Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Gedenck daran sten verleumbde und ihm Unwarheit nachrede/ der habe den Teuffelauff der Zungen. Wer aber seinen Nechsten nicht entschuldige/ wann er weiß daß ihm Unwarheit nach geredet werde/ der habe den Teuffel in den Ohren. Wann du nun/ du ehrliche fromme Matrona am Son- tage an solche Oerter kömbst/ da Krancke nnd Kindbetterin be- sucht werden/ da immer etwas neues fürbracht wird/ und du hörest/ daß jemand/ er sey wer er wolle/ übel nachgeredet wird/ so heilige du den Sabbath/ mach dich solcher Leute Sünd nicht theilhafftig/ sondern sag/ liebe Schwester/ man sagt viel/ wer weiß ob es auch wahr sey? Es sind unterdessen erschreckliche Wort die Christus redet/ Matt. 12. Jch sage euch/ daß die Menschen müssen Rechenschafft geben am jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort das sie geredet haben. Zum 9. wird auch der Sontag nicht geheiliget/ wann man alsdann Zum 10. wird der Sabbath nicht geheiliget/ wann sich jemand nur dancken
Gedenck daran ſten verleumbde und ihm Unwarheit nachrede/ der habe den Teuffelauff der Zungen. Wer aber ſeinen Nechſten nicht entſchuldige/ wann er weiß daß ihm Unwarheit nach geredet werde/ der habe den Teuffel in den Ohren. Wann du nun/ du ehrliche fromme Matrona am Son- tage an ſolche Oerter koͤmbſt/ da Krancke nnd Kindbetterin be- ſucht werden/ da immer etwas neues fuͤrbracht wird/ und du hoͤreſt/ daß jemand/ er ſey wer er wolle/ uͤbel nachgeredet wird/ ſo heilige du den Sabbath/ mach dich ſolcher Leute Suͤnd nicht theilhafftig/ ſondern ſag/ liebe Schweſter/ man ſagt viel/ wer weiß ob es auch wahr ſey? Es ſind unterdeſſen erſchreckliche Wort die Chriſtus redet/ Matt. 12. Jch ſage euch/ daß die Menſchen muͤſſen Rechenſchafft geben am juͤngſten Gericht von einem jeglichen unnuͤtzen Wort das ſie geredet haben. Zum 9. wird auch der Sontag nicht geheiliget/ wann man alsdañ Zum 10. wird der Sabbath nicht geheiliget/ wann ſich jemand nur dancken
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Gedenck daran
ſten verleumbde und ihm Unwarheit nachrede/ der habe den Teuffel
auff der Zungen. Wer aber ſeinen Nechſten nicht entſchuldige/ wann
er weiß daß ihm Unwarheit nach geredet werde/ der habe den Teuffel
in den Ohren. Wann du nun/ du ehrliche fromme Matrona am Son-
tage an ſolche Oerter koͤmbſt/ da Krancke nnd Kindbetterin be-
ſucht werden/ da immer etwas neues fuͤrbracht wird/ und du hoͤreſt/
daß jemand/ er ſey wer er wolle/ uͤbel nachgeredet wird/ ſo heilige du
den Sabbath/ mach dich ſolcher Leute Suͤnd nicht theilhafftig/ ſondern
ſag/ liebe Schweſter/ man ſagt viel/ wer weiß ob es auch wahr ſey? Es
ſind unterdeſſen erſchreckliche Wort die Chriſtus redet/ Matt. 12. Jch
ſage euch/ daß die Menſchen muͤſſen Rechenſchafft geben am juͤngſten
Gericht von einem jeglichen unnuͤtzen Wort das ſie geredet haben.
Zum 9. wird auch der Sontag nicht geheiliget/ wann man alsdañ
laͤſt Makeler und andere Leute zu ſich kommen/ und mit ihnen rath-
ſchlaget/ wie man deß Nechſten Haab und Gut durch allerhand Pra-
ctiquen koͤnne an ſich bringen/ ſondern da ſol dein Hertz nichts begeh-
ren was deinem Nechſten ſchaͤdlich iſt/ ſondern dein Hertz ſol rein
ſeyn/ von boͤſer Luſt und Begierde/ und ſolt mit Aſſaph ſagen: HErr
wann ich nur dich hab/ ſo frag ich nichts nach Himmel und Erden/
und ob mir gleich Leib und Seel verſchmachtet/ ſo biſtu doch Gott al-
lezeit meines Hertzens Troſt und mein Theil.
Zum 10. wird der Sabbath nicht geheiliget/ wann ſich jemand nur
bemuͤhet/ daß er am Sontage daher trete/ daß andere Frauen und
Jungfrauen ihn in der Kirchen anſchauen ſollen/ oder wann Frauen
und Jungfrauen ſich herauß butzen/ und vornemlich darumb in die
Kirch gehen/ daß frembde Maͤnner und junge Geſellen ſich in ſie ver-
lieben/ und ſich verfuͤhren laſſen. Jch erinnere mich/ daß einsmals eine
Jungfer auff einer vornehmen Univerſitaͤt geſagt hatte/ ſie wolle in
die Kirch gehen/ und den Studenten Paſſion machen. O du Huͤrlein/
du wirſt einmal Paſſion bekommen/ daß du heulen und wehklagen
wirſt. Die Leute wollen gemeiniglich am Sontag am allerhoffaͤrtigſtẽ
ſeyn/ da ſie doch am allerdemuͤtigſten ſeyn ſolten/ an dem Tag da ſie in
die Kirch gehen/ und vor das Angeſicht deß HErrn treten ſollen. Dañ
Gott kan die Hoffart durchauß nicht leiden. Warumb wurde Lucifer
auß dem Himmel in die Hoͤll verſtoſſen? Umb der Hoffart willen.
Hoͤrt ihr jungen Leute was ich euch heut ſage/ und denckt daran alle
Sontage wann ihr in die Kirchen gehen wollet: Andacht iſt das
allerbeſte Sontags-Kleid. Und darin thun es offt die Armen
den Reichen weit zuvor. O wie eckelt mich doch das/ daß/ wann die
Leute zum H. Abendmal gehen/ und ſich am allertieffſten vor Gott
demuͤtigen ſolten/ ſo ſind ſie morgens am allermeiſten bemuͤhet/ wie
ſie in der Kirchen prangen koͤnnen/ ſiehe ſolche und dergleichen Ge-
dancken
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