ewige Zeiten kein Argiver kommen soll, die frommen Athener zu bekriegen! Ja wenn lange nach meinem Tode einer meiner Landsleute es wagen wollte, diesen meinen Eid zu verletzen, so wird von der Väter Gruft aus noch mein Geist ihn strafen und ihm Unheil auf den Weg senden, daß er seine verfluchten Plane gegen diese Stadt nicht ausführen kann. Lebe denn wohl, du erhabene Beschützerin des Rechtes, und du, frommes Volk der Athener; möge dir in jedem Kriege und in allen Dingen Sieg und Heil zu Theile werden!"
Unter solchen Segenswünschen verließ Orestes den heiligen Hügel des Mars, geleitet von seinem Freunde, der während des ganzen Gerichts nicht von seiner Seite gewichen war; die Rachegöttinnen wagten es nicht, ge¬ gen den Spruch der Göttin sich an dem Freigesprochenen zu vergreifen, auch scheueten sie die Gegenwart Apollo's, der bereit war, den Ausspruch des Gerichtes aufrecht zu erhalten. Aber die Sprecherin des Chores stand von dem Sitze der Klägerinnen auf und in übermensch¬ licher Größe dem Gott und der Göttin als ebenbürtig entgegenstehend, ließ sie, mit der rauhen Stimme der Töch¬ ter der Nacht, ihre trotzige Einsprache gegen das Urtheil also vernehmen: "Wehe uns, die uralten Gesetze habt ihr zu Boden getreten, ihr jüngeren Götter, habt sie uns älteren Göttern aus den Händen gerungen! Ver¬ achtet, machtlos zürnend stehen wir da. Doch soll euch euer Urtheil gereuen, ihr Athener! Alles Gift unsres erzürnten Herzens werden wir über diesen Boden aus¬ schütten, wo die Gerechtigkeit verachtet worden ist. Der Fraß soll über alle Pflanzen, das Verderben über alles Leben kommen; mit Unfruchtbarkeit und Pest wollen wir
ewige Zeiten kein Argiver kommen ſoll, die frommen Athener zu bekriegen! Ja wenn lange nach meinem Tode einer meiner Landsleute es wagen wollte, dieſen meinen Eid zu verletzen, ſo wird von der Väter Gruft aus noch mein Geiſt ihn ſtrafen und ihm Unheil auf den Weg ſenden, daß er ſeine verfluchten Plane gegen dieſe Stadt nicht ausführen kann. Lebe denn wohl, du erhabene Beſchützerin des Rechtes, und du, frommes Volk der Athener; möge dir in jedem Kriege und in allen Dingen Sieg und Heil zu Theile werden!“
Unter ſolchen Segenswünſchen verließ Oreſtes den heiligen Hügel des Mars, geleitet von ſeinem Freunde, der während des ganzen Gerichts nicht von ſeiner Seite gewichen war; die Rachegöttinnen wagten es nicht, ge¬ gen den Spruch der Göttin ſich an dem Freigeſprochenen zu vergreifen, auch ſcheueten ſie die Gegenwart Apollo's, der bereit war, den Ausſpruch des Gerichtes aufrecht zu erhalten. Aber die Sprecherin des Chores ſtand von dem Sitze der Klägerinnen auf und in übermenſch¬ licher Größe dem Gott und der Göttin als ebenbürtig entgegenſtehend, ließ ſie, mit der rauhen Stimme der Töch¬ ter der Nacht, ihre trotzige Einſprache gegen das Urtheil alſo vernehmen: „Wehe uns, die uralten Geſetze habt ihr zu Boden getreten, ihr jüngeren Götter, habt ſie uns älteren Göttern aus den Händen gerungen! Ver¬ achtet, machtlos zürnend ſtehen wir da. Doch ſoll euch euer Urtheil gereuen, ihr Athener! Alles Gift unſres erzürnten Herzens werden wir über dieſen Boden aus¬ ſchütten, wo die Gerechtigkeit verachtet worden iſt. Der Fraß ſoll über alle Pflanzen, das Verderben über alles Leben kommen; mit Unfruchtbarkeit und Peſt wollen wir
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ewige Zeiten kein Argiver kommen ſoll, die frommen
Athener zu bekriegen! Ja wenn lange nach meinem Tode
einer meiner Landsleute es wagen wollte, dieſen meinen
Eid zu verletzen, ſo wird von der Väter Gruft aus noch
mein Geiſt ihn ſtrafen und ihm Unheil auf den Weg
ſenden, daß er ſeine verfluchten Plane gegen dieſe Stadt
nicht ausführen kann. Lebe denn wohl, du erhabene
Beſchützerin des Rechtes, und du, frommes Volk der
Athener; möge dir in jedem Kriege und in allen Dingen
Sieg und Heil zu Theile werden!“
Unter ſolchen Segenswünſchen verließ Oreſtes den
heiligen Hügel des Mars, geleitet von ſeinem Freunde,
der während des ganzen Gerichts nicht von ſeiner Seite
gewichen war; die Rachegöttinnen wagten es nicht, ge¬
gen den Spruch der Göttin ſich an dem Freigeſprochenen
zu vergreifen, auch ſcheueten ſie die Gegenwart Apollo's,
der bereit war, den Ausſpruch des Gerichtes aufrecht
zu erhalten. Aber die Sprecherin des Chores ſtand
von dem Sitze der Klägerinnen auf und in übermenſch¬
licher Größe dem Gott und der Göttin als ebenbürtig
entgegenſtehend, ließ ſie, mit der rauhen Stimme der Töch¬
ter der Nacht, ihre trotzige Einſprache gegen das Urtheil
alſo vernehmen: „Wehe uns, die uralten Geſetze habt
ihr zu Boden getreten, ihr jüngeren Götter, habt ſie
uns älteren Göttern aus den Händen gerungen! Ver¬
achtet, machtlos zürnend ſtehen wir da. Doch ſoll euch
euer Urtheil gereuen, ihr Athener! Alles Gift unſres
erzürnten Herzens werden wir über dieſen Boden aus¬
ſchütten, wo die Gerechtigkeit verachtet worden iſt. Der
Fraß ſoll über alle Pflanzen, das Verderben über alles
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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