gleich der durch den Trog, Brückenträger etc. hervorgebrachten Last. Auftrieb und Last befinden sich mithin innerhalb des Schleusenhubes in jeder Höhenlage im Gleichgewicht. Die gesammte bewegte Last beträgt etwas mehr als 3000 Tonnen.
Das Hebewerk dient dazu, um an dem Treffpunkt der Canalleitung Herne- Münster mit dem 16 Kilometer langen Dortmunder Stichcanal die 65 Meter langen, 8 Meter breiten und 1.7 bis 2 Meter tief gehenden Canalschiffe mit einer Lade- fähigkeit von rund 600 Tonnen in einem einzigen senkrechten Hube von einer Haltung in die andere, d. h. um 14 bis 16 Meter, zu fördern. Die Einfahrt eines Schiffes in diesen großen Förderkasten wird wie folgt ermöglicht: In Höhe der Haltung erreicht der Rand des etwas abgeschrägten Kastenendes einen seiner Form angepaßten Keil, der durch die Endbewegung eines Troges ohne weiteres gegen das Haupt der Haltung angedrückt wird und hierdurch mit seinen beiderseitigen Gummi- wulsten eine vollkommene Dichtung herstellt. Nunmehr werden die Abschlüsse (Stützen) der Canalhaltung und des Kastens miteinander verkuppelt und gemeinsam durch einen auf der Thurmbrücke stehenden 100pferdigen Elektromotor mittelst Zahnstangengetriebes senkrecht gehoben, wodurch das Wasser von Canal und Haltung in ungehinderte Verbindung gesetzt wird. Das Schiff fährt ein und hinter ihm schließen sich die Stützen, worauf die Förderung beginnen kann.
Auch nach der Einfahrt bleibt das gesammte zu bewegende Gewicht unver- ändert, da das Schiff eine seinem Gewichte genau entsprechende Wassermenge in die Canalhaltung zurückgedrängt hat. Das dieser Art fast unveränderte Gewicht des Schiffes, des Wassers in dem Trog und des Eisens der Construction von etwa 3000 Tonnen, lastet vermittelst des hohen Stützwerkes auf den fünf mächtigen, in tiefe Brunnen tauchenden Schwimmern (walzenförmigen eisernen Hohlkörpern von 8.3 Meter Durchmesser, mit atmosphärischer Luft gefüllt), die mit einer un- veränderlichen Wasserverdrängung von 3000 Tonnen nach aufwärts treiben und daher der Last stets die Wage halten.
Eine geringe Vermehrung der Wassermenge im Kasten würde Sinken, eine geringe Erleichterung Steigen der Vorrichtung bewirken. Durch zu tiefes Anfahren des Troges beim Oberhaupt, zu hohes beim Unterhaupt, wird der gewünschte Wasserstand im Kasten erzielt, da nach Aufzug der Stützen die Ausspiegelung mit dem Canal erfolgt. Weil demnach beim Oeffnen der Stützen Ueber- und Unterlast für die Bewegung des Troges vorhanden ist, muß er zunächst noch bis zum Beginn der Förderung festgehalten werden, was mittelst der Schraubenspindeln bewerk- stelligt wird. Ist der Kasten in seiner höchsten Lage, so haben die Schwimmer den oberen Rand und damit den Wasserspiegel der Brunnen erreicht; geht die ganze Vorrichtung nach unten, so tauchen die dünnen, den Kasten tragenden Stützen des Säulenwerkes und die Einsteigeschächte der Schwimmer nach und nach weiter in die Brunnen ein. Der Auftrieb ändert sich hierbei nur unwesentlich. In der tiefsten Lage befindet sich der Wasserkasten zum größten Theil unterhalb des unteren Canal-
Dritter Abſchnitt.
gleich der durch den Trog, Brückenträger ꝛc. hervorgebrachten Laſt. Auftrieb und Laſt befinden ſich mithin innerhalb des Schleuſenhubes in jeder Höhenlage im Gleichgewicht. Die geſammte bewegte Laſt beträgt etwas mehr als 3000 Tonnen.
Das Hebewerk dient dazu, um an dem Treffpunkt der Canalleitung Herne- Münſter mit dem 16 Kilometer langen Dortmunder Stichcanal die 65 Meter langen, 8 Meter breiten und 1‧7 bis 2 Meter tief gehenden Canalſchiffe mit einer Lade- fähigkeit von rund 600 Tonnen in einem einzigen ſenkrechten Hube von einer Haltung in die andere, d. h. um 14 bis 16 Meter, zu fördern. Die Einfahrt eines Schiffes in dieſen großen Förderkaſten wird wie folgt ermöglicht: In Höhe der Haltung erreicht der Rand des etwas abgeſchrägten Kaſtenendes einen ſeiner Form angepaßten Keil, der durch die Endbewegung eines Troges ohne weiteres gegen das Haupt der Haltung angedrückt wird und hierdurch mit ſeinen beiderſeitigen Gummi- wulſten eine vollkommene Dichtung herſtellt. Nunmehr werden die Abſchlüſſe (Stützen) der Canalhaltung und des Kaſtens miteinander verkuppelt und gemeinſam durch einen auf der Thurmbrücke ſtehenden 100pferdigen Elektromotor mittelſt Zahnſtangengetriebes ſenkrecht gehoben, wodurch das Waſſer von Canal und Haltung in ungehinderte Verbindung geſetzt wird. Das Schiff fährt ein und hinter ihm ſchließen ſich die Stützen, worauf die Förderung beginnen kann.
Auch nach der Einfahrt bleibt das geſammte zu bewegende Gewicht unver- ändert, da das Schiff eine ſeinem Gewichte genau entſprechende Waſſermenge in die Canalhaltung zurückgedrängt hat. Das dieſer Art faſt unveränderte Gewicht des Schiffes, des Waſſers in dem Trog und des Eiſens der Conſtruction von etwa 3000 Tonnen, laſtet vermittelſt des hohen Stützwerkes auf den fünf mächtigen, in tiefe Brunnen tauchenden Schwimmern (walzenförmigen eiſernen Hohlkörpern von 8‧3 Meter Durchmeſſer, mit atmoſphäriſcher Luft gefüllt), die mit einer un- veränderlichen Waſſerverdrängung von 3000 Tonnen nach aufwärts treiben und daher der Laſt ſtets die Wage halten.
Eine geringe Vermehrung der Waſſermenge im Kaſten würde Sinken, eine geringe Erleichterung Steigen der Vorrichtung bewirken. Durch zu tiefes Anfahren des Troges beim Oberhaupt, zu hohes beim Unterhaupt, wird der gewünſchte Waſſerſtand im Kaſten erzielt, da nach Aufzug der Stützen die Ausſpiegelung mit dem Canal erfolgt. Weil demnach beim Oeffnen der Stützen Ueber- und Unterlaſt für die Bewegung des Troges vorhanden iſt, muß er zunächſt noch bis zum Beginn der Förderung feſtgehalten werden, was mittelſt der Schraubenſpindeln bewerk- ſtelligt wird. Iſt der Kaſten in ſeiner höchſten Lage, ſo haben die Schwimmer den oberen Rand und damit den Waſſerſpiegel der Brunnen erreicht; geht die ganze Vorrichtung nach unten, ſo tauchen die dünnen, den Kaſten tragenden Stützen des Säulenwerkes und die Einſteigeſchächte der Schwimmer nach und nach weiter in die Brunnen ein. Der Auftrieb ändert ſich hierbei nur unweſentlich. In der tiefſten Lage befindet ſich der Waſſerkaſten zum größten Theil unterhalb des unteren Canal-
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Dritter Abſchnitt.
gleich der durch den Trog, Brückenträger ꝛc. hervorgebrachten Laſt. Auftrieb
und Laſt befinden ſich mithin innerhalb des Schleuſenhubes in jeder Höhenlage
im Gleichgewicht. Die geſammte bewegte Laſt beträgt etwas mehr als 3000
Tonnen.
Das Hebewerk dient dazu, um an dem Treffpunkt der Canalleitung Herne-
Münſter mit dem 16 Kilometer langen Dortmunder Stichcanal die 65 Meter langen,
8 Meter breiten und 1‧7 bis 2 Meter tief gehenden Canalſchiffe mit einer Lade-
fähigkeit von rund 600 Tonnen in einem einzigen ſenkrechten Hube von einer
Haltung in die andere, d. h. um 14 bis 16 Meter, zu fördern. Die Einfahrt eines
Schiffes in dieſen großen Förderkaſten wird wie folgt ermöglicht: In Höhe der
Haltung erreicht der Rand des etwas abgeſchrägten Kaſtenendes einen ſeiner Form
angepaßten Keil, der durch die Endbewegung eines Troges ohne weiteres gegen das
Haupt der Haltung angedrückt wird und hierdurch mit ſeinen beiderſeitigen Gummi-
wulſten eine vollkommene Dichtung herſtellt. Nunmehr werden die Abſchlüſſe
(Stützen) der Canalhaltung und des Kaſtens miteinander verkuppelt und gemeinſam
durch einen auf der Thurmbrücke ſtehenden 100pferdigen Elektromotor mittelſt
Zahnſtangengetriebes ſenkrecht gehoben, wodurch das Waſſer von Canal und
Haltung in ungehinderte Verbindung geſetzt wird. Das Schiff fährt ein und hinter
ihm ſchließen ſich die Stützen, worauf die Förderung beginnen kann.
Auch nach der Einfahrt bleibt das geſammte zu bewegende Gewicht unver-
ändert, da das Schiff eine ſeinem Gewichte genau entſprechende Waſſermenge in
die Canalhaltung zurückgedrängt hat. Das dieſer Art faſt unveränderte Gewicht
des Schiffes, des Waſſers in dem Trog und des Eiſens der Conſtruction von
etwa 3000 Tonnen, laſtet vermittelſt des hohen Stützwerkes auf den fünf mächtigen,
in tiefe Brunnen tauchenden Schwimmern (walzenförmigen eiſernen Hohlkörpern
von 8‧3 Meter Durchmeſſer, mit atmoſphäriſcher Luft gefüllt), die mit einer un-
veränderlichen Waſſerverdrängung von 3000 Tonnen nach aufwärts treiben und
daher der Laſt ſtets die Wage halten.
Eine geringe Vermehrung der Waſſermenge im Kaſten würde Sinken, eine
geringe Erleichterung Steigen der Vorrichtung bewirken. Durch zu tiefes Anfahren
des Troges beim Oberhaupt, zu hohes beim Unterhaupt, wird der gewünſchte
Waſſerſtand im Kaſten erzielt, da nach Aufzug der Stützen die Ausſpiegelung mit
dem Canal erfolgt. Weil demnach beim Oeffnen der Stützen Ueber- und Unterlaſt
für die Bewegung des Troges vorhanden iſt, muß er zunächſt noch bis zum Beginn
der Förderung feſtgehalten werden, was mittelſt der Schraubenſpindeln bewerk-
ſtelligt wird. Iſt der Kaſten in ſeiner höchſten Lage, ſo haben die Schwimmer den
oberen Rand und damit den Waſſerſpiegel der Brunnen erreicht; geht die ganze
Vorrichtung nach unten, ſo tauchen die dünnen, den Kaſten tragenden Stützen des
Säulenwerkes und die Einſteigeſchächte der Schwimmer nach und nach weiter in
die Brunnen ein. Der Auftrieb ändert ſich hierbei nur unweſentlich. In der tiefſten
Lage befindet ſich der Waſſerkaſten zum größten Theil unterhalb des unteren Canal-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/558>, abgerufen am 23.11.2024.
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