Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Dissertatio
in einer gewissen Anzahl der Jahren: welche mit gemeiner Sorg und
spesa, wann schon nicht mit Reichthumb und Fleiß eines/ kan besche-
hen. Letzlich befehle ich den Gelehrten/ daß sie wol beobachten/ daß die
gestudirte Schwätzer auff dem Mercurio gleich seyn in zweyerley
Weg/ welcher mit dem Finger zwar auff ein Weg zeiget/ aber den
Fuß nicht hinsetzet. Und es seye nicht schändlich/ daß ein anderer die
Waffen mache/ ein anderer sie gebrauche. Vulcanus der hat Waffen
geschmiedet/ und hat doch den Hectorem und Achillem nicht umb-
gebracht. Aber es ist von dem schweren/ und der gantzen Christenheit
zu nutz kommendem Geschäfft/ besser/ zugeschweigen/ als nicht gnug-
sam nach Würde der Sach/ reden. Derowegen beschliesse ich es mit
des Caesaris Worten/ so auß einer Epistel an Oppium und Balbum
genommen worden und sage von allem dieses: wie dieses könne be-
schehen/ fället mir zwar in das Gemuth/ und viel Weg können gefun-
den werden. Von denselbigen Sachen bitt ich euch/ daß ihr darauff
bedacht seyet. Es stunde darbey ein frommer und gelehrter/ aber ar-
mer Stadt-Pastor, der neulich in das Elend getrieben worden/ wel-
cher ein Vater war 8. lebendiger Kinder/ als dieser vermerckte/ daß
die Geistliche Sach und Schulwesen in der Jnsul Atlantide wol
werde angestellt werden/ hat er auch seine Dienst offerirt. Es seyn
etliche/ spracher/ welche Weib und Kinder haben/ wann Geld auß-
zugeben ist; Ja es werden geitzige Narren gefunden/ welche sich schier
berühmen/ daß sie keine Kinder haben/ damit mans für reicher schätze.
Sie haben nemblich etliche hören sagen/ er ist der reichste; andere a-
ber sprechen/ er hat aber viel Kinder. Als wann diß ein Abgang der
Reichthumb wäre. Jch sage GOtt meinem HErrn Danck/ für die
Anzahl meiner Kinder/ mit welchen er mich bereicht hat. Warlich/ die
Kinder mehren zwar die Sorgen und Arbeiten des Lebens/ aber sie
machen die Gedächtnus des Todes sänffter. Jch kan ihnen zu diesen
Eysinen und verderbten Zeiten keine grosse Reichthumb erhalten/
und ein stattliches Erb verlassen. Aber ein guten Namen/ und den Se-
gen Gottes/ an statt eines gar grossen Patrimonii sollen sie haben.
Jch bin zwar nicht from/ aber doch will ich Gott verehren/ daß er
mir gebe/ was er befilcht/ und letzlich befehle/ was er will. Der Sohn
ist aber reich genug/ welcher vom Vater das Patrimonium empfän-
get/ welches Proverb. 20. v. 7. Psalmo 37. v. 25. & Psal. 112. denlieb-
habenden Gott verspricht: Aber es kompt mir offt zu Gemüth jenes
Catonis Verß:

Si tibi sint gnati, nec opes, tunc artibus illos
Instrue, quo possint inopem traducere vitam.
Hast

Diſſertatio
in einer gewiſſen Anzahl der Jahren: welche mit gemeiner Sorg und
ſpeſa, wann ſchon nicht mit Reichthumb und Fleiß eines/ kan beſche-
hen. Letzlich befehle ich den Gelehrten/ daß ſie wol beobachten/ daß die
geſtudirte Schwaͤtzer auff dem Mercurio gleich ſeyn in zweyerley
Weg/ welcher mit dem Finger zwar auff ein Weg zeiget/ aber den
Fuß nicht hinſetzet. Und es ſeye nicht ſchaͤndlich/ daß ein anderer die
Waffen mache/ ein anderer ſie gebrauche. Vulcanus der hat Waffen
geſchmiedet/ und hat doch den Hectorem und Achillem nicht umb-
gebracht. Aber es iſt von dem ſchweren/ und der gantzen Chriſtenheit
zu nutz kommendem Geſchaͤfft/ beſſer/ zugeſchweigen/ als nicht gnug-
ſam nach Wuͤrde der Sach/ reden. Derowegen beſchlieſſe ich es mit
des Cæſaris Worten/ ſo auß einer Epiſtel an Oppium und Balbum
genommen worden und ſage von allem dieſes: wie dieſes koͤnne be-
ſchehen/ faͤllet mir zwar in das Gemuth/ und viel Weg koͤnnen gefun-
den werden. Von denſelbigen Sachen bitt ich euch/ daß ihr darauff
bedacht ſeyet. Es ſtunde darbey ein frommer und gelehrter/ aber ar-
mer Stadt-Paſtor, der neulich in das Elend getrieben worden/ wel-
cher ein Vater war 8. lebendiger Kinder/ als dieſer vermerckte/ daß
die Geiſtliche Sach und Schulweſen in der Jnſul Atlantide wol
werde angeſtellt werden/ hat er auch ſeine Dienſt offerirt. Es ſeyn
etliche/ ſpracher/ welche Weib und Kinder haben/ wann Geld auß-
zugeben iſt; Ja es werden geitzige Narꝛen gefunden/ welche ſich ſchier
beruͤhmen/ daß ſie keine Kinder haben/ damit mans fuͤr reicher ſchaͤtze.
Sie haben nemblich etliche hoͤren ſagen/ er iſt der reichſte; andere a-
ber ſprechen/ er hat aber viel Kinder. Als wann diß ein Abgang der
Reichthumb waͤre. Jch ſage GOtt meinem HErꝛn Danck/ fuͤr die
Anzahl meiner Kinder/ mit welchen er mich bereicht hat. Warlich/ die
Kinder mehren zwar die Sorgen und Arbeiten des Lebens/ aber ſie
machen die Gedaͤchtnus des Todes ſaͤnffter. Jch kan ihnen zu dieſen
Eyſinen und verderbten Zeiten keine groſſe Reichthumb erhalten/
und ein ſtattliches Erb verlaſſen. Aber ein guten Namen/ und den Se-
gen Gottes/ an ſtatt eines gar groſſen Patrimonii ſollen ſie haben.
Jch bin zwar nicht from/ aber doch will ich Gott verehren/ daß er
mir gebe/ was er befilcht/ und letzlich befehle/ was er will. Der Sohn
iſt aber reich genug/ welcher vom Vater das Patrimonium empfaͤn-
get/ welches Proverb. 20. v. 7. Pſalmo 37. v. 25. & Pſal. 112. denlieb-
habenden Gott verſpricht: Aber es kompt mir offt zu Gemuͤth jenes
Catonis Verß:

Si tibi ſint gnati, nec opes, tunc artibus illos
Inſtrue, quò poſſint inopem traducere vitam.
Haſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0772" n="730"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Di&#x017F;&#x017F;ertatio</hi></hi></fw><lb/>
in einer gewi&#x017F;&#x017F;en Anzahl der Jahren: welche mit gemeiner Sorg und<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;pe&#x017F;a,</hi> wann &#x017F;chon nicht mit Reichthumb und Fleiß eines/ kan be&#x017F;che-<lb/>
hen. Letzlich befehle ich den Gelehrten/ daß &#x017F;ie wol beobachten/ daß die<lb/>
ge&#x017F;tudirte Schwa&#x0364;tzer auff dem <hi rendition="#aq">Mercurio</hi> gleich &#x017F;eyn in zweyerley<lb/>
Weg/ welcher mit dem Finger zwar auff ein Weg zeiget/ aber den<lb/>
Fuß nicht hin&#x017F;etzet. Und es &#x017F;eye nicht &#x017F;cha&#x0364;ndlich/ daß ein anderer die<lb/>
Waffen mache/ ein anderer &#x017F;ie gebrauche. <hi rendition="#aq">Vulcanus</hi> der hat Waffen<lb/>
ge&#x017F;chmiedet/ und hat doch den <hi rendition="#aq">Hectorem</hi> und <hi rendition="#aq">Achillem</hi> nicht umb-<lb/>
gebracht. Aber es i&#x017F;t von dem &#x017F;chweren/ und der gantzen Chri&#x017F;tenheit<lb/>
zu nutz kommendem Ge&#x017F;cha&#x0364;fft/ be&#x017F;&#x017F;er/ zuge&#x017F;chweigen/ als nicht gnug-<lb/>
&#x017F;am nach Wu&#x0364;rde der Sach/ reden. Derowegen be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e ich es mit<lb/>
des <hi rendition="#aq">&#x017F;aris</hi> Worten/ &#x017F;o auß einer Epi&#x017F;tel an <hi rendition="#aq">Oppium</hi> und <hi rendition="#aq">Balbum</hi><lb/>
genommen worden und &#x017F;age von allem die&#x017F;es: wie die&#x017F;es ko&#x0364;nne be-<lb/>
&#x017F;chehen/ fa&#x0364;llet mir zwar in das Gemuth/ und viel Weg ko&#x0364;nnen gefun-<lb/>
den werden. Von den&#x017F;elbigen Sachen bitt ich euch/ daß ihr darauff<lb/>
bedacht &#x017F;eyet. Es &#x017F;tunde darbey ein frommer und gelehrter/ aber ar-<lb/>
mer Stadt-<hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tor,</hi> der neulich in das Elend getrieben worden/ wel-<lb/>
cher ein Vater war 8. lebendiger Kinder/ als die&#x017F;er vermerckte/ daß<lb/>
die Gei&#x017F;tliche Sach und Schulwe&#x017F;en in der Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Atlantide</hi> wol<lb/>
werde ange&#x017F;tellt werden/ hat er auch &#x017F;eine Dien&#x017F;t <hi rendition="#aq">offerirt.</hi> Es &#x017F;eyn<lb/>
etliche/ &#x017F;pracher/ welche Weib und Kinder haben/ wann Geld auß-<lb/>
zugeben i&#x017F;t; Ja es werden geitzige Nar&#xA75B;en gefunden/ welche &#x017F;ich &#x017F;chier<lb/>
beru&#x0364;hmen/ daß &#x017F;ie keine Kinder haben/ damit mans fu&#x0364;r reicher &#x017F;cha&#x0364;tze.<lb/>
Sie haben nemblich etliche ho&#x0364;ren &#x017F;agen/ er i&#x017F;t der reich&#x017F;te; andere a-<lb/>
ber &#x017F;prechen/ er hat aber viel Kinder. Als wann diß ein Abgang der<lb/>
Reichthumb wa&#x0364;re. Jch &#x017F;age GOtt meinem HEr&#xA75B;n Danck/ fu&#x0364;r die<lb/>
Anzahl meiner Kinder/ mit welchen er mich bereicht hat. Warlich/ die<lb/>
Kinder mehren zwar die Sorgen und Arbeiten des Lebens/ aber &#x017F;ie<lb/>
machen die Geda&#x0364;chtnus des Todes &#x017F;a&#x0364;nffter. Jch kan ihnen zu die&#x017F;en<lb/>
Ey&#x017F;inen und verderbten Zeiten keine gro&#x017F;&#x017F;e Reichthumb erhalten/<lb/>
und ein &#x017F;tattliches Erb verla&#x017F;&#x017F;en. Aber ein guten Namen/ und den Se-<lb/>
gen Gottes/ an &#x017F;tatt eines gar gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Patrimonii</hi> &#x017F;ollen &#x017F;ie haben.<lb/>
Jch bin zwar nicht from/ aber doch will ich Gott verehren/ daß er<lb/>
mir gebe/ was er befilcht/ und letzlich befehle/ was er will. Der Sohn<lb/>
i&#x017F;t aber reich genug/ welcher vom Vater das <hi rendition="#aq">Patrimonium</hi> empfa&#x0364;n-<lb/>
get/ welches <hi rendition="#aq">Proverb. 20. v. 7. P&#x017F;almo 37. v. 25. &amp; P&#x017F;al.</hi> 112. denlieb-<lb/>
habenden Gott ver&#x017F;pricht: Aber es kompt mir offt zu Gemu&#x0364;th jenes<lb/><hi rendition="#aq">Catonis</hi> Verß:</p><lb/>
        <cit>
          <quote>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq">Si tibi &#x017F;int gnati, nec opes, tunc artibus illos</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">In&#x017F;true, quò po&#x017F;&#x017F;int inopem traducere vitam.</hi> </l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ha&#x017F;t</hi> </fw><lb/>
            </lg>
          </quote>
        </cit>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[730/0772] Diſſertatio in einer gewiſſen Anzahl der Jahren: welche mit gemeiner Sorg und ſpeſa, wann ſchon nicht mit Reichthumb und Fleiß eines/ kan beſche- hen. Letzlich befehle ich den Gelehrten/ daß ſie wol beobachten/ daß die geſtudirte Schwaͤtzer auff dem Mercurio gleich ſeyn in zweyerley Weg/ welcher mit dem Finger zwar auff ein Weg zeiget/ aber den Fuß nicht hinſetzet. Und es ſeye nicht ſchaͤndlich/ daß ein anderer die Waffen mache/ ein anderer ſie gebrauche. Vulcanus der hat Waffen geſchmiedet/ und hat doch den Hectorem und Achillem nicht umb- gebracht. Aber es iſt von dem ſchweren/ und der gantzen Chriſtenheit zu nutz kommendem Geſchaͤfft/ beſſer/ zugeſchweigen/ als nicht gnug- ſam nach Wuͤrde der Sach/ reden. Derowegen beſchlieſſe ich es mit des Cæſaris Worten/ ſo auß einer Epiſtel an Oppium und Balbum genommen worden und ſage von allem dieſes: wie dieſes koͤnne be- ſchehen/ faͤllet mir zwar in das Gemuth/ und viel Weg koͤnnen gefun- den werden. Von denſelbigen Sachen bitt ich euch/ daß ihr darauff bedacht ſeyet. Es ſtunde darbey ein frommer und gelehrter/ aber ar- mer Stadt-Paſtor, der neulich in das Elend getrieben worden/ wel- cher ein Vater war 8. lebendiger Kinder/ als dieſer vermerckte/ daß die Geiſtliche Sach und Schulweſen in der Jnſul Atlantide wol werde angeſtellt werden/ hat er auch ſeine Dienſt offerirt. Es ſeyn etliche/ ſpracher/ welche Weib und Kinder haben/ wann Geld auß- zugeben iſt; Ja es werden geitzige Narꝛen gefunden/ welche ſich ſchier beruͤhmen/ daß ſie keine Kinder haben/ damit mans fuͤr reicher ſchaͤtze. Sie haben nemblich etliche hoͤren ſagen/ er iſt der reichſte; andere a- ber ſprechen/ er hat aber viel Kinder. Als wann diß ein Abgang der Reichthumb waͤre. Jch ſage GOtt meinem HErꝛn Danck/ fuͤr die Anzahl meiner Kinder/ mit welchen er mich bereicht hat. Warlich/ die Kinder mehren zwar die Sorgen und Arbeiten des Lebens/ aber ſie machen die Gedaͤchtnus des Todes ſaͤnffter. Jch kan ihnen zu dieſen Eyſinen und verderbten Zeiten keine groſſe Reichthumb erhalten/ und ein ſtattliches Erb verlaſſen. Aber ein guten Namen/ und den Se- gen Gottes/ an ſtatt eines gar groſſen Patrimonii ſollen ſie haben. Jch bin zwar nicht from/ aber doch will ich Gott verehren/ daß er mir gebe/ was er befilcht/ und letzlich befehle/ was er will. Der Sohn iſt aber reich genug/ welcher vom Vater das Patrimonium empfaͤn- get/ welches Proverb. 20. v. 7. Pſalmo 37. v. 25. & Pſal. 112. denlieb- habenden Gott verſpricht: Aber es kompt mir offt zu Gemuͤth jenes Catonis Verß: Si tibi ſint gnati, nec opes, tunc artibus illos Inſtrue, quò poſſint inopem traducere vitam. Haſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/772
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 730. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/772>, abgerufen am 22.11.2024.