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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Seiten Wände von gediegenem Erz, mit Simsen aus
bläulichem Stahl. Die innere Wohnung verschloß eine
goldene Pforte; die Pfosten, auf eherner Grundlage
ruhend, waren von Silber mit silbernem Kranze, der Ring
an der Pforte war von Gold; goldene und silberne
Hunde, ein Werk Vulkans, standen rechts und links, wie
Wächter der Königswohnung, aufgepflanzt. Als er in den
Saal gekommen war, sah er ringsum Sessel mit fein¬
gewirkten Teppichen bedeckt, auf welchen die Fürsten der
Phäaken bei'm Königsmahle zu sitzen pflegten; denn die¬
ses Volk liebte beständig Speise und Trank. Auf hohen
Gestellen standen goldene Bildsäulen, Jünglinge vorstel¬
lend, mit brennenden Fackeln in der ausgestreckten Hand,
welche bei'm nächtlichen Schmause den Gästen leuchteten.
Fünfzig Dienerinnen waren durch den Palast des Kö¬
niges verbreitet; die einen mahlten auf der Handmühle
Getreide, die andern woben, noch andere wirbelten sitzend
die Spindel. Die Weiber sind dort so gute Weberinnen,
wie die Männer Schiffsleute. Außerhalb des Hofes brei¬
tete sich ein Garten aus, eine Hube ins Gevierte, mit
einer Ringmauer umgeben und mit Bäumen voll der saf¬
tigsten Birnen, Feigen und Granaten, Oliven und Aepfel
bepflanzt; diese trugen Sommer und Winter, denn immer
wehte warme Westluft im Phäakenlande; so daß zu glei¬
cher Zeit an den einen Bäumen Blüthen prangten, an
den andern Früchte hingen. Daneben streckte sich auf
ebenem Boden eine Weinpflanzung hin, wo ein Theil
der Trauben im Sonnenstrahle kochten, andere der Win¬
zer schon schnitt, wieder andere erst als Herlinge aus der
Blüthe schwollen und noch andere sich allmählig färbten.
Am andern Ende des Gartens dehnten sich schön geordnete

Seiten Wände von gediegenem Erz, mit Simſen aus
bläulichem Stahl. Die innere Wohnung verſchloß eine
goldene Pforte; die Pfoſten, auf eherner Grundlage
ruhend, waren von Silber mit ſilbernem Kranze, der Ring
an der Pforte war von Gold; goldene und ſilberne
Hunde, ein Werk Vulkans, ſtanden rechts und links, wie
Wächter der Königswohnung, aufgepflanzt. Als er in den
Saal gekommen war, ſah er ringsum Seſſel mit fein¬
gewirkten Teppichen bedeckt, auf welchen die Fürſten der
Phäaken bei'm Königsmahle zu ſitzen pflegten; denn die¬
ſes Volk liebte beſtändig Speiſe und Trank. Auf hohen
Geſtellen ſtanden goldene Bildſäulen, Jünglinge vorſtel¬
lend, mit brennenden Fackeln in der ausgeſtreckten Hand,
welche bei'm nächtlichen Schmauſe den Gäſten leuchteten.
Fünfzig Dienerinnen waren durch den Palaſt des Kö¬
niges verbreitet; die einen mahlten auf der Handmühle
Getreide, die andern woben, noch andere wirbelten ſitzend
die Spindel. Die Weiber ſind dort ſo gute Weberinnen,
wie die Männer Schiffsleute. Außerhalb des Hofes brei¬
tete ſich ein Garten aus, eine Hube ins Gevierte, mit
einer Ringmauer umgeben und mit Bäumen voll der ſaf¬
tigſten Birnen, Feigen und Granaten, Oliven und Aepfel
bepflanzt; dieſe trugen Sommer und Winter, denn immer
wehte warme Weſtluft im Phäakenlande; ſo daß zu glei¬
cher Zeit an den einen Bäumen Blüthen prangten, an
den andern Früchte hingen. Daneben ſtreckte ſich auf
ebenem Boden eine Weinpflanzung hin, wo ein Theil
der Trauben im Sonnenſtrahle kochten, andere der Win¬
zer ſchon ſchnitt, wieder andere erſt als Herlinge aus der
Blüthe ſchwollen und noch andere ſich allmählig färbten.
Am andern Ende des Gartens dehnten ſich ſchön geordnete

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[109/0131] Seiten Wände von gediegenem Erz, mit Simſen aus bläulichem Stahl. Die innere Wohnung verſchloß eine goldene Pforte; die Pfoſten, auf eherner Grundlage ruhend, waren von Silber mit ſilbernem Kranze, der Ring an der Pforte war von Gold; goldene und ſilberne Hunde, ein Werk Vulkans, ſtanden rechts und links, wie Wächter der Königswohnung, aufgepflanzt. Als er in den Saal gekommen war, ſah er ringsum Seſſel mit fein¬ gewirkten Teppichen bedeckt, auf welchen die Fürſten der Phäaken bei'm Königsmahle zu ſitzen pflegten; denn die¬ ſes Volk liebte beſtändig Speiſe und Trank. Auf hohen Geſtellen ſtanden goldene Bildſäulen, Jünglinge vorſtel¬ lend, mit brennenden Fackeln in der ausgeſtreckten Hand, welche bei'm nächtlichen Schmauſe den Gäſten leuchteten. Fünfzig Dienerinnen waren durch den Palaſt des Kö¬ niges verbreitet; die einen mahlten auf der Handmühle Getreide, die andern woben, noch andere wirbelten ſitzend die Spindel. Die Weiber ſind dort ſo gute Weberinnen, wie die Männer Schiffsleute. Außerhalb des Hofes brei¬ tete ſich ein Garten aus, eine Hube ins Gevierte, mit einer Ringmauer umgeben und mit Bäumen voll der ſaf¬ tigſten Birnen, Feigen und Granaten, Oliven und Aepfel bepflanzt; dieſe trugen Sommer und Winter, denn immer wehte warme Weſtluft im Phäakenlande; ſo daß zu glei¬ cher Zeit an den einen Bäumen Blüthen prangten, an den andern Früchte hingen. Daneben ſtreckte ſich auf ebenem Boden eine Weinpflanzung hin, wo ein Theil der Trauben im Sonnenſtrahle kochten, andere der Win¬ zer ſchon ſchnitt, wieder andere erſt als Herlinge aus der Blüthe ſchwollen und noch andere ſich allmählig färbten. Am andern Ende des Gartens dehnten ſich ſchön geordnete

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/131>, abgerufen am 05.05.2024.