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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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auf den Boden. Juno, die Beschützerin Jasons, hatte
ihr Herz verwandelt. Kaum konnte sie die Morgenröthe
erwarten, um die versprochenen Zaubermittel zu holen
und mit ihnen vor den geliebten Helden zu treten.


Jason und Medea.

Während Argos mit der glücklichen Nachricht nach
dem Schiffe der Helden eilte, als kaum das Morgenroth
den Himmel erhellte, war die Jungfrau schon vom Lager
aufgesprungen, band ihr blondes Haar auf, das bisher
in Trauerflechten heruntergehangen, wischte Thränen und
Harm von den Wangen und salbte sich mit köstlichem
Nektaröl. Sie zog ein herrliches Gewand an, das schön
gekrümmte, goldne Nadeln festhielten, und warf einen
weißen Schleier über ihr stralendes Haupt. Alle Schmer¬
zen waren vergessen; mit leichten Füßen durcheilte sie
das Haus und befahl ihren jungen Dienerinnen, deren
zwölfe in ihren Frauengemächern waren, schnell die Maul¬
thiere an den Wagen zu spannen, der sie nach dem Tem¬
pel der Hekate bringen sollte. Inzwischen holte Medea
aus dem Kästchen die Salbe hervor, die man Prome¬
theusöl nannte; wer, nachdem er die Göttin der Unter¬
welt angefleht, seinen Leib damit salbte, konnte an jenem
Tage von keinem Schwertstreiche verwundet, von keinem
Feuer versehrt werden, ja, er war den ganzen Tag an
Kräften jedem Gegner überlegen. Die Salbe war aus
dem schwarzen Saft einer Wurzel bereitet, die aus dem
Blute emporgekeimt war, das aus der zerfressenen Leber
des Titanensohnes auf die Heiden des Kaukasus geträufelt

auf den Boden. Juno, die Beſchützerin Jaſons, hatte
ihr Herz verwandelt. Kaum konnte ſie die Morgenröthe
erwarten, um die verſprochenen Zaubermittel zu holen
und mit ihnen vor den geliebten Helden zu treten.


Jaſon und Medea.

Während Argos mit der glücklichen Nachricht nach
dem Schiffe der Helden eilte, als kaum das Morgenroth
den Himmel erhellte, war die Jungfrau ſchon vom Lager
aufgeſprungen, band ihr blondes Haar auf, das bisher
in Trauerflechten heruntergehangen, wiſchte Thränen und
Harm von den Wangen und ſalbte ſich mit köſtlichem
Nektaröl. Sie zog ein herrliches Gewand an, das ſchön
gekrümmte, goldne Nadeln feſthielten, und warf einen
weißen Schleier über ihr ſtralendes Haupt. Alle Schmer¬
zen waren vergeſſen; mit leichten Füßen durcheilte ſie
das Haus und befahl ihren jungen Dienerinnen, deren
zwölfe in ihren Frauengemächern waren, ſchnell die Maul¬
thiere an den Wagen zu ſpannen, der ſie nach dem Tem¬
pel der Hekate bringen ſollte. Inzwiſchen holte Medea
aus dem Käſtchen die Salbe hervor, die man Prome¬
theusöl nannte; wer, nachdem er die Göttin der Unter¬
welt angefleht, ſeinen Leib damit ſalbte, konnte an jenem
Tage von keinem Schwertſtreiche verwundet, von keinem
Feuer verſehrt werden, ja, er war den ganzen Tag an
Kräften jedem Gegner überlegen. Die Salbe war aus
dem ſchwarzen Saft einer Wurzel bereitet, die aus dem
Blute emporgekeimt war, das aus der zerfreſſenen Leber
des Titanenſohnes auf die Heiden des Kaukaſus geträufelt

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[132/0158] auf den Boden. Juno, die Beſchützerin Jaſons, hatte ihr Herz verwandelt. Kaum konnte ſie die Morgenröthe erwarten, um die verſprochenen Zaubermittel zu holen und mit ihnen vor den geliebten Helden zu treten. Jaſon und Medea. Während Argos mit der glücklichen Nachricht nach dem Schiffe der Helden eilte, als kaum das Morgenroth den Himmel erhellte, war die Jungfrau ſchon vom Lager aufgeſprungen, band ihr blondes Haar auf, das bisher in Trauerflechten heruntergehangen, wiſchte Thränen und Harm von den Wangen und ſalbte ſich mit köſtlichem Nektaröl. Sie zog ein herrliches Gewand an, das ſchön gekrümmte, goldne Nadeln feſthielten, und warf einen weißen Schleier über ihr ſtralendes Haupt. Alle Schmer¬ zen waren vergeſſen; mit leichten Füßen durcheilte ſie das Haus und befahl ihren jungen Dienerinnen, deren zwölfe in ihren Frauengemächern waren, ſchnell die Maul¬ thiere an den Wagen zu ſpannen, der ſie nach dem Tem¬ pel der Hekate bringen ſollte. Inzwiſchen holte Medea aus dem Käſtchen die Salbe hervor, die man Prome¬ theusöl nannte; wer, nachdem er die Göttin der Unter¬ welt angefleht, ſeinen Leib damit ſalbte, konnte an jenem Tage von keinem Schwertſtreiche verwundet, von keinem Feuer verſehrt werden, ja, er war den ganzen Tag an Kräften jedem Gegner überlegen. Die Salbe war aus dem ſchwarzen Saft einer Wurzel bereitet, die aus dem Blute emporgekeimt war, das aus der zerfreſſenen Leber des Titanenſohnes auf die Heiden des Kaukaſus geträufelt

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/158>, abgerufen am 24.11.2024.