auf! Und so dachte ich denn auch jetzt an nichts anders, als meinen Hunger an eurem Tisch zu stillen, und ihr konntet auch daran wohl sehen, daß ich ein recht armer, sterblicher Mensch bin!"
Als die Gäste den Saal verlassen hatten und das Königspaar allein mit dem Fremdling im Saale zurück¬ geblieben war, betrachtete Arete die schön gewirkten Klei¬ der des Mannes, Mantel und Leibrock, erkannte darin ihr eigenes Gewebe und sprach: "Zuerst muß ich dich nun doch fragen, o Fremdling, woher und wer du bist und wer dir diese Gewande gegeben hat? Sagtest du nicht, daß du auf dem Meere umherirrend hierher ge¬ kommen seyest?" Odysseus antwortete hierauf mit einer getreuen Erzählung seiner Abentheuer auf Ogygia bei Kalypso und seiner traurigen, letzten Fahrt, und verschwieg zuletzt auch die Begegnung Nausikaa's und ihren Edel¬ muth nicht.
"Nun, das ist schon recht von meiner Tochter ge¬ handelt," sprach, als die Erzählung zu Ende war, lächelnd Alcinous; "aber eine Pflicht hat sie doch vergessen: dich sogleich mit den Dienerinnen selbst in unser Haus zu führen!" -- "Hüte dich, o König," antwortete Odysseus, "deine treffliche Tochter deßwegen zu tadeln. War sie doch bereit, so zu handeln, wie du meinst; und ich selbst weigerte mich, aus Blödigkeit; denn ich fürchtete, du könntest ein Aergerniß daran nehmen; wir Menschen¬ kinder sind alle so gar argwöhnisch!" -- "Nun, ich bin nicht ohne Ursache zum Jähzorn geneigt," antwortete ihm der König; "indessen ist Ordnung in allen Dingen gut. Aber wenn doch die Götter es fügen wollten, daß ein Mann wie du meine Tochter zur Gemahlin begehrte;
auf! Und ſo dachte ich denn auch jetzt an nichts anders, als meinen Hunger an eurem Tiſch zu ſtillen, und ihr konntet auch daran wohl ſehen, daß ich ein recht armer, ſterblicher Menſch bin!“
Als die Gäſte den Saal verlaſſen hatten und das Königspaar allein mit dem Fremdling im Saale zurück¬ geblieben war, betrachtete Arete die ſchön gewirkten Klei¬ der des Mannes, Mantel und Leibrock, erkannte darin ihr eigenes Gewebe und ſprach: „Zuerſt muß ich dich nun doch fragen, o Fremdling, woher und wer du biſt und wer dir dieſe Gewande gegeben hat? Sagteſt du nicht, daß du auf dem Meere umherirrend hierher ge¬ kommen ſeyeſt?“ Odyſſeus antwortete hierauf mit einer getreuen Erzählung ſeiner Abentheuer auf Ogygia bei Kalypſo und ſeiner traurigen, letzten Fahrt, und verſchwieg zuletzt auch die Begegnung Nauſikaa's und ihren Edel¬ muth nicht.
„Nun, das iſt ſchon recht von meiner Tochter ge¬ handelt,“ ſprach, als die Erzählung zu Ende war, lächelnd Alcinous; „aber eine Pflicht hat ſie doch vergeſſen: dich ſogleich mit den Dienerinnen ſelbſt in unſer Haus zu führen!“ — „Hüte dich, o König,“ antwortete Odyſſeus, „deine treffliche Tochter deßwegen zu tadeln. War ſie doch bereit, ſo zu handeln, wie du meinſt; und ich ſelbſt weigerte mich, aus Blödigkeit; denn ich fürchtete, du könnteſt ein Aergerniß daran nehmen; wir Menſchen¬ kinder ſind alle ſo gar argwöhniſch!“ — „Nun, ich bin nicht ohne Urſache zum Jähzorn geneigt,“ antwortete ihm der König; „indeſſen iſt Ordnung in allen Dingen gut. Aber wenn doch die Götter es fügen wollten, daß ein Mann wie du meine Tochter zur Gemahlin begehrte;
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auf! Und ſo dachte ich denn auch jetzt an nichts anders,
als meinen Hunger an eurem Tiſch zu ſtillen, und ihr
konntet auch daran wohl ſehen, daß ich ein recht armer,
ſterblicher Menſch bin!“
Als die Gäſte den Saal verlaſſen hatten und das
Königspaar allein mit dem Fremdling im Saale zurück¬
geblieben war, betrachtete Arete die ſchön gewirkten Klei¬
der des Mannes, Mantel und Leibrock, erkannte darin
ihr eigenes Gewebe und ſprach: „Zuerſt muß ich dich
nun doch fragen, o Fremdling, woher und wer du biſt
und wer dir dieſe Gewande gegeben hat? Sagteſt du
nicht, daß du auf dem Meere umherirrend hierher ge¬
kommen ſeyeſt?“ Odyſſeus antwortete hierauf mit einer
getreuen Erzählung ſeiner Abentheuer auf Ogygia bei
Kalypſo und ſeiner traurigen, letzten Fahrt, und verſchwieg
zuletzt auch die Begegnung Nauſikaa's und ihren Edel¬
muth nicht.
„Nun, das iſt ſchon recht von meiner Tochter ge¬
handelt,“ ſprach, als die Erzählung zu Ende war, lächelnd
Alcinous; „aber eine Pflicht hat ſie doch vergeſſen: dich
ſogleich mit den Dienerinnen ſelbſt in unſer Haus zu
führen!“ — „Hüte dich, o König,“ antwortete Odyſſeus,
„deine treffliche Tochter deßwegen zu tadeln. War ſie
doch bereit, ſo zu handeln, wie du meinſt; und ich ſelbſt
weigerte mich, aus Blödigkeit; denn ich fürchtete, du
könnteſt ein Aergerniß daran nehmen; wir Menſchen¬
kinder ſind alle ſo gar argwöhniſch!“ — „Nun, ich bin
nicht ohne Urſache zum Jähzorn geneigt,“ antwortete ihm
der König; „indeſſen iſt Ordnung in allen Dingen gut.
Aber wenn doch die Götter es fügen wollten, daß ein
Mann wie du meine Tochter zur Gemahlin begehrte;
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/134>, abgerufen am 24.11.2024.
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