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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Von der Kunst reich zu werden.
fen könnest/ So schicke meinen siebenden Sohn in Holland/ daß er
Biscoten Brod backen lerne. Und mein achten Sohn in Braun-
schweig/ nach Lübeck/ Rostock/ damit er gut Bier lerne sieden. Der je-
nigen Meinung/ welche vermeinen/ man könne nicht an allen Orten
gut Bier kochen/ ist mit Manier zuverstehen; Jch weiß daß ich in al-
len Klöstern gut Bier getruncken habe/ in welchen die ältere Mönch
Wasser/ die jungen aber und starcke Mönch das Traid zugetragen
haben. Letzlich ist der Wälder und Fischweyher ein unglaublicher
Nutz. Die Unkosten/ welche dar müssen nothwendig gemacht werden/
seyn entweders keine/ oder wenig/ die frücht oder nutzen gar groß.
So dann befehl ich dir diesen Actaeonem mein neundten Sohn/
welcher gar ein auffsichtiger Jäger ist/ aber die zu viele Lieb der Hund
hat ihn eingenommen. Aber sihe/ damit du seiner Geschwindigkeit ein
Zaum einlegest. Dann umb Egidi dunckt er ein/ mit den Hirschen
selbst unsinnig zu werden und verschwindet offt mehr/ als er einnimt.
Aber du hast allhie den Peter mein zehenden Sohn/ welcher ein gar
glückseliger Fischer ist. Dieser wird seiner Frömbkeit nach/ im Namen
des HErrn das Netz außwerffen/ und wirst nicht ohne Verwunde-
rung eine grosse Menge der Fisch anschauen/ welche du bälder wirst
verkauffen können/ als Haber oder Weitzen. Aber schaue dir umb ei-
nen grossen hauffen der Hennen und Gänß/ welcher Sorg mein Toch-
ter Amaryllis vorstehen kan. Die Hennen werden Eyer geben/ die
Gänß werden Federn geben Better zu machen/ daß wir darob ruhen
mögen. Und stehest du dar mein andere Tochter die Galateam, welche
deiner Kuchel nutzen/ oder vorseyn kan. Dann diese hat etliche Jahr
einem gar fürtreflichen Apothecker gedient/ allwo sie nicht allein gar
wol kochen/ sondern auch unterschiedliche Frücht mit Zucker zu wür-
tzen/ und andere Sachen zuzurichten gelernet hat/ mit welchen die
Apothecker unser Gurgel anreitzen; Letzlich/ so ruffe etliche Weber
auß Engelland/ welche auß der Woll/ so deine Schaf dir geben wer-
den/ Tuch machen/ deine Hoffleut zubekleiden. Warumb solten nicht
eben mit dieser Glückseligkeit dergleichen Handwercker in der Jnsul
Atlantide geübt werden/ als wie im Niederland/ Jtalien/ Franck-
reich/ oder anderwerts? Was du thust/ sihe daß das Volck die Hand-
werck fleissig in obacht nehmen/ und die Jnsul Atlantis, von sich
selbst und ihren angebornen Wahren bestehen möge/ damit nicht
dein/ und deiner gantzen Jnsul Schatz wegen Hand-Arbeit/ ausser-
halb/ erschöpfft werde. Und in allen diesen Dingen wird dein Fleissig-
keit ein embsige Sorg auff die Aecker und Vieh befördern. Die Ver-
achtung der Handwerck/ ist auß Hoffart der Griechen Philosophen
und Oratoren erwachsen. Und jetzo auch werden sie von vielen schmäh-
lich gehalten/ als wären sie unsauber/ da sie doch die ersten Ubungen
des menschlichen Geschlechts gewesen seyn.

Als
A a a

Von der Kunſt reich zu werden.
fen koͤnneſt/ So ſchicke meinen ſiebenden Sohn in Holland/ daß er
Biſcoten Brod backen lerne. Und mein achten Sohn in Braun-
ſchweig/ nach Luͤbeck/ Roſtock/ damit er gut Bier lerne ſieden. Der je-
nigen Meinung/ welche vermeinen/ man koͤnne nicht an allen Orten
gut Bier kochen/ iſt mit Manier zuverſtehen; Jch weiß daß ich in al-
len Kloͤſtern gut Bier getruncken habe/ in welchen die aͤltere Moͤnch
Waſſer/ die jungen aber und ſtarcke Moͤnch das Traid zugetragen
haben. Letzlich iſt der Waͤlder und Fiſchweyher ein unglaublicher
Nutz. Die Unkoſten/ welche dar muͤſſen nothwendig gemacht werden/
ſeyn entweders keine/ oder wenig/ die fruͤcht oder nutzen gar groß.
So dann befehl ich dir dieſen Actæonem mein neundten Sohn/
welcher gar ein auffſichtiger Jaͤger iſt/ aber die zu viele Lieb der Hund
hat ihn eingenommen. Aber ſihe/ damit du ſeiner Geſchwindigkeit ein
Zaum einlegeſt. Dann umb Egidi dunckt er ein/ mit den Hirſchen
ſelbſt unſinnig zu werden und verſchwindet offt mehr/ als er einnimt.
Aber du haſt allhie den Peter mein zehenden Sohn/ welcher ein gar
gluͤckſeliger Fiſcher iſt. Dieſer wird ſeiner Froͤmbkeit nach/ im Namen
des HErꝛn das Netz außwerffen/ und wirſt nicht ohne Verwunde-
rung eine groſſe Menge der Fiſch anſchauen/ welche du baͤlder wirſt
verkauffen koͤnnen/ als Haber oder Weitzen. Aber ſchaue dir umb ei-
nen groſſen hauffen der Hennen und Gaͤnß/ welcher Sorg mein Toch-
ter Amaryllis vorſtehen kan. Die Hennen werden Eyer geben/ die
Gaͤnß werden Federn geben Better zu machen/ daß wir darob ruhen
moͤgen. Und ſteheſt du dar mein andere Tochter die Galateam, welche
deiner Kuchel nutzen/ oder vorſeyn kan. Dann dieſe hat etliche Jahr
einem gar fuͤrtreflichen Apothecker gedient/ allwo ſie nicht allein gar
wol kochen/ ſondern auch unterſchiedliche Fruͤcht mit Zucker zu wuͤr-
tzen/ und andere Sachen zuzurichten gelernet hat/ mit welchen die
Apothecker unſer Gurgel anreitzen; Letzlich/ ſo ruffe etliche Weber
auß Engelland/ welche auß der Woll/ ſo deine Schaf dir geben wer-
den/ Tuch machen/ deine Hoffleut zubekleiden. Warumb ſolten nicht
eben mit dieſer Gluͤckſeligkeit dergleichen Handwercker in der Jnſul
Atlantide geuͤbt werden/ als wie im Niederland/ Jtalien/ Franck-
reich/ oder anderwerts? Was du thuſt/ ſihe daß das Volck die Hand-
werck fleiſſig in obacht nehmen/ und die Jnſul Atlantis, von ſich
ſelbſt und ihren angebornen Wahren beſtehen moͤge/ damit nicht
dein/ und deiner gantzen Jnſul Schatz wegen Hand-Arbeit/ auſſer-
halb/ erſchoͤpfft werde. Und in allen dieſen Dingen wird dein Fleiſſig-
keit ein embſige Sorg auff die Aecker und Vieh befoͤrdern. Die Ver-
achtung der Handwerck/ iſt auß Hoffart der Griechen Philoſophen
und Oratoren erwachſen. Uñ jetzo auch werdẽ ſie von vielen ſchmaͤh-
lich gehalten/ als waͤren ſie unſauber/ da ſie doch die erſten Ubungen
des menſchlichen Geſchlechts geweſen ſeyn.

Als
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[737/0779] Von der Kunſt reich zu werden. fen koͤnneſt/ So ſchicke meinen ſiebenden Sohn in Holland/ daß er Biſcoten Brod backen lerne. Und mein achten Sohn in Braun- ſchweig/ nach Luͤbeck/ Roſtock/ damit er gut Bier lerne ſieden. Der je- nigen Meinung/ welche vermeinen/ man koͤnne nicht an allen Orten gut Bier kochen/ iſt mit Manier zuverſtehen; Jch weiß daß ich in al- len Kloͤſtern gut Bier getruncken habe/ in welchen die aͤltere Moͤnch Waſſer/ die jungen aber und ſtarcke Moͤnch das Traid zugetragen haben. Letzlich iſt der Waͤlder und Fiſchweyher ein unglaublicher Nutz. Die Unkoſten/ welche dar muͤſſen nothwendig gemacht werden/ ſeyn entweders keine/ oder wenig/ die fruͤcht oder nutzen gar groß. So dann befehl ich dir dieſen Actæonem mein neundten Sohn/ welcher gar ein auffſichtiger Jaͤger iſt/ aber die zu viele Lieb der Hund hat ihn eingenommen. Aber ſihe/ damit du ſeiner Geſchwindigkeit ein Zaum einlegeſt. Dann umb Egidi dunckt er ein/ mit den Hirſchen ſelbſt unſinnig zu werden und verſchwindet offt mehr/ als er einnimt. Aber du haſt allhie den Peter mein zehenden Sohn/ welcher ein gar gluͤckſeliger Fiſcher iſt. Dieſer wird ſeiner Froͤmbkeit nach/ im Namen des HErꝛn das Netz außwerffen/ und wirſt nicht ohne Verwunde- rung eine groſſe Menge der Fiſch anſchauen/ welche du baͤlder wirſt verkauffen koͤnnen/ als Haber oder Weitzen. Aber ſchaue dir umb ei- nen groſſen hauffen der Hennen und Gaͤnß/ welcher Sorg mein Toch- ter Amaryllis vorſtehen kan. Die Hennen werden Eyer geben/ die Gaͤnß werden Federn geben Better zu machen/ daß wir darob ruhen moͤgen. Und ſteheſt du dar mein andere Tochter die Galateam, welche deiner Kuchel nutzen/ oder vorſeyn kan. Dann dieſe hat etliche Jahr einem gar fuͤrtreflichen Apothecker gedient/ allwo ſie nicht allein gar wol kochen/ ſondern auch unterſchiedliche Fruͤcht mit Zucker zu wuͤr- tzen/ und andere Sachen zuzurichten gelernet hat/ mit welchen die Apothecker unſer Gurgel anreitzen; Letzlich/ ſo ruffe etliche Weber auß Engelland/ welche auß der Woll/ ſo deine Schaf dir geben wer- den/ Tuch machen/ deine Hoffleut zubekleiden. Warumb ſolten nicht eben mit dieſer Gluͤckſeligkeit dergleichen Handwercker in der Jnſul Atlantide geuͤbt werden/ als wie im Niederland/ Jtalien/ Franck- reich/ oder anderwerts? Was du thuſt/ ſihe daß das Volck die Hand- werck fleiſſig in obacht nehmen/ und die Jnſul Atlantis, von ſich ſelbſt und ihren angebornen Wahren beſtehen moͤge/ damit nicht dein/ und deiner gantzen Jnſul Schatz wegen Hand-Arbeit/ auſſer- halb/ erſchoͤpfft werde. Und in allen dieſen Dingen wird dein Fleiſſig- keit ein embſige Sorg auff die Aecker und Vieh befoͤrdern. Die Ver- achtung der Handwerck/ iſt auß Hoffart der Griechen Philoſophen und Oratoren erwachſen. Uñ jetzo auch werdẽ ſie von vielen ſchmaͤh- lich gehalten/ als waͤren ſie unſauber/ da ſie doch die erſten Ubungen des menſchlichen Geſchlechts geweſen ſeyn. Als A a a

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/779>, abgerufen am 22.11.2024.