Land und Stadt heimsuchen, wir, die gekränkten, die beschimpften Göttinnen der Nacht!"
Als Apollo diesen fürchterlichen Fluch vernahm, trat er ins Mittel und sprach besänftigend zu den mäch¬ tigen Göttinnen: "Folget mir, ihr Gnädigen! Zürnet nicht allzusehr über das gefällte Urtheil! Seyd ihr doch nicht besiegt worden; aus der Urne ist die gleiche Zahl schwarzer und weißer Steine hervorgegangen; das Gericht ist nicht zu eurer Schmach ausgefallen, nur die Barm¬ herzigkeit hat gesiegt, nur die Billigkeit hat den Ange¬ klagten, der zwischen zwei heiligen Pflichten wählen und eine von beiden verletzen mußte, gerettet! Und das haben wir Götter gethan, nicht die Richter dieses Landes; und Jupiter hat es gut geheißen! Darum lasset euren Grimm nicht an dem unschuldigen Volke aus. Verspreche ich euch doch in seinem Namen, daß ihr ein Heiligthum und einen würdigen Sitz in seinem Lande erhalten sollet, daß ihr auf glänzenden Altären der gerechten Stadt euren Sitz nehmen werdet, verehrt als die unerbittlichen Göttinnen gerechter Rache von allen Bürgern dieser Stadt!"
Diese Versicherung bekräftigte auch Athene selbst: "Glaubet mir, ehrwürdige Göttinnen," setzte sie hinzu, "wenn ihr in einem andern Lande euren Sitz aufschla¬ get, daß euch das gereuen, daß ihr euch nach dem verschmähten sehnen werdet. Die Bürger dieser Stadt sind bereit euch in hohen Ehren zu halten: Chöre von Männern und Frauen werden euren Ruhm feiern, neben dem Tempel des vergötterten Königes Erechtheus sollt ihr ein geweihetes Heiligthum erhalten! Kein Haus wird gesegnet seyn, das euch nicht verehrt!"
Solche Versprechungen besänftigten allmählich den
Land und Stadt heimſuchen, wir, die gekränkten, die beſchimpften Göttinnen der Nacht!“
Als Apollo dieſen fürchterlichen Fluch vernahm, trat er ins Mittel und ſprach beſänftigend zu den mäch¬ tigen Göttinnen: „Folget mir, ihr Gnädigen! Zürnet nicht allzuſehr über das gefällte Urtheil! Seyd ihr doch nicht beſiegt worden; aus der Urne iſt die gleiche Zahl ſchwarzer und weißer Steine hervorgegangen; das Gericht iſt nicht zu eurer Schmach ausgefallen, nur die Barm¬ herzigkeit hat geſiegt, nur die Billigkeit hat den Ange¬ klagten, der zwiſchen zwei heiligen Pflichten wählen und eine von beiden verletzen mußte, gerettet! Und das haben wir Götter gethan, nicht die Richter dieſes Landes; und Jupiter hat es gut geheißen! Darum laſſet euren Grimm nicht an dem unſchuldigen Volke aus. Verſpreche ich euch doch in ſeinem Namen, daß ihr ein Heiligthum und einen würdigen Sitz in ſeinem Lande erhalten ſollet, daß ihr auf glänzenden Altären der gerechten Stadt euren Sitz nehmen werdet, verehrt als die unerbittlichen Göttinnen gerechter Rache von allen Bürgern dieſer Stadt!“
Dieſe Verſicherung bekräftigte auch Athene ſelbſt: „Glaubet mir, ehrwürdige Göttinnen,“ ſetzte ſie hinzu, „wenn ihr in einem andern Lande euren Sitz aufſchla¬ get, daß euch das gereuen, daß ihr euch nach dem verſchmähten ſehnen werdet. Die Bürger dieſer Stadt ſind bereit euch in hohen Ehren zu halten: Chöre von Männern und Frauen werden euren Ruhm feiern, neben dem Tempel des vergötterten Königes Erechtheus ſollt ihr ein geweihetes Heiligthum erhalten! Kein Haus wird geſegnet ſeyn, das euch nicht verehrt!“
Solche Verſprechungen beſänftigten allmählich den
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Land und Stadt heimſuchen, wir, die gekränkten, die
beſchimpften Göttinnen der Nacht!“
Als Apollo dieſen fürchterlichen Fluch vernahm,
trat er ins Mittel und ſprach beſänftigend zu den mäch¬
tigen Göttinnen: „Folget mir, ihr Gnädigen! Zürnet
nicht allzuſehr über das gefällte Urtheil! Seyd ihr doch
nicht beſiegt worden; aus der Urne iſt die gleiche Zahl
ſchwarzer und weißer Steine hervorgegangen; das Gericht
iſt nicht zu eurer Schmach ausgefallen, nur die Barm¬
herzigkeit hat geſiegt, nur die Billigkeit hat den Ange¬
klagten, der zwiſchen zwei heiligen Pflichten wählen und
eine von beiden verletzen mußte, gerettet! Und das
haben wir Götter gethan, nicht die Richter dieſes Landes;
und Jupiter hat es gut geheißen! Darum laſſet euren
Grimm nicht an dem unſchuldigen Volke aus. Verſpreche
ich euch doch in ſeinem Namen, daß ihr ein Heiligthum
und einen würdigen Sitz in ſeinem Lande erhalten ſollet,
daß ihr auf glänzenden Altären der gerechten Stadt
euren Sitz nehmen werdet, verehrt als die unerbittlichen
Göttinnen gerechter Rache von allen Bürgern dieſer Stadt!“
Dieſe Verſicherung bekräftigte auch Athene ſelbſt:
„Glaubet mir, ehrwürdige Göttinnen,“ ſetzte ſie hinzu,
„wenn ihr in einem andern Lande euren Sitz aufſchla¬
get, daß euch das gereuen, daß ihr euch nach dem
verſchmähten ſehnen werdet. Die Bürger dieſer Stadt
ſind bereit euch in hohen Ehren zu halten: Chöre von
Männern und Frauen werden euren Ruhm feiern, neben
dem Tempel des vergötterten Königes Erechtheus ſollt
ihr ein geweihetes Heiligthum erhalten! Kein Haus wird
geſegnet ſeyn, das euch nicht verehrt!“
Solche Verſprechungen beſänftigten allmählich den
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/64>, abgerufen am 24.11.2024.
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