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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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nach Helena, zur Beute heraussuchen. Kommen wir nach
Argos heim, so soll er sich eine von meinen Töchtern zur
Gattin erwählen; er wird mir ein lieber Eidam seyn und
meinen eigenen einzigen Sohn Orestes will ich nicht höher
halten. Sieben Städte werde ich ihm zum Brautschatz
geben. Solches Alles will ich thun, sobald er von seinem
Zorn abläßt."

"Fürwahr," antwortete ihm Nestor, "du bietest dem
Fürsten Achilles keine verächtliche Gaben. Senden wir
denn auf der Stelle auserlesene Männer, Phönix als
Führer, dann den großen Ajax und den edlen Odysseus,
und mit ihnen die Herolde Hodius und Eurybates nach
den Zelten des zürnenden Helden."

Nach einem feierlichen Trankopfer verließen wirklich
die von Nestor ausgewählten Helden die Versammlung
und gelangten in Kurzem zu den Schiffen der Myrmido¬
nen. Hier fanden sie den Achilles, wie er auf der schönen
gewölbten Leyer mit silbernem Stege, einer Beute aus
Eetions Stadt, sein Herz erlabend spielte, und Sieges¬
thaten der Helden dazu sang. Ihm gegenüber saß sein
Freund Patroklus und harrte schweigend, bis Jener den
Gesang beendigt hätte. Als der Pelide die Abgesandten,
Odysseus an der Spitze, kommen sah, erhub er sich bestürzt
von seinem Sitze, die Leyer in der Hand behaltend. Auch
Patroklus stand auf, sobald er ihrer ansichtig wurde;
beide gingen ihnen entgegen, und Achilles faßte den Phö¬
nix und den Odysseus bei den Händen und rief: "Freude
sey mit euch, ihr Theuren! Zwar führt euch gewiß irgend
eine Noth zu mir her, doch ich liebe euch so sehr vor
allen Griechen, daß ihr auch dem Zürnenden willkommen
seyd." Schnell brachte jetzt Patroklus einen großen Krug

nach Helena, zur Beute herausſuchen. Kommen wir nach
Argos heim, ſo ſoll er ſich eine von meinen Töchtern zur
Gattin erwählen; er wird mir ein lieber Eidam ſeyn und
meinen eigenen einzigen Sohn Oreſtes will ich nicht höher
halten. Sieben Städte werde ich ihm zum Brautſchatz
geben. Solches Alles will ich thun, ſobald er von ſeinem
Zorn abläßt.“

„Fürwahr,“ antwortete ihm Neſtor, „du bieteſt dem
Fürſten Achilles keine verächtliche Gaben. Senden wir
denn auf der Stelle auserleſene Männer, Phönix als
Führer, dann den großen Ajax und den edlen Odyſſeus,
und mit ihnen die Herolde Hodius und Eurybates nach
den Zelten des zürnenden Helden.“

Nach einem feierlichen Trankopfer verließen wirklich
die von Neſtor ausgewählten Helden die Verſammlung
und gelangten in Kurzem zu den Schiffen der Myrmido¬
nen. Hier fanden ſie den Achilles, wie er auf der ſchönen
gewölbten Leyer mit ſilbernem Stege, einer Beute aus
Eëtions Stadt, ſein Herz erlabend ſpielte, und Sieges¬
thaten der Helden dazu ſang. Ihm gegenüber ſaß ſein
Freund Patroklus und harrte ſchweigend, bis Jener den
Geſang beendigt hätte. Als der Pelide die Abgeſandten,
Odyſſeus an der Spitze, kommen ſah, erhub er ſich beſtürzt
von ſeinem Sitze, die Leyer in der Hand behaltend. Auch
Patroklus ſtand auf, ſobald er ihrer anſichtig wurde;
beide gingen ihnen entgegen, und Achilles faßte den Phö¬
nix und den Odyſſeus bei den Händen und rief: „Freude
ſey mit euch, ihr Theuren! Zwar führt euch gewiß irgend
eine Noth zu mir her, doch ich liebe euch ſo ſehr vor
allen Griechen, daß ihr auch dem Zürnenden willkommen
ſeyd.“ Schnell brachte jetzt Patroklus einen großen Krug

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[162/0184] nach Helena, zur Beute herausſuchen. Kommen wir nach Argos heim, ſo ſoll er ſich eine von meinen Töchtern zur Gattin erwählen; er wird mir ein lieber Eidam ſeyn und meinen eigenen einzigen Sohn Oreſtes will ich nicht höher halten. Sieben Städte werde ich ihm zum Brautſchatz geben. Solches Alles will ich thun, ſobald er von ſeinem Zorn abläßt.“ „Fürwahr,“ antwortete ihm Neſtor, „du bieteſt dem Fürſten Achilles keine verächtliche Gaben. Senden wir denn auf der Stelle auserleſene Männer, Phönix als Führer, dann den großen Ajax und den edlen Odyſſeus, und mit ihnen die Herolde Hodius und Eurybates nach den Zelten des zürnenden Helden.“ Nach einem feierlichen Trankopfer verließen wirklich die von Neſtor ausgewählten Helden die Verſammlung und gelangten in Kurzem zu den Schiffen der Myrmido¬ nen. Hier fanden ſie den Achilles, wie er auf der ſchönen gewölbten Leyer mit ſilbernem Stege, einer Beute aus Eëtions Stadt, ſein Herz erlabend ſpielte, und Sieges¬ thaten der Helden dazu ſang. Ihm gegenüber ſaß ſein Freund Patroklus und harrte ſchweigend, bis Jener den Geſang beendigt hätte. Als der Pelide die Abgeſandten, Odyſſeus an der Spitze, kommen ſah, erhub er ſich beſtürzt von ſeinem Sitze, die Leyer in der Hand behaltend. Auch Patroklus ſtand auf, ſobald er ihrer anſichtig wurde; beide gingen ihnen entgegen, und Achilles faßte den Phö¬ nix und den Odyſſeus bei den Händen und rief: „Freude ſey mit euch, ihr Theuren! Zwar führt euch gewiß irgend eine Noth zu mir her, doch ich liebe euch ſo ſehr vor allen Griechen, daß ihr auch dem Zürnenden willkommen ſeyd.“ Schnell brachte jetzt Patroklus einen großen Krug

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/184>, abgerufen am 25.11.2024.