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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Freund in der Noht.
sind/ bey Hof ergangen sey? Jm Anfang ist er ohne Zweiffel in grossen
Gnaden gewesen/ bey Herren und Knechten. Dann Marc. am 16. C.
stehet: Herodes hab ihn gern gehöret. Mich dünckt/ ich wisse/
wie es damals hergangen seye an Herodis Hof. Vielleicht wird He-
rodes/ wann er auß der Predigt kommen/ zu seinem Marschall gesagt
haben: Johannes sey ein extraordinari guter Prediger. Ob der
Marschall gehört/ und in acht genommen habe/ wie er den beyden stol-
tzen Pfaffen/ dem Hannas und Caiphas/ so artige Stich gegeben
hab? Da wird denn der Marschall vielleicht ein Reverentz gemacht/
und gesagt haben: Ja/ haben E. Fürstl. Gn. nicht in acht genommen/
was Pontius Pilatus für einen bekam? Wann andere Hof-Jun-
ckern/ Page und Laqueien dieses gehöret/ werden sie Johannem in ih-
rem Hertzen venerirt, und wann er kommen/ die allertieffste Reve-
rentz für ihm gemacht haben. Dann sie werden gedacht haben/ er sey
bey Jhr Fürstl. Gnaden in grossem respect, und in grossen Gnaden.
Allein/ da Johannes sein Maul auffthät/ und Herodi und seiner Hu-
ren selbst sagte/ was ihnen zu sagen war/ da war alle Gnad auß; Da
kunte Herodes nicht mehr wol predigen. Da werden die Page/ die La-
queien/ die Stiefelschmierer/ Johannem reformirt, und werden/
wann sie nach der Tafel auffgewartet/ gegeneinander gedacht haben/
was Johannes für ein alberer einfältiger Pfaff sey? Mich dünckt/ ich
sehe/ wie es damals hergangen sey. Da wird die Dame gesessen/ bitter-
lich geweint und geklagt haben/ wie sie von dem unnützen Pfaffen/ so
manch schnödes Wort hab hören müssen. Es sey nicht ohn/ sie hab sich
bethören und verführen lassen, Allein/ sie sey ja nicht die erste Hur/ sie
werde auch nicht die letzte seyn. Sie hoffe den Tag zu erleben/ da sie
dem Pfaffen wolle das Maul stopffen/ öder wolle keine ehrliche Dame
seyn. Da wird etwan der Frauenzimmers Hofmeister auffgetreten/
und gegen die Hof-Junckern und andere Cavallier gedacht haben/
was das seyn solle? Da stehe der Pfaff/ und schelte Jhre Fürstliche
Gnaden für einen Ehebrecher und Blutschänder/ und Jhren Herrn
Bruder für einen Hahnrey! Wie leicht darauß eine Uneinigkeit/
und öffentlicher Krieg zwischen den beyden Herrn Brüdern könne ent-
stehen/ daß es das gantze Land Galiläa und Jturäa entgelten müsse?
Der Pfaff solte das Jhr Fürstl. Gnaden Herrn Vater/ dem alten
König Herodi gethan haben/ der würde ihm etwas anders gezeigt ha-
ben. Jhre Fürstl. Gnaden müssen den tollen Pfaffen nehmen/ und ihn
an einen Ort setzen/ da ihn weder Sonn noch Mond bescheine/ daß er
lerne/ wie er von Herrn und Potentaten reden solle. Da wird et-
wan ein Hof-Juncker angefangen haben: Der Kerl/ der Johannes
sey ein Phantast. Man sehe es wol an seinen Kleidungen. Da
komme er auffgezogen mit einem Kleid von Cameel-Haaren. O

wie
Q ij

Freund in der Noht.
ſind/ bey Hof ergangen ſey? Jm Anfang iſt er ohne Zweiffel in groſſen
Gnaden geweſen/ bey Herren und Knechten. Dann Marc. am 16. C.
ſtehet: Herodes hab ihn gern gehoͤret. Mich duͤnckt/ ich wiſſe/
wie es damals hergangen ſeye an Herodis Hof. Vielleicht wird He-
rodes/ wann er auß der Predigt kommen/ zu ſeinem Marſchall geſagt
haben: Johannes ſey ein extraordinari guter Prediger. Ob der
Marſchall gehoͤrt/ und in acht genommen habe/ wie er den beyden ſtol-
tzen Pfaffen/ dem Hannas und Caiphas/ ſo artige Stich gegeben
hab? Da wird denn der Marſchall vielleicht ein Reverentz gemacht/
und geſagt haben: Ja/ haben E. Fuͤrſtl. Gn. nicht in acht genommen/
was Pontius Pilatus fuͤr einen bekam? Wann andere Hof-Jun-
ckern/ Page und Laqueien dieſes gehoͤret/ werden ſie Johannem in ih-
rem Hertzen venerirt, und wann er kommen/ die allertieffſte Reve-
rentz fuͤr ihm gemacht haben. Dann ſie werden gedacht haben/ er ſey
bey Jhr Fuͤrſtl. Gnaden in groſſem reſpect, und in groſſen Gnaden.
Allein/ da Johannes ſein Maul auffthaͤt/ und Herodi und ſeiner Hu-
ren ſelbſt ſagte/ was ihnen zu ſagen war/ da war alle Gnad auß; Da
kunte Herodes nicht mehr wol predigen. Da werden die Page/ die La-
queien/ die Stiefelſchmierer/ Johannem reformirt, und werden/
wann ſie nach der Tafel auffgewartet/ gegeneinander gedacht haben/
was Johannes fuͤr ein alberer einfaͤltiger Pfaff ſey? Mich duͤnckt/ ich
ſehe/ wie es damals hergangen ſey. Da wird die Dame geſeſſen/ bitter-
lich geweint und geklagt haben/ wie ſie von dem unnuͤtzen Pfaffen/ ſo
manch ſchnoͤdes Wort hab hoͤren muͤſſen. Es ſey nicht ohn/ ſie hab ſich
bethoͤren und verfuͤhren laſſen, Allein/ ſie ſey ja nicht die erſte Hur/ ſie
werde auch nicht die letzte ſeyn. Sie hoffe den Tag zu erleben/ da ſie
dem Pfaffen wolle das Maul ſtopffen/ oͤder wolle keine ehrliche Dame
ſeyn. Da wird etwan der Frauenzimmers Hofmeiſter auffgetreten/
und gegen die Hof-Junckern und andere Cavallier gedacht haben/
was das ſeyn ſolle? Da ſtehe der Pfaff/ und ſchelte Jhre Fuͤrſtliche
Gnaden fuͤr einen Ehebrecher und Blutſchaͤnder/ und Jhren Herrn
Bruder fuͤr einen Hahnrey! Wie leicht darauß eine Uneinigkeit/
und oͤffentlicher Krieg zwiſchen den beyden Herrn Bruͤdern koͤnne ent-
ſtehen/ daß es das gantze Land Galilaͤa und Jturaͤa entgelten muͤſſe?
Der Pfaff ſolte das Jhr Fuͤrſtl. Gnaden Herrn Vater/ dem alten
Koͤnig Herodi gethan haben/ der wuͤrde ihm etwas anders gezeigt ha-
ben. Jhre Fuͤrſtl. Gnaden muͤſſen den tollen Pfaffen nehmen/ und ihn
an einen Ort ſetzen/ da ihn weder Sonn noch Mond beſcheine/ daß er
lerne/ wie er von Herrn und Potentaten reden ſolle. Da wird et-
wan ein Hof-Juncker angefangen haben: Der Kerl/ der Johannes
ſey ein Phantaſt. Man ſehe es wol an ſeinen Kleidungen. Da
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[243/0285] Freund in der Noht. ſind/ bey Hof ergangen ſey? Jm Anfang iſt er ohne Zweiffel in groſſen Gnaden geweſen/ bey Herren und Knechten. Dann Marc. am 16. C. ſtehet: Herodes hab ihn gern gehoͤret. Mich duͤnckt/ ich wiſſe/ wie es damals hergangen ſeye an Herodis Hof. Vielleicht wird He- rodes/ wann er auß der Predigt kommen/ zu ſeinem Marſchall geſagt haben: Johannes ſey ein extraordinari guter Prediger. Ob der Marſchall gehoͤrt/ und in acht genommen habe/ wie er den beyden ſtol- tzen Pfaffen/ dem Hannas und Caiphas/ ſo artige Stich gegeben hab? Da wird denn der Marſchall vielleicht ein Reverentz gemacht/ und geſagt haben: Ja/ haben E. Fuͤrſtl. Gn. nicht in acht genommen/ was Pontius Pilatus fuͤr einen bekam? Wann andere Hof-Jun- ckern/ Page und Laqueien dieſes gehoͤret/ werden ſie Johannem in ih- rem Hertzen venerirt, und wann er kommen/ die allertieffſte Reve- rentz fuͤr ihm gemacht haben. Dann ſie werden gedacht haben/ er ſey bey Jhr Fuͤrſtl. Gnaden in groſſem reſpect, und in groſſen Gnaden. Allein/ da Johannes ſein Maul auffthaͤt/ und Herodi und ſeiner Hu- ren ſelbſt ſagte/ was ihnen zu ſagen war/ da war alle Gnad auß; Da kunte Herodes nicht mehr wol predigen. Da werden die Page/ die La- queien/ die Stiefelſchmierer/ Johannem reformirt, und werden/ wann ſie nach der Tafel auffgewartet/ gegeneinander gedacht haben/ was Johannes fuͤr ein alberer einfaͤltiger Pfaff ſey? Mich duͤnckt/ ich ſehe/ wie es damals hergangen ſey. Da wird die Dame geſeſſen/ bitter- lich geweint und geklagt haben/ wie ſie von dem unnuͤtzen Pfaffen/ ſo manch ſchnoͤdes Wort hab hoͤren muͤſſen. Es ſey nicht ohn/ ſie hab ſich bethoͤren und verfuͤhren laſſen, Allein/ ſie ſey ja nicht die erſte Hur/ ſie werde auch nicht die letzte ſeyn. Sie hoffe den Tag zu erleben/ da ſie dem Pfaffen wolle das Maul ſtopffen/ oͤder wolle keine ehrliche Dame ſeyn. Da wird etwan der Frauenzimmers Hofmeiſter auffgetreten/ und gegen die Hof-Junckern und andere Cavallier gedacht haben/ was das ſeyn ſolle? Da ſtehe der Pfaff/ und ſchelte Jhre Fuͤrſtliche Gnaden fuͤr einen Ehebrecher und Blutſchaͤnder/ und Jhren Herrn Bruder fuͤr einen Hahnrey! Wie leicht darauß eine Uneinigkeit/ und oͤffentlicher Krieg zwiſchen den beyden Herrn Bruͤdern koͤnne ent- ſtehen/ daß es das gantze Land Galilaͤa und Jturaͤa entgelten muͤſſe? Der Pfaff ſolte das Jhr Fuͤrſtl. Gnaden Herrn Vater/ dem alten Koͤnig Herodi gethan haben/ der wuͤrde ihm etwas anders gezeigt ha- ben. Jhre Fuͤrſtl. Gnaden muͤſſen den tollen Pfaffen nehmen/ und ihn an einen Ort ſetzen/ da ihn weder Sonn noch Mond beſcheine/ daß er lerne/ wie er von Herrn und Potentaten reden ſolle. Da wird et- wan ein Hof-Juncker angefangen haben: Der Kerl/ der Johannes ſey ein Phantaſt. Man ſehe es wol an ſeinen Kleidungen. Da komme er auffgezogen mit einem Kleid von Cameel-Haaren. O wie Q ij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/285>, abgerufen am 22.11.2024.