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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Calender.

Er werde aber nicht betrachten/ daß der Mertz eilff Brüder hab/
welche den Schülern und dem Todtengräber auch ihr Brod gönnen.
Am ersten April werde man einen Narren dörffen schicken wohin
man wil. Es werden sich in diesem Monat viel Feuchtigkeiten erre-
gen/ sonderlich wann es viel regnen werde. Auch werde es in diesem
Monat nicht gut seyn/ Apffel- und Birnbäume zu schütteln. Dann
es möchte einer von den Bäumen fallen/ und einen Arm oder Bein
zerbrechen/ und doch keine Aepffel bekommen. Was hülffe ihn dann
das schütteln? Jm Majo werde mancher bey guter Compagnie
wollen im grünen lustig seyn. Aber es werde ihm am Gelde mangeln.
Wann aber einer in den Rathskeller zu Lübeck oder Hamburg kom-
men werde/ und werde 1. Rthl. und 8. Lübisch Schillinge haben/ wer-
de er ein Stübichen Reinischen Wein bekommen können/ auß dem
Faß/ darauß Bürgermeister und Rathsherren trincken. Jm Jumo
werde es gut seyn Geld einzunehmen/ aber böß und gefährlich mit
wilden Schweinen und Bären zu ringen. Jm Julio werde nichts
hitziger seyn als das Feuer/ und wann die Bauren ihre stroherne Hüte
in diesem Monat zunahe an das Feuer legen werden/ dürfften sie
leichtlich verbrennen. Es werde auch in diesem Monat das löbliche
Frauenzimmer einen grossen Streit mit den Flöhen haben. Aber das
Frauenzimmer werde doch das Feld behalten. Darumb mögen sich
die ehrbaren Flöhe fürsehen/ damit es ihnen nicht gehe wie den Rö-
mern/ welche Hannibal bey Cannas erschluge. Dann wann das
Frauenzimmer einmal erhitzt/ und in Harnisch gejagt wird/ so ist kei-
ne Gnade/ keine Barmhertzigkeit/ kein Quartier bey ihnen zu erlan-
gen. Sondern es gehet nach der Finnländischen Soldaten Sprich-
wort/ welche/ wann sie in einer Schlacht sind/ ruffen: Hacke pel:
schlage todt.
Jm Augusto werden die Katzen gern Fische essen/
aber nicht gern fangen. Denn sie wollen die Füß nicht gern naß ma-
chen. Es sey auch in diesem Monat gut/ alte böse Häuser zu verbes-
sern/ ehe dann der Winter kömmt/ bevorab weil die Handwercksleu-
te im Winter gern trincken/ und bald Feyerabend machen wollen.
Jm September werden die grossen Herren anfangen zu jagen/
und offtmal wenig fangen. Und der sich umb Sie am besten verdienet
gemacht hat/ dem werden sie das wenigste Wildprät schicken. Umb
eben diese Zeit werde sich allgemach zu Hamburg ein groß Sterben
erheben/ also/ daß nicht leichtlich ein Hauß werde seyn/ darinnen nicht
werde ein solch Sterben seyn/ daß mancher/ der vor zwo oder
drey Stunden frisch und gesund auff dem Pferdmarckt gestanden/
plötzlich dahin fallen und sterben werde. Man werde auch umb diese
Zeit keine gebratene Tauben sehen fliegen. Aber man werde doch man-
che gebratene Gans sehen. Jm October werde der Wein gesünder

seyn
Calender.

Er werde aber nicht betrachten/ daß der Mertz eilff Bruͤder hab/
welche den Schuͤlern und dem Todtengraͤber auch ihr Brod goͤnnen.
Am erſten April werde man einen Narren doͤrffen ſchicken wohin
man wil. Es werden ſich in dieſem Monat viel Feuchtigkeiten erre-
gen/ ſonderlich wann es viel regnen werde. Auch werde es in dieſem
Monat nicht gut ſeyn/ Apffel- und Birnbaͤume zu ſchuͤtteln. Dann
es moͤchte einer von den Baͤumen fallen/ und einen Arm oder Bein
zerbrechen/ und doch keine Aepffel bekommen. Was huͤlffe ihn dann
das ſchuͤtteln? Jm Majo werde mancher bey guter Compagnie
wollen im gruͤnen luſtig ſeyn. Aber es werde ihm am Gelde mangeln.
Wann aber einer in den Rathskeller zu Luͤbeck oder Hamburg kom-
men werde/ und werde 1. Rthl. und 8. Luͤbiſch Schillinge haben/ wer-
de er ein Stuͤbichen Reiniſchen Wein bekommen koͤnnen/ auß dem
Faß/ darauß Buͤrgermeiſter und Rathsherren trincken. Jm Jumo
werde es gut ſeyn Geld einzunehmen/ aber boͤß und gefaͤhrlich mit
wilden Schweinen und Baͤren zu ringen. Jm Julio werde nichts
hitziger ſeyn als das Feuer/ und wann die Bauren ihre ſtroherne Huͤte
in dieſem Monat zunahe an das Feuer legen werden/ duͤrfften ſie
leichtlich verbrennen. Es werde auch in dieſem Monat das loͤbliche
Frauenzimmer einen groſſen Streit mit den Floͤhen haben. Aber das
Frauenzimmer werde doch das Feld behalten. Darumb moͤgen ſich
die ehrbaren Floͤhe fuͤrſehen/ damit es ihnen nicht gehe wie den Roͤ-
mern/ welche Hannibal bey Cannas erſchluge. Dann wann das
Frauenzimmer einmal erhitzt/ und in Harniſch gejagt wird/ ſo iſt kei-
ne Gnade/ keine Barmhertzigkeit/ kein Quartier bey ihnen zu erlan-
gen. Sondern es gehet nach der Finnlaͤndiſchen Soldaten Sprich-
wort/ welche/ wann ſie in einer Schlacht ſind/ ruffen: Hacke pel:
ſchlage todt.
Jm Auguſto werden die Katzen gern Fiſche eſſen/
aber nicht gern fangen. Denn ſie wollen die Fuͤß nicht gern naß ma-
chen. Es ſey auch in dieſem Monat gut/ alte boͤſe Haͤuſer zu verbeſ-
ſern/ ehe dann der Winter koͤmmt/ bevorab weil die Handwercksleu-
te im Winter gern trincken/ und bald Feyerabend machen wollen.
Jm September werden die groſſen Herren anfangen zu jagen/
und offtmal wenig fangen. Und der ſich umb Sie am beſten verdienet
gemacht hat/ dem werden ſie das wenigſte Wildpraͤt ſchicken. Umb
eben dieſe Zeit werde ſich allgemach zu Hamburg ein groß Sterben
eꝛheben/ alſo/ daß nicht leichtlich ein Hauß werde ſeyn/ darinnen nicht
werde ein ſolch Sterben ſeyn/ daß mancher/ der vor zwo oder
drey Stunden friſch und geſund auff dem Pferdmarckt geſtanden/
ploͤtzlich dahin fallen und ſterben werde. Man werde auch umb dieſe
Zeit keine gebratene Tauben ſehen fliegen. Aber man werde doch man-
che gebratene Gans ſehen. Jm October werde der Wein geſuͤnder

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/618>, abgerufen am 26.06.2024.