Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Calender. gewesen/ und die erste principia in diesen Dingen von mir hat/ solleme insalutato in diesem Stück dem Christian Klein gratificiret, und seine Sichel in eine frembde Erndte geschlagen haben? Wie solt ich darzu kommen/ daß ich seines seel umb die Christenheit wolver- dienten Vaters scripta augiren, revidiren, und also das Magnifi- cat verbessern solte/ wie Johann Balhorn der Buchtrucker zu Soost in Westphalen/ welcher das ABC Buch vermehrt und verbessert herauß gehen ließ? Jch werde noch ein wenig umb dieser Sache hal- ben sprechen. Unterdessen weist du wie curios ich gewesen sey/ daß du in diesen und dergleichen Dingen recht mögest angeführet werden/ damit ich nun deinethalben nicht zu einem Lügner werde/ so sage dem Butyrolambio, wann ein einiges gutes Haar an ihm sey/ wann er ei- nen ehrlichen Christlichen Blutstropffen in seinem Leibe habe/ so sol er sich bey seinem rechten Namen nennen/ so wollest du ihm fünfftzig Meilen zu gefallen ziehen/ und ihm antworten/ wann er zu dir sagen würde: Heic Rhodus, heic Salta. Zum siebenden sagt er/ ich stehe meinem Hause nicht wol für/ darumb könne ich auch mei- ner Gemeine nicht wo! fürstehen. Dann wer seinem Hause nicht wol fürstehe/ der könne auch die Gemeine Gottes nicht versorgen. Das sey eine Regul welche ich nicht werde umbstossen können. Jch sehe daß dieser Mückenseyger in der opinion sey/ wer nicht eigennützig sey/ der könne auch eines andern Nutzen nicht suchen. Aber Paulus sagt Phil. 2. ein leglicher sehe nicht auff das seine/ sondern auff das deß andern ist. Und rühmt deßwegen seinen Timotheum/ Phil. 2. v. 20. 21. 22. daß er dergleichen thue. Es sind offt ingenia im geistlichen und weltlichen Stand/ welche mehr das Publicum beobachten/ als ihr Privat Wesen. Allein Gott läst es ihren Nachkommen nicht unvergolten. Lese hier das eilffte Capitel Syrachs/ welches er beschleust mit diesen nachdencklichen Worten: Was einer für ein Mann gewesen seye/ das findet sich an sernen Nachkommen. David sagt Psal. 37. von einem ehrlichen Mann: Er ist allezeit barmhertzig und leihet gern/ und sein SAME wird gesegnet seyn. Jch frage diesen Mückenseyger/ was das heisse/ seinem Hause wol fürstehen? Heist das viel tausend Marck Lübisch zusammen scharren/ und Rente auff Rente legen? Nein. Dann so were Lutherus ein schlechter Theologus gewesen/ der keine Capitalia auff Rente gelegt hat/ sondern hat unterweilens etwas von dem Geld das seiner Cäthen/ welche eine adeliche Dame gewesen ist/ ins Kindbett ist verehret worden/ genommen/ und hat es einem armen Priester oder armen Witbe geben. Wo stehen die Ca- pitalia, welche Paulus auff Rente gethan hab? Jch halte davor/ das das heisse seinem Hause wol vorgestanden/ wann einer die Seini-
Calender. geweſen/ und die erſte principia in dieſen Dingen von mir hat/ ſolleme inſalutato in dieſem Stuͤck dem Chriſtian Klein gratificiret, und ſeine Sichel in eine frembde Erndte geſchlagen haben? Wie ſolt ich darzu kommen/ daß ich ſeines ſeel umb die Chriſtenheit wolver- dienten Vaters ſcripta augiren, revidiren, und alſo das Magnifi- cat verbeſſern ſolte/ wie Johann Balhorn der Buchtrucker zu Sooſt in Weſtphalen/ welcher das ABC Buch vermehrt und verbeſſert herauß gehen ließ? Jch werde noch ein wenig umb dieſer Sache hal- ben ſprechen. Unterdeſſen weiſt du wie curios ich geweſen ſey/ daß du in dieſen und dergleichen Dingen recht moͤgeſt angefuͤhret werden/ damit ich nun deinethalben nicht zu einem Luͤgner werde/ ſo ſage dem Butyrolambio, wann ein einiges gutes Haar an ihm ſey/ wann er ei- nen ehrlichen Chriſtlichen Blutstropffen in ſeinem Leibe habe/ ſo ſol er ſich bey ſeinem rechten Namen nennen/ ſo wolleſt du ihm fuͤnfftzig Meilen zu gefallen ziehen/ und ihm antworten/ wann er zu dir ſagen wuͤrde: Hîc Rhodus, hîc Salta. Zum ſiebenden ſagt er/ ich ſtehe meinem Hauſe nicht wol fuͤr/ darumb koͤnne ich auch mei- ner Gemeine nicht wo! fuͤrſtehen. Dann wer ſeinem Hauſe nicht wol fuͤrſtehe/ der koͤnne auch die Gemeine Gottes nicht verſorgen. Das ſey eine Regul welche ich nicht werde umbſtoſſen koͤnnen. Jch ſehe daß dieſer Muͤckenſeyger in der opinion ſey/ wer nicht eigennuͤtzig ſey/ der koͤnne auch eines andern Nutzen nicht ſuchen. Aber Paulus ſagt Phil. 2. ein leglicher ſehe nicht auff das ſeine/ ſondern auff das deß andern iſt. Und ruͤhmt deßwegen ſeinen Timotheum/ Phil. 2. v. 20. 21. 22. daß er dergleichen thue. Es ſind offt ingenia im geiſtlichen und weltlichen Stand/ welche mehr das Publicum beobachten/ als ihr Privat Weſen. Allein Gott laͤſt es ihren Nachkommen nicht unvergolten. Leſe hier das eilffte Capitel Syrachs/ welches er beſchleuſt mit dieſen nachdencklichen Worten: Was einer fuͤr ein Mann geweſen ſeye/ das findet ſich an ſernen Nachkommen. David ſagt Pſal. 37. von einem ehrlichen Mann: Er iſt allezeit barmhertzig und leihet gern/ und ſein SAME wird geſegnet ſeyn. Jch frage dieſen Muͤckenſeyger/ was das heiſſe/ ſeinem Hauſe wol fuͤrſtehen? Heiſt das viel tauſend Marck Luͤbiſch zuſammen ſcharren/ und Rente auff Rente legen? Nein. Dann ſo were Lutherus ein ſchlechter Theologus geweſen/ der keine Capitalia auff Rente gelegt hat/ ſondern hat unterweilens etwas von dem Geld das ſeiner Caͤthen/ welche eine adeliche Dame geweſen iſt/ ins Kindbett iſt verehret worden/ genommen/ und hat es einem armen Prieſter oder armen Witbe geben. Wo ſtehen die Ca- pitalia, welche Paulus auff Rente gethan hab? Jch halte davor/ das das heiſſe ſeinem Hauſe wol vorgeſtanden/ wann einer die Seini-
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dienten Vaters ſcripta augiren, revidiren, und alſo das Magnifi-
cat verbeſſern ſolte/ wie Johann Balhorn der Buchtrucker zu Sooſt
in Weſtphalen/ welcher das ABC Buch vermehrt und verbeſſert
herauß gehen ließ? Jch werde noch ein wenig umb dieſer Sache hal-
ben ſprechen. Unterdeſſen weiſt du wie curios ich geweſen ſey/ daß du
in dieſen und dergleichen Dingen recht moͤgeſt angefuͤhret werden/
damit ich nun deinethalben nicht zu einem Luͤgner werde/ ſo ſage dem
Butyrolambio, wann ein einiges gutes Haar an ihm ſey/ wann er ei-
nen ehrlichen Chriſtlichen Blutstropffen in ſeinem Leibe habe/ ſo ſol
er ſich bey ſeinem rechten Namen nennen/ ſo wolleſt du ihm fuͤnfftzig
Meilen zu gefallen ziehen/ und ihm antworten/ wann er zu dir ſagen
wuͤrde: Hîc Rhodus, hîc Salta. Zum ſiebenden ſagt er/ ich ſtehe
meinem Hauſe nicht wol fuͤr/ darumb koͤnne ich auch mei-
ner Gemeine nicht wo! fuͤrſtehen. Dann wer ſeinem
Hauſe nicht wol fuͤrſtehe/ der koͤnne auch die Gemeine
Gottes nicht verſorgen. Das ſey eine Regul welche ich nicht
werde umbſtoſſen koͤnnen. Jch ſehe daß dieſer Muͤckenſeyger in der
opinion ſey/ wer nicht eigennuͤtzig ſey/ der koͤnne auch eines andern
Nutzen nicht ſuchen. Aber Paulus ſagt Phil. 2. ein leglicher ſehe nicht
auff das ſeine/ ſondern auff das deß andern iſt. Und ruͤhmt deßwegen
ſeinen Timotheum/ Phil. 2. v. 20. 21. 22. daß er dergleichen thue. Es
ſind offt ingenia im geiſtlichen und weltlichen Stand/ welche mehr
das Publicum beobachten/ als ihr Privat Weſen. Allein Gott laͤſt
es ihren Nachkommen nicht unvergolten. Leſe hier das eilffte Capitel
Syrachs/ welches er beſchleuſt mit dieſen nachdencklichen Worten:
Was einer fuͤr ein Mann geweſen ſeye/ das findet ſich an
ſernen Nachkommen. David ſagt Pſal. 37. von einem ehrlichen
Mann: Er iſt allezeit barmhertzig und leihet gern/ und ſein
SAME wird geſegnet ſeyn. Jch frage dieſen Muͤckenſeyger/ was
das heiſſe/ ſeinem Hauſe wol fuͤrſtehen? Heiſt das viel tauſend
Marck Luͤbiſch zuſammen ſcharren/ und Rente auff Rente legen?
Nein. Dann ſo were Lutherus ein ſchlechter Theologus geweſen/
der keine Capitalia auff Rente gelegt hat/ ſondern hat unterweilens
etwas von dem Geld das ſeiner Caͤthen/ welche eine adeliche Dame
geweſen iſt/ ins Kindbett iſt verehret worden/ genommen/ und hat es
einem armen Prieſter oder armen Witbe geben. Wo ſtehen die Ca-
pitalia, welche Paulus auff Rente gethan hab? Jch halte davor/ das
das heiſſe ſeinem Hauſe wol vorgeſtanden/ wann einer die
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