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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Der eiserne Brückenbau.
dick, um sich dem gegebenen Raume anzupassen. Diese Stäbe sind abwechselnd unter
einem spitzen Winkel auf- und abwärts geneigt, und mit je zwei Paaren wurde
schließlich ein Strang des großen Drahtseilkabels verbunden, und zwar in der
Weise, daß das in eine große Schlaufe getheilte Ende desselben um einen huf-
eisenförmigen, mit einer [Abbildung] Fig. 267.

Pfeiler der neuen East River-Hängebrücke.


Rinne versehenen schmiede-
eisernen Schuh zu liegen
kam; letzterer wurde mit-
telst zweier gewaltiger
Zapfen oben und unten
in die an den Köpfen
der Stäbe angebrachten
Lager geschoben und be-
[f]estigt. Auf diese Weise
sind im Ganzen 19 Seil-
stränge mit den Ketten-
gliedern jeder Ankerplatte
verbunden worden.

Besondere Schwierig-
keiten verursachte das
Spannen der vier Kabel,
denn diese Arbeit gelingt
nur bei Windstille und
nur bei Tage; auch ist
das Hängen und Legen
der Drähte für gleiche
Spannungen sehr zeit-
raubend und, was die
Genauigkeit dabei anbe-
langt, sehr von der je-
weiligen Temperatur ab-
hängig. Aus diesen Grün-
den benöthigte man für
das fertige Ausspannen
der vier Kabel nicht
weniger als zwei Jahre. Hierbei wurde die Beobachtung gemacht, daß an heißen
Sommertagen eine Verdrehung der Kabel bis zu 30 Grad in der Brückenmitte
stattfand, ein Beweis für das Auftreten innerer Spannungen unter der ungleich-
mäßigen Sonnenstrahlung. Von den über die Thürme geführten Hauptkabeln gehen
kurze Verticalkabel, und von den Thürmen selbst Diagonalkabel ab, welche die
Fahrbahn tragen. Die Zahl der Diagonaltaue beläuft sich auf 24 an jedem Ende

Der eiſerne Brückenbau.
dick, um ſich dem gegebenen Raume anzupaſſen. Dieſe Stäbe ſind abwechſelnd unter
einem ſpitzen Winkel auf- und abwärts geneigt, und mit je zwei Paaren wurde
ſchließlich ein Strang des großen Drahtſeilkabels verbunden, und zwar in der
Weiſe, daß das in eine große Schlaufe getheilte Ende desſelben um einen huf-
eiſenförmigen, mit einer [Abbildung] Fig. 267.

Pfeiler der neuen Eaſt River-Hängebrücke.


Rinne verſehenen ſchmiede-
eiſernen Schuh zu liegen
kam; letzterer wurde mit-
telſt zweier gewaltiger
Zapfen oben und unten
in die an den Köpfen
der Stäbe angebrachten
Lager geſchoben und be-
[f]eſtigt. Auf dieſe Weiſe
ſind im Ganzen 19 Seil-
ſtränge mit den Ketten-
gliedern jeder Ankerplatte
verbunden worden.

Beſondere Schwierig-
keiten verurſachte das
Spannen der vier Kabel,
denn dieſe Arbeit gelingt
nur bei Windſtille und
nur bei Tage; auch iſt
das Hängen und Legen
der Drähte für gleiche
Spannungen ſehr zeit-
raubend und, was die
Genauigkeit dabei anbe-
langt, ſehr von der je-
weiligen Temperatur ab-
hängig. Aus dieſen Grün-
den benöthigte man für
das fertige Ausſpannen
der vier Kabel nicht
weniger als zwei Jahre. Hierbei wurde die Beobachtung gemacht, daß an heißen
Sommertagen eine Verdrehung der Kabel bis zu 30 Grad in der Brückenmitte
ſtattfand, ein Beweis für das Auftreten innerer Spannungen unter der ungleich-
mäßigen Sonnenſtrahlung. Von den über die Thürme geführten Hauptkabeln gehen
kurze Verticalkabel, und von den Thürmen ſelbſt Diagonalkabel ab, welche die
Fahrbahn tragen. Die Zahl der Diagonaltaue beläuft ſich auf 24 an jedem Ende

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[329/0369] Der eiſerne Brückenbau. dick, um ſich dem gegebenen Raume anzupaſſen. Dieſe Stäbe ſind abwechſelnd unter einem ſpitzen Winkel auf- und abwärts geneigt, und mit je zwei Paaren wurde ſchließlich ein Strang des großen Drahtſeilkabels verbunden, und zwar in der Weiſe, daß das in eine große Schlaufe getheilte Ende desſelben um einen huf- eiſenförmigen, mit einer [Abbildung Fig. 267. Pfeiler der neuen Eaſt River-Hängebrücke.] Rinne verſehenen ſchmiede- eiſernen Schuh zu liegen kam; letzterer wurde mit- telſt zweier gewaltiger Zapfen oben und unten in die an den Köpfen der Stäbe angebrachten Lager geſchoben und be- feſtigt. Auf dieſe Weiſe ſind im Ganzen 19 Seil- ſtränge mit den Ketten- gliedern jeder Ankerplatte verbunden worden. Beſondere Schwierig- keiten verurſachte das Spannen der vier Kabel, denn dieſe Arbeit gelingt nur bei Windſtille und nur bei Tage; auch iſt das Hängen und Legen der Drähte für gleiche Spannungen ſehr zeit- raubend und, was die Genauigkeit dabei anbe- langt, ſehr von der je- weiligen Temperatur ab- hängig. Aus dieſen Grün- den benöthigte man für das fertige Ausſpannen der vier Kabel nicht weniger als zwei Jahre. Hierbei wurde die Beobachtung gemacht, daß an heißen Sommertagen eine Verdrehung der Kabel bis zu 30 Grad in der Brückenmitte ſtattfand, ein Beweis für das Auftreten innerer Spannungen unter der ungleich- mäßigen Sonnenſtrahlung. Von den über die Thürme geführten Hauptkabeln gehen kurze Verticalkabel, und von den Thürmen ſelbſt Diagonalkabel ab, welche die Fahrbahn tragen. Die Zahl der Diagonaltaue beläuft ſich auf 24 an jedem Ende

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/369>, abgerufen am 21.11.2024.