konnte, beizubehalten sich bestrebt hat. Die Homerische Geschichte der Ilias bildet auf solche Weise fast die Hälfte des zweiten Bandes. Täuscht den Verfasser dieses Buches seine Hoffnung nicht, so ist die innere Gestalt der unverderblichsten Dichtung auch unter Aufopferung der poetischen Form nicht verloren gegangen, und ihr Götterleib schimmert noch durch das prunklose Gewand der schlichtesten Prosa hindurch.
Das letzte Viertel des Bandes ist wieder mehreren Dichtern entnommen: Pindar, Sophokles, Virgil sind wiederholt berücksich¬ tigt worden; doch ist hier der Darsteller so glücklich gewesen, in der Fortsetzung Homers durch den Dichter Quintus, dessen weiterer Name, Vaterland und Zeitalter in eine ungerechte Ver¬ gessenheit oder Unsicherheit gehüllt sind, und den nur die Gelehr¬ samkeit bald Calaber, bald Smyrnäus benannt hat, eine ächt poetische Grundlage, und Stoff wie Form zu fortlaufender Erzäh¬ lung vorzufinden. Die Paralipomenen dieses Poeten sind ein klassisches Kunstwerk und werden hoffentlich in ihrer Schönheit und Größe, gleich den Schöpfungen anderer Dichter, durch die treffliche metrische Uebersetzung des Herrn Professors Platz in Wertheim, der das Publikum in der Sammlung verdeutschter Klassiker entgegensehen darf, sich bald die Anerkennung aller Freunde ächter Poesie gewinnen. Der künstlerischen Uebertragung
konnte, beizubehalten ſich beſtrebt hat. Die Homeriſche Geſchichte der Ilias bildet auf ſolche Weiſe faſt die Hälfte des zweiten Bandes. Täuſcht den Verfaſſer dieſes Buches ſeine Hoffnung nicht, ſo iſt die innere Geſtalt der unverderblichſten Dichtung auch unter Aufopferung der poetiſchen Form nicht verloren gegangen, und ihr Götterleib ſchimmert noch durch das prunkloſe Gewand der ſchlichteſten Proſa hindurch.
Das letzte Viertel des Bandes iſt wieder mehreren Dichtern entnommen: Pindar, Sophokles, Virgil ſind wiederholt berückſich¬ tigt worden; doch iſt hier der Darſteller ſo glücklich geweſen, in der Fortſetzung Homers durch den Dichter Quintus, deſſen weiterer Name, Vaterland und Zeitalter in eine ungerechte Ver¬ geſſenheit oder Unſicherheit gehüllt ſind, und den nur die Gelehr¬ ſamkeit bald Calaber, bald Smyrnäus benannt hat, eine ächt poetiſche Grundlage, und Stoff wie Form zu fortlaufender Erzäh¬ lung vorzufinden. Die Paralipomenen dieſes Poeten ſind ein klaſſiſches Kunſtwerk und werden hoffentlich in ihrer Schönheit und Größe, gleich den Schöpfungen anderer Dichter, durch die treffliche metriſche Ueberſetzung des Herrn Profeſſors Platz in Wertheim, der das Publikum in der Sammlung verdeutſchter Klaſſiker entgegenſehen darf, ſich bald die Anerkennung aller Freunde ächter Poeſie gewinnen. Der künſtleriſchen Uebertragung
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[IX/0017]
konnte, beizubehalten ſich beſtrebt hat. Die Homeriſche Geſchichte
der Ilias bildet auf ſolche Weiſe faſt die Hälfte des zweiten
Bandes. Täuſcht den Verfaſſer dieſes Buches ſeine Hoffnung
nicht, ſo iſt die innere Geſtalt der unverderblichſten Dichtung auch
unter Aufopferung der poetiſchen Form nicht verloren gegangen,
und ihr Götterleib ſchimmert noch durch das prunkloſe Gewand
der ſchlichteſten Proſa hindurch.
Das letzte Viertel des Bandes iſt wieder mehreren Dichtern
entnommen: Pindar, Sophokles, Virgil ſind wiederholt berückſich¬
tigt worden; doch iſt hier der Darſteller ſo glücklich geweſen, in
der Fortſetzung Homers durch den Dichter Quintus, deſſen
weiterer Name, Vaterland und Zeitalter in eine ungerechte Ver¬
geſſenheit oder Unſicherheit gehüllt ſind, und den nur die Gelehr¬
ſamkeit bald Calaber, bald Smyrnäus benannt hat, eine ächt
poetiſche Grundlage, und Stoff wie Form zu fortlaufender Erzäh¬
lung vorzufinden. Die Paralipomenen dieſes Poeten ſind ein
klaſſiſches Kunſtwerk und werden hoffentlich in ihrer Schönheit
und Größe, gleich den Schöpfungen anderer Dichter, durch die
treffliche metriſche Ueberſetzung des Herrn Profeſſors Platz in
Wertheim, der das Publikum in der Sammlung verdeutſchter
Klaſſiker entgegenſehen darf, ſich bald die Anerkennung aller
Freunde ächter Poeſie gewinnen. Der künſtleriſchen Uebertragung
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/17>, abgerufen am 21.11.2024.
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