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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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lassen werden sich zu Schanden zu machen/ dafür doch kluge ver-
ständige Leute sich auff das beste pflegen zu hüten. Ob ihr nun zwar
mit eurem Verbrechen viel eine grössere Straffe verdienet hättet/ so
wil ich mich doch mit der jenigen begnügen lassen/ die ich euch anjetzo
aufferlegen wil. Jhr solt mit euren eigenen Händen/ ohne Zuthun
einiger Reitter oder Siebs/ auß einem Achtel Korn/ so euch Colu-
mella
mein Factor alsobald zustellen sol/ alle Unsauberkeit außle-
sen/ und mir solche überliefern/ alsdann wil ich euch weitern Befehl
ertheilen/ wessen ihr euch damit zu verhalten. Columella saumte sich
nit/ sondern stellete dem guten Schlucker das Achtel Korn so bald zu/
welches so voller Unreinigkeit war/ daß er eine gute geraume Zeit
damit zubrachte/ biß er es säuberte. Uberlieferte hernach Jhrer Ma-
jestät solches in einem grossen Korb/ darauff Apollo zu ihm sagte/ er
solte diesen außgelesenen Unrath auff den Marck tragen/ und allda
verkauffen/ das Geld/ das er darauß lösete/ solte sein seyn. Dieweil
er aber Apollini darauff zur Antwort gab/ er befürchtete/ daß er
nicht allein zu dieser Wahr keinen Käuffer finden/ sondern daß mit
dergleichen nichtswürdigen Sachen/ auff offenem Marck zu erschei-
nen/ ihm sehr schimpflich seyn werde/ als replicirte Apollo, er solte
solches jemanden verehren/ und sich einen guten Freund damit ma-
chen. Er weigerte sich aber solches auch/ mit vermelden/ daß er nicht
allein mit solcher nichtswertigen Wahr schlechten Danck verdienen
werde/ sondern man würde seiner noch darzu spotten. Da ließ Apollo
seinen gefasten Zorn schwinden/ und sagte zu ihm/ das Böse/ so man
in anderer Leute Sachen finde/ sey keine Wahr für kluge verständige
Leut/ dieweil er weder zu verkauffen noch zu verehren nutzte. Und
also müste er selbst bekennen/ er habe die liebe Zeit sehr übel ange-
legt/ da er sich deß thörichten Wercks unterfangen/ die Rosen in dem
censirten Poetischen Gedicht stehen zu lassen/ und sich an die Dorne
zu halten. Dann was anderer Leute Müh und Arbeit anlange/ sollen
kluge Leute den Bienen nachfolgen/ welche auch von den sauren bit-
tern Blumen guten süssen Honig zu machen pflegen. Und dieweil
unter der Sonnen nichts gefunden werde/ welches in allen Stücken
vollkommen und ohne Mangel sey/ als würde man gar leichtlich
auch in den Schrifften Homeri, Livii, Virgilii, Taciti, Hippo-
eratis,
denen es doch in Ewigkeit keiner gleich thun werde/ wann
man sie gar genau durchbeuteln wolte/ noch etwas Kleyen übrig
finden. Er contentirte sich damit/ wann die Schrifften seiner Tu-
gendhafften nur für Kauffmanns-Wahren passiret würden. Dann
vernünfftige bescheidene Leut/ deckten die Fehler und Jrrthumb gelehr-
ter Leut zu. Narren aber rieffen dieselbige allenthalben auß. Wie dann die

jemge

RELATION
laſſen werden ſich zu Schanden zu machen/ dafuͤr doch kluge ver-
ſtaͤndige Leute ſich auff das beſte pflegen zu huͤten. Ob ihr nun zwar
mit eurem Verbrechen viel eine groͤſſere Straffe verdienet haͤttet/ ſo
wil ich mich doch mit der jenigen begnuͤgen laſſen/ die ich euch anjetzo
aufferlegen wil. Jhr ſolt mit euren eigenen Haͤnden/ ohne Zuthun
einiger Reitter oder Siebs/ auß einem Achtel Korn/ ſo euch Colu-
mella
mein Factor alſobald zuſtellen ſol/ alle Unſauberkeit außle-
ſen/ und mir ſolche uͤberliefern/ alsdann wil ich euch weitern Befehl
ertheilen/ weſſen ihr euch damit zu verhalten. Columella ſaumte ſich
nit/ ſondern ſtellete dem guten Schlucker das Achtel Korn ſo bald zu/
welches ſo voller Unreinigkeit war/ daß er eine gute geraume Zeit
damit zubrachte/ biß er es ſaͤuberte. Uberlieferte hernach Jhrer Ma-
jeſtaͤt ſolches in einem groſſen Korb/ darauff Apollo zu ihm ſagte/ er
ſolte dieſen außgeleſenen Unrath auff den Marck tragen/ und allda
verkauffen/ das Geld/ das er darauß loͤſete/ ſolte ſein ſeyn. Dieweil
er aber Apollini darauff zur Antwort gab/ er befuͤrchtete/ daß er
nicht allein zu dieſer Wahr keinen Kaͤuffer finden/ ſondern daß mit
dergleichen nichtswuͤrdigen Sachen/ auff offenem Marck zu erſchei-
nen/ ihm ſehr ſchimpflich ſeyn werde/ als replicirte Apollo, er ſolte
ſolches jemanden verehren/ und ſich einen guten Freund damit ma-
chen. Er weigerte ſich aber ſolches auch/ mit vermelden/ daß er nicht
allein mit ſolcher nichtswertigen Wahr ſchlechten Danck verdienen
werde/ ſondern man wuͤrde ſeiner noch darzu ſpotten. Da ließ Apollo
ſeinen gefaſten Zorn ſchwinden/ und ſagte zu ihm/ das Boͤſe/ ſo man
in anderer Leute Sachen finde/ ſey keine Wahr fuͤr kluge verſtaͤndige
Leut/ dieweil er weder zu verkauffen noch zu verehren nutzte. Und
alſo muͤſte er ſelbſt bekennen/ er habe die liebe Zeit ſehr uͤbel ange-
legt/ da er ſich deß thoͤrichten Wercks unterfangen/ die Roſen in dem
cenſirten Poetiſchen Gedicht ſtehen zu laſſen/ und ſich an die Dorne
zu halten. Dann was anderer Leute Muͤh und Arbeit anlange/ ſollen
kluge Leute den Bienen nachfolgen/ welche auch von den ſauren bit-
tern Blumen guten ſuͤſſen Honig zu machen pflegen. Und dieweil
unter der Sonnen nichts gefunden werde/ welches in allen Stuͤcken
vollkommen und ohne Mangel ſey/ als wuͤrde man gar leichtlich
auch in den Schrifften Homeri, Livii, Virgilii, Taciti, Hippo-
eratis,
denen es doch in Ewigkeit keiner gleich thun werde/ wann
man ſie gar genau durchbeuteln wolte/ noch etwas Kleyen uͤbrig
finden. Er contentirte ſich damit/ wann die Schrifften ſeiner Tu-
gendhafften nur fuͤr Kauffmanns-Wahren paſſiret wuͤrden. Dann
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[568/0610] RELATION laſſen werden ſich zu Schanden zu machen/ dafuͤr doch kluge ver- ſtaͤndige Leute ſich auff das beſte pflegen zu huͤten. Ob ihr nun zwar mit eurem Verbrechen viel eine groͤſſere Straffe verdienet haͤttet/ ſo wil ich mich doch mit der jenigen begnuͤgen laſſen/ die ich euch anjetzo aufferlegen wil. Jhr ſolt mit euren eigenen Haͤnden/ ohne Zuthun einiger Reitter oder Siebs/ auß einem Achtel Korn/ ſo euch Colu- mella mein Factor alſobald zuſtellen ſol/ alle Unſauberkeit außle- ſen/ und mir ſolche uͤberliefern/ alsdann wil ich euch weitern Befehl ertheilen/ weſſen ihr euch damit zu verhalten. Columella ſaumte ſich nit/ ſondern ſtellete dem guten Schlucker das Achtel Korn ſo bald zu/ welches ſo voller Unreinigkeit war/ daß er eine gute geraume Zeit damit zubrachte/ biß er es ſaͤuberte. Uberlieferte hernach Jhrer Ma- jeſtaͤt ſolches in einem groſſen Korb/ darauff Apollo zu ihm ſagte/ er ſolte dieſen außgeleſenen Unrath auff den Marck tragen/ und allda verkauffen/ das Geld/ das er darauß loͤſete/ ſolte ſein ſeyn. Dieweil er aber Apollini darauff zur Antwort gab/ er befuͤrchtete/ daß er nicht allein zu dieſer Wahr keinen Kaͤuffer finden/ ſondern daß mit dergleichen nichtswuͤrdigen Sachen/ auff offenem Marck zu erſchei- nen/ ihm ſehr ſchimpflich ſeyn werde/ als replicirte Apollo, er ſolte ſolches jemanden verehren/ und ſich einen guten Freund damit ma- chen. Er weigerte ſich aber ſolches auch/ mit vermelden/ daß er nicht allein mit ſolcher nichtswertigen Wahr ſchlechten Danck verdienen werde/ ſondern man wuͤrde ſeiner noch darzu ſpotten. Da ließ Apollo ſeinen gefaſten Zorn ſchwinden/ und ſagte zu ihm/ das Boͤſe/ ſo man in anderer Leute Sachen finde/ ſey keine Wahr fuͤr kluge verſtaͤndige Leut/ dieweil er weder zu verkauffen noch zu verehren nutzte. Und alſo muͤſte er ſelbſt bekennen/ er habe die liebe Zeit ſehr uͤbel ange- legt/ da er ſich deß thoͤrichten Wercks unterfangen/ die Roſen in dem cenſirten Poetiſchen Gedicht ſtehen zu laſſen/ und ſich an die Dorne zu halten. Dann was anderer Leute Muͤh und Arbeit anlange/ ſollen kluge Leute den Bienen nachfolgen/ welche auch von den ſauren bit- tern Blumen guten ſuͤſſen Honig zu machen pflegen. Und dieweil unter der Sonnen nichts gefunden werde/ welches in allen Stuͤcken vollkommen und ohne Mangel ſey/ als wuͤrde man gar leichtlich auch in den Schrifften Homeri, Livii, Virgilii, Taciti, Hippo- eratis, denen es doch in Ewigkeit keiner gleich thun werde/ wann man ſie gar genau durchbeuteln wolte/ noch etwas Kleyen uͤbrig finden. Er contentirte ſich damit/ wann die Schrifften ſeiner Tu- gendhafften nur fuͤr Kauffmanns-Wahren paſſiret wuͤrden. Dann vernuͤnfftige beſcheidene Leut/ deckten die Fehler uñ Jrrthumb gelehr- ter Leut zu. Narren aber rieffen dieſelbige allenthalbẽ auß. Wie dañ die jemge

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/610>, abgerufen am 22.11.2024.