Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Sendschreiben. Königreich Polen in Ruhe besitzen wolte/ so müste er allezeit eine Ar-mee auff den Beinen halten von 50000. Mann. Ob dieses Polen/ wann auch ihr Acker im besten Flor stehet/ ertragen könne/ davon lasse ich andere judiciren. Und wann schon der König in Schweden diesen Tag gantz Preussen und Polen quitirete/ so were doch den Polen damit nicht geholffen/ sondern sie würden sich untereinander selbst die Hälse brechen/ wo sie nicht einen tapffern General haben/ der sie anführet wider einen außländischen Feind/ da sie wider gute Beute holen können/ dann die Zobelpeltze sind weg. Die Polnische Suppen sind versaltzen. Der gemeine Mann hat weder Chleba oder Piwa oder Gorsalky. Das gantze Königreich ist gleichsam bißhero mit Hufeysen bedeckt gewesen; Es werden viel Jahre dazu gehören/ daß der Ackerbau und die Viehzucht wider in Flor kommen. Der König in Schweden aber hat der gantzen Welt erwiesen/ daß er ein guter Soldat/ ein guter General sey. Wann er nun ein exercitum Leo- num Polonicorum, neben seinen edlen Teutschen und wehrhafften/ wolgeübten Schweden könte für Constantinopel führen/ so könte er mit den Schätzen und dem Reichthumb in Constantinopel die Po- len satt contentiren. Er könte die galeatos Lepores die Türcken/ nit alleine auß Constantinopel/ sondern auß gantz Asia jagen. Er köndte das gantze Orientalische Käyserthumb wider einnehmen/ welches der Bluthund der Türck der Christenheit entzogen hat. O wie viel hundert tausend Christen würden dadurch erfreuet werden/ welche jetzo unter dieses Bluthundes tyrannischem Joch seufftzen. Welche ihm nicht al- lein von ihrer Haab/ von ihren Gütern/ sondern auch von ihren Kin- dern/ von ihrem Fleisch und Blut müssen Tribut und Zoll geben/ und dieselbe dem Moloch auffopffern. Wann das geschehe/ wolte ich meinem hochgeehrten Herrn rathen/ daß er nicht eine Stunde länger sitzen bliebe/ sondern seinen Küraß wider anzöge/ und zu der Armee eilte. Dann das were ein Gott und Engeln und Menschen wolge fäl- liger Krieg. Sehet doch wie Gott die Venetianischen Waffen segne/ welche sie gegen diesen Tyrannen führen? Kan diese einige Repu- blique diesem Bluthund solchen Widerstand durch Gottes Hülffe thun/ was würden diese mächtige und streitbare Völcker nicht thun/ wenn sie ihre Waffen conjungirten, und für einen Mann stünden. Daß der periodus fatalis deß Türckischen Reichs herzu nahe/ und dasselbe einen mercklichen Stoß leyden werde/ hat mit vielen schein- baren Argumenten erwiesen ein gelahrter Mönch in Braband Phi- lippus Bosquirio, welche zu finden in seinen operibus in folio, und zu lesen wol würdig sind. Warumb nehmen sie diese occasion nicht in acht? Wozu dient das/ daß sie mit güldenen Hamen wollen Kuhl- barsch in der Weichsel fangen/ da sie dort mit eisern Hamen könten Wall- A a iij
Sendſchreiben. Koͤnigreich Polen in Ruhe beſitzen wolte/ ſo muͤſte er allezeit eine Ar-mee auff den Beinen halten von 50000. Mann. Ob dieſes Polen/ wann auch ihr Acker im beſten Flor ſtehet/ ertragen koͤnne/ davon laſſe ich andere judiciren. Und wann ſchon der Koͤnig in Schweden dieſen Tag gantz Preuſſen und Polen quitirete/ ſo were doch den Polen damit nicht geholffen/ ſondern ſie wuͤrden ſich untereinander ſelbſt die Haͤlſe brechen/ wo ſie nicht einen tapffern General haben/ der ſie anfuͤhret wider einen außlaͤndiſchen Feind/ da ſie wider gute Beute holen koͤnnen/ dann die Zobelpeltze ſind weg. Die Polniſche Suppen ſind verſaltzen. Der gemeine Mann hat weder Chleba oder Piwa oder Gorſalky. Das gantze Koͤnigreich iſt gleichſam bißhero mit Hufeyſen bedeckt geweſen; Es werden viel Jahre dazu gehoͤren/ daß der Ackerbau und die Viehzucht wider in Flor kommen. Der Koͤnig in Schweden aber hat der gantzen Welt erwieſen/ daß er ein guter Soldat/ ein guter General ſey. Wann er nun ein exercitum Leo- num Polonicorum, neben ſeinen edlen Teutſchen und wehrhafften/ wolgeuͤbten Schweden koͤnte fuͤr Conſtantinopel fuͤhren/ ſo koͤnte er mit den Schaͤtzen und dem Reichthumb in Conſtantinopel die Po- len ſatt contentiren. Er koͤnte die galeatos Lepores die Tuͤrcken/ nit alleine auß Conſtantinopel/ ſondern auß gantz Aſia jagen. Er koͤndte das gantze Orientaliſche Kaͤyſerthumb wider einnehmen/ welches der Bluthund der Tuͤrck der Chriſtenheit entzogen hat. O wie viel hundert tauſend Chriſten wuͤrden dadurch erfreuet werden/ welche jetzo unter dieſes Bluthundes tyranniſchem Joch ſeufftzen. Welche ihm nicht al- lein von ihrer Haab/ von ihren Guͤtern/ ſondern auch von ihren Kin- dern/ von ihrem Fleiſch und Blut muͤſſen Tribut und Zoll geben/ und dieſelbe dem Moloch auffopffern. Wann das geſchehe/ wolte ich meinem hochgeehrten Herrn rathen/ daß er nicht eine Stunde laͤnger ſitzen bliebe/ ſondern ſeinen Kuͤraß wider anzoͤge/ und zu der Armee eilte. Dann das were ein Gott und Engeln und Menſchen wolge faͤl- liger Krieg. Sehet doch wie Gott die Venetianiſchen Waffen ſegne/ welche ſie gegen dieſen Tyrannen fuͤhren? Kan dieſe einige Repu- blique dieſem Bluthund ſolchen Widerſtand durch Gottes Huͤlffe thun/ was wuͤrden dieſe maͤchtige und ſtreitbare Voͤlcker nicht thun/ wenn ſie ihre Waffen conjungirten, und fuͤr einen Mann ſtuͤnden. Daß der periodus fatalis deß Tuͤrckiſchen Reichs herzu nahe/ und daſſelbe einen mercklichen Stoß leyden werde/ hat mit vielen ſchein- baren Argumenten erwieſen ein gelahrter Moͤnch in Braband Phi- lippus Boſquirio, welche zu finden in ſeinen operibus in folio, und zu leſen wol wuͤrdig ſind. Warumb nehmen ſie dieſe occaſion nicht in acht? Wozu dient das/ daß ſie mit guͤldenen Hamen wollen Kuhl- barſch in der Weichſel fangen/ da ſie dort mit eiſern Hamen koͤnten Wall- A a iij
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Sendſchreiben.
Koͤnigreich Polen in Ruhe beſitzen wolte/ ſo muͤſte er allezeit eine Ar-
mee auff den Beinen halten von 50000. Mann. Ob dieſes Polen/
wann auch ihr Acker im beſten Flor ſtehet/ ertragen koͤnne/ davon laſſe
ich andere judiciren. Und wann ſchon der Koͤnig in Schweden
dieſen Tag gantz Preuſſen und Polen quitirete/ ſo were doch den
Polen damit nicht geholffen/ ſondern ſie wuͤrden ſich untereinander
ſelbſt die Haͤlſe brechen/ wo ſie nicht einen tapffern General haben/ der
ſie anfuͤhret wider einen außlaͤndiſchen Feind/ da ſie wider gute Beute
holen koͤnnen/ dann die Zobelpeltze ſind weg. Die Polniſche Suppen
ſind verſaltzen. Der gemeine Mann hat weder Chleba oder Piwa
oder Gorſalky. Das gantze Koͤnigreich iſt gleichſam bißhero mit
Hufeyſen bedeckt geweſen; Es werden viel Jahre dazu gehoͤren/ daß
der Ackerbau und die Viehzucht wider in Flor kommen. Der Koͤnig
in Schweden aber hat der gantzen Welt erwieſen/ daß er ein guter
Soldat/ ein guter General ſey. Wann er nun ein exercitum Leo-
num Polonicorum, neben ſeinen edlen Teutſchen und wehrhafften/
wolgeuͤbten Schweden koͤnte fuͤr Conſtantinopel fuͤhren/ ſo koͤnte
er mit den Schaͤtzen und dem Reichthumb in Conſtantinopel die Po-
len ſatt contentiren. Er koͤnte die galeatos Lepores die Tuͤrcken/ nit
alleine auß Conſtantinopel/ ſondern auß gantz Aſia jagen. Er koͤndte
das gantze Orientaliſche Kaͤyſerthumb wider einnehmen/ welches der
Bluthund der Tuͤrck der Chriſtenheit entzogen hat. O wie viel hundert
tauſend Chriſten wuͤrden dadurch erfreuet werden/ welche jetzo unter
dieſes Bluthundes tyranniſchem Joch ſeufftzen. Welche ihm nicht al-
lein von ihrer Haab/ von ihren Guͤtern/ ſondern auch von ihren Kin-
dern/ von ihrem Fleiſch und Blut muͤſſen Tribut und Zoll geben/
und dieſelbe dem Moloch auffopffern. Wann das geſchehe/ wolte ich
meinem hochgeehrten Herrn rathen/ daß er nicht eine Stunde laͤnger
ſitzen bliebe/ ſondern ſeinen Kuͤraß wider anzoͤge/ und zu der Armee
eilte. Dann das were ein Gott und Engeln und Menſchen wolge faͤl-
liger Krieg. Sehet doch wie Gott die Venetianiſchen Waffen ſegne/
welche ſie gegen dieſen Tyrannen fuͤhren? Kan dieſe einige Repu-
blique dieſem Bluthund ſolchen Widerſtand durch Gottes Huͤlffe
thun/ was wuͤrden dieſe maͤchtige und ſtreitbare Voͤlcker nicht thun/
wenn ſie ihre Waffen conjungirten, und fuͤr einen Mann ſtuͤnden.
Daß der periodus fatalis deß Tuͤrckiſchen Reichs herzu nahe/ und
daſſelbe einen mercklichen Stoß leyden werde/ hat mit vielen ſchein-
baren Argumenten erwieſen ein gelahrter Moͤnch in Braband Phi-
lippus Boſquirio, welche zu finden in ſeinen operibus in folio, und
zu leſen wol wuͤrdig ſind. Warumb nehmen ſie dieſe occaſion nicht
in acht? Wozu dient das/ daß ſie mit guͤldenen Hamen wollen Kuhl-
barſch in der Weichſel fangen/ da ſie dort mit eiſern Hamen koͤnten
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/415>, abgerufen am 26.06.2024. |