Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Calender. An den Leser. HOchgeehrter Leser/ wann ich etwan auß Ungedult in diesem werden
Calender. An den Leſer. HOchgeehrter Leſer/ wann ich etwan auß Ungedult in dieſem werden
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0640" n="598"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Calender.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An den Leſer.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">H</hi>Ochgeehrter Leſer/ wann ich etwan auß Ungedult in dieſem<lb/> Tractaͤtlein ein Wort habe fahren laſſen/ das dir nicht ge-<lb/> faͤllt/ ſo bitte ich dich/ du wolleſt mir es verzeihen/ dann ich bin<lb/> ein Menſch und kein Engel/ und du kanſt leichtlich erachten/ wie hoch<lb/> mich betruͤbt habe/ die gifftige Paßquill deß verfluchten <hi rendition="#aq">Butyro-<lb/> lambií,</hi> deſſen Wort nicht Butter ſind/ ſondern ſcharffe Schwerd-<lb/> ter. Wann ich deß <hi rendition="#aq">Diogenis</hi> Fackel anzuͤnden wolte/ koͤnte ich dieſen<lb/> verfluchten Mann leicht finden. Aber ich begehr ihn nicht ſo genau<lb/> zu ſuchen. Bleibt er ſchon in dieſer Welt verborgen/ ſo wird er doch<lb/> am Juͤngſten Tag offenbahret werden/ da wird ſich mancher ver-<lb/> wundern und ſagen: Hat dieſer die gifftige Paßquill gemacht? Jch<lb/> habe den <hi rendition="#aq">Butyrolambium</hi> einen Phariſeer und Muͤckenſeyger ge-<lb/> nent/ das muſtu nicht alſo verſtehen/ als ob er nothwendig ein Geiſt-<lb/> licher ſeye/ Nein/ ſondern es gibt Phariſeer nicht nur im geiſtlichen/<lb/> ſondern auch im weltlichen Stand. Du ſieheſt ſelbſt dieſes <hi rendition="#aq">Butyro-<lb/> lambii</hi> Phariſeiſches/ gifftiges/ boßhafftiges Hertz und Gemuͤth/ in<lb/> dem er mich alsbald ohne einige Gnade in die Hoͤll verſtoſſen wil/<lb/> weil ich etwan ein paar Fabeln erzehlet habe. Dieſer ſein Phariſei-<lb/> ſcher Geiſt/ wird ferner abgemahlet werden in einem Tractaͤtlein ge-<lb/> nant: <hi rendition="#fr">Pruͤfung deß Geiſtes</hi> <hi rendition="#aq">Nectarii Butyrolambii.</hi> Dieſer<lb/> Geiſt muß ohne Zweiffel einen Anhang haben von ſieben andern<lb/> Geiſtern/ welche werden aͤrger ſeyn als er. Dann er ſagt in ſeiner<lb/> Paßquill: <hi rendition="#fr">Daß von Jahren zu Jahren auffgezeichnet<lb/> ſey/ was ich vor ungereimte Rede auff der Cantzel vor-<lb/> bracht habe/ welches mit unverwerfflichen Zeugen zu<lb/> beweiſen ſey.</hi> So bitte ich nun dieſen <hi rendition="#aq">Nectarìum Buryrolam-<lb/> bium</hi> und alle ſeine Handlanger umb der Barmhertzigkeit Gottes/<lb/> und umb der Liebe Jeſu Chriſti willen/ ſie wollen machen/ daß das<lb/><hi rendition="#aq">Protocol,</hi> darin alle meine gefuͤhrte Reden verzeichnet ſtehen/ mir<lb/><hi rendition="#aq">communiciret</hi> werde/ damit ich darauff antworten koͤnne. Dann/<lb/> wie offt wird einem ehrlichen Mann ein Wort anders außgedeutet/<lb/> als er es gemeynt hat? Da Gott der HErꝛ ſelbſten/ der die Zung er-<lb/> ſchaffen hat/ mit unſerm erſten Vater/ im Paradiß zum erſtenmal re-<lb/> dete und ſagte: <hi rendition="#fr">Von dem Baum deß Erkaͤntnis Gutes und<lb/> Boͤſes ſolt du nicht eſſen/ dann welches Tages du davon<lb/> eſſeſt/ wirſt du deß Todtes ſterben.</hi> Da kam der Teuffel alsbald<lb/> mit ſeiner <hi rendition="#aq">Rhetorica, reformirte</hi> Gott dem HErꝛn ſeine Wort<lb/> und ſagte: <hi rendition="#fr">Jhr werdet mit nichten deß Todtes ſterben/<lb/> ſondern Gott weiß/ daß welches Tages ihr davon eſſet/</hi> ſo<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">werden</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [598/0640]
Calender.
An den Leſer.
HOchgeehrter Leſer/ wann ich etwan auß Ungedult in dieſem
Tractaͤtlein ein Wort habe fahren laſſen/ das dir nicht ge-
faͤllt/ ſo bitte ich dich/ du wolleſt mir es verzeihen/ dann ich bin
ein Menſch und kein Engel/ und du kanſt leichtlich erachten/ wie hoch
mich betruͤbt habe/ die gifftige Paßquill deß verfluchten Butyro-
lambií, deſſen Wort nicht Butter ſind/ ſondern ſcharffe Schwerd-
ter. Wann ich deß Diogenis Fackel anzuͤnden wolte/ koͤnte ich dieſen
verfluchten Mann leicht finden. Aber ich begehr ihn nicht ſo genau
zu ſuchen. Bleibt er ſchon in dieſer Welt verborgen/ ſo wird er doch
am Juͤngſten Tag offenbahret werden/ da wird ſich mancher ver-
wundern und ſagen: Hat dieſer die gifftige Paßquill gemacht? Jch
habe den Butyrolambium einen Phariſeer und Muͤckenſeyger ge-
nent/ das muſtu nicht alſo verſtehen/ als ob er nothwendig ein Geiſt-
licher ſeye/ Nein/ ſondern es gibt Phariſeer nicht nur im geiſtlichen/
ſondern auch im weltlichen Stand. Du ſieheſt ſelbſt dieſes Butyro-
lambii Phariſeiſches/ gifftiges/ boßhafftiges Hertz und Gemuͤth/ in
dem er mich alsbald ohne einige Gnade in die Hoͤll verſtoſſen wil/
weil ich etwan ein paar Fabeln erzehlet habe. Dieſer ſein Phariſei-
ſcher Geiſt/ wird ferner abgemahlet werden in einem Tractaͤtlein ge-
nant: Pruͤfung deß Geiſtes Nectarii Butyrolambii. Dieſer
Geiſt muß ohne Zweiffel einen Anhang haben von ſieben andern
Geiſtern/ welche werden aͤrger ſeyn als er. Dann er ſagt in ſeiner
Paßquill: Daß von Jahren zu Jahren auffgezeichnet
ſey/ was ich vor ungereimte Rede auff der Cantzel vor-
bracht habe/ welches mit unverwerfflichen Zeugen zu
beweiſen ſey. So bitte ich nun dieſen Nectarìum Buryrolam-
bium und alle ſeine Handlanger umb der Barmhertzigkeit Gottes/
und umb der Liebe Jeſu Chriſti willen/ ſie wollen machen/ daß das
Protocol, darin alle meine gefuͤhrte Reden verzeichnet ſtehen/ mir
communiciret werde/ damit ich darauff antworten koͤnne. Dann/
wie offt wird einem ehrlichen Mann ein Wort anders außgedeutet/
als er es gemeynt hat? Da Gott der HErꝛ ſelbſten/ der die Zung er-
ſchaffen hat/ mit unſerm erſten Vater/ im Paradiß zum erſtenmal re-
dete und ſagte: Von dem Baum deß Erkaͤntnis Gutes und
Boͤſes ſolt du nicht eſſen/ dann welches Tages du davon
eſſeſt/ wirſt du deß Todtes ſterben. Da kam der Teuffel alsbald
mit ſeiner Rhetorica, reformirte Gott dem HErꝛn ſeine Wort
und ſagte: Jhr werdet mit nichten deß Todtes ſterben/
ſondern Gott weiß/ daß welches Tages ihr davon eſſet/ ſo
werden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |