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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Dissertatio,
der Stoicorum außgelacht worden/ welche mit kleinen und spitzfindi-
gen Sententzen und Schlüß/ die Tugend den Gemüthern einzu-
pflantzen/ für gnugsam gehalten/ welche Sach mit der Phantasey und
Willen ein schlechten Beytrag hat. Jch bekenne/ wann die Neigun-
gen deß Gemütys in Ordnung getrieben; und der Vernunfft gantz
gehorsam weren/ daß kein Gebrauch fast der jenigen Uberredungen
und insinuationen, welche den Zugang zum Gemüth machen kön-
nen/ seyn würde; sondern were genug/ wann die Sachen bloß und
einfach proponirt und probiert wurden. Aber die affect machen offt
so grosse Abweichungen/ offt so grosse Jrrung und Auffruhr bewegen
sie/ daß ich offt das bessere ersiehe/ dem ärgeren nachfolge. Wurde
derowegen die Vernunfft gantz und gar in ein Dienstbarkeit geführt
werden/ wann die Wolredenheit nicht Mühe/ daß nicht die Phanta-
sey bey den Affect oder Gemüthsneigungen stünde/ sondern viel-
mehr mit seiner Hülff ein Bündnus gemacht wurd zwischen der Ver-
nunfft und Phantasey/ wider die affect. Wann ich mit einem andern
zu thun hätte/ wolte ich länger von derselbigen Sach eben auß dem
Brunnen der Philosophiae reden. Aber umbsonst bey dir/ grosser
Bacone, welchen ein so grosse mixtur der Weißheit und Eloquentz
nobilitirt.
Wir wissen mit Nutzen der gantzen Welt/ wie grosser Pa-
tron
der freyen Künsten/ samentlich/ sie ist. Aber doch verzeich mir/
daß ich dich wenigst einer Sachen ermahne. Es ziemet sich daß ein je-
der der besten/ dahin ziele/ damit er auch nach seim Todt dem gemeinen
Nutzen verhülfflich seye. Siehe dein Vaterland an/ dich/ O weisester
Mann/ dich geziemet zu sehen/ damit nicht allein die Zeit deines Le-
bens/ wie du thust/ vorleuchtest/ sondern daß auch zu den jenigen Sa-
chen deine Sorgen außstrecken könnest/ welche in Gedächtnus der
Menschen verbleiben/ und welche die Ewigkeit selbst ansehe. Unter
denselbigen aber wird nichts fürtrefflichers und theurer/ nichts wür-
digers seyn/ als die Jnsul Atlantidem mit einer wolangestellten
Schul zieren/ welche nicht nur beeder Policey Fundament; der Gotts-
forcht und Frommkeit ein Seminarium, sondern auch ein Vorbild
anderer Schulen in den nechsten Jnfulen auffzurichten seyn möge:
Du hast zwar keine Kinder/ welche wir dir in grosser Anzal wünschen.
Wann aber die Götter ein anders haben wollen/ würdest du dein Na-
men und Geschrey/ glückseliger nie/ der Ewigkeit einschreiben können/
als wann du diese Sach allein wirst promoviren, und der gantzen
Jnsul Kinder gleichsam adoptiren, und die deinigen machen. Du
wirst keine bessere Erben wünschen können/ als so fürtreffliche/ und
nach vom Himmel herab gefallene Seelen/ welche die Ehr Gottes/
und deß gemeinen Nutzen Heyl befürderen werden/ und werden nichts
öffters zu sich nehmen/ als die Gaben deines Namens/ in welchem

alles

Diſſertatio,
der Stoicorum außgelacht worden/ welche mit kleinen und ſpitzfindi-
gen Sententzen und Schluͤß/ die Tugend den Gemuͤthern einzu-
pflantzen/ fuͤr gnugſam gehalten/ welche Sach mit der Phantaſey und
Willen ein ſchlechten Beytrag hat. Jch bekenne/ wann die Neigun-
gen deß Gemuͤtys in Ordnung getrieben; und der Vernunfft gantz
gehorſam weren/ daß kein Gebrauch faſt der jenigen Uberꝛedungen
und inſinuationen, welche den Zugang zum Gemuͤth machen koͤn-
nen/ ſeyn wuͤrde; ſondern were genug/ wann die Sachen bloß und
einfach proponirt und probiert wurden. Aber die affect machen offt
ſo groſſe Abweichungen/ offt ſo groſſe Jrꝛung und Auffruhr bewegen
ſie/ daß ich offt das beſſere erſiehe/ dem aͤrgeren nachfolge. Wurde
derowegen die Vernunfft gantz und gar in ein Dienſtbarkeit gefuͤhrt
werden/ wann die Wolredenheit nicht Muͤhe/ daß nicht die Phanta-
ſey bey den Affect oder Gemuͤthsneigungen ſtuͤnde/ ſondern viel-
mehr mit ſeiner Huͤlff ein Buͤndnus gemacht wurd zwiſchen der Ver-
nunfft und Phantaſey/ wider die affect. Wann ich mit einem andern
zu thun haͤtte/ wolte ich laͤnger von derſelbigen Sach eben auß dem
Brunnen der Philoſophiæ reden. Aber umbſonſt bey dir/ groſſer
Bacone, welchen ein ſo groſſe mixtur der Weißheit und Eloquentz
nobilitirt.
Wir wiſſen mit Nutzen der gantzen Welt/ wie groſſer Pa-
tron
der freyen Kuͤnſten/ ſamentlich/ ſie iſt. Aber doch verzeich mir/
daß ich dich wenigſt einer Sachen ermahne. Es ziemet ſich daß ein je-
der der beſten/ dahin ziele/ damit er auch nach ſeim Todt dem gemeinen
Nutzen verhuͤlfflich ſeye. Siehe dein Vaterland an/ dich/ O weiſeſter
Mann/ dich geziemet zu ſehen/ damit nicht allein die Zeit deines Le-
bens/ wie du thuſt/ vorleuchteſt/ ſondern daß auch zu den jenigen Sa-
chen deine Sorgen außſtrecken koͤnneſt/ welche in Gedaͤchtnus der
Menſchen verbleiben/ und welche die Ewigkeit ſelbſt anſehe. Unter
denſelbigen aber wird nichts fuͤrtrefflichers und theurer/ nichts wuͤr-
digers ſeyn/ als die Jnſul Atlantidem mit einer wolangeſtellten
Schul zieren/ welche nicht nur beeder Policey Fundament; der Gotts-
forcht und Frommkeit ein Seminarium, ſondern auch ein Vorbild
anderer Schulen in den nechſten Jnfulen auffzurichten ſeyn moͤge:
Du haſt zwar keine Kinder/ welche wir dir in groſſer Anzal wuͤnſchen.
Wann aber die Goͤtter ein anders haben wollen/ wuͤrdeſt du dein Na-
men und Geſchrey/ gluͤckſeliger nie/ der Ewigkeit einſchreiben koͤnnen/
als wann du dieſe Sach allein wirſt promoviren, und der gantzen
Jnſul Kinder gleichſam adoptiren, und die deinigen machen. Du
wirſt keine beſſere Erben wuͤnſchen koͤnnen/ als ſo fuͤrtreffliche/ und
nach vom Himmel herab gefallene Seelen/ welche die Ehr Gottes/
und deß gemeinen Nutzen Heyl befuͤrderen werden/ und werden nichts
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[726/0768] Diſſertatio, der Stoicorum außgelacht worden/ welche mit kleinen und ſpitzfindi- gen Sententzen und Schluͤß/ die Tugend den Gemuͤthern einzu- pflantzen/ fuͤr gnugſam gehalten/ welche Sach mit der Phantaſey und Willen ein ſchlechten Beytrag hat. Jch bekenne/ wann die Neigun- gen deß Gemuͤtys in Ordnung getrieben; und der Vernunfft gantz gehorſam weren/ daß kein Gebrauch faſt der jenigen Uberꝛedungen und inſinuationen, welche den Zugang zum Gemuͤth machen koͤn- nen/ ſeyn wuͤrde; ſondern were genug/ wann die Sachen bloß und einfach proponirt und probiert wurden. Aber die affect machen offt ſo groſſe Abweichungen/ offt ſo groſſe Jrꝛung und Auffruhr bewegen ſie/ daß ich offt das beſſere erſiehe/ dem aͤrgeren nachfolge. Wurde derowegen die Vernunfft gantz und gar in ein Dienſtbarkeit gefuͤhrt werden/ wann die Wolredenheit nicht Muͤhe/ daß nicht die Phanta- ſey bey den Affect oder Gemuͤthsneigungen ſtuͤnde/ ſondern viel- mehr mit ſeiner Huͤlff ein Buͤndnus gemacht wurd zwiſchen der Ver- nunfft und Phantaſey/ wider die affect. Wann ich mit einem andern zu thun haͤtte/ wolte ich laͤnger von derſelbigen Sach eben auß dem Brunnen der Philoſophiæ reden. Aber umbſonſt bey dir/ groſſer Bacone, welchen ein ſo groſſe mixtur der Weißheit und Eloquentz nobilitirt. Wir wiſſen mit Nutzen der gantzen Welt/ wie groſſer Pa- tron der freyen Kuͤnſten/ ſamentlich/ ſie iſt. Aber doch verzeich mir/ daß ich dich wenigſt einer Sachen ermahne. Es ziemet ſich daß ein je- der der beſten/ dahin ziele/ damit er auch nach ſeim Todt dem gemeinen Nutzen verhuͤlfflich ſeye. Siehe dein Vaterland an/ dich/ O weiſeſter Mann/ dich geziemet zu ſehen/ damit nicht allein die Zeit deines Le- bens/ wie du thuſt/ vorleuchteſt/ ſondern daß auch zu den jenigen Sa- chen deine Sorgen außſtrecken koͤnneſt/ welche in Gedaͤchtnus der Menſchen verbleiben/ und welche die Ewigkeit ſelbſt anſehe. Unter denſelbigen aber wird nichts fuͤrtrefflichers und theurer/ nichts wuͤr- digers ſeyn/ als die Jnſul Atlantidem mit einer wolangeſtellten Schul zieren/ welche nicht nur beeder Policey Fundament; der Gotts- forcht und Frommkeit ein Seminarium, ſondern auch ein Vorbild anderer Schulen in den nechſten Jnfulen auffzurichten ſeyn moͤge: Du haſt zwar keine Kinder/ welche wir dir in groſſer Anzal wuͤnſchen. Wann aber die Goͤtter ein anders haben wollen/ wuͤrdeſt du dein Na- men und Geſchrey/ gluͤckſeliger nie/ der Ewigkeit einſchreiben koͤnnen/ als wann du dieſe Sach allein wirſt promoviren, und der gantzen Jnſul Kinder gleichſam adoptiren, und die deinigen machen. Du wirſt keine beſſere Erben wuͤnſchen koͤnnen/ als ſo fuͤrtreffliche/ und nach vom Himmel herab gefallene Seelen/ welche die Ehr Gottes/ und deß gemeinen Nutzen Heyl befuͤrderen werden/ und werden nichts oͤffters zu ſich nehmen/ als die Gaben deines Namens/ in welchem alles

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/768>, abgerufen am 22.11.2024.