Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Calender. Seinigen zur Gottesfurcht vermahnet/ seine Kinder in der Furchtdeß HErrn aufferziehet/ zu allerhand Christlichen Tugenden/ Kün- sten und Wissenschafften antreibet/ daß sie Gott und dem Nechsten dienen können. Ob ich das gethan habe/ ist Gott und dir bekant. Jch habe das meine höchste Sorge seyn lassen/ daß du erstlich Gott fürchtest/ und zum andern einen Thesaurum scientiarum samlen/ und die erste fundamenta recht wol legen mögest. Dann wer im An- fang versäumet wird/ und keine rechte fundamenta legt/ der ist über die helffte verdorben. Vitium primae concoctionis non corrigi- tur in secunda. Jch vermeyne/ ich habe dir mit dieser Sorgfalt besser vorgestanden/ als wann ich dir viel tausend hätte auff Rente gelegt. Wie ich meiner Gemeine vorgestanden habe/ davon wil ich keine Pralerey machen. Es wird sich am Jüngsten Tage außweisen. Un- terdessen kommen gleichwol noch Leute auß andern Kirchspielen/ vom Kehrweder/ von dem Altenauer Thor/ und von andern eussersten Or- ten der grossen Stadt Hamburg/ nach S. Jacob: Der Klingelbeutel oder Gottskaste nimbt deß Jahrs etliche tausend Marck Lübisch mehr ein/ als vor meiner Ankunfft geschehen: Wie viel tausend die Kirche seithero ich hier gewesen bin/ für Stüle eingenommen habe/ ist den Herrn Leichnams- und Kirchgeschwornen wol bekant. Welches ich nicht auß Pralerey sage/ sondern zu meiner Verantwortung/ weil dieser Butyrolambius sagt: Jch stehe meiner Gemeine nicht wol für/ und habe meine Zusage/ so ich bey meiner intro- duction für dem Altar gethan/ gehalten/ wie der Hund die Fasten. Es kombt gleichwol auff mich an. Was das seye/ wann die Kirche so voll Volck ist/ das hab ich erfahren müssen. Es wohnet ein Mann nicht zwantzig Schritt von S. Jacobs Kirchen/ der weiß/ was ich für einen Schaden auff der Cantzel bekommen habe. Den kan mir die Kirche zu S. Jacob mit keinem Gelde bezahlen. Und wie mancher reicher in Sammet und Seiden gekleideter Mann/ ist auß andern Kirchspielen nach S. Jacob kommen/ der mir sein Lebtag nicht einen Sechsling geben? Gleichwol muß ich solche schnöde Wort hö- ren! Patientia Zum Achten macht er sonsten ein Hauffen Saalba- dereyen/ welche fast nicht werth sind/ daß man sie refutire. Jch wil sie aber gleichwol beantworten in einem absonderlichen Tractätlein. Un- ter andern sagt er/ daß ich nicht so gelahrt seye/ und nicht so viel wisse als andere Theologi, welche hiebevor zu Hamburg gelebt haben/ und noch leben. Allein das weiß ich selbst wol. Jch diene aber der Stadt Hamburg nicht für einen General Superintendenten, son- dern für einen Pastorn der Kirchen zu S. Jacob. Dazu bin ich Manns genug. Und Butyrolambi, du Mückenseyger/ du must gleich- wol auch nicht weit her seyn. Jch sehe daß du die Stadt Hamburg nennest
Calender. Seinigen zur Gottesfurcht vermahnet/ ſeine Kinder in der Furchtdeß HErꝛn aufferziehet/ zu allerhand Chriſtlichen Tugenden/ Kuͤn- ſten und Wiſſenſchafften antreibet/ daß ſie Gott und dem Nechſten dienen koͤnnen. Ob ich das gethan habe/ iſt Gott und dir bekant. Jch habe das meine hoͤchſte Sorge ſeyn laſſen/ daß du erſtlich Gott fuͤrchteſt/ und zum andern einen Theſaurum ſcientiarum ſamlen/ und die erſte fundamenta recht wol legen moͤgeſt. Dann wer im An- fang verſaͤumet wird/ und keine rechte fundamenta legt/ der iſt uͤber die helffte verdorben. Vitium primæ concoctionis non corrígi- tur in ſecunda. Jch vermeyne/ ich habe dir mit dieſer Sorgfalt beſſer vorgeſtanden/ als wann ich dir viel tauſend haͤtte auff Rente gelegt. Wie ich meiner Gemeine vorgeſtanden habe/ davon wil ich keine Pralerey machen. Es wird ſich am Juͤngſten Tage außweiſen. Un- terdeſſen kommen gleichwol noch Leute auß andern Kirchſpielen/ vom Kehrweder/ von dem Altenauer Thor/ und von andern euſſerſten Or- ten der groſſen Stadt Hamburg/ nach S. Jacob: Der Klingelbeutel oder Gottskaſte nimbt deß Jahrs etliche tauſend Marck Luͤbiſch mehr ein/ als vor meiner Ankunfft geſchehen: Wie viel tauſend die Kirche ſeithero ich hier geweſen bin/ fuͤr Stuͤle eingenommen habe/ iſt den Herꝛn Leichnams- und Kirchgeſchwornen wol bekant. Welches ich nicht auß Pralerey ſage/ ſondern zu meiner Verantwortung/ weil dieſer Butyrolambius ſagt: Jch ſtehe meiner Gemeine nicht wol fuͤr/ und habe meine Zuſage/ ſo ich bey meiner intro- duction fuͤr dem Altar gethan/ gehalten/ wie der Hund die Faſten. Es kombt gleichwol auff mich an. Was das ſeye/ wann die Kirche ſo voll Volck iſt/ das hab ich erfahren muͤſſen. Es wohnet ein Mann nicht zwantzig Schritt von S. Jacobs Kirchen/ der weiß/ was ich fuͤr einen Schaden auff der Cantzel bekommen habe. Den kan mir die Kirche zu S. Jacob mit keinem Gelde bezahlen. Und wie mancher reicher in Sammet und Seiden gekleideter Mann/ iſt auß andern Kirchſpielen nach S. Jacob kommen/ der mir ſein Lebtag nicht einen Sechsling geben? Gleichwol muß ich ſolche ſchnoͤde Wort hoͤ- ren! Patientia Zum Achten macht er ſonſten ein Hauffen Saalba- dereyen/ welche faſt nicht werth ſind/ daß man ſie refutire. Jch wil ſie aber gleichwol beantworten in einem abſonderlichen Tractaͤtlein. Un- ter andern ſagt er/ daß ich nicht ſo gelahrt ſeye/ und nicht ſo viel wiſſe als andere Theologi, welche hiebevor zu Hamburg gelebt haben/ und noch leben. Allein das weiß ich ſelbſt wol. Jch diene aber der Stadt Hamburg nicht fuͤr einen General Superintendenten, ſon- dern fuͤr einen Paſtorn der Kirchen zu S. Jacob. Dazu bin ich Manns genug. Und Butyrolambi, du Muͤckenſeyger/ du muſt gleich- wol auch nicht weit her ſeyn. Jch ſehe daß du die Stadt Hamburg nenneſt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0631" n="589"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Calender.</hi></fw><lb/> Seinigen zur Gottesfurcht vermahnet/ ſeine Kinder in der Furcht<lb/> deß HErꝛn aufferziehet/ zu allerhand Chriſtlichen Tugenden/ Kuͤn-<lb/> ſten und Wiſſenſchafften antreibet/ daß ſie Gott und dem Nechſten<lb/> dienen koͤnnen. Ob ich das gethan habe/ iſt Gott und dir bekant. Jch<lb/> habe das meine hoͤchſte Sorge ſeyn laſſen/ daß du erſtlich Gott<lb/> fuͤrchteſt/ und zum andern einen <hi rendition="#aq">Theſaurum ſcientiarum</hi> ſamlen/<lb/> und die erſte <hi rendition="#aq">fundamenta</hi> recht wol legen moͤgeſt. Dann wer im An-<lb/> fang verſaͤumet wird/ und keine rechte <hi rendition="#aq">fundamenta</hi> legt/ der iſt uͤber<lb/> die helffte verdorben. <hi rendition="#aq">Vitium primæ concoctionis non corrígi-<lb/> tur in ſecunda.</hi> Jch vermeyne/ ich habe dir mit dieſer Sorgfalt beſſer<lb/> vorgeſtanden/ als wann ich dir viel tauſend haͤtte auff Rente gelegt.<lb/> Wie ich meiner Gemeine vorgeſtanden habe/ davon wil ich keine<lb/> Pralerey machen. Es wird ſich am Juͤngſten Tage außweiſen. Un-<lb/> terdeſſen kommen gleichwol noch Leute auß andern Kirchſpielen/ vom<lb/> Kehrweder/ von dem Altenauer Thor/ und von andern euſſerſten Or-<lb/> ten der groſſen Stadt Hamburg/ nach S. Jacob: Der Klingelbeutel<lb/> oder Gottskaſte nimbt deß Jahrs etliche tauſend Marck Luͤbiſch mehr<lb/> ein/ als vor meiner Ankunfft geſchehen: Wie viel tauſend die Kirche<lb/> ſeithero ich hier geweſen bin/ fuͤr Stuͤle eingenommen habe/ iſt den<lb/> Herꝛn Leichnams- und Kirchgeſchwornen wol bekant. Welches ich<lb/> nicht auß Pralerey ſage/ ſondern zu meiner Verantwortung/ weil<lb/> dieſer <hi rendition="#aq">Butyrolambius</hi> ſagt: <hi rendition="#fr">Jch ſtehe meiner Gemeine nicht<lb/> wol fuͤr/ und habe meine Zuſage/ ſo ich bey meiner</hi> <hi rendition="#aq">intro-<lb/> duction</hi> <hi rendition="#fr">fuͤr dem Altar gethan/ gehalten/ wie der Hund<lb/> die Faſten.</hi> Es kombt gleichwol auff mich an. Was das ſeye/ wann<lb/> die Kirche ſo voll Volck iſt/ das hab ich erfahren muͤſſen. Es wohnet<lb/> ein Mann nicht zwantzig Schritt von S. Jacobs Kirchen/ der weiß/<lb/> was ich fuͤr einen Schaden auff der Cantzel bekommen habe. Den kan<lb/> mir die Kirche zu S. Jacob mit keinem Gelde bezahlen. Und wie<lb/> mancher reicher in Sammet und Seiden gekleideter Mann/ iſt auß<lb/> andern Kirchſpielen nach S. Jacob kommen/ der mir ſein Lebtag nicht<lb/> einen Sechsling geben? Gleichwol muß ich ſolche ſchnoͤde Wort hoͤ-<lb/> ren! <hi rendition="#aq">Patientia</hi> Zum Achten macht er ſonſten ein Hauffen Saalba-<lb/> dereyen/ welche faſt nicht werth ſind/ daß man ſie <hi rendition="#aq">refutire.</hi> Jch wil ſie<lb/> aber gleichwol beantworten in einem abſonderlichen Tractaͤtlein. Un-<lb/> ter andern ſagt er/ daß ich nicht ſo gelahrt ſeye/ und nicht ſo viel wiſſe<lb/> als andere <hi rendition="#aq">Theologi,</hi> welche hiebevor zu Hamburg gelebt haben/<lb/> und noch leben. Allein das weiß ich ſelbſt wol. Jch diene aber der<lb/> Stadt Hamburg nicht fuͤr einen <hi rendition="#aq">General Superintendenten,</hi> ſon-<lb/> dern fuͤr einen <hi rendition="#aq">Paſtorn</hi> der Kirchen zu S. Jacob. Dazu bin ich<lb/> Manns genug. Und <hi rendition="#aq">Butyrolambi,</hi> du Muͤckenſeyger/ du muſt gleich-<lb/> wol auch nicht weit her ſeyn. Jch ſehe daß du die Stadt Hamburg<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nenneſt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [589/0631]
Calender.
Seinigen zur Gottesfurcht vermahnet/ ſeine Kinder in der Furcht
deß HErꝛn aufferziehet/ zu allerhand Chriſtlichen Tugenden/ Kuͤn-
ſten und Wiſſenſchafften antreibet/ daß ſie Gott und dem Nechſten
dienen koͤnnen. Ob ich das gethan habe/ iſt Gott und dir bekant. Jch
habe das meine hoͤchſte Sorge ſeyn laſſen/ daß du erſtlich Gott
fuͤrchteſt/ und zum andern einen Theſaurum ſcientiarum ſamlen/
und die erſte fundamenta recht wol legen moͤgeſt. Dann wer im An-
fang verſaͤumet wird/ und keine rechte fundamenta legt/ der iſt uͤber
die helffte verdorben. Vitium primæ concoctionis non corrígi-
tur in ſecunda. Jch vermeyne/ ich habe dir mit dieſer Sorgfalt beſſer
vorgeſtanden/ als wann ich dir viel tauſend haͤtte auff Rente gelegt.
Wie ich meiner Gemeine vorgeſtanden habe/ davon wil ich keine
Pralerey machen. Es wird ſich am Juͤngſten Tage außweiſen. Un-
terdeſſen kommen gleichwol noch Leute auß andern Kirchſpielen/ vom
Kehrweder/ von dem Altenauer Thor/ und von andern euſſerſten Or-
ten der groſſen Stadt Hamburg/ nach S. Jacob: Der Klingelbeutel
oder Gottskaſte nimbt deß Jahrs etliche tauſend Marck Luͤbiſch mehr
ein/ als vor meiner Ankunfft geſchehen: Wie viel tauſend die Kirche
ſeithero ich hier geweſen bin/ fuͤr Stuͤle eingenommen habe/ iſt den
Herꝛn Leichnams- und Kirchgeſchwornen wol bekant. Welches ich
nicht auß Pralerey ſage/ ſondern zu meiner Verantwortung/ weil
dieſer Butyrolambius ſagt: Jch ſtehe meiner Gemeine nicht
wol fuͤr/ und habe meine Zuſage/ ſo ich bey meiner intro-
duction fuͤr dem Altar gethan/ gehalten/ wie der Hund
die Faſten. Es kombt gleichwol auff mich an. Was das ſeye/ wann
die Kirche ſo voll Volck iſt/ das hab ich erfahren muͤſſen. Es wohnet
ein Mann nicht zwantzig Schritt von S. Jacobs Kirchen/ der weiß/
was ich fuͤr einen Schaden auff der Cantzel bekommen habe. Den kan
mir die Kirche zu S. Jacob mit keinem Gelde bezahlen. Und wie
mancher reicher in Sammet und Seiden gekleideter Mann/ iſt auß
andern Kirchſpielen nach S. Jacob kommen/ der mir ſein Lebtag nicht
einen Sechsling geben? Gleichwol muß ich ſolche ſchnoͤde Wort hoͤ-
ren! Patientia Zum Achten macht er ſonſten ein Hauffen Saalba-
dereyen/ welche faſt nicht werth ſind/ daß man ſie refutire. Jch wil ſie
aber gleichwol beantworten in einem abſonderlichen Tractaͤtlein. Un-
ter andern ſagt er/ daß ich nicht ſo gelahrt ſeye/ und nicht ſo viel wiſſe
als andere Theologi, welche hiebevor zu Hamburg gelebt haben/
und noch leben. Allein das weiß ich ſelbſt wol. Jch diene aber der
Stadt Hamburg nicht fuͤr einen General Superintendenten, ſon-
dern fuͤr einen Paſtorn der Kirchen zu S. Jacob. Dazu bin ich
Manns genug. Und Butyrolambi, du Muͤckenſeyger/ du muſt gleich-
wol auch nicht weit her ſeyn. Jch ſehe daß du die Stadt Hamburg
nenneſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |