Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Capitel/ Von der Republ. Venedig praetendirter Herrschafft über das Adriatische Meer.

ES hat diese Republique sich schon von undencklichen Jahren der Herrschafft über das Adriatische Meer angemasset, deshalb aber viele schwere und lange Kriege mit denen Benachbarten führen müssen. Denn erstlich disputirten ihr solche die Narantener in die 170 Jahr, nehmlich biß anno 996. Nachdem hatte sie deshalb Streit mit den Normännern, mit welchen sie sich in Apulien zum öfftern herumb schlagen müssen, und endlich bunden die Genueser und Pisaner mit derselben an, mit welchen die Venetianer über 300 Jahr dieser Herrschafft halber Krieg geführet, worinnen diese noch endlich die Oberhand behalten. Es haben zwar auch zuweilen die Päbste solche Herrschafft denen Venetianern zweiffelhafftig machen wollen, aber wenig dadurch ausgerichtet; Wie dahero Pabst Alexander VI den Venetianischen Abgesandten, Hieronymum Donatum, einsmals gefraget, wo die Venetianer doch die Herrschafft über das Adriatische Meer herbekommen hätten? gab der Gesandte demselben zur Antwort: Ihr. Heiligk. möchten ihm nur des Käysers Constantini M. Schenckungs-Brieff weisen, da würden sie auff der andern Seite der Venetianer Privilegia und die Cession der Herrschafft über das Adriatische Meer geschrieben finden. Was Pabst Julius II in dem mit den Venetianern anno 1510 gemachten Frieden von diesen stipuliret, ist bey Guicciardino und Belcario zu lesen. Itzo aber haben die Venetianer wegen solcher Herrschafft in langer Zeit keinen Disput gehabt, dann ob di Spanier zwar im Anfang des vorigen Seculi, nehmlich anno 1618, denenselben die Herrschafft des Adriatischen Meeres streitig machen wollen, und der Hertzog von Ossuna zu dem Ende den Golfo di Venezia zu beunruhigen anfing, und unter dem Vorwand der Repressalien, wegen Streitigkeit so die Republ. mit dem Hause Oesterreich in Dalmatien hatte, den Venetianern einige Schiffe hinweg nahm, so konten sie doch zu ihrem Zweck nicht gelangen, und haben sich die Venetianer bißhero bey solchem dominio mainteniret, weshalb sich auch der Doge jährlich auff Himmelfarths-Tage mit grosser Solennität mit dem Meer vermählet.

Die Gründe aber, so die Venetianer zu Behauptung solcher Herrschafft anführen, bestehen hauptsächlich darinnen:

Venetianische Gründe. I. Daß sie den Golfo di Venezia, nachdem er von den Orientalischen Käysern abandoniret worden, als rem nullius occupiret, und ihre Stadt darinnen gebauet ; Und ob sie anfänglich zwar nur einen kleinen Strich von dem Golfo, nehmlich dasjenige, so zwischen Navenna und Aquileja gelegen, in Besitz genommen, so hätten sie doch nachdem, da die Orientalische Käyser den Golfum je mehr und mehr abandoniret, denselben völlig occupiret, und von den Seeräubern gereiniget.

II. Daß sie wegen solcher Herrschafft mit den Narentenern, Normännern, Genuesern, und Pisanern viel 100 Jahr blutige Kriege geführet, und das Dominium also jure belli behauptet.

III. Daß die Orientalische Käyser in solche der Venetianer Herrschafft tacite consentiret, indem sie sich darüber niemahlen beklaget, oder denselben wiedersprochen, vielmehr wären sie sehr wohl zu frieden gewesen, daß die Venetianer sie von der Narentener Seerauberey (als welche das gantze Adriatische Meer ihnen zinsbar gemachet) befreyet; Und hätten die Orientalische Käyser dadurch Jstrien, Dalmatien, Albanien, Apulien, Abruzzo und einen Theil von Romagna in Gehorsam behalten können, welche sonsten, weil sie den See-

Amelot de la Houssaie en l' histoire du Gouvernement de Venise. p. 429.
NB. Es wird des Constantini M. donation, womit de Päbste ehemahlen den Besitz ihrer in Italien habenden Herrschafften behaupten wolten / vor ein erdichtetes Wesen gehalten/ wie oben bey des Reichs Praetension auff Rom angeführet worden.
vid. Charron en l' histoire univer. s. c. 759. Camerar. Cent. 1. Hor. Subcis. c. 61. Franck. Orb. Imp. Part. 3. p. 112. Amelot de la Houssaie d. l. p. 433.
L. 8. hist. Venet. in fin.
L. 11. rerum Gallic. n. 39.
Franckenberg Europ. Herold. Part. 2. p. 139.
De solennitate hac vid. Petr. Justinian. L. 14. hist. Venet. Beccman hist. Orb. Part. 2. c. 12. §. 4. Funck. d. l. p. 109.
vid. late Fr. Paolo Sarpi del Dominio del Mare Adriat. della Sereniss. Republ. di Venetia. Pacius de Domin. Maris Adriat. Amelot de Houssaie d. l. p. 428. seqq. Francisc. de Ingenuis Epistola de JCtione Reip. Venetae in Mari Adriat. edit. 1619 in 4 t. & in linguam Germanicam transversa extat ap. Londorp. Tom. 1. Act. publ. L. 2. c. 15.
Jo. Palutius de domin. mar. L. 2. c. 4. hinc ita argumentatur. Si urbs Veneta in Mari sumpsit exordia, & urbis fuerunt Veneti Domini, Veneti quoque fuerunt Domini ejus, in quo erat urbs, igitur Domini Maris.

Sechstes Capitel/ Von der Republ. Venedig praetendirter Herrschafft über das Adriatische Meer.

ES hat diese Republique sich schon von undencklichen Jahren der Herrschafft über das Adriatische Meer angemasset, deshalb aber viele schwere und lange Kriege mit denen Benachbarten führen müssen. Denn erstlich disputirten ihr solche die Narantener in die 170 Jahr, nehmlich biß anno 996. Nachdem hatte sie deshalb Streit mit den Normännern, mit welchen sie sich in Apulien zum öfftern herumb schlagen müssen, und endlich bunden die Genueser und Pisaner mit derselben an, mit welchen die Venetianer über 300 Jahr dieser Herrschafft halber Krieg geführet, worinnen diese noch endlich die Oberhand behalten. Es haben zwar auch zuweilen die Päbste solche Herrschafft denen Venetianern zweiffelhafftig machen wollen, aber wenig dadurch ausgerichtet; Wie dahero Pabst Alexander VI den Venetianischen Abgesandten, Hieronymum Donatum, einsmals gefraget, wo die Venetianer doch die Herrschafft über das Adriatische Meer herbekommen hätten? gab der Gesandte demselben zur Antwort: Ihr. Heiligk. möchten ihm nur des Käysers Constantini M. Schenckungs-Brieff weisen, da würden sie auff der andern Seite der Venetianer Privilegia und die Cession der Herrschafft über das Adriatische Meer geschrieben finden. Was Pabst Julius II in dem mit den Venetianern anno 1510 gemachten Frieden von diesen stipuliret, ist bey Guicciardino und Belcario zu lesen. Itzo aber haben die Venetianer wegen solcher Herrschafft in langer Zeit keinen Disput gehabt, dann ob di Spanier zwar im Anfang des vorigen Seculi, nehmlich anno 1618, denenselben die Herrschafft des Adriatischen Meeres streitig machen wollen, und der Hertzog von Ossuna zu dem Ende den Golfo di Venezia zu beunruhigen anfing, und unter dem Vorwand der Repressalien, wegen Streitigkeit so die Republ. mit dem Hause Oesterreich in Dalmatien hatte, den Venetianern einige Schiffe hinweg nahm, so konten sie doch zu ihrem Zweck nicht gelangen, und haben sich die Venetianer bißhero bey solchem dominio mainteniret, weshalb sich auch der Doge jährlich auff Himmelfarths-Tage mit grosser Solennität mit dem Meer vermählet.

Die Gründe aber, so die Venetianer zu Behauptung solcher Herrschafft anführen, bestehen hauptsächlich darinnen:

Venetianische Gründe. I. Daß sie den Golfo di Venezia, nachdem er von den Orientalischen Käysern abandoniret worden, als rem nullius occupiret, und ihre Stadt darinnen gebauet ; Und ob sie anfänglich zwar nur einen kleinen Strich von dem Golfo, nehmlich dasjenige, so zwischen Navenna und Aquileja gelegen, in Besitz genommen, so hätten sie doch nachdem, da die Orientalische Käyser den Golfum je mehr und mehr abandoniret, denselben völlig occupiret, und von den Seeräubern gereiniget.

II. Daß sie wegen solcher Herrschafft mit den Narentenern, Normännern, Genuesern, und Pisanern viel 100 Jahr blutige Kriege geführet, und das Dominium also jure belli behauptet.

III. Daß die Orientalische Käyser in solche der Venetianer Herrschafft tacite consentiret, indem sie sich darüber niemahlen beklaget, oder denselben wiedersprochen, vielmehr wären sie sehr wohl zu frieden gewesen, daß die Venetianer sie von der Narentener Seerauberey (als welche das gantze Adriatische Meer ihnen zinsbar gemachet) befreyet; Und hätten die Orientalische Käyser dadurch Jstrien, Dalmatien, Albanien, Apulien, Abruzzo und einen Theil von Romagna in Gehorsam behalten können, welche sonsten, weil sie den See-

Amelot de la Houssaie en l' histoire du Gouvernement de Venise. p. 429.
NB. Es wird des Constantini M. donation, womit de Päbste ehemahlen den Besitz ihrer in Italien habenden Herrschafften behaupten wolten / vor ein erdichtetes Wesen gehalten/ wie oben bey des Reichs Praetension auff Rom angeführet worden.
vid. Charron en l' histoire univer. s. c. 759. Camerar. Cent. 1. Hor. Subcis. c. 61. Franck. Orb. Imp. Part. 3. p. 112. Amelot de la Houssaie d. l. p. 433.
L. 8. hist. Venet. in fin.
L. 11. rerum Gallic. n. 39.
Franckenberg Europ. Herold. Part. 2. p. 139.
De solennitate hac vid. Petr. Justinian. L. 14. hist. Venet. Beccman hist. Orb. Part. 2. c. 12. §. 4. Funck. d. l. p. 109.
vid. late Fr. Paolo Sarpi del Dominio del Mare Adriat. della Sereniss. Republ. di Venetia. Pacius de Domin. Maris Adriat. Amelot de Houssaie d. l. p. 428. seqq. Francisc. de Ingenuis Epistola de JCtione Reip. Venetae in Mari Adriat. edit. 1619 in 4 t. & in linguam Germanicam transversa extat ap. Londorp. Tom. 1. Act. publ. L. 2. c. 15.
Jo. Palutius de domin. mar. L. 2. c. 4. hinc ita argumentatur. Si urbs Veneta in Mari sumpsit exordia, & urbis fuerunt Veneti Domini, Veneti quoque fuerunt Domini ejus, in quo erat urbs, igitur Domini Maris.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0742" n="831"/>
        <p>Sechstes Capitel/ Von der Republ. Venedig praetendirter Herrschafft über das Adriatische            Meer.</p>
        <p>ES hat diese Republique sich schon von undencklichen Jahren der Herrschafft über das            Adriatische Meer angemasset, deshalb aber viele schwere und lange Kriege mit denen            Benachbarten führen müssen. Denn erstlich disputirten ihr solche die Narantener in die 170            Jahr, nehmlich biß anno 996. Nachdem hatte sie deshalb Streit mit den Normännern, mit            welchen sie sich in Apulien zum öfftern herumb schlagen müssen, und endlich bunden die            Genueser und Pisaner mit derselben an, mit welchen die Venetianer über 300 Jahr dieser            Herrschafft halber Krieg geführet, worinnen diese noch endlich die Oberhand behalten.              <note place="foot">Amelot de la Houssaie en l' histoire du Gouvernement de Venise. p.              429.</note> Es haben zwar auch zuweilen die Päbste solche Herrschafft denen Venetianern            zweiffelhafftig machen wollen, aber wenig dadurch ausgerichtet; Wie dahero Pabst Alexander            VI den Venetianischen Abgesandten, Hieronymum Donatum, einsmals gefraget, wo die            Venetianer doch die Herrschafft über das Adriatische Meer herbekommen hätten? gab der            Gesandte demselben zur Antwort: Ihr. Heiligk. möchten ihm nur des Käysers Constantini M.            Schenckungs-Brieff <note place="foot">NB. Es wird des Constantini M. donation, womit de              Päbste ehemahlen den Besitz ihrer in Italien habenden Herrschafften behaupten wolten /              vor ein erdichtetes Wesen gehalten/ wie oben bey des Reichs Praetension auff Rom              angeführet worden.</note> weisen, da würden sie auff der andern Seite der Venetianer            Privilegia und die Cession der Herrschafft über das Adriatische Meer geschrieben finden.              <note place="foot">vid. Charron en l' histoire univer. s. c. 759. Camerar. Cent. 1. Hor.              Subcis. c. 61. Franck. Orb. Imp. Part. 3. p. 112. Amelot de la Houssaie d. l. p.              433.</note> Was Pabst Julius II in dem mit den Venetianern anno 1510 gemachten Frieden            von diesen stipuliret, ist bey Guicciardino <note place="foot">L. 8. hist. Venet. in              fin.</note> und Belcario <note place="foot">L. 11. rerum Gallic. n. 39.</note> zu lesen.            Itzo aber haben die Venetianer wegen solcher Herrschafft in langer Zeit keinen Disput            gehabt, dann ob di Spanier zwar im Anfang des vorigen Seculi, nehmlich anno 1618,            denenselben die Herrschafft des Adriatischen Meeres streitig machen wollen, und der            Hertzog von Ossuna zu dem Ende den Golfo di Venezia zu beunruhigen anfing, und unter dem            Vorwand der Repressalien, wegen Streitigkeit so die Republ. mit dem Hause Oesterreich in            Dalmatien hatte, den Venetianern einige Schiffe hinweg nahm, so konten sie doch zu ihrem            Zweck nicht gelangen, <note place="foot">Franckenberg Europ. Herold. Part. 2. p.              139.</note> und haben sich die Venetianer bißhero bey solchem dominio mainteniret,            weshalb sich auch der Doge jährlich auff Himmelfarths-Tage mit grosser Solennität mit dem            Meer vermählet. <note place="foot">De solennitate hac vid. Petr. Justinian. L. 14. hist.              Venet. Beccman hist. Orb. Part. 2. c. 12. §. 4. Funck. d. l. p. 109.</note></p>
        <p>Die Gründe aber, so die Venetianer zu Behauptung solcher Herrschafft anführen, bestehen            hauptsächlich darinnen: <note place="foot">vid. late Fr. Paolo Sarpi del Dominio del Mare              Adriat. della Sereniss. Republ. di Venetia. Pacius de Domin. Maris Adriat. Amelot de              Houssaie d. l. p. 428. seqq. Francisc. de Ingenuis Epistola de JCtione Reip. Venetae in              Mari Adriat. edit. 1619 in 4 t. &amp; in linguam Germanicam transversa extat ap.              Londorp. Tom. 1. Act. publ. L. 2. c. 15.</note></p>
        <p><note place="right">Venetianische Gründe.</note> I. Daß sie den Golfo di Venezia, nachdem            er von den Orientalischen Käysern abandoniret worden, als rem nullius occupiret, und ihre            Stadt darinnen gebauet <note place="foot">Jo. Palutius de domin. mar. L. 2. c. 4. hinc ita              argumentatur. Si urbs Veneta in Mari sumpsit exordia, &amp; urbis fuerunt Veneti Domini,              Veneti quoque fuerunt Domini ejus, in quo erat urbs, igitur Domini Maris.</note>; Und ob            sie anfänglich zwar nur einen kleinen Strich von dem Golfo, nehmlich dasjenige, so            zwischen Navenna und Aquileja gelegen, in Besitz genommen, so hätten sie doch nachdem, da            die Orientalische Käyser den Golfum je mehr und mehr abandoniret, denselben völlig            occupiret, und von den Seeräubern gereiniget.</p>
        <p>II. Daß sie wegen solcher Herrschafft mit den Narentenern, Normännern, Genuesern, und            Pisanern viel 100 Jahr blutige Kriege geführet, und das Dominium also jure belli            behauptet.</p>
        <p>III. Daß die Orientalische Käyser in solche der Venetianer Herrschafft tacite            consentiret, indem sie sich darüber niemahlen beklaget, oder denselben wiedersprochen,            vielmehr wären sie sehr wohl zu frieden gewesen, daß die Venetianer sie von der Narentener            Seerauberey (als welche das gantze Adriatische Meer ihnen zinsbar gemachet) befreyet; Und            hätten die Orientalische Käyser dadurch Jstrien, Dalmatien, Albanien, Apulien, Abruzzo und            einen Theil von Romagna in Gehorsam behalten können, welche sonsten, weil sie den See-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[831/0742] Sechstes Capitel/ Von der Republ. Venedig praetendirter Herrschafft über das Adriatische Meer. ES hat diese Republique sich schon von undencklichen Jahren der Herrschafft über das Adriatische Meer angemasset, deshalb aber viele schwere und lange Kriege mit denen Benachbarten führen müssen. Denn erstlich disputirten ihr solche die Narantener in die 170 Jahr, nehmlich biß anno 996. Nachdem hatte sie deshalb Streit mit den Normännern, mit welchen sie sich in Apulien zum öfftern herumb schlagen müssen, und endlich bunden die Genueser und Pisaner mit derselben an, mit welchen die Venetianer über 300 Jahr dieser Herrschafft halber Krieg geführet, worinnen diese noch endlich die Oberhand behalten. Es haben zwar auch zuweilen die Päbste solche Herrschafft denen Venetianern zweiffelhafftig machen wollen, aber wenig dadurch ausgerichtet; Wie dahero Pabst Alexander VI den Venetianischen Abgesandten, Hieronymum Donatum, einsmals gefraget, wo die Venetianer doch die Herrschafft über das Adriatische Meer herbekommen hätten? gab der Gesandte demselben zur Antwort: Ihr. Heiligk. möchten ihm nur des Käysers Constantini M. Schenckungs-Brieff weisen, da würden sie auff der andern Seite der Venetianer Privilegia und die Cession der Herrschafft über das Adriatische Meer geschrieben finden. Was Pabst Julius II in dem mit den Venetianern anno 1510 gemachten Frieden von diesen stipuliret, ist bey Guicciardino und Belcario zu lesen. Itzo aber haben die Venetianer wegen solcher Herrschafft in langer Zeit keinen Disput gehabt, dann ob di Spanier zwar im Anfang des vorigen Seculi, nehmlich anno 1618, denenselben die Herrschafft des Adriatischen Meeres streitig machen wollen, und der Hertzog von Ossuna zu dem Ende den Golfo di Venezia zu beunruhigen anfing, und unter dem Vorwand der Repressalien, wegen Streitigkeit so die Republ. mit dem Hause Oesterreich in Dalmatien hatte, den Venetianern einige Schiffe hinweg nahm, so konten sie doch zu ihrem Zweck nicht gelangen, und haben sich die Venetianer bißhero bey solchem dominio mainteniret, weshalb sich auch der Doge jährlich auff Himmelfarths-Tage mit grosser Solennität mit dem Meer vermählet. Die Gründe aber, so die Venetianer zu Behauptung solcher Herrschafft anführen, bestehen hauptsächlich darinnen: I. Daß sie den Golfo di Venezia, nachdem er von den Orientalischen Käysern abandoniret worden, als rem nullius occupiret, und ihre Stadt darinnen gebauet ; Und ob sie anfänglich zwar nur einen kleinen Strich von dem Golfo, nehmlich dasjenige, so zwischen Navenna und Aquileja gelegen, in Besitz genommen, so hätten sie doch nachdem, da die Orientalische Käyser den Golfum je mehr und mehr abandoniret, denselben völlig occupiret, und von den Seeräubern gereiniget. Venetianische Gründe. II. Daß sie wegen solcher Herrschafft mit den Narentenern, Normännern, Genuesern, und Pisanern viel 100 Jahr blutige Kriege geführet, und das Dominium also jure belli behauptet. III. Daß die Orientalische Käyser in solche der Venetianer Herrschafft tacite consentiret, indem sie sich darüber niemahlen beklaget, oder denselben wiedersprochen, vielmehr wären sie sehr wohl zu frieden gewesen, daß die Venetianer sie von der Narentener Seerauberey (als welche das gantze Adriatische Meer ihnen zinsbar gemachet) befreyet; Und hätten die Orientalische Käyser dadurch Jstrien, Dalmatien, Albanien, Apulien, Abruzzo und einen Theil von Romagna in Gehorsam behalten können, welche sonsten, weil sie den See- Amelot de la Houssaie en l' histoire du Gouvernement de Venise. p. 429. NB. Es wird des Constantini M. donation, womit de Päbste ehemahlen den Besitz ihrer in Italien habenden Herrschafften behaupten wolten / vor ein erdichtetes Wesen gehalten/ wie oben bey des Reichs Praetension auff Rom angeführet worden. vid. Charron en l' histoire univer. s. c. 759. Camerar. Cent. 1. Hor. Subcis. c. 61. Franck. Orb. Imp. Part. 3. p. 112. Amelot de la Houssaie d. l. p. 433. L. 8. hist. Venet. in fin. L. 11. rerum Gallic. n. 39. Franckenberg Europ. Herold. Part. 2. p. 139. De solennitate hac vid. Petr. Justinian. L. 14. hist. Venet. Beccman hist. Orb. Part. 2. c. 12. §. 4. Funck. d. l. p. 109. vid. late Fr. Paolo Sarpi del Dominio del Mare Adriat. della Sereniss. Republ. di Venetia. Pacius de Domin. Maris Adriat. Amelot de Houssaie d. l. p. 428. seqq. Francisc. de Ingenuis Epistola de JCtione Reip. Venetae in Mari Adriat. edit. 1619 in 4 t. & in linguam Germanicam transversa extat ap. Londorp. Tom. 1. Act. publ. L. 2. c. 15. Jo. Palutius de domin. mar. L. 2. c. 4. hinc ita argumentatur. Si urbs Veneta in Mari sumpsit exordia, & urbis fuerunt Veneti Domini, Veneti quoque fuerunt Domini ejus, in quo erat urbs, igitur Domini Maris.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/742
Zitationshilfe: Schweder, Christoph Hermann von: Theatrum Historicum [...] Oder Historischer Schauplatz der Ansprüche und Streitigkeiten Hoher Potentaten. Leipzig, 1712, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweder_theatrum_1712/742>, abgerufen am 24.11.2024.