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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Abgenöhtigte
men nach Brod gehen. Es scheinet/ daß Gott der HErr offt fromme
Eltern im Creutz und Trübsal übe/ und ihren Kindern desto reichli-
cher gebe/ was er denen Eltern nach seinem heiligen Willen versaget.
Der Ertzvater Jacob war ein geplagter Mann/ aber Gott gab sei-
nen Kindern/ dem Joseph und seinen Nachkommen desto reichlicher/
was er ihm versagete. Sehet euch umb/ ihr fromme und fleissige
Haußväter/ wie gesegnet der Mann sey/ der den HErrn fürchtet?
Wie offt hat Gott in Hamburg auß frommen und armen Kindern
grosse und reiche Leute gemacht? Viva! Es gehe dieses Jahr allen
frommen Haußvätern/ Handels und Handwercks Leuten glücklich
und wol. Gott segne die Arbeit ihrer Hände/ und gebe ihnen/ was ihr
Nutz und Wunsch ist. Denen Frauen verehre ich die Mütze oder die
Haube der Sarae/ welche wuste/ daß der Mann des Weibes Haupt
sey: Hielt ihm demnach in hohen Ehren/ und hieß ihn Herr/ das war
der schönste Schmuck ihres Hauptes. Das einige Wort Herr/ hat den
H. Geist so wol gefallen/ daß ers im N. Testament durch den Apo-
stel Petrum allen Frauen zur Nachricht hat lassen auffzeichnen. Jch
verehre ihnen das Ohrgehencke der reichen Kauffmans-Frauen der
Lydiae/ welche der Predigt des Apostels Pauli mit allem Fleiß zuhö-
rete. Jch verehre ihnen die güldene Kette/ welches Christus Matth.
11. allen seinen Brüdern und Schwestern umb den Hals warff und
sagte: Nehmet auffeuch mein Joch/ und lernet von mir. Denen Frauen
kan es offt Herr und Knecht nicht recht machen/ sondern es mangelt
ihnen bald diß bald jenes/ daß sie anfangen zu murren. Aber Christus
gibt ihnen bey der güldenen Kett/ die er ihnen umb den Hals wirfft/
den Rath und saget: Lernet von mir/ denn ich bin sanfftmü-
tig/ und von Hertzen demühtig.
Jch verehre ihnen ferner den
Spiegel der Judith/ der Ester/ der Rebeccae/ der Susannae/ der Han-
nae/ darinnen sie sich besehen können/ was ihnen an ihrem Schmuck
und Zierrath mangele. Jch verehre ihnen auch den Sammet der
Frömmigkeit/ den köstlichen subtilen Leinwad der Heiligkeit/ den Pur-
pur der Scham/ Zucht und Keuschheit/ darin mögen sie sich kleiden/
wie es dem Allmodo-Schneider wol gefället/ der unsern Eltern im
Paradis die erste Kleider gemacht hat. Denen Jungfrauen verehre
ich die Pantoffeln der Jungfrauen Mariae/ welche nicht allenthalben
hinlieffe mit einem Regenkleid/ welche es nicht machte/ wie Jacobs-
Tochter die Dina/ welche außgieng die Töchter des Landes zu be-
schauen/ und hielt sich bey dem Sichen so lange auff/ biß sie ihren
Jungferkrantz verlohr. Denen Wittwen verehre ich einen Schwamm/
ein stück Brod/ und eine Harffe oder Zitter. Einen Schwamm/ da-
mit sie ihre Thränen abwischen/ denn ich weiß/ wie es Wittwen und
Wäysen ergehet. Eine Wittwe ist ein miserabile Person/ und wann

sie

Abgenoͤhtigte
men nach Brod gehen. Es ſcheinet/ daß Gott der HErꝛ offt fromme
Eltern im Creutz und Truͤbſal uͤbe/ und ihren Kindern deſto reichli-
cher gebe/ was er denen Eltern nach ſeinem heiligen Willen verſaget.
Der Ertzvater Jacob war ein geplagter Mann/ aber Gott gab ſei-
nen Kindern/ dem Joſeph und ſeinen Nachkommen deſto reichlicher/
was er ihm verſagete. Sehet euch umb/ ihr fromme und fleiſſige
Haußvaͤter/ wie geſegnet der Mann ſey/ der den HErꝛn fuͤrchtet?
Wie offt hat Gott in Hamburg auß frommen und armen Kindern
groſſe und reiche Leute gemacht? Viva! Es gehe dieſes Jahr allen
frommen Haußvaͤtern/ Handels und Handwercks Leuten gluͤcklich
und wol. Gott ſegne die Arbeit ihrer Haͤnde/ und gebe ihnen/ was ihr
Nutz und Wunſch iſt. Denen Frauen verehre ich die Muͤtze oder die
Haube der Saræ/ welche wuſte/ daß der Mann des Weibes Haupt
ſey: Hielt ihm demnach in hohen Ehren/ und hieß ihn Herꝛ/ das war
der ſchoͤnſte Schmuck ihres Hauptes. Das einige Wort Herr/ hat dẽ
H. Geiſt ſo wol gefallen/ daß ers im N. Teſtament durch den Apo-
ſtel Petrum allen Frauen zur Nachricht hat laſſen auffzeichnen. Jch
verehre ihnen das Ohrgehencke der reichen Kauffmans-Frauen der
Lydiæ/ welche der Predigt des Apoſtels Pauli mit allem Fleiß zuhoͤ-
rete. Jch verehre ihnen die guͤldene Kette/ welches Chriſtus Matth.
11. allen ſeinen Bruͤdern und Schweſtern umb den Hals warff und
ſagte: Nehmet auffeuch mein Joch/ und lernet von mir. Denen Frauẽ
kan es offt Herꝛ und Knecht nicht recht machen/ ſondern es mangelt
ihnen bald diß bald jenes/ daß ſie anfangen zu murꝛen. Aber Chriſtus
gibt ihnen bey der guͤldenen Kett/ die er ihnen umb den Hals wirfft/
den Rath und ſaget: Lernet von mir/ denn ich bin ſanfftmuͤ-
tig/ und von Hertzen demuͤhtig.
Jch verehre ihnen ferner den
Spiegel der Judith/ der Eſter/ der Rebeccæ/ der Suſannæ/ der Han-
næ/ darinnen ſie ſich beſehen koͤnnen/ was ihnen an ihrem Schmuck
und Zierrath mangele. Jch verehre ihnen auch den Sammet der
Froͤmmigkeit/ den koͤſtlichen ſubtilen Leinwad der Heiligkeit/ den Pur-
pur der Scham/ Zucht und Keuſchheit/ darin moͤgen ſie ſich kleiden/
wie es dem Allmodo-Schneider wol gefaͤllet/ der unſern Eltern im
Paradis die erſte Kleider gemacht hat. Denen Jungfrauen verehre
ich die Pantoffeln der Jungfrauen Mariæ/ welche nicht allenthalben
hinlieffe mit einem Regenkleid/ welche es nicht machte/ wie Jacobs-
Tochter die Dina/ welche außgieng die Toͤchter des Landes zu be-
ſchauen/ und hielt ſich bey dem Sichen ſo lange auff/ biß ſie ihren
Jungferkrantz verlohr. Denen Wittwen verehre ich einen Schwam̃/
ein ſtuͤck Brod/ und eine Harffe oder Zitter. Einen Schwamm/ da-
mit ſie ihre Thraͤnen abwiſchen/ denn ich weiß/ wie es Wittwen und
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ſie
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[666/0708] Abgenoͤhtigte men nach Brod gehen. Es ſcheinet/ daß Gott der HErꝛ offt fromme Eltern im Creutz und Truͤbſal uͤbe/ und ihren Kindern deſto reichli- cher gebe/ was er denen Eltern nach ſeinem heiligen Willen verſaget. Der Ertzvater Jacob war ein geplagter Mann/ aber Gott gab ſei- nen Kindern/ dem Joſeph und ſeinen Nachkommen deſto reichlicher/ was er ihm verſagete. Sehet euch umb/ ihr fromme und fleiſſige Haußvaͤter/ wie geſegnet der Mann ſey/ der den HErꝛn fuͤrchtet? Wie offt hat Gott in Hamburg auß frommen und armen Kindern groſſe und reiche Leute gemacht? Viva! Es gehe dieſes Jahr allen frommen Haußvaͤtern/ Handels und Handwercks Leuten gluͤcklich und wol. Gott ſegne die Arbeit ihrer Haͤnde/ und gebe ihnen/ was ihr Nutz und Wunſch iſt. Denen Frauen verehre ich die Muͤtze oder die Haube der Saræ/ welche wuſte/ daß der Mann des Weibes Haupt ſey: Hielt ihm demnach in hohen Ehren/ und hieß ihn Herꝛ/ das war der ſchoͤnſte Schmuck ihres Hauptes. Das einige Wort Herr/ hat dẽ H. Geiſt ſo wol gefallen/ daß ers im N. Teſtament durch den Apo- ſtel Petrum allen Frauen zur Nachricht hat laſſen auffzeichnen. Jch verehre ihnen das Ohrgehencke der reichen Kauffmans-Frauen der Lydiæ/ welche der Predigt des Apoſtels Pauli mit allem Fleiß zuhoͤ- rete. Jch verehre ihnen die guͤldene Kette/ welches Chriſtus Matth. 11. allen ſeinen Bruͤdern und Schweſtern umb den Hals warff und ſagte: Nehmet auffeuch mein Joch/ und lernet von mir. Denen Frauẽ kan es offt Herꝛ und Knecht nicht recht machen/ ſondern es mangelt ihnen bald diß bald jenes/ daß ſie anfangen zu murꝛen. Aber Chriſtus gibt ihnen bey der guͤldenen Kett/ die er ihnen umb den Hals wirfft/ den Rath und ſaget: Lernet von mir/ denn ich bin ſanfftmuͤ- tig/ und von Hertzen demuͤhtig. Jch verehre ihnen ferner den Spiegel der Judith/ der Eſter/ der Rebeccæ/ der Suſannæ/ der Han- næ/ darinnen ſie ſich beſehen koͤnnen/ was ihnen an ihrem Schmuck und Zierrath mangele. Jch verehre ihnen auch den Sammet der Froͤmmigkeit/ den koͤſtlichen ſubtilen Leinwad der Heiligkeit/ den Pur- pur der Scham/ Zucht und Keuſchheit/ darin moͤgen ſie ſich kleiden/ wie es dem Allmodo-Schneider wol gefaͤllet/ der unſern Eltern im Paradis die erſte Kleider gemacht hat. Denen Jungfrauen verehre ich die Pantoffeln der Jungfrauen Mariæ/ welche nicht allenthalben hinlieffe mit einem Regenkleid/ welche es nicht machte/ wie Jacobs- Tochter die Dina/ welche außgieng die Toͤchter des Landes zu be- ſchauen/ und hielt ſich bey dem Sichen ſo lange auff/ biß ſie ihren Jungferkrantz verlohr. Denen Wittwen verehre ich einen Schwam̃/ ein ſtuͤck Brod/ und eine Harffe oder Zitter. Einen Schwamm/ da- mit ſie ihre Thraͤnen abwiſchen/ denn ich weiß/ wie es Wittwen und Waͤyſen ergehet. Eine Wittwe iſt ein miſerabile Perſon/ und wann ſie

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/708>, abgerufen am 22.11.2024.