Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Calender. mir gesagt: Laß dir an meiner Gnade genügen/ dann meine Krafft istin den Schwachen mächtig. Es war ein grosses/ daß er einen Pfaal im Fleisch hatte/ daß ihm zu Muth war/ als ob er gespießt sey/ daß er so viel Plage/ so viel Anfechtungen/ so viel Schrecken von dem Teuffel hat! noch ein grösseres aber war es/ daß er betete zu Gott und umb Hülffrieff und hielte mit dem Beten an/ er betete nicht ein- mal/ sondern zwey dreymal/ das ist offt. Aber Gott wolte ihm kein audientz, kein Gehör geben/ sondern schlug ihm seine Bitte rund ab. Aber das war all noch nicht genug vor den Apostel Paulum. Son- dern nachdem ihm sein Leben Blutsauer worden war/ da muste er endlich sterben/ als ob er der allerärgeste Mörder/ oder der allergrö- ste Strassenräuber gewesen were. Und siehe du ehrlicher Calender- macher/ je mehr du darnach ringen wirst/ daß du den Fußstapffen deß Apostels Pauli im Leben und in der Lehre nachfolgen mögest/ je näher wirst du kommen zu seinem Creutz. Jn dem du dieses liesest/ wirst du vielleicht gedencken: Das ist ein hartes Wort; das ist ein schlechter Trost den mir mein Vater gibt. Allein dein Hertz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Laß dich deßwegen von deinem guten Vorha- ben nicht abhalten/ sondern erinnere dich was Christus sagt/ Matth. 5. Selig seyd ihr/ wann euch die Menschen umb meinen willen schmähen und verfolgen/ und reden allerley übels wider euch/ so sie daran lügen/ seyd frölich und getrost/ es wird euch im Himmel wol belohnet werden. Dann also haben sie verfolget die Propheten/ die vor euch gewesen sind. Per varios casus, per tot discrimina rerum. Gehabe dich wol/ du ehrlicher Calendermacher/ Gott segne dich an An P p iij
Calender. mir geſagt: Laß dir an meiner Gnade genuͤgen/ dann meine Krafft iſtin den Schwachen maͤchtig. Es war ein groſſes/ daß er einen Pfaal im Fleiſch hatte/ daß ihm zu Muth war/ als ob er geſpießt ſey/ daß er ſo viel Plage/ ſo viel Anfechtungen/ ſo viel Schrecken von dem Teuffel hat! noch ein groͤſſeres aber war es/ daß er betete zu Gott und umb Huͤlffrieff und hielte mit dem Beten an/ er betete nicht ein- mal/ ſondern zwey dreymal/ das iſt offt. Aber Gott wolte ihm kein audientz, kein Gehoͤr geben/ ſondern ſchlug ihm ſeine Bitte rund ab. Aber das war all noch nicht genug vor den Apoſtel Paulum. Son- dern nachdem ihm ſein Leben Blutſauer worden war/ da muſte er endlich ſterben/ als ob er der alleraͤrgeſte Moͤrder/ oder der allergroͤ- ſte Straſſenraͤuber geweſen were. Und ſiehe du ehrlicher Calender- macher/ je mehr du darnach ringen wirſt/ daß du den Fußſtapffen deß Apoſtels Pauli im Leben und in der Lehre nachfolgen moͤgeſt/ je naͤher wirſt du kommen zu ſeinem Creutz. Jn dem du dieſes lieſeſt/ wirſt du vielleicht gedencken: Das iſt ein hartes Wort; das iſt ein ſchlechter Troſt den mir mein Vater gibt. Allein dein Hertz erſchrecke nicht und fuͤrchte ſich nicht. Laß dich deßwegen von deinem guten Vorha- ben nicht abhalten/ ſondern erinnere dich was Chriſtus ſagt/ Matth. 5. Selig ſeyd ihr/ wann euch die Menſchen umb meinen willen ſchmaͤhen und verfolgen/ und reden allerley uͤbels wider euch/ ſo ſie daran luͤgen/ ſeyd froͤlich und getroſt/ es wird euch im Himmel wol belohnet werden. Dann alſo haben ſie verfolget die Propheten/ die vor euch geweſen ſind. Per varios caſus, per tot diſcrimina rerum. Gehabe dich wol/ du ehrlicher Calendermacher/ Gott ſegne dich an An P p iij
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Calender.
mir geſagt: Laß dir an meiner Gnade genuͤgen/ dann meine Krafft iſt
in den Schwachen maͤchtig. Es war ein groſſes/ daß er einen Pfaal
im Fleiſch hatte/ daß ihm zu Muth war/ als ob er geſpießt ſey/ daß
er ſo viel Plage/ ſo viel Anfechtungen/ ſo viel Schrecken von dem
Teuffel hat! noch ein groͤſſeres aber war es/ daß er betete zu Gott
und umb Huͤlffrieff und hielte mit dem Beten an/ er betete nicht ein-
mal/ ſondern zwey dreymal/ das iſt offt. Aber Gott wolte ihm kein
audientz, kein Gehoͤr geben/ ſondern ſchlug ihm ſeine Bitte rund ab.
Aber das war all noch nicht genug vor den Apoſtel Paulum. Son-
dern nachdem ihm ſein Leben Blutſauer worden war/ da muſte er
endlich ſterben/ als ob er der alleraͤrgeſte Moͤrder/ oder der allergroͤ-
ſte Straſſenraͤuber geweſen were. Und ſiehe du ehrlicher Calender-
macher/ je mehr du darnach ringen wirſt/ daß du den Fußſtapffen deß
Apoſtels Pauli im Leben und in der Lehre nachfolgen moͤgeſt/ je naͤher
wirſt du kommen zu ſeinem Creutz. Jn dem du dieſes lieſeſt/ wirſt du
vielleicht gedencken: Das iſt ein hartes Wort; das iſt ein ſchlechter
Troſt den mir mein Vater gibt. Allein dein Hertz erſchrecke nicht
und fuͤrchte ſich nicht. Laß dich deßwegen von deinem guten Vorha-
ben nicht abhalten/ ſondern erinnere dich was Chriſtus ſagt/ Matth.
5. Selig ſeyd ihr/ wann euch die Menſchen umb meinen
willen ſchmaͤhen und verfolgen/ und reden allerley uͤbels
wider euch/ ſo ſie daran luͤgen/ ſeyd froͤlich und getroſt/ es
wird euch im Himmel wol belohnet werden. Dann alſo
haben ſie verfolget die Propheten/ die vor euch geweſen
ſind.
Per varios caſus, per tot diſcrimina rerum.
Tendimus in cœlum, ſedes ubi ſata quietas
Oſtendunt. ——
Gehabe dich wol/ du ehrlicher Calendermacher/ Gott ſegne dich an
Seele und Leib/ nicht nur in dem zukuͤnfftigen/ ſondern auch in vie-
len nachfolgenden Jahren. Jch wuͤnſche dir und deinem Bruder zum
Neuen Jahr dreyerley. Erſtlich bleyerne Hoſen/ damit ihr Tag
und Nacht ſitzen und fleiſſig ſtudiren moͤget. Zum andern guͤlde-
ne Beutel/ dann ich weiß beſſer was zum ſtudiren gehoͤre/ als ihr
mir es ſagen koͤnnet. Zum dritten eyſerne Koͤpffe/ welche etwas
außſtehen/ vertragen/ und das jenige was ſie gefaſſet haben/ behalten
koͤnnen. Adieu.
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/639>, abgerufen am 26.06.2024. |