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Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.

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ach in dem Pyrenaeischen Frieden Artic. 33 wiederholet. Ja der Maria ihr Herr Vater, König Philippus IV, renovirte die exclusion von der Succession noch zu allem Uberfluß in seinem Testament. Dagegen wurd der Infantin Margarethae Theresiae, des Philippi IV anderer Tochter, und des Käysers Leopoldi Gemahlin, nicht allein in den Ehepacten, sondern auch in dem Väterlichen Testament, die Succession verschrieben, im Fall ihr Bruder Carolus II ohne Erben versterben solte.

Nun succedirte zwar dem Könige Philippo IV sein Sohn Carolus II im vierdten Jahr seines Alters, weil er aber immer kräncklich war, so verlohr sich ie länger le mehr alle Hoffnung zur Beerbung, dahero man in Franckreich, der vorigen Renunciationen ungeachter, zu berathschlagen anfrieng, wie man auff erfolgten Tod des Königs Caroli, die Spanische Monarchie, wo nicht gantz, doch zum Theil an Franckreich bringen möchte; und meinet man, daß solches die Ursache gewesen, warum der König in Franckreich mit dem Rysvvikischen Frieden dergestalt geeilet, damit er nehmlich sich indessen wieder etwas erholen, und nachgehends, wann andere Potentzen durch die Hoffnung der stillen Friedens-Ruhe eingeschläffert, mit desto grösserer Macht seine Intention poussiren könte. Wie denn Franckreich auch nach geschlossenem Frieden sich in möglichste Krieges-Positur setzte, und die von andern Potentaten abgedanckte Soldaten wieder annahm. Damit aber der an dem Spanischen Hofe residirende Käyserliche Ambassadeur der Graf von Harrach wegen der künfftigen Spanischen Succession nicht etwas erhalten möchte/ so dem Frantzöschen Hofe praejudicirlich, so wurd von dem Könige in Franckreich der Marquis d' Harcourt dahin gesand, um den König in Spanien wegen des Friedens zu complimentiren, und denselben mit allerley Liebkosungen, die Grandes aber mit Geschencken zu gewinnen, und dadurch zum Spanischen Thron einen Weg vor Franckreich zu bahnen. Ob nun zwar beyde Ambassadeurs ihrer hohen Principalen Interesse zu procuriren, und sich einander zu contrecariren suchten, so ließ sich doch der König nicht heraus, wohin er eingendlich inclinire, weil er wohl sahe, daß solches, es geschehe in wessen faveur es wolle, nichts anders, als große offension, Mißvergnügen, Neid und einen entsetzlichen Krieg erwecken würde; iedoch wurd überall, auch in Spanien selbst große Reflexion auff den Bäyerschen Chur-Printzen Josephum Ferdinandum gemachet, der von der Maria Antonia, Churfürst Maximiliani Emanuelis ersterer Gemahlin, und Käysers Leopoldi mit Maria Theresia gezeugten eintzigen Tochter, gebohren war; und gönneten diesem auch Engeland und Holland am liebsten die Spanische Erone, weil derselbe alleine verhüten könte, daß weder Franckreich noch Oesterreich durch die accession so vieler Länder und Herrschafften mächtiger würden. Ja es wolte auch albereit verlauten, ob hätte seine Catholische Maj. diesen Bäyerschen Chur-Printzen in einem Testamente zu seinem Succesore, und Universal-Erben der Spanischen Monarchie benent; dahero der Frantzösche Ambassadeur Marquis d' Harcourt anno 1699 den 19 Jan. in einer gehabten Audienz Sr. Catholischen Maj. ein Memorial überreichte, und darinnen unter andern vorstellete, daß solches Geschrey von des Königs Testament, seinem Principali dem Königs Testament, seinem Principali dem Könige in Franckreich sehr befremde, indem er nicht glauben könte, daß des Dauphins Recht zur Succession von I. K. M. so gar aus den Augen solte gesetzet. worden seyn, mit vermeldten, sein König würde im widrigen Fall schon andere Messuren zu gebrauchen wissen sc. Deme aber der König in Spanien nach gehaltenem großen Rath den 5 Febr. ein Gegen-Memorial unter des Secretarii Hand, einhändigen ließ, des Inhalts: "Das den 19 Jan. übergebene Memorial dürffte eine Neuerung verursachen, indem solches zu einer Zeit übergeben worden, da Ihr. Maj. durch sonderbahre Gnade Gottes ihre Gesundheit wieder erlanget, und nicht Ursache hätten, sich noch zur Zeit über das Künfftige zu expliciren, ja vielmehr hoffen könten, daß sie noch lange Jahre Ihro Allerchristlichsten Majest. alle Affection würde hinwiederum erweisen, gute Correspondenz mit Ihro pflegen, und nechst Ihro das gemeine Beste befördern können sc. " Diese Antwort schickte des Frantzösische Abgesandte unverzüglich durch einen Courier nach Paris; Der Spanische Hof aber übersandte die Copey davon nach Wien, um allen Verdacht auf Oesterreichischer Seiten vorzubiegen.

Es war aber kaum diese Antwort dem Frantzösischen Gesandten gegeben, so wurd das überall gefaßte Successions-Concept ziemlich verrücket, indem obgedachter Bäyerische Chur-Printz nach einer 14 tägigen

ach in dem Pyrenaeischen Frieden Artic. 33 wiederholet. Ja der Maria ihr Herr Vater, König Philippus IV, renovirte die exclusion von der Succession noch zu allem Uberfluß in seinem Testament. Dagegen wurd der Infantin Margarethae Theresiae, des Philippi IV anderer Tochter, und des Käysers Leopoldi Gemahlin, nicht allein in den Ehepacten, sondern auch in dem Väterlichen Testament, die Succession verschrieben, im Fall ihr Bruder Carolus II ohne Erben versterben solte.

Nun succedirte zwar dem Könige Philippo IV sein Sohn Carolus II im vierdten Jahr seines Alters, weil er aber immer kräncklich war, so verlohr sich ie länger le mehr alle Hoffnung zur Beerbung, dahero man in Franckreich, der vorigen Renunciationen ungeachter, zu berathschlagen anfrieng, wie man auff erfolgten Tod des Königs Caroli, die Spanische Monarchie, wo nicht gantz, doch zum Theil an Franckreich bringen möchte; und meinet man, daß solches die Ursache gewesen, warum der König in Franckreich mit dem Rysvvikischen Frieden dergestalt geeilet, damit er nehmlich sich indessen wieder etwas erholen, und nachgehends, wann andere Potentzen durch die Hoffnung der stillen Friedens-Ruhe eingeschläffert, mit desto grösserer Macht seine Intention poussiren könte. Wie denn Franckreich auch nach geschlossenem Frieden sich in möglichste Krieges-Positur setzte, und die von andern Potentaten abgedanckte Soldaten wieder annahm. Damit aber der an dem Spanischen Hofe residirende Käyserliche Ambassadeur der Graf von Harrach wegen der künfftigen Spanischen Succession nicht etwas erhalten möchte/ so dem Frantzöschen Hofe praejudicirlich, so wurd von dem Könige in Franckreich der Marquis d' Harcourt dahin gesand, um den König in Spanien wegen des Friedens zu complimentiren, und denselben mit allerley Liebkosungen, die Grandes aber mit Geschencken zu gewinnen, und dadurch zum Spanischen Thron einen Weg vor Franckreich zu bahnen. Ob nun zwar beyde Ambassadeurs ihrer hohen Principalen Interesse zu procuriren, und sich einander zu contrecariren suchten, so ließ sich doch der König nicht heraus, wohin er eingendlich inclinire, weil er wohl sahe, daß solches, es geschehe in wessen faveur es wolle, nichts anders, als große offension, Mißvergnügen, Neid und einen entsetzlichen Krieg erwecken würde; iedoch wurd überall, auch in Spanien selbst große Reflexion auff den Bäyerschen Chur-Printzen Josephum Ferdinandum gemachet, der von der Maria Antonia, Churfürst Maximiliani Emanuelis ersterer Gemahlin, und Käysers Leopoldi mit Maria Theresia gezeugten eintzigen Tochter, gebohren war; und gönneten diesem auch Engeland und Holland am liebsten die Spanische Erone, weil derselbe alleine verhüten könte, daß weder Franckreich noch Oesterreich durch die accession so vieler Länder und Herrschafften mächtiger würden. Ja es wolte auch albereit verlauten, ob hätte seine Catholische Maj. diesen Bäyerschen Chur-Printzen in einem Testamente zu seinem Succesore, und Universal-Erben der Spanischen Monarchie benent; dahero der Frantzösche Ambassadeur Marquis d' Harcourt anno 1699 den 19 Jan. in einer gehabten Audienz Sr. Catholischen Maj. ein Memorial überreichte, und darinnen unter andern vorstellete, daß solches Geschrey von des Königs Testament, seinem Principali dem Königs Testament, seinem Principali dem Könige in Franckreich sehr befremde, indem er nicht glauben könte, daß des Dauphins Recht zur Succession von I. K. M. so gar aus den Augen solte gesetzet. worden seyn, mit vermeldten, sein König würde im widrigen Fall schon andere Messuren zu gebrauchen wissen sc. Deme aber der König in Spanien nach gehaltenem großen Rath den 5 Febr. ein Gegen-Memorial unter des Secretarii Hand, einhändigen ließ, des Inhalts: "Das den 19 Jan. übergebene Memorial dürffte eine Neuerung verursachen, indem solches zu einer Zeit übergeben worden, da Ihr. Maj. durch sonderbahre Gnade Gottes ihre Gesundheit wieder erlanget, und nicht Ursache hätten, sich noch zur Zeit über das Künfftige zu expliciren, ja vielmehr hoffen könten, daß sie noch lange Jahre Ihro Allerchristlichsten Majest. alle Affection würde hinwiederum erweisen, gute Correspondenz mit Ihro pflegen, und nechst Ihro das gemeine Beste befördern können sc. " Diese Antwort schickte des Frantzösische Abgesandte unverzüglich durch einen Courier nach Paris; Der Spanische Hof aber übersandte die Copey davon nach Wien, um allen Verdacht auf Oesterreichischer Seiten vorzubiegen.

Es war aber kaum diese Antwort dem Frantzösischen Gesandten gegeben, so wurd das überall gefaßte Successions-Concept ziemlich verrücket, indem obgedachter Bäyerische Chur-Printz nach einer 14 tägigen

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ach in dem Pyrenaeischen Frieden Artic. 33            wiederholet. Ja der Maria ihr Herr Vater, König Philippus IV, renovirte die exclusion von            der Succession noch zu allem Uberfluß in seinem Testament. Dagegen wurd der Infantin            Margarethae Theresiae, des Philippi IV anderer Tochter, und des Käysers Leopoldi Gemahlin,            nicht allein in den Ehepacten, sondern auch in dem Väterlichen Testament, die Succession            verschrieben, im Fall ihr Bruder Carolus II ohne Erben versterben solte.</p>
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[77/0105] ach in dem Pyrenaeischen Frieden Artic. 33 wiederholet. Ja der Maria ihr Herr Vater, König Philippus IV, renovirte die exclusion von der Succession noch zu allem Uberfluß in seinem Testament. Dagegen wurd der Infantin Margarethae Theresiae, des Philippi IV anderer Tochter, und des Käysers Leopoldi Gemahlin, nicht allein in den Ehepacten, sondern auch in dem Väterlichen Testament, die Succession verschrieben, im Fall ihr Bruder Carolus II ohne Erben versterben solte. Nun succedirte zwar dem Könige Philippo IV sein Sohn Carolus II im vierdten Jahr seines Alters, weil er aber immer kräncklich war, so verlohr sich ie länger le mehr alle Hoffnung zur Beerbung, dahero man in Franckreich, der vorigen Renunciationen ungeachter, zu berathschlagen anfrieng, wie man auff erfolgten Tod des Königs Caroli, die Spanische Monarchie, wo nicht gantz, doch zum Theil an Franckreich bringen möchte; und meinet man, daß solches die Ursache gewesen, warum der König in Franckreich mit dem Rysvvikischen Frieden dergestalt geeilet, damit er nehmlich sich indessen wieder etwas erholen, und nachgehends, wann andere Potentzen durch die Hoffnung der stillen Friedens-Ruhe eingeschläffert, mit desto grösserer Macht seine Intention poussiren könte. Wie denn Franckreich auch nach geschlossenem Frieden sich in möglichste Krieges-Positur setzte, und die von andern Potentaten abgedanckte Soldaten wieder annahm. Damit aber der an dem Spanischen Hofe residirende Käyserliche Ambassadeur der Graf von Harrach wegen der künfftigen Spanischen Succession nicht etwas erhalten möchte/ so dem Frantzöschen Hofe praejudicirlich, so wurd von dem Könige in Franckreich der Marquis d' Harcourt dahin gesand, um den König in Spanien wegen des Friedens zu complimentiren, und denselben mit allerley Liebkosungen, die Grandes aber mit Geschencken zu gewinnen, und dadurch zum Spanischen Thron einen Weg vor Franckreich zu bahnen. Ob nun zwar beyde Ambassadeurs ihrer hohen Principalen Interesse zu procuriren, und sich einander zu contrecariren suchten, so ließ sich doch der König nicht heraus, wohin er eingendlich inclinire, weil er wohl sahe, daß solches, es geschehe in wessen faveur es wolle, nichts anders, als große offension, Mißvergnügen, Neid und einen entsetzlichen Krieg erwecken würde; iedoch wurd überall, auch in Spanien selbst große Reflexion auff den Bäyerschen Chur-Printzen Josephum Ferdinandum gemachet, der von der Maria Antonia, Churfürst Maximiliani Emanuelis ersterer Gemahlin, und Käysers Leopoldi mit Maria Theresia gezeugten eintzigen Tochter, gebohren war; und gönneten diesem auch Engeland und Holland am liebsten die Spanische Erone, weil derselbe alleine verhüten könte, daß weder Franckreich noch Oesterreich durch die accession so vieler Länder und Herrschafften mächtiger würden. Ja es wolte auch albereit verlauten, ob hätte seine Catholische Maj. diesen Bäyerschen Chur-Printzen in einem Testamente zu seinem Succesore, und Universal-Erben der Spanischen Monarchie benent; dahero der Frantzösche Ambassadeur Marquis d' Harcourt anno 1699 den 19 Jan. in einer gehabten Audienz Sr. Catholischen Maj. ein Memorial überreichte, und darinnen unter andern vorstellete, daß solches Geschrey von des Königs Testament, seinem Principali dem Königs Testament, seinem Principali dem Könige in Franckreich sehr befremde, indem er nicht glauben könte, daß des Dauphins Recht zur Succession von I. K. M. so gar aus den Augen solte gesetzet. worden seyn, mit vermeldten, sein König würde im widrigen Fall schon andere Messuren zu gebrauchen wissen sc. Deme aber der König in Spanien nach gehaltenem großen Rath den 5 Febr. ein Gegen-Memorial unter des Secretarii Hand, einhändigen ließ, des Inhalts: "Das den 19 Jan. übergebene Memorial dürffte eine Neuerung verursachen, indem solches zu einer Zeit übergeben worden, da Ihr. Maj. durch sonderbahre Gnade Gottes ihre Gesundheit wieder erlanget, und nicht Ursache hätten, sich noch zur Zeit über das Künfftige zu expliciren, ja vielmehr hoffen könten, daß sie noch lange Jahre Ihro Allerchristlichsten Majest. alle Affection würde hinwiederum erweisen, gute Correspondenz mit Ihro pflegen, und nechst Ihro das gemeine Beste befördern können sc. " Diese Antwort schickte des Frantzösische Abgesandte unverzüglich durch einen Courier nach Paris; Der Spanische Hof aber übersandte die Copey davon nach Wien, um allen Verdacht auf Oesterreichischer Seiten vorzubiegen. Es war aber kaum diese Antwort dem Frantzösischen Gesandten gegeben, so wurd das überall gefaßte Successions-Concept ziemlich verrücket, indem obgedachter Bäyerische Chur-Printz nach einer 14 tägigen

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Zitationshilfe: Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/105>, abgerufen am 24.11.2024.