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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
können/ so wolte ich daß ich auch einen antreffen könt/ der mich dieselbe
lehrte. Dann wann der Wind einen Vaganten/ einen vertriebenen
Prediger oder Schulmeister/ eine arme Witwe/ einen lahm und
krumgeschossenen Officirer und Soldaten/ einen verdorbenen Hof-
schrantzen/ der Gold an Fingern trägt/ und nicht vor einen Schilling
werth im Beutel hat/ durch diese Stadt treibet/ so kömbt er zu mir/ und
wil bey mir reich werden. Und fürwar Philanderson, wann ich wüste
die Kunst Gold zu machen/ ich wolte kein Hund seyn/ ich wolte es auch
nicht mißbrauchen/ sondern ein gantzes Land solt dadurch verbessert
seyn/ und mein Hauß solte ehrlichen nothleidenden Leuten offen stehen/
die von Morgen und Abend/ von Mittag und Mitternacht herkä-
men. Allein ich hab in meiner Jugend den Ehrwürdigen Calepinum,
die Sylvam vocabulorum und den Dictionariun Dasypodii zimlich durch-
blättert. Jch bin auch hin und wider gewesen/ da man Speck hat auff
Kolen gebraten. Jch hab zwar auff Universitäten gesehen/ daß/ wann
ein Botte ankommen ist/ und hat von Vater und Mutter Brieffe
bracht/ man ein paar Ducaten oder Rosenobel hat auff den Keller ge-
schickt/ und aurum potabile darauß gemacht. Aber wie man auß andern
Metallen solle Gold machen/ das hat mich kein Doctor oder Professor
lehren wollen/ wiewol ich in dem funffzehend en Jahr meines Alters
auff Universitäten gezogen/ und hernach meine curiosität mich getrie-
ben hat/ manches vornehmen berühmten Mannes Freundschafft zu
suchen/ und mit ihm correspondentz zu erhalten. Und ich rathe euch
treulich Philanderson/ daß ihr euch durch solche Betrieger nicht ver-
führen lasset. Dann ihr werdet endlich mit eurem Schaden lernen/
daß ihr gantzes Werck nichts and ers sey/ als multiplicatio totius per
nullam.
Jch halte die Leute für klug/ welche sich begeben auff die Al-
kühmisterey/ und auß Kühmist Gold machen. Nummus est instar fimi.
Non fructificat, nisi per terram dispergatur.
Es hat mir eine vornehme
Person erzehlt von einem bekanten Manne/ der an eines grossen Herrn
Hofe sehr groß worden/ daß ihm die Alkühmisterey sehr glücklich an-
gangen. Er sey einsmals zu ihm kommen neben andern Legaten, da
hab er sie sehr prächtig tractirt, nicht allein mit köstlichen Speisen/
sondern auch mit allerley Bier und Wein/ mit Zerbster-Bier/ mit
Rostocker-Bier/ mit Münder-Bier/ mit Rommeldeuß und derglei-
chen. Da haben sie ihn gefragt/ wo er doch die vielerley Bier herbe-
komme? Das müsse ja mit grossen Unkosten geschehen? Da habe er
geantwortet/ sie sollen nur trincken und sich lustig machen/ er wolte es
ihnen morgen früh sagen. Deß Morgens haben sie bey ihm angehal-
ten/ und nochmals begehrt zu wissen/ woher er die vielfältige Art Bier
und Wein bekommen? Da hab er geantwortet: Jch weiß gar wol/ es
hält mich mancher für einen Zauberer. Allein/ ich wil euch sagen/ worin
meine Zauberey bestehe: Jch war ein Jung bey dem und dem Edelmann.

Darnach

SALOMO oder
koͤnnen/ ſo wolte ich daß ich auch einen antreffen koͤnt/ der mich dieſelbe
lehrte. Dann wann der Wind einen Vaganten/ einen vertriebenen
Prediger oder Schulmeiſter/ eine arme Witwe/ einen lahm und
krumgeſchoſſenen Officirer und Soldaten/ einen verdorbenen Hof-
ſchrantzen/ der Gold an Fingern traͤgt/ und nicht vor einen Schilling
werth im Beutel hat/ durch dieſe Stadt treibet/ ſo koͤmbt er zu mir/ uñ
wil bey mir reich werden. Und fuͤrwar Philanderſon, wann ich wuͤſte
die Kunſt Gold zu machen/ ich wolte kein Hund ſeyn/ ich wolte es auch
nicht mißbrauchen/ ſondern ein gantzes Land ſolt dadurch verbeſſert
ſeyn/ und mein Hauß ſolte ehrlichen nothleidenden Leuten offen ſtehẽ/
die von Morgen und Abend/ von Mittag und Mitternacht herkaͤ-
men. Allein ich hab in meiner Jugend den Ehrwuͤrdigen Calepinum,
die Sylvam vocabulorum und den Dictionariũ Daſypodii zimlich durch-
blaͤttert. Jch bin auch hin und wider geweſen/ da man Speck hat auff
Kolen gebraten. Jch hab zwar auff Univerſitaͤten geſehen/ daß/ wann
ein Botte ankommen iſt/ und hat von Vater und Mutter Brieffe
bracht/ man ein paar Ducaten oder Roſenobel hat auff den Keller ge-
ſchickt/ und aurum potabile darauß gemacht. Aber wie man auß andern
Metallen ſolle Gold machen/ das hat mich kein Doctor oder Profeſſor
lehren wollen/ wiewol ich in dem funffzehend en Jahr meines Alters
auff Univerſitaͤten gezogen/ und hernach meine curioſitaͤt mich getrie-
ben hat/ manches vornehmen beruͤhmten Mannes Freundſchafft zu
ſuchen/ und mit ihm correſpondentz zu erhalten. Und ich rathe euch
treulich Philanderſon/ daß ihr euch durch ſolche Betrieger nicht ver-
fuͤhren laſſet. Dann ihr werdet endlich mit eurem Schaden lernen/
daß ihr gantzes Werck nichts and ers ſey/ als multiplicatio totius per
nullam.
Jch halte die Leute fuͤr klug/ welche ſich begeben auff die Al-
kuͤhmiſterey/ und auß Kuͤhmiſt Gold machen. Nummus eſt inſtar fimi.
Non fructificat, niſi per terram diſpergatur.
Es hat mir eine vornehme
Perſon erzehlt von einem bekanten Manne/ der an eines groſſen Herꝛn
Hofe ſehr groß worden/ daß ihm die Alkuͤhmiſterey ſehr gluͤcklich an-
gangen. Er ſey einsmals zu ihm kommen neben andern Legaten, da
hab er ſie ſehr praͤchtig tractirt, nicht allein mit koͤſtlichen Speiſen/
ſondern auch mit allerley Bier und Wein/ mit Zerbſter-Bier/ mit
Roſtocker-Bier/ mit Muͤnder-Bier/ mit Rommeldeuß und derglei-
chen. Da haben ſie ihn gefragt/ wo er doch die vielerley Bier herbe-
komme? Das muͤſſe ja mit groſſen Unkoſten geſchehen? Da habe er
geantwortet/ ſie ſollen nur trincken und ſich luſtig machen/ er wolte es
ihnen morgen fruͤh ſagen. Deß Morgens haben ſie bey ihm angehal-
ten/ und nochmals begehrt zu wiſſen/ woher er die vielfaͤltige Art Bier
und Wein bekommen? Da hab er geantwortet: Jch weiß gar wol/ es
haͤlt mich mancher fuͤr einen Zauberer. Allein/ ich wil euch ſagẽ/ worin
meine Zauberey beſtehe: Jch war ein Jung bey dem uñ dem Edelmañ.

Darnach
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[118/0160] SALOMO oder koͤnnen/ ſo wolte ich daß ich auch einen antreffen koͤnt/ der mich dieſelbe lehrte. Dann wann der Wind einen Vaganten/ einen vertriebenen Prediger oder Schulmeiſter/ eine arme Witwe/ einen lahm und krumgeſchoſſenen Officirer und Soldaten/ einen verdorbenen Hof- ſchrantzen/ der Gold an Fingern traͤgt/ und nicht vor einen Schilling werth im Beutel hat/ durch dieſe Stadt treibet/ ſo koͤmbt er zu mir/ uñ wil bey mir reich werden. Und fuͤrwar Philanderſon, wann ich wuͤſte die Kunſt Gold zu machen/ ich wolte kein Hund ſeyn/ ich wolte es auch nicht mißbrauchen/ ſondern ein gantzes Land ſolt dadurch verbeſſert ſeyn/ und mein Hauß ſolte ehrlichen nothleidenden Leuten offen ſtehẽ/ die von Morgen und Abend/ von Mittag und Mitternacht herkaͤ- men. Allein ich hab in meiner Jugend den Ehrwuͤrdigen Calepinum, die Sylvam vocabulorum und den Dictionariũ Daſypodii zimlich durch- blaͤttert. Jch bin auch hin und wider geweſen/ da man Speck hat auff Kolen gebraten. Jch hab zwar auff Univerſitaͤten geſehen/ daß/ wann ein Botte ankommen iſt/ und hat von Vater und Mutter Brieffe bracht/ man ein paar Ducaten oder Roſenobel hat auff den Keller ge- ſchickt/ und aurum potabile darauß gemacht. Aber wie man auß andern Metallen ſolle Gold machen/ das hat mich kein Doctor oder Profeſſor lehren wollen/ wiewol ich in dem funffzehend en Jahr meines Alters auff Univerſitaͤten gezogen/ und hernach meine curioſitaͤt mich getrie- ben hat/ manches vornehmen beruͤhmten Mannes Freundſchafft zu ſuchen/ und mit ihm correſpondentz zu erhalten. Und ich rathe euch treulich Philanderſon/ daß ihr euch durch ſolche Betrieger nicht ver- fuͤhren laſſet. Dann ihr werdet endlich mit eurem Schaden lernen/ daß ihr gantzes Werck nichts and ers ſey/ als multiplicatio totius per nullam. Jch halte die Leute fuͤr klug/ welche ſich begeben auff die Al- kuͤhmiſterey/ und auß Kuͤhmiſt Gold machen. Nummus eſt inſtar fimi. Non fructificat, niſi per terram diſpergatur. Es hat mir eine vornehme Perſon erzehlt von einem bekanten Manne/ der an eines groſſen Herꝛn Hofe ſehr groß worden/ daß ihm die Alkuͤhmiſterey ſehr gluͤcklich an- gangen. Er ſey einsmals zu ihm kommen neben andern Legaten, da hab er ſie ſehr praͤchtig tractirt, nicht allein mit koͤſtlichen Speiſen/ ſondern auch mit allerley Bier und Wein/ mit Zerbſter-Bier/ mit Roſtocker-Bier/ mit Muͤnder-Bier/ mit Rommeldeuß und derglei- chen. Da haben ſie ihn gefragt/ wo er doch die vielerley Bier herbe- komme? Das muͤſſe ja mit groſſen Unkoſten geſchehen? Da habe er geantwortet/ ſie ſollen nur trincken und ſich luſtig machen/ er wolte es ihnen morgen fruͤh ſagen. Deß Morgens haben ſie bey ihm angehal- ten/ und nochmals begehrt zu wiſſen/ woher er die vielfaͤltige Art Bier und Wein bekommen? Da hab er geantwortet: Jch weiß gar wol/ es haͤlt mich mancher fuͤr einen Zauberer. Allein/ ich wil euch ſagẽ/ worin meine Zauberey beſtehe: Jch war ein Jung bey dem uñ dem Edelmañ. Darnach

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/160>, abgerufen am 21.11.2024.