Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Lob und Würde als der deß überauß sehr heiligen Vaters sehr verdrießliches Anhö-ren wol vermercket/ hängete diese/ als der ander zu reden auffhörete/ wenige und kurtze Wort an: Allerheiligster Vater/ wir haben auch noch dieses in Befehl/ daß wann Jhr uns und gethanem unserm An- bringen nicht bald ein Genüge leisten werdet/ daß mein Collega al- sobald seine gethane Rede noch einmal von vorne und neuem anfahen und widerholen solle/ und solle es noch viel länger als zuvor machen. Hierauff hat der Pabst ihnen lieber willfahren wollen/ nur darumb/ daß sie sagten Nichts. Es hatte ein Ritter auß Arragonia bey dem Spanischen Hofe Ge- Wo Nichts ist/ da hat der Käyser und der Bischof sein Recht ver- Vulgus
Lob und Wuͤrde als der deß uͤberauß ſehr heiligen Vaters ſehr verdrießliches Anhoͤ-ren wol vermercket/ haͤngete dieſe/ als der ander zu reden auffhoͤrete/ wenige und kurtze Wort an: Allerheiligſter Vater/ wir haben auch noch dieſes in Befehl/ daß wann Jhr uns und gethanem unſerm An- bringen nicht bald ein Genuͤge leiſten werdet/ daß mein Collega al- ſobald ſeine gethane Rede noch einmal von vorne und neuem anfahen und widerholen ſolle/ und ſolle es noch viel laͤnger als zuvor machen. Hierauff hat der Pabſt ihnen lieber willfahren wollen/ nur darumb/ daß ſie ſagten Nichts. Es hatte ein Ritter auß Arragonia bey dem Spaniſchen Hofe Ge- Wo Nichts iſt/ da hat der Kaͤyſer und der Biſchof ſein Recht ver- Vulgus
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0446" n="404"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lob und Wuͤrde</hi></fw><lb/> als der deß uͤberauß ſehr heiligen Vaters ſehr verdrießliches Anhoͤ-<lb/> ren wol vermercket/ haͤngete dieſe/ als der ander zu reden auffhoͤrete/<lb/> wenige und kurtze Wort an: Allerheiligſter Vater/ wir haben auch<lb/> noch dieſes in Befehl/ daß wann Jhr uns und gethanem unſerm An-<lb/> bringen nicht bald ein Genuͤge leiſten werdet/ daß mein <hi rendition="#aq">Collega</hi> al-<lb/> ſobald ſeine gethane Rede noch einmal von vorne und neuem anfahen<lb/> und widerholen ſolle/ und ſolle es noch viel laͤnger als zuvor machen.<lb/> Hierauff hat der Pabſt ihnen lieber willfahren wollen/ nur darumb/<lb/> daß ſie ſagten <hi rendition="#fr">Nichts.</hi></p><lb/> <p>Es hatte ein Ritter auß Arragonia bey dem Spaniſchen Hofe Ge-<lb/> ſchaͤffte zu verrichten/ als er aber von Schreibern und Raͤthen deß Koͤ-<lb/> nigs lange umbgetrieben/ hat er dem Koͤnige einen Fußfall gethan/<lb/> und deme ſeine Sache ſelbſt vorgetragẽ. Der Koͤnig nickte das Haupt/<lb/> und ſagte du ſolſt haben <hi rendition="#fr">Nichts;</hi> da ſtund er froͤlich von der Erden<lb/> auff und ſagte dem Koͤnige unterthaͤnigſten Danck: Hoͤre aber ſagt<lb/> der Koͤnig/ du ſolſt haben <hi rendition="#fr">Nichts?</hi> Ja/ ſagt der Ritter/ allergnaͤdig-<lb/> ſter Koͤnig/ darumb ſage ich unterthaͤnigſten Danck/ dann mit dieſem<lb/> einigen Wort/ hat E. Majeſtaͤt ſechshundert Luͤgen ihrer Hofraͤthe<lb/> widerleget/ die eine auß der andern gleichſam geſogen. Haͤtte ich dieſes<lb/> Anfangs/ als ich anhero nacher Hof kommen/ gehoͤret/ haͤtte ich nicht<lb/> alleine groſſe Zeit vieler Monate/ ſondern auch ſo viel tauſend Cro-<lb/> nen erſparet gehabt. Es moͤgen andere reden und ruͤhmen der Roͤmer<lb/> und Griechen Tapfferkeit. Was iſt wol edler als ſo viel tapffere Hel-<lb/> den/ die jetzo unſere Zeit geſehen hat? <hi rendition="#fr">Nichts.</hi></p><lb/> <p>Wo <hi rendition="#fr">Nichts</hi> iſt/ da hat der Kaͤyſer und der Biſchof ſein Recht ver-<lb/> loren. <hi rendition="#aq">Gaſto Foxius</hi> war ein ſolcher tapfferer Held/ der da eher ein<lb/> General als ein gemeiner Soldat; eher ein Siegsherr/ als Befehlha-<lb/> ber. Was hat er endlich auß der bey <hi rendition="#aq">Ravenna</hi> gehaltener Schlacht/<lb/> nach ſolcher ſeiner Mannhafftigkeit darvon getragen? <hi rendition="#fr">Nichts.</hi> Von<lb/> dem Bruͤllenreiſſer <hi rendition="#aq">Luciano</hi> wird <hi rendition="#aq">fabuliret,</hi> daß deß <hi rendition="#aq">Philoſophi<lb/> Pythagoræ</hi> Seele durch allerhand Leiber Maͤnner und Weiber/ vier-<lb/> fuͤſſigten und zweyfuͤſſigter Thiere gewandert und gewallet habe; end-<lb/> lich bekennet er/ er habe nie beſſer gelebet/ als da er ein Froſch geweſen/<lb/> und beſſer als da er Koͤnig. Und das gewiß nicht ohne ſonderliche Ur-<lb/> ſach; dann der Froſch als der im Waſſer lebet/ wann er den Durſt<lb/> geſtillet/ trincket er <hi rendition="#fr">Nichts.</hi> Dieſe herrliche Freyheit aber kan uñ mag<lb/> dem vernuͤnfftigen Menſchen/ abſonderlich aber dem Teutſchen nicht<lb/> widerfahren. Es iſt ein koͤſtliches/ aber gar ein ſeltzames Wilpret umb<lb/> einen getreuen Freund; Einem treuen Freund aber was iſt getreuer?<lb/><hi rendition="#fr">Nichts.</hi> Es zoge einsmals ein armer Menſch/ der das Brodt bettelte<lb/> einen Hund auf/ und nennet ihn <hi rendition="#aq">Vulgus,</hi> das iſt/ Hans <hi rendition="#aq">Omnis,</hi> oder<lb/> Hans hinter der Mauren. Als er darumb gefraget ward/ antwortete;<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Vulgus</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [404/0446]
Lob und Wuͤrde
als der deß uͤberauß ſehr heiligen Vaters ſehr verdrießliches Anhoͤ-
ren wol vermercket/ haͤngete dieſe/ als der ander zu reden auffhoͤrete/
wenige und kurtze Wort an: Allerheiligſter Vater/ wir haben auch
noch dieſes in Befehl/ daß wann Jhr uns und gethanem unſerm An-
bringen nicht bald ein Genuͤge leiſten werdet/ daß mein Collega al-
ſobald ſeine gethane Rede noch einmal von vorne und neuem anfahen
und widerholen ſolle/ und ſolle es noch viel laͤnger als zuvor machen.
Hierauff hat der Pabſt ihnen lieber willfahren wollen/ nur darumb/
daß ſie ſagten Nichts.
Es hatte ein Ritter auß Arragonia bey dem Spaniſchen Hofe Ge-
ſchaͤffte zu verrichten/ als er aber von Schreibern und Raͤthen deß Koͤ-
nigs lange umbgetrieben/ hat er dem Koͤnige einen Fußfall gethan/
und deme ſeine Sache ſelbſt vorgetragẽ. Der Koͤnig nickte das Haupt/
und ſagte du ſolſt haben Nichts; da ſtund er froͤlich von der Erden
auff und ſagte dem Koͤnige unterthaͤnigſten Danck: Hoͤre aber ſagt
der Koͤnig/ du ſolſt haben Nichts? Ja/ ſagt der Ritter/ allergnaͤdig-
ſter Koͤnig/ darumb ſage ich unterthaͤnigſten Danck/ dann mit dieſem
einigen Wort/ hat E. Majeſtaͤt ſechshundert Luͤgen ihrer Hofraͤthe
widerleget/ die eine auß der andern gleichſam geſogen. Haͤtte ich dieſes
Anfangs/ als ich anhero nacher Hof kommen/ gehoͤret/ haͤtte ich nicht
alleine groſſe Zeit vieler Monate/ ſondern auch ſo viel tauſend Cro-
nen erſparet gehabt. Es moͤgen andere reden und ruͤhmen der Roͤmer
und Griechen Tapfferkeit. Was iſt wol edler als ſo viel tapffere Hel-
den/ die jetzo unſere Zeit geſehen hat? Nichts.
Wo Nichts iſt/ da hat der Kaͤyſer und der Biſchof ſein Recht ver-
loren. Gaſto Foxius war ein ſolcher tapfferer Held/ der da eher ein
General als ein gemeiner Soldat; eher ein Siegsherr/ als Befehlha-
ber. Was hat er endlich auß der bey Ravenna gehaltener Schlacht/
nach ſolcher ſeiner Mannhafftigkeit darvon getragen? Nichts. Von
dem Bruͤllenreiſſer Luciano wird fabuliret, daß deß Philoſophi
Pythagoræ Seele durch allerhand Leiber Maͤnner und Weiber/ vier-
fuͤſſigten und zweyfuͤſſigter Thiere gewandert und gewallet habe; end-
lich bekennet er/ er habe nie beſſer gelebet/ als da er ein Froſch geweſen/
und beſſer als da er Koͤnig. Und das gewiß nicht ohne ſonderliche Ur-
ſach; dann der Froſch als der im Waſſer lebet/ wann er den Durſt
geſtillet/ trincket er Nichts. Dieſe herrliche Freyheit aber kan uñ mag
dem vernuͤnfftigen Menſchen/ abſonderlich aber dem Teutſchen nicht
widerfahren. Es iſt ein koͤſtliches/ aber gar ein ſeltzames Wilpret umb
einen getreuen Freund; Einem treuen Freund aber was iſt getreuer?
Nichts. Es zoge einsmals ein armer Menſch/ der das Brodt bettelte
einen Hund auf/ und nennet ihn Vulgus, das iſt/ Hans Omnis, oder
Hans hinter der Mauren. Als er darumb gefraget ward/ antwortete;
Vulgus
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/446 |
Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/446>, abgerufen am 26.06.2024. |