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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung des eisernen Schiffbaues.
hat, zu sehen, wie sich ein Doppelschraubendampfer ohne Hilfe eines Schleppers
im engen, vollbesetzten Hafen, wo er kaum einige Meter freien Raum hat, dreht,
und wie ein lebendes Wesen durch die Gassen der anderen Schiffe mit sorgfältiger
Vermeidung jedes Anstoßens durchwindet, kann nicht genug über die vollkommene
Beherrschung des Stahlkolosses durch den Menschen staunen.

Dazu kommt noch ein Anderes. Wir haben schon früher einmal erwähnt,
daß man, um im Falle des Leckens eines Schiffes, das Volllaufen desselben mit
Wasser zu verhindern, ersteres mit einer Anzahl wasserdichter Querwände versieht,

[Abbildung] Fig. 315.

Commandobrücke des Hamburger Dampfers "Columbia".

womit in sich geschlossene Abtheilungen geschaffen werden. Leckt nun ein Schiff, so
kommen eben nur die betreffenden Abtheilungen unter Wasser. Bisher ist indeß der
beabsichtigte Zweck, den man mit den Schotten anstrebte, deshalb nicht erreicht
worden, weil im Augenblicke der Gefahr die Thüren, welche durch die Zwischen-
wände führen, nicht geschlossen waren oder werden konnten. Diese Gefahr ist bei
den Doppelschraubendampfern gänzlich vermieden, denn es giebt bei ihnen unter
der Wasserlinie überhaupt keine Thüren mehr zwischen zwei Abtheilungen, und
auch diejenigen über der Wasserlinie können vermöge an jeder Thür angebrachter
Doppelheber in wenigen Secunden vollkommen wasserdicht abgeschlossen werden.

Allerdings sind einzelne Durchlässe auch unter der Wasserlinie nicht zu ver-
meiden gewesen, aber nur da, wo ihre Anbringung unbedingt nothwendig war,

Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues.
hat, zu ſehen, wie ſich ein Doppelſchraubendampfer ohne Hilfe eines Schleppers
im engen, vollbeſetzten Hafen, wo er kaum einige Meter freien Raum hat, dreht,
und wie ein lebendes Weſen durch die Gaſſen der anderen Schiffe mit ſorgfältiger
Vermeidung jedes Anſtoßens durchwindet, kann nicht genug über die vollkommene
Beherrſchung des Stahlkoloſſes durch den Menſchen ſtaunen.

Dazu kommt noch ein Anderes. Wir haben ſchon früher einmal erwähnt,
daß man, um im Falle des Leckens eines Schiffes, das Volllaufen desſelben mit
Waſſer zu verhindern, erſteres mit einer Anzahl waſſerdichter Querwände verſieht,

[Abbildung] Fig. 315.

Commandobrücke des Hamburger Dampfers »Columbia«.

womit in ſich geſchloſſene Abtheilungen geſchaffen werden. Leckt nun ein Schiff, ſo
kommen eben nur die betreffenden Abtheilungen unter Waſſer. Bisher iſt indeß der
beabſichtigte Zweck, den man mit den Schotten anſtrebte, deshalb nicht erreicht
worden, weil im Augenblicke der Gefahr die Thüren, welche durch die Zwiſchen-
wände führen, nicht geſchloſſen waren oder werden konnten. Dieſe Gefahr iſt bei
den Doppelſchraubendampfern gänzlich vermieden, denn es giebt bei ihnen unter
der Waſſerlinie überhaupt keine Thüren mehr zwiſchen zwei Abtheilungen, und
auch diejenigen über der Waſſerlinie können vermöge an jeder Thür angebrachter
Doppelheber in wenigen Secunden vollkommen waſſerdicht abgeſchloſſen werden.

Allerdings ſind einzelne Durchläſſe auch unter der Waſſerlinie nicht zu ver-
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[383/0425] Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues. hat, zu ſehen, wie ſich ein Doppelſchraubendampfer ohne Hilfe eines Schleppers im engen, vollbeſetzten Hafen, wo er kaum einige Meter freien Raum hat, dreht, und wie ein lebendes Weſen durch die Gaſſen der anderen Schiffe mit ſorgfältiger Vermeidung jedes Anſtoßens durchwindet, kann nicht genug über die vollkommene Beherrſchung des Stahlkoloſſes durch den Menſchen ſtaunen. Dazu kommt noch ein Anderes. Wir haben ſchon früher einmal erwähnt, daß man, um im Falle des Leckens eines Schiffes, das Volllaufen desſelben mit Waſſer zu verhindern, erſteres mit einer Anzahl waſſerdichter Querwände verſieht, [Abbildung Fig. 315. Commandobrücke des Hamburger Dampfers »Columbia«.] womit in ſich geſchloſſene Abtheilungen geſchaffen werden. Leckt nun ein Schiff, ſo kommen eben nur die betreffenden Abtheilungen unter Waſſer. Bisher iſt indeß der beabſichtigte Zweck, den man mit den Schotten anſtrebte, deshalb nicht erreicht worden, weil im Augenblicke der Gefahr die Thüren, welche durch die Zwiſchen- wände führen, nicht geſchloſſen waren oder werden konnten. Dieſe Gefahr iſt bei den Doppelſchraubendampfern gänzlich vermieden, denn es giebt bei ihnen unter der Waſſerlinie überhaupt keine Thüren mehr zwiſchen zwei Abtheilungen, und auch diejenigen über der Waſſerlinie können vermöge an jeder Thür angebrachter Doppelheber in wenigen Secunden vollkommen waſſerdicht abgeſchloſſen werden. Allerdings ſind einzelne Durchläſſe auch unter der Waſſerlinie nicht zu ver- meiden geweſen, aber nur da, wo ihre Anbringung unbedingt nothwendig war,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/425>, abgerufen am 22.11.2024.