werck applicirt, und hab damit mehr außgericht/ als wañ ich alle Weißheit auß dem Ariſtotele, oder auß deß Ciceronis Oratore perfecto herfuͤr bracht haͤtte. Sonſten ſehe ich auch in dieſem Capitul/ daß die Koͤnigin auß Reich Arabia nicht mit ledigen Haͤnden zu Sa- lomon kommen ſey. Glaubt mir Philanderſon: Res eſt ingenioſa dare. Munera crede mihi placant hominesque Deosque. Wann die Koͤnigin auß Reich Arabia nicht wol ſpendirt haͤtte/ ſo wuͤrden ſie alle Diener Salomonis fuͤr eine Naͤrꝛin gehalten haben/ daß ſie da auß Arabia komme mit ihren Schmalhanſen/ und wolle da einmal zu Jeruſalem ſchmarutzen. Allein ſie hat ohne Zweifel nicht allein den Dienern und Auffwaͤrtern wol ſpendirt, ſondern auch den hohen Officirern und dem Koͤnige ſelbſt 120. Cent. Goldes/ und ſehr viel Specerey und Edelge- ſteine offerirt, 120. Cent. iſt 7. Tonne Gold/ ohne die koͤſtliche Specerey und Kleinodien. Joſephus ſchreibt/ ſie habe die erſten Pflaͤntzlein deß rechten Balſams Salomoni bracht/ welcher die Krafft gehabt/ daß man damit innerhalb 24. Stunden eine Wunde hat curiren koͤnnen. Dieſen Balſam haben hernach die Juͤden im gantzen Lande fortge- pflantzet/ gleich wie heutiges Tages der Taback in Teutſchland ge- pflantzet wird. Und mit dieſem Balſam haben ſie groſſe Handlung ge- trieben mit andern Nationen. Und als hernach Titus mit der Roͤm. Armee ins Land kommen/ haben ſie dieſen Balſam den Roͤmern nicht gegoͤnt/ ſondern ihn im gantzen Lande außgerottet und vertilget. Jch erinnere mich hier an den weiſen Themiſtoclem da er ſagte: Malo virum ſine pecuniam, quam pecuniam ſine viro. Ein weiſer Regent kan ſeinen Dienern und Unterthanen leicht zu Brodt helffen. Er gab ſeinen Leuten allerhand Inventiones an die Hand/ wie ſie ſolten

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/153>, abgerufen am 24.11.2024.