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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
in den Communitäten oder durch Praeceptoriren durchfressen müssen.
Und wann dann solche Leute endlich in ein Officium, und sonderlich an
grosser Herren Höfe kommen/ da gehet es ihnen eben wie der jungen
Mauß/ welche wandern wolt/ und als sie den ersten Abend in eines
grossen Herrn Küche kam/ und eine Katz und einen Hahn antraff/ da
wuste sie keinen Unterscheid zu machen unter der Katz und dem Hahn/
und da der Hahn anfieng zu schreyen/ meynte sie/ das Thier würde sie
fressen/ und mit Haut und Haar lebendig verschlingen. Jch bekenne
euch Philanderson/ ich were nimmermehr kein Geistlicher worden/
wann mich nicht meine selige Eltern darzu gezwungen hätten. Jn
meiner Jugend hatte ich kein grösser Creutz/ als daß ich nicht darnach
trachten dürffte/ wie ich einmal ein Cantzler werden könne. Allein nun
dancke ich Gott/ daß er es verhindert hat/ und achte mein Ampt hö-
her/ als wann ich proximus a Rege were. Ein Prediger der die Welt
kennet/ kan durch Gottes Segen bey grossen Herrn viel thun. Jch
weiß daß einmal ein Hofprediger einem vornehmen Fürsten in der
Predigt das Gesetz schärffte. Nach der Predigt ließ der Fürst dem
Hofprediger sagen/ er solle bey der Tafel bleiben. Uber der Tafel saß
der Fürst in tieffen Gedancken/ und sahe sehr sauer auß. Die Edelleute
und andere anwesende Officirer und Auffwärter dachteten/ das gelte
dem Hofprediger/ der werde hinführo mit dem Gesind fressen müssen.
Der Fürst werde ihm sagen wie er grosse Herrn tractiren solle. Allein
als die Tafel auffgehoben wurde/ ließ der Fürst sein Mundglaß ein-
schencken/ brachte es dem Hofprediger/ und sagte/ Jhr habt mir heute
einen prafen in Peltz geben. Der Hofprediger neigete sich gegen dem
Fürsten/ und antwortete: Gnädiger Fürst und Herr/ das ist mir von
Hertzen leyd. Warumb ist es euch leyd/ sagt der Fürst? Thut euer
Ampt. Es sind deß Tages zwölff Stunden/ werden wir heut nicht
frömmer/ so werden wir etwa morgen frömmer. Ja sagte der Hofpre-
diger/ Gnädiger Fürst und Herr/ ich wolte gern mein Ampt thun/
allein es ist mir leyd/ daß es heute morgen so übel abgelauffen ist. Dann
ich habe auff Euer Fürstl. Gnaden Hertz gezielet/ und es ist nur in
Beltz gangen. Obrigkeiten müssen Hunde haben die sie zu ihrem Ampt
auffwecken. Wann die Hund nicht bellen/ so verschlaffen sie ihr Ampt.
Der Obriste Beutrich ist einsmals an Pfaltzgraff Casimirs Hoff ge-
fragt worden/ was das heisse/ Potentes potenter punientur: Da hat er
geantwortet/ es heist/ wann grosse Herrn kein gut thun/ und ihr Ampt
und Gewissen nicht in acht nehmen/ so wird sie der Teuffel holen mit
Leib und Seel. Leset hiervon ferner Caussini dissert. 42. de regno Dei.

Cap. II.

JN dem andern Capitul sehe ich unter andern/ daß Weiber offt nicht
wissen was sie bitten. Sie bitten offt umb ein Ding/ das ist ihnen

so nütz

Regenten-Spiegel.
in den Communitaͤten oder durch Præceptoriren durchfreſſen muͤſſen.
Und wann dann ſolche Leute endlich in ein Officium, und ſonderlich an
groſſer Herꝛen Hoͤfe kommen/ da gehet es ihnen eben wie der jungen
Mauß/ welche wandern wolt/ und als ſie den erſten Abend in eines
groſſen Herꝛn Kuͤche kam/ und eine Katz und einen Hahn antraff/ da
wuſte ſie keinen Unterſcheid zu machen unter der Katz und dem Hahn/
und da der Hahn anfieng zu ſchreyen/ meynte ſie/ das Thier wuͤrde ſie
freſſen/ und mit Haut und Haar lebendig verſchlingen. Jch bekenne
euch Philanderſon/ ich were nimmermehr kein Geiſtlicher worden/
wann mich nicht meine ſelige Eltern darzu gezwungen haͤtten. Jn
meiner Jugend hatte ich kein groͤſſer Creutz/ als daß ich nicht darnach
trachten duͤrffte/ wie ich einmal ein Cantzler werden koͤnne. Allein nun
dancke ich Gott/ daß er es verhindert hat/ und achte mein Ampt hoͤ-
her/ als wann ich proximus à Rege were. Ein Prediger der die Welt
kennet/ kan durch Gottes Segen bey groſſen Herꝛn viel thun. Jch
weiß daß einmal ein Hofprediger einem vornehmen Fuͤrſten in der
Predigt das Geſetz ſchaͤrffte. Nach der Predigt ließ der Fuͤrſt dem
Hofprediger ſagen/ er ſolle bey der Tafel bleiben. Uber der Tafel ſaß
der Fuͤrſt in tieffen Gedancken/ und ſahe ſehr ſauer auß. Die Edelleute
und andere anweſende Officirer und Auffwaͤrter dachteten/ das gelte
dem Hofprediger/ der werde hinfuͤhro mit dem Geſind freſſen muͤſſen.
Der Fuͤrſt werde ihm ſagen wie er groſſe Herrn tractiren ſolle. Allein
als die Tafel auffgehoben wurde/ ließ der Fuͤrſt ſein Mundglaß ein-
ſchencken/ brachte es dem Hofprediger/ und ſagte/ Jhr habt mir heute
einen prafen in Peltz geben. Der Hofprediger neigete ſich gegen dem
Fuͤrſten/ und antwortete: Gnaͤdiger Fuͤrſt und Herꝛ/ das iſt mir von
Hertzen leyd. Warumb iſt es euch leyd/ ſagt der Fuͤrſt? Thut euer
Ampt. Es ſind deß Tages zwoͤlff Stunden/ werden wir heut nicht
froͤmmer/ ſo werden wir etwa morgen froͤmmer. Ja ſagte der Hofpre-
diger/ Gnaͤdiger Fuͤrſt und Herꝛ/ ich wolte gern mein Ampt thun/
allein es iſt mir leyd/ daß es heute morgen ſo uͤbel abgelauffen iſt. Dañ
ich habe auff Euer Fuͤrſtl. Gnaden Hertz gezielet/ und es iſt nur in
Beltz gangen. Obrigkeiten muͤſſen Hunde haben die ſie zu ihrem Ampt
auffwecken. Wann die Hund nicht bellen/ ſo verſchlaffen ſie ihr Ampt.
Der Obriſte Beutrich iſt einsmals an Pfaltzgraff Caſimirs Hoff ge-
fragt worden/ was das heiſſe/ Potentes potenter punientur: Da hat er
geantwortet/ es heiſt/ wann groſſe Herꝛn kein gut thun/ und ihr Ampt
und Gewiſſen nicht in acht nehmen/ ſo wird ſie der Teuffel holen mit
Leib und Seel. Leſet hiervon ferner Cauſſini diſſert. 42. de regno Dei.

Cap. II.

JN dem andern Capitul ſehe ich unter andern/ daß Weiber offt nicht
wiſſen was ſie bitten. Sie bitten offt umb ein Ding/ das iſt ihnen

ſo nuͤtz
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/57>, abgerufen am 21.11.2024.