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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Dissertatio,
Mühe abmessen/ und meynest/ du habest es so viel befördert/ so viel du
es bewegt hast. Aber die Meynung betrügt dich. Du scheinest dir offt
glücklich zu seyn/ wann du soltest eines ansehnlichen fürnehmen
Manns Hülff brauchen. Aber die Meynung betrügt dich. Dann nicht
die grösten Jnstrument/ sondern die tauglichsten verrichten ein
Werck bälder und glücklicher. Jch will sagen/ aber in der Stille/
was ich neulich von einem Italisirten Teutschen/ das ist/ Diabolo
incarnato
gehört habe/ und befihle dir solches zu mercken/ nicht gar
nachzufolgen. Er sagte/ die Jtalianer wann sie ein Menschen bedeu-
ten/ deme sie ein glückliche Fortuna wünschen/ daß unter andern sei-
nen Qualitäten sie zehlen/ damit er habe Poco di Matto, das ist/
ein wenig vom Narren/ nicht zu viel vom ehrlichen. Derowegen seyen
die jenige/ welche den gemeinen Nutzen mehr als zu viel geliebt ha-
ben/ niemalen glückselig gewesen/ oder seyn können. Dann sprache
er/ welcher seine Gedancken ausserhalb seiner selbsten setzet/ der kan
sein Weg nicht wol finden. Daß ich von andern geschweige/ sihe die
jenige an/ welche arbeitsamen Handthierungen oder dergleichen Sa-
chen sich ergeben haben/ gleich wie da seyn die Rechtsgelehrten/ ge-
schickte Theologi, Oratores, Philologi, die Bücherschreiber/ die-
selbigen seyn gemeiniglich in stabilir: und promovirung ihrer eig-
nen Fortunae oder Glücks weniger arglistig: Dann/ daß ich von der
Undanckbarkeit unserer Zeiten nichts sag/ sie haben nicht Zeit genug
(dann es wird anderwerts verzehrt) die eigne Sachen zu ergründen/
Gelegenheiten zu suchen/ das Zugeräth so zur Schmidung deß
Glücks gehörig/ zuerdencken und zu betrachten. Aber lassen wir diß
seyn. Jch will interim diese drey Brüder/ die eines besseren Glücks
wol würdig seyn/ dir befehlen/ o Bacone, deren Ingenia und andere
Sitten/ also beschaffen seyn/ daß dieselbige erhebt und geliebt sollen
werden. Unter diesen Wörtern umbfangte der Baconus den treuen
Eckardum, und versprache den Brüdern Eckardi, was seines
theils ihnen glückliches möchte widerfahren. Gleichwie aber An-
dromache,
bey dem Poeten/ den Sohn so in Krieg gehen wolte/
nicht allein mit unterschiedlichen Geboten instruirt, sondern auch
mit Wünschen begleitet hat; also auch dieser treue Eckardus, kundte
seine Brüder ohne einem Zeichen eines guten affects, nicht hinweg
lassen/ sondern als er letztlich Urlaub nahme/ siege ihm/ er weiß nicht
was geheims in das Ohr/ und war willens wider nach Hauß zu rey-
sen. Und als dieser treue Eckard hinweg gienge/ ware zugegen ein
Jüngling solcher Gestalt/ der auch eines Fürsten Sohn wol anstun-
de. Sein Diener/ als ich fragte/ sagte mir heimlich/ er were ein Patri-
cius
von Wormbs. Dieser erzehlete seine grausame Academische
Fehler dem Bacono. Vor diesem sprache er/ hab ich gantzer 10. Jahr

uff

Diſſertatio,
Muͤhe abmeſſen/ und meyneſt/ du habeſt es ſo viel befoͤrdert/ ſo viel du
es bewegt haſt. Aber die Meynung betruͤgt dich. Du ſcheineſt dir offt
gluͤcklich zu ſeyn/ wann du ſolteſt eines anſehnlichen fuͤrnehmen
Manns Huͤlff brauchen. Aber die Meynung betruͤgt dich. Dann nicht
die groͤſten Jnſtrument/ ſondern die tauglichſten verꝛichten ein
Werck baͤlder und gluͤcklicher. Jch will ſagen/ aber in der Stille/
was ich neulich von einem Italiſirten Teutſchen/ das iſt/ Diabolo
incarnato
gehoͤrt habe/ und befihle dir ſolches zu mercken/ nicht gar
nachzufolgen. Er ſagte/ die Jtalianer wann ſie ein Menſchen bedeu-
ten/ deme ſie ein gluͤckliche Fortuna wuͤnſchen/ daß unter andern ſei-
nen Qualitaͤten ſie zehlen/ damit er habe Poco di Matto, das iſt/
ein wenig vom Narꝛen/ nicht zu viel vom ehrlichen. Derowegen ſeyen
die jenige/ welche den gemeinen Nutzen mehr als zu viel geliebt ha-
ben/ niemalen gluͤckſelig geweſen/ oder ſeyn koͤnnen. Dann ſprache
er/ welcher ſeine Gedancken auſſerhalb ſeiner ſelbſten ſetzet/ der kan
ſein Weg nicht wol finden. Daß ich von andern geſchweige/ ſihe die
jenige an/ welche arbeitſamen Handthierungen oder dergleichen Sa-
chen ſich ergeben haben/ gleich wie da ſeyn die Rechtsgelehrten/ ge-
ſchickte Theologi, Oratores, Philologi, die Buͤcherſchreiber/ die-
ſelbigen ſeyn gemeiniglich in ſtabilir: und promovirung ihrer eig-
nen Fortunæ oder Gluͤcks weniger argliſtig: Dann/ daß ich von der
Undanckbarkeit unſerer Zeiten nichts ſag/ ſie haben nicht Zeit genug
(dann es wird anderwerts verzehrt) die eigne Sachen zu ergruͤnden/
Gelegenheiten zu ſuchen/ das Zugeraͤth ſo zur Schmidung deß
Gluͤcks gehoͤrig/ zuerdencken und zu betrachten. Aber laſſen wir diß
ſeyn. Jch will interim dieſe drey Bruͤder/ die eines beſſeren Gluͤcks
wol wuͤrdig ſeyn/ dir befehlen/ ô Bacone, deren Ingenia und andere
Sitten/ alſo beſchaffen ſeyn/ daß dieſelbige erhebt und geliebt ſollen
werden. Unter dieſen Woͤrtern umbfangte der Baconus den treuen
Eckardum, und verſprache den Bruͤdern Eckardi, was ſeines
theils ihnen gluͤckliches moͤchte widerfahren. Gleichwie aber An-
dromache,
bey dem Poeten/ den Sohn ſo in Krieg gehen wolte/
nicht allein mit unterſchiedlichen Geboten inſtruirt, ſondern auch
mit Wuͤnſchen begleitet hat; alſo auch dieſer treue Eckardus, kundte
ſeine Bruͤder ohne einem Zeichen eines guten affects, nicht hinweg
laſſen/ ſondern als er letztlich Urlaub nahme/ ſiege ihm/ er weiß nicht
was geheims in das Ohr/ und war willens wider nach Hauß zu rey-
ſen. Und als dieſer treue Eckard hinweg gienge/ ware zugegen ein
Juͤngling ſolcher Geſtalt/ der auch eines Fuͤrſten Sohn wol anſtun-
de. Sein Diener/ als ich fragte/ ſagte mir heimlich/ er were ein Patri-
cius
von Wormbs. Dieſer erzehlete ſeine grauſame Academiſche
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[758/0800] Diſſertatio, Muͤhe abmeſſen/ und meyneſt/ du habeſt es ſo viel befoͤrdert/ ſo viel du es bewegt haſt. Aber die Meynung betruͤgt dich. Du ſcheineſt dir offt gluͤcklich zu ſeyn/ wann du ſolteſt eines anſehnlichen fuͤrnehmen Manns Huͤlff brauchen. Aber die Meynung betruͤgt dich. Dann nicht die groͤſten Jnſtrument/ ſondern die tauglichſten verꝛichten ein Werck baͤlder und gluͤcklicher. Jch will ſagen/ aber in der Stille/ was ich neulich von einem Italiſirten Teutſchen/ das iſt/ Diabolo incarnato gehoͤrt habe/ und befihle dir ſolches zu mercken/ nicht gar nachzufolgen. Er ſagte/ die Jtalianer wann ſie ein Menſchen bedeu- ten/ deme ſie ein gluͤckliche Fortuna wuͤnſchen/ daß unter andern ſei- nen Qualitaͤten ſie zehlen/ damit er habe Poco di Matto, das iſt/ ein wenig vom Narꝛen/ nicht zu viel vom ehrlichen. Derowegen ſeyen die jenige/ welche den gemeinen Nutzen mehr als zu viel geliebt ha- ben/ niemalen gluͤckſelig geweſen/ oder ſeyn koͤnnen. Dann ſprache er/ welcher ſeine Gedancken auſſerhalb ſeiner ſelbſten ſetzet/ der kan ſein Weg nicht wol finden. Daß ich von andern geſchweige/ ſihe die jenige an/ welche arbeitſamen Handthierungen oder dergleichen Sa- chen ſich ergeben haben/ gleich wie da ſeyn die Rechtsgelehrten/ ge- ſchickte Theologi, Oratores, Philologi, die Buͤcherſchreiber/ die- ſelbigen ſeyn gemeiniglich in ſtabilir: und promovirung ihrer eig- nen Fortunæ oder Gluͤcks weniger argliſtig: Dann/ daß ich von der Undanckbarkeit unſerer Zeiten nichts ſag/ ſie haben nicht Zeit genug (dann es wird anderwerts verzehrt) die eigne Sachen zu ergruͤnden/ Gelegenheiten zu ſuchen/ das Zugeraͤth ſo zur Schmidung deß Gluͤcks gehoͤrig/ zuerdencken und zu betrachten. Aber laſſen wir diß ſeyn. Jch will interim dieſe drey Bruͤder/ die eines beſſeren Gluͤcks wol wuͤrdig ſeyn/ dir befehlen/ ô Bacone, deren Ingenia und andere Sitten/ alſo beſchaffen ſeyn/ daß dieſelbige erhebt und geliebt ſollen werden. Unter dieſen Woͤrtern umbfangte der Baconus den treuen Eckardum, und verſprache den Bruͤdern Eckardi, was ſeines theils ihnen gluͤckliches moͤchte widerfahren. Gleichwie aber An- dromache, bey dem Poeten/ den Sohn ſo in Krieg gehen wolte/ nicht allein mit unterſchiedlichen Geboten inſtruirt, ſondern auch mit Wuͤnſchen begleitet hat; alſo auch dieſer treue Eckardus, kundte ſeine Bruͤder ohne einem Zeichen eines guten affects, nicht hinweg laſſen/ ſondern als er letztlich Urlaub nahme/ ſiege ihm/ er weiß nicht was geheims in das Ohr/ und war willens wider nach Hauß zu rey- ſen. Und als dieſer treue Eckard hinweg gienge/ ware zugegen ein Juͤngling ſolcher Geſtalt/ der auch eines Fuͤrſten Sohn wol anſtun- de. Sein Diener/ als ich fragte/ ſagte mir heimlich/ er were ein Patri- cius von Wormbs. Dieſer erzehlete ſeine grauſame Academiſche Fehler dem Bacono. Vor dieſem ſprache er/ hab ich gantzer 10. Jahr uff

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/800>, abgerufen am 22.11.2024.