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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Dissertatio,
daß er übrigs gnug sein part bezahle. Leichtlich ist es mit fürgeworff-
nen Nussen die viele deß Volcks fangen. Wann man nur mit einer
Pracht und Geräusch/ auch der Worten Zierligkeit die Sach ange-
het. Dann diese ist deß Pöfels Kranckheit/ daß es mehr den Ohren/
als Augen glaube. Es ist aber ein gar ungereimte Stimm der jeni-
gen/ welche/ so offt der gemeine Nutzen eines Gelds bedürfftig/ gleich
schreyen/ macht einen Satz. Wann ein Sach vonnöthen ist/ so be-
darffman dar Rath und Verstand. Jch erinnere mich viel subtile/
ehrliche und den Unterthanen nutzbare Weisen/ Geld zusammen zu
bringen/ gelesen zu haben. Deren ich etliche erzehlete/ wann nicht die
Zeit mich verhinderte. Der Baconus stellte sich er hätte diß nicht ge-
höret/ und wie mit dem Gesicht er sich auff die Seiten wendet/ ersahe
er den Lazarum herbey kommen/ dessen in dem Evangelio Meldung
beschicht. Dieser nach Begrüs- und Dancksagung vermeldete/ er were
auff deß reichen Prassers elenden Seufftzer/ und so offt widerholten
Gebet wider in diese Welt kommen/ nicht daß man ihne anbetete/
sondern damit er deß reichen Manns fünff Brüder etlicher Sachen
ermahnete. Machet/ sprach er/ eurer Welt die sonst superstitiosisch
genug ist/ nicht ein neuen Aberglauben/ in dem ihr mich widerkom-
men sehet. Dann ich erscheine nicht anderst/ als im Traum. Alles das
was wir handlen/ ist gleich einem Traum/ zwar nicht eines unachtsa-
men und eitlen/ doch einem Traum. Dann gut gewünschte Sachen/
ohne Hoffnung deß Außgangs/ was seyn sie anderst als ein Traum.
Jch sihe daß viel auß euch in die Jnsul Atlantidem eylen/ damit sie
alldort reich werden. Aber gebt mir gutwilliges Gehör/ ich will euch
die Kunst reich zu werden lehren. Welche ich nicht auß demselbigen
Franckfurter Buch/ sondern von dem Lehrmeister gelernet hab/ der
nicht kan fehlen: Bißhero seyt es unverständige Haußhalter gewe-
sen/ und habt in euer Rechnung mächtig gefehlet. Jhr seyd allzeit ge-
schäfftig gewesen im addiren und multipliciren, aber schlechte
Rechner seyd ihr gewesen. Wann ihr gescheid seyd/ außtheilet eure
Summen Gelds. Nicht so viel werden wir Reich mit addiren, zu-
sammen scharren und behalten/ oder zu multipliciren, als mit Auß-
theilung unter die Arme. Die Sach hat mein Jesus Christus mit
wenigem begriffen; sprechend: Gebt/ und es wird euch gege-
ben werden.
Es ist zwar nicht vonnöthen/ daß ihr allzeit Händ voll
mit Geld unter die Arme auß werffet. Gebt auß gutwilligem Hertzen
Heller und Pfenning/ gebt Stücklebrodts/ und ihr werdet zum Ge-
win die völlesten Scheuren/ und reichesten Geldtruchen haben.
Gleichwie vor Zeiten das Manna oder Himmelbrodt nicht verdar-
be/ als wann man es auff den anderen Tag behielte: Also werden die
Pfenning nicht verloren/ als welche ihr nicht wolt verlieren. Es kan

sicherer

Diſſertatio,
daß er uͤbrigs gnug ſein part bezahle. Leichtlich iſt es mit fuͤrgeworff-
nen Nuſſen die viele deß Volcks fangen. Wann man nur mit einer
Pracht und Geraͤuſch/ auch der Worten Zierligkeit die Sach ange-
het. Dann dieſe iſt deß Poͤfels Kranckheit/ daß es mehr den Ohren/
als Augen glaube. Es iſt aber ein gar ungereimte Stimm der jeni-
gen/ welche/ ſo offt der gemeine Nutzen eines Gelds beduͤrfftig/ gleich
ſchreyen/ macht einen Satz. Wann ein Sach vonnoͤthen iſt/ ſo be-
darffman dar Rath und Verſtand. Jch erinnere mich viel ſubtile/
ehrliche und den Unterthanen nutzbare Weiſen/ Geld zuſammen zu
bringen/ geleſen zu haben. Deren ich etliche erzehlete/ wann nicht die
Zeit mich verhinderte. Der Baconus ſtellte ſich er haͤtte diß nicht ge-
hoͤret/ und wie mit dem Geſicht er ſich auff die Seiten wendet/ erſahe
er den Lazarum herbey kommen/ deſſen in dem Evangelio Meldung
beſchicht. Dieſer nach Begruͤſ- und Danckſagung vermeldete/ er were
auff deß reichen Praſſers elenden Seufftzer/ und ſo offt widerholten
Gebet wider in dieſe Welt kommen/ nicht daß man ihne anbetete/
ſondern damit er deß reichen Manns fuͤnff Bruͤder etlicher Sachen
ermahnete. Machet/ ſprach er/ eurer Welt die ſonſt ſuperſtitioſiſch
genug iſt/ nicht ein neuen Aberglauben/ in dem ihr mich widerkom-
men ſehet. Dann ich erſcheine nicht anderſt/ als im Traum. Alles das
was wir handlen/ iſt gleich einem Traum/ zwar nicht eines unachtſa-
men und eitlen/ doch einem Traum. Dann gut gewuͤnſchte Sachen/
ohne Hoffnung deß Außgangs/ was ſeyn ſie anderſt als ein Traum.
Jch ſihe daß viel auß euch in die Jnſul Atlantidem eylen/ damit ſie
alldort reich werden. Aber gebt mir gutwilliges Gehoͤr/ ich will euch
die Kunſt reich zu werden lehren. Welche ich nicht auß demſelbigen
Franckfurter Buch/ ſondern von dem Lehrmeiſter gelernet hab/ der
nicht kan fehlen: Bißhero ſeyt es unverſtaͤndige Haußhalter gewe-
ſen/ und habt in euer Rechnung maͤchtig gefehlet. Jhr ſeyd allzeit ge-
ſchaͤfftig geweſen im addiren und multipliciren, aber ſchlechte
Rechner ſeyd ihr geweſen. Wann ihr geſcheid ſeyd/ außtheilet eure
Summen Gelds. Nicht ſo viel werden wir Reich mit addiren, zu-
ſammen ſcharꝛen und behalten/ oder zu multipliciren, als mit Auß-
theilung unter die Arme. Die Sach hat mein Jeſus Chriſtus mit
wenigem begriffen; ſprechend: Gebt/ und es wird euch gege-
ben werden.
Es iſt zwar nicht vonnoͤthen/ daß ihr allzeit Haͤnd voll
mit Geld unter die Arme auß werffet. Gebt auß gutwilligem Hertzen
Heller und Pfenning/ gebt Stuͤcklebrodts/ und ihr werdet zum Ge-
win die voͤlleſten Scheuren/ und reicheſten Geldtruchen haben.
Gleichwie vor Zeiten das Manna oder Himmelbrodt nicht verdar-
be/ als wann man es auff den anderen Tag behielte: Alſo werden die
Pfenning nicht verloren/ als welche ihr nicht wolt verlieren. Es kan

ſicherer
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[748/0790] Diſſertatio, daß er uͤbrigs gnug ſein part bezahle. Leichtlich iſt es mit fuͤrgeworff- nen Nuſſen die viele deß Volcks fangen. Wann man nur mit einer Pracht und Geraͤuſch/ auch der Worten Zierligkeit die Sach ange- het. Dann dieſe iſt deß Poͤfels Kranckheit/ daß es mehr den Ohren/ als Augen glaube. Es iſt aber ein gar ungereimte Stimm der jeni- gen/ welche/ ſo offt der gemeine Nutzen eines Gelds beduͤrfftig/ gleich ſchreyen/ macht einen Satz. Wann ein Sach vonnoͤthen iſt/ ſo be- darffman dar Rath und Verſtand. Jch erinnere mich viel ſubtile/ ehrliche und den Unterthanen nutzbare Weiſen/ Geld zuſammen zu bringen/ geleſen zu haben. Deren ich etliche erzehlete/ wann nicht die Zeit mich verhinderte. Der Baconus ſtellte ſich er haͤtte diß nicht ge- hoͤret/ und wie mit dem Geſicht er ſich auff die Seiten wendet/ erſahe er den Lazarum herbey kommen/ deſſen in dem Evangelio Meldung beſchicht. Dieſer nach Begruͤſ- und Danckſagung vermeldete/ er were auff deß reichen Praſſers elenden Seufftzer/ und ſo offt widerholten Gebet wider in dieſe Welt kommen/ nicht daß man ihne anbetete/ ſondern damit er deß reichen Manns fuͤnff Bruͤder etlicher Sachen ermahnete. Machet/ ſprach er/ eurer Welt die ſonſt ſuperſtitioſiſch genug iſt/ nicht ein neuen Aberglauben/ in dem ihr mich widerkom- men ſehet. Dann ich erſcheine nicht anderſt/ als im Traum. Alles das was wir handlen/ iſt gleich einem Traum/ zwar nicht eines unachtſa- men und eitlen/ doch einem Traum. Dann gut gewuͤnſchte Sachen/ ohne Hoffnung deß Außgangs/ was ſeyn ſie anderſt als ein Traum. Jch ſihe daß viel auß euch in die Jnſul Atlantidem eylen/ damit ſie alldort reich werden. Aber gebt mir gutwilliges Gehoͤr/ ich will euch die Kunſt reich zu werden lehren. Welche ich nicht auß demſelbigen Franckfurter Buch/ ſondern von dem Lehrmeiſter gelernet hab/ der nicht kan fehlen: Bißhero ſeyt es unverſtaͤndige Haußhalter gewe- ſen/ und habt in euer Rechnung maͤchtig gefehlet. Jhr ſeyd allzeit ge- ſchaͤfftig geweſen im addiren und multipliciren, aber ſchlechte Rechner ſeyd ihr geweſen. Wann ihr geſcheid ſeyd/ außtheilet eure Summen Gelds. Nicht ſo viel werden wir Reich mit addiren, zu- ſammen ſcharꝛen und behalten/ oder zu multipliciren, als mit Auß- theilung unter die Arme. Die Sach hat mein Jeſus Chriſtus mit wenigem begriffen; ſprechend: Gebt/ und es wird euch gege- ben werden. Es iſt zwar nicht vonnoͤthen/ daß ihr allzeit Haͤnd voll mit Geld unter die Arme auß werffet. Gebt auß gutwilligem Hertzen Heller und Pfenning/ gebt Stuͤcklebrodts/ und ihr werdet zum Ge- win die voͤlleſten Scheuren/ und reicheſten Geldtruchen haben. Gleichwie vor Zeiten das Manna oder Himmelbrodt nicht verdar- be/ als wann man es auff den anderen Tag behielte: Alſo werden die Pfenning nicht verloren/ als welche ihr nicht wolt verlieren. Es kan ſicherer

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/790>, abgerufen am 22.11.2024.