Wiederhall von den Bergen antwortete. Von allen Seiten stürmten die Feinde heran, rückten unter den Schilddächern vor; mühten sich, die Gräben auszufüllen und die Schan¬ zen einzureißen, und schon legten sie an den Stellen, wo die Verfechter des Lagers dünner auf den Zinnen stan¬ den, die Sturmleiter an die Mauern. Die Trojaner dagegen, durch die lange Vertheidigung ihrer Vaterstadt im Belagerungskampfe wohl geübt, verstreuten Geschosse aller Art, wälzten Steine und Felsblöcke auf die Schild¬ dächer, und stießen die Emporkletternden mit Spießen darnieder. Schon setzten die angerückten Rutuler das blinde Gefecht nicht mehr fort, sondern lenkten ihre Schritte rückwärts von den Mauern, und versuchten es nur mit Lanzenwürfen, die Teukrer vom Walle hinwegzu¬ treiben. Endlich richteten sie alle ihre Streitkräfte auf einen hoch emporragenden Thurm, der durch schwebende Brücken mit der Lagermauer verbunden war. Diesen zu erobern, strengten sich die Rutuler in die Wette an: die Trojaner aber vertheidigten ihn, indem sie jetzt von der Zinne herab Steine wälzten, jetzt durch hohle Schie߬ scharten Pfeile hinunter schnellten. Endlich schleuderte Tur¬ nus eine Brandfackel, die, an die Seite des Thurmes sich anhängend, das Getäfel ergriff. Ehe die Vertheidiger sich flüchten konnten, stürzte das unterhöhlte Gebälk zusammen, und krachend setzte sich der Thurm zu Boden. Die Einen fielen mit ihm, von den eigenen Waffen durch¬ bohrt, die Andern spießten sich in die Trümmer des Hol¬ zes; und Viele von denen, die noch unversehrt waren, sahen sich bald von den Schaaren des Turnus umringt, und wurden niedergehauen. Endlich erwehrten sich die Trojaner der Zudrängenden. Der Knabe Askanius, der
Wiederhall von den Bergen antwortete. Von allen Seiten ſtürmten die Feinde heran, rückten unter den Schilddächern vor; mühten ſich, die Gräben auszufüllen und die Schan¬ zen einzureißen, und ſchon legten ſie an den Stellen, wo die Verfechter des Lagers dünner auf den Zinnen ſtan¬ den, die Sturmleiter an die Mauern. Die Trojaner dagegen, durch die lange Vertheidigung ihrer Vaterſtadt im Belagerungskampfe wohl geübt, verſtreuten Geſchoſſe aller Art, wälzten Steine und Felsblöcke auf die Schild¬ dächer, und ſtießen die Emporkletternden mit Spießen darnieder. Schon ſetzten die angerückten Rutuler das blinde Gefecht nicht mehr fort, ſondern lenkten ihre Schritte rückwärts von den Mauern, und verſuchten es nur mit Lanzenwürfen, die Teukrer vom Walle hinwegzu¬ treiben. Endlich richteten ſie alle ihre Streitkräfte auf einen hoch emporragenden Thurm, der durch ſchwebende Brücken mit der Lagermauer verbunden war. Dieſen zu erobern, ſtrengten ſich die Rutuler in die Wette an: die Trojaner aber vertheidigten ihn, indem ſie jetzt von der Zinne herab Steine wälzten, jetzt durch hohle Schie߬ ſcharten Pfeile hinunter ſchnellten. Endlich ſchleuderte Tur¬ nus eine Brandfackel, die, an die Seite des Thurmes ſich anhängend, das Getäfel ergriff. Ehe die Vertheidiger ſich flüchten konnten, ſtürzte das unterhöhlte Gebälk zuſammen, und krachend ſetzte ſich der Thurm zu Boden. Die Einen fielen mit ihm, von den eigenen Waffen durch¬ bohrt, die Andern ſpießten ſich in die Trümmer des Hol¬ zes; und Viele von denen, die noch unverſehrt waren, ſahen ſich bald von den Schaaren des Turnus umringt, und wurden niedergehauen. Endlich erwehrten ſich die Trojaner der Zudrängenden. Der Knabe Askanius, der
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Wiederhall von den Bergen antwortete. Von allen Seiten
ſtürmten die Feinde heran, rückten unter den Schilddächern
vor; mühten ſich, die Gräben auszufüllen und die Schan¬
zen einzureißen, und ſchon legten ſie an den Stellen, wo
die Verfechter des Lagers dünner auf den Zinnen ſtan¬
den, die Sturmleiter an die Mauern. Die Trojaner
dagegen, durch die lange Vertheidigung ihrer Vaterſtadt
im Belagerungskampfe wohl geübt, verſtreuten Geſchoſſe
aller Art, wälzten Steine und Felsblöcke auf die Schild¬
dächer, und ſtießen die Emporkletternden mit Spießen
darnieder. Schon ſetzten die angerückten Rutuler das
blinde Gefecht nicht mehr fort, ſondern lenkten ihre
Schritte rückwärts von den Mauern, und verſuchten es
nur mit Lanzenwürfen, die Teukrer vom Walle hinwegzu¬
treiben. Endlich richteten ſie alle ihre Streitkräfte auf
einen hoch emporragenden Thurm, der durch ſchwebende
Brücken mit der Lagermauer verbunden war. Dieſen zu
erobern, ſtrengten ſich die Rutuler in die Wette an: die
Trojaner aber vertheidigten ihn, indem ſie jetzt von der
Zinne herab Steine wälzten, jetzt durch hohle Schie߬
ſcharten Pfeile hinunter ſchnellten. Endlich ſchleuderte Tur¬
nus eine Brandfackel, die, an die Seite des Thurmes ſich
anhängend, das Getäfel ergriff. Ehe die Vertheidiger
ſich flüchten konnten, ſtürzte das unterhöhlte Gebälk
zuſammen, und krachend ſetzte ſich der Thurm zu Boden.
Die Einen fielen mit ihm, von den eigenen Waffen durch¬
bohrt, die Andern ſpießten ſich in die Trümmer des Hol¬
zes; und Viele von denen, die noch unverſehrt waren,
ſahen ſich bald von den Schaaren des Turnus umringt,
und wurden niedergehauen. Endlich erwehrten ſich die
Trojaner der Zudrängenden. Der Knabe Askanius, der
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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