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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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bius lasse sich die Zeit nicht lang werden/ ich wil ihm seine Paßquill
von Puncte zu Puncten beantworten/ und hernach die erbare Welt
urtheilen lassen/ welches Geistes Kind er sey. Welche der Geist Got-
tes treibet/ die sind Gottes Kinder. Welche aber der Lügengeist trei-
bet/ die sind deß Teuffels Kinder. Dann der Teuffel ist ein Vater der
Lügen/ Joh. 8. Es were die Antwort längst fertig/ wann ich nicht diese
Reyse zu thun gehabt hätte/ und das hohe Fest für der Thür were. Jch
zweiffele unterdessen nicht/ daß meine hochgeehrte Obrigkeit zu Ham-
burg werde nach ihrer beywohnenden Weißheit und weitberühmten
Dexterität/ den Verkauffern und spargenten dieser Paßquill begeg-
nen/ wie es die Reichs Abschied und die Gesetz der löblichen Stadt
Hamburg erfordern. Einer der eine Paßquill verkaufft/ über Land
schickt und unter die Leute bringt/ ist eben so wol ein Ubelthäter/ als
der jenige der sie gemacht hat. Gehab dich wol hochgeehrter Leser/ und
halte mir diesen Justissimum animi moerorem zu gut/ Geschrie-
ben in Wolffenbüttel am 14. Decembris Anno 1658.

J. B. Schuppius, D.


ES ware eben ein schöner Tag/ als Apollo im Parnasso sei-
nen Namens-Tag cel ebrirte. Alle Musae im Parnasso gra-
tulirten
ihm. Es wurden ihm unterschiedene Geschenck prae-
sentirt. Ceres
brachte Frücht. Pomona brachte Obs. Vulcanus
kam mit seinem lahmen Fuß/ und brachte etzliche Pfeiffen Toback.
Bacchus kam und praesentirte zwey Faß/ eins voll Neckerwein/ das
ander voll Klingenberger. Der gantze Parnassus war lustig. Endlich
kam Mercurius. Jederman war begierig etwas neues von ihm zu
hören. Mercurius erzehlte/ wie es in den Nordischen Königreichen
zugehe. Endlich zog er herfür die Paßquill/ welche wider Antenorn
von Nectario Butyrolambio gemacht war/ und verlase sie öffent-
lich. Die Musae schüttelten die Köpff/ und sagten: Wer mag wol der
Esel/ der Nectarius Butyrolambius seyn? Es waren etzliche/ welche
Antenorn sehr wol gewogen waren: die wolten eben auff deß Apol-
linis
Gesundheit trincken. Als sie aber von den Lügen und Verläumb-
dungen hörten welche Butyrolambius auff deß Antenors Person
außgegossen hatte/ sagten sie/ in ein solch Maul gehört keine Butter/
sondern ein solche materi, welche ihren Geruch so wol hat als Bie-

sem/

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bius laſſe ſich die Zeit nicht lang werden/ ich wil ihm ſeine Paßquill
von Puncte zu Puncten beantworten/ und hernach die erbare Welt
urtheilen laſſen/ welches Geiſtes Kind er ſey. Welche der Geiſt Got-
tes treibet/ die ſind Gottes Kinder. Welche aber der Luͤgengeiſt trei-
bet/ die ſind deß Teuffels Kinder. Dann der Teuffel iſt ein Vater der
Luͤgen/ Joh. 8. Es were die Antwort laͤngſt fertig/ wann ich nicht dieſe
Reyſe zu thun gehabt haͤtte/ und das hohe Feſt fuͤr der Thuͤr were. Jch
zweiffele unterdeſſen nicht/ daß meine hochgeehrte Obrigkeit zu Ham-
burg werde nach ihrer beywohnenden Weißheit und weitberuͤhmten
Dexteritaͤt/ den Verkauffern und ſpargenten dieſer Paßquill begeg-
nen/ wie es die Reichs Abſchied und die Geſetz der loͤblichen Stadt
Hamburg erfordern. Einer der eine Paßquill verkaufft/ uͤber Land
ſchickt und unter die Leute bringt/ iſt eben ſo wol ein Ubelthaͤter/ als
der jenige der ſie gemacht hat. Gehab dich wol hochgeehrter Leſer/ und
halte mir dieſen Juſtiſſimum animi mœrorem zu gut/ Geſchrie-
ben in Wolffenbuͤttel am 14. Decembris Anno 1658.

J. B. Schuppius, D.


ES ware eben ein ſchoͤner Tag/ als Apollo im Parnaſſo ſei-
nen Namens-Tag cel ebrirte. Alle Muſæ im Parnaſſo gra-
tulirten
ihm. Es wurden ihm unterſchiedene Geſchenck præ-
ſentirt. Ceres
brachte Fruͤcht. Pomona brachte Obs. Vulcanus
kam mit ſeinem lahmen Fuß/ und brachte etzliche Pfeiffen Toback.
Bacchus kam und præſentirte zwey Faß/ eins voll Neckerwein/ das
ander voll Klingenberger. Der gantze Parnaſſus war luſtig. Endlich
kam Mercurius. Jederman war begierig etwas neues von ihm zu
hoͤren. Mercurius erzehlte/ wie es in den Nordiſchen Koͤnigreichen
zugehe. Endlich zog er herfuͤr die Paßquill/ welche wider Antenorn
von Nectario Butyrolambio gemacht war/ und verlaſe ſie oͤffent-
lich. Die Muſæ ſchuͤttelten die Koͤpff/ und ſagten: Wer mag wol der
Eſel/ der Nectarius Butyrolambius ſeyn? Es waren etzliche/ welche
Antenorn ſehr wol gewogen waren: die wolten eben auff deß Apol-
linis
Geſundheit trincken. Als ſie aber von den Luͤgen und Verlaͤumb-
dungen hoͤrten welche Butyrolambius auff deß Antenors Perſon
außgegoſſen hatte/ ſagten ſie/ in ein ſolch Maul gehoͤrt keine Butter/
ſondern ein ſolche materi, welche ihren Geruch ſo wol hat als Bie-

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[566/0608] RELATION bius laſſe ſich die Zeit nicht lang werden/ ich wil ihm ſeine Paßquill von Puncte zu Puncten beantworten/ und hernach die erbare Welt urtheilen laſſen/ welches Geiſtes Kind er ſey. Welche der Geiſt Got- tes treibet/ die ſind Gottes Kinder. Welche aber der Luͤgengeiſt trei- bet/ die ſind deß Teuffels Kinder. Dann der Teuffel iſt ein Vater der Luͤgen/ Joh. 8. Es were die Antwort laͤngſt fertig/ wann ich nicht dieſe Reyſe zu thun gehabt haͤtte/ und das hohe Feſt fuͤr der Thuͤr were. Jch zweiffele unterdeſſen nicht/ daß meine hochgeehrte Obrigkeit zu Ham- burg werde nach ihrer beywohnenden Weißheit und weitberuͤhmten Dexteritaͤt/ den Verkauffern und ſpargenten dieſer Paßquill begeg- nen/ wie es die Reichs Abſchied und die Geſetz der loͤblichen Stadt Hamburg erfordern. Einer der eine Paßquill verkaufft/ uͤber Land ſchickt und unter die Leute bringt/ iſt eben ſo wol ein Ubelthaͤter/ als der jenige der ſie gemacht hat. Gehab dich wol hochgeehrter Leſer/ und halte mir dieſen Juſtiſſimum animi mœrorem zu gut/ Geſchrie- ben in Wolffenbuͤttel am 14. Decembris Anno 1658. J. B. Schuppius, D. ES ware eben ein ſchoͤner Tag/ als Apollo im Parnaſſo ſei- nen Namens-Tag cel ebrirte. Alle Muſæ im Parnaſſo gra- tulirten ihm. Es wurden ihm unterſchiedene Geſchenck præ- ſentirt. Ceres brachte Fruͤcht. Pomona brachte Obs. Vulcanus kam mit ſeinem lahmen Fuß/ und brachte etzliche Pfeiffen Toback. Bacchus kam und præſentirte zwey Faß/ eins voll Neckerwein/ das ander voll Klingenberger. Der gantze Parnaſſus war luſtig. Endlich kam Mercurius. Jederman war begierig etwas neues von ihm zu hoͤren. Mercurius erzehlte/ wie es in den Nordiſchen Koͤnigreichen zugehe. Endlich zog er herfuͤr die Paßquill/ welche wider Antenorn von Nectario Butyrolambio gemacht war/ und verlaſe ſie oͤffent- lich. Die Muſæ ſchuͤttelten die Koͤpff/ und ſagten: Wer mag wol der Eſel/ der Nectarius Butyrolambius ſeyn? Es waren etzliche/ welche Antenorn ſehr wol gewogen waren: die wolten eben auff deß Apol- linis Geſundheit trincken. Als ſie aber von den Luͤgen und Verlaͤumb- dungen hoͤrten welche Butyrolambius auff deß Antenors Perſon außgegoſſen hatte/ ſagten ſie/ in ein ſolch Maul gehoͤrt keine Butter/ ſondern ein ſolche materi, welche ihren Geruch ſo wol hat als Bie- ſem/

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/608>, abgerufen am 26.06.2024.