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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
platten angeordnet sind, die den Dampf von dem etwa mitgerissenen Wasser
reinigen. Zwischen den Separatoren und den Dampfabsperrventilen sind die Druck-
reducirventile angeordnet, an welche sich die Sicherheitsventile anschließen. Damit
auf der Ausmündungsseite der Speiseröhren kein übermäßiger Druck auftreten
kann, ist in demselben eine eigene Regulirvorrichtung eingeschaltet.

Die Kessel arbeiten nur unter dem normalen Drucke und ist der Kesselraum
nicht für forcirten Zug eingerichtet, obzwar es keiner Schwierigkeit unterlegen
wäre, auch mit Bellevillekesseln den künstlichen Zug anzuwenden. Um jedoch die
Feuer möglichst lebhaft zu erhalten, ist in jeder Feuerung eine Düse angeordnet,
durch welche Luft dem Feuer zugeführt und damit immerhin der Zug erhöht
wird. Der große Raum über den Kesseln bis zum Panzerdeck ist von einer Aus-
dehnung, wie er bei keinem anderen modernen Kriegsschiffe vorkommt. Obwohl
er dadurch sehr luftreich ist, wird die Ventilation gleichwohl durch 12 Ventilatoren
noch erhöht, so daß die Temperatur im Kesselraum jederzeit eine erträgliche ist.

Es ist nicht zu viel behauptet, wenn gesagt wird, daß nur englischer Geist
und englische Zähigkeit im Vereine mit jahrzehntelanger Schulung Resultate, wie
sie vorstehend geschildert wurden, erreichen konnten. Unbestritten ist heute noch die
Priorität und Ueberlegenheit der englischen Schiffbaukunst, und thatsächlich werden
fast alle erforderlichen Schiffsmaschinen in England gebaut, wenn auch mitunter
die Pläne und einzelne Verbesserungen an bestehenden Systemen von ausländischen
Bestellern ausgehen und von ihnen angefertigt werden. Konnte doch England
vermöge seiner hohen Finanzkraft und gezwungen durch die politischen Verhält-
nisse, über eine übermächtige, stets auf der Höhe der Zeit stehende Flotte jederzeit
verfügen, der Ausbildung seiner Kriegsschiffe die größte Sorgfalt zuwenden; es
ist dazu genöthigt, wenn es nicht den Vorrang der Herrschaft zur See ein-
büßen will.

Wenn auch die englischen Schiffsmaschinen im Allgemeinen die besten und
leistungsfähigsten sind, so ragt dennoch eine Anstalt, aus welcher die neuesten und
meisten Kriegsschiffe der englischen Flotte und viele große Handelsdampfer hervor-
gegangen sind, besonders hervor: Die "Naval Construction and Armaments Co."
zu Barrow in Furnees an der Morecamb-Bai in der Grafschaft Cumberland.
Der "Powerful" und der "Terrible", die "Niobe" als Kreuzer erster Classe,
sowie die ähnlichen, aber kleineren "Juno" und "Doris" als zweitclassige Schiffe,
das Muster-Schlachtschiff "Majestic" nicht zu vergessen, sind mit vollendeten Ma-
schinen ausgerüstet. Dieselben bestehen aus zwei unabhängigen Maschinen der
herkömmlichen verticalen Anordnung, mit je drei Cylindern für Hoch-, Mittel-
und Niederdruck; bei der "Majestic" haben dieselben beziehungsweise folgende
Dimensionen: 1.01, 1.44 und 2.23 Meter, bei 1.09 Meter Kolbenhub. Acht
cylindrische Kessel von 25.570 englische Quadratfuß Heizfläche und 821 Quadrat-
fuß Rostfläche entwickeln für das genannte Schiff die Energie von 12.497 Pferde-
kräften bei einem Dampfdrucke von 150 englische Pfund auf den Quadratzoll,

Zweiter Abſchnitt.
platten angeordnet ſind, die den Dampf von dem etwa mitgeriſſenen Waſſer
reinigen. Zwiſchen den Separatoren und den Dampfabſperrventilen ſind die Druck-
reducirventile angeordnet, an welche ſich die Sicherheitsventile anſchließen. Damit
auf der Ausmündungsſeite der Speiſeröhren kein übermäßiger Druck auftreten
kann, iſt in demſelben eine eigene Regulirvorrichtung eingeſchaltet.

Die Keſſel arbeiten nur unter dem normalen Drucke und iſt der Keſſelraum
nicht für forcirten Zug eingerichtet, obzwar es keiner Schwierigkeit unterlegen
wäre, auch mit Bellevillekeſſeln den künſtlichen Zug anzuwenden. Um jedoch die
Feuer möglichſt lebhaft zu erhalten, iſt in jeder Feuerung eine Düſe angeordnet,
durch welche Luft dem Feuer zugeführt und damit immerhin der Zug erhöht
wird. Der große Raum über den Keſſeln bis zum Panzerdeck iſt von einer Aus-
dehnung, wie er bei keinem anderen modernen Kriegsſchiffe vorkommt. Obwohl
er dadurch ſehr luftreich iſt, wird die Ventilation gleichwohl durch 12 Ventilatoren
noch erhöht, ſo daß die Temperatur im Keſſelraum jederzeit eine erträgliche iſt.

Es iſt nicht zu viel behauptet, wenn geſagt wird, daß nur engliſcher Geiſt
und engliſche Zähigkeit im Vereine mit jahrzehntelanger Schulung Reſultate, wie
ſie vorſtehend geſchildert wurden, erreichen konnten. Unbeſtritten iſt heute noch die
Priorität und Ueberlegenheit der engliſchen Schiffbaukunſt, und thatſächlich werden
faſt alle erforderlichen Schiffsmaſchinen in England gebaut, wenn auch mitunter
die Pläne und einzelne Verbeſſerungen an beſtehenden Syſtemen von ausländiſchen
Beſtellern ausgehen und von ihnen angefertigt werden. Konnte doch England
vermöge ſeiner hohen Finanzkraft und gezwungen durch die politiſchen Verhält-
niſſe, über eine übermächtige, ſtets auf der Höhe der Zeit ſtehende Flotte jederzeit
verfügen, der Ausbildung ſeiner Kriegsſchiffe die größte Sorgfalt zuwenden; es
iſt dazu genöthigt, wenn es nicht den Vorrang der Herrſchaft zur See ein-
büßen will.

Wenn auch die engliſchen Schiffsmaſchinen im Allgemeinen die beſten und
leiſtungsfähigſten ſind, ſo ragt dennoch eine Anſtalt, aus welcher die neueſten und
meiſten Kriegsſchiffe der engliſchen Flotte und viele große Handelsdampfer hervor-
gegangen ſind, beſonders hervor: Die »Naval Construction and Armaments Co.«
zu Barrow in Furnees an der Morecamb-Bai in der Grafſchaft Cumberland.
Der »Powerful« und der »Terrible«, die »Niobe« als Kreuzer erſter Claſſe,
ſowie die ähnlichen, aber kleineren »Juno« und »Doris« als zweitclaſſige Schiffe,
das Muſter-Schlachtſchiff »Majeſtic« nicht zu vergeſſen, ſind mit vollendeten Ma-
ſchinen ausgerüſtet. Dieſelben beſtehen aus zwei unabhängigen Maſchinen der
herkömmlichen verticalen Anordnung, mit je drei Cylindern für Hoch-, Mittel-
und Niederdruck; bei der »Majeſtic« haben dieſelben beziehungsweiſe folgende
Dimenſionen: 1‧01, 1‧44 und 2‧23 Meter, bei 1‧09 Meter Kolbenhub. Acht
cylindriſche Keſſel von 25.570 engliſche Quadratfuß Heizfläche und 821 Quadrat-
fuß Roſtfläche entwickeln für das genannte Schiff die Energie von 12.497 Pferde-
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[634/0706] Zweiter Abſchnitt. platten angeordnet ſind, die den Dampf von dem etwa mitgeriſſenen Waſſer reinigen. Zwiſchen den Separatoren und den Dampfabſperrventilen ſind die Druck- reducirventile angeordnet, an welche ſich die Sicherheitsventile anſchließen. Damit auf der Ausmündungsſeite der Speiſeröhren kein übermäßiger Druck auftreten kann, iſt in demſelben eine eigene Regulirvorrichtung eingeſchaltet. Die Keſſel arbeiten nur unter dem normalen Drucke und iſt der Keſſelraum nicht für forcirten Zug eingerichtet, obzwar es keiner Schwierigkeit unterlegen wäre, auch mit Bellevillekeſſeln den künſtlichen Zug anzuwenden. Um jedoch die Feuer möglichſt lebhaft zu erhalten, iſt in jeder Feuerung eine Düſe angeordnet, durch welche Luft dem Feuer zugeführt und damit immerhin der Zug erhöht wird. Der große Raum über den Keſſeln bis zum Panzerdeck iſt von einer Aus- dehnung, wie er bei keinem anderen modernen Kriegsſchiffe vorkommt. Obwohl er dadurch ſehr luftreich iſt, wird die Ventilation gleichwohl durch 12 Ventilatoren noch erhöht, ſo daß die Temperatur im Keſſelraum jederzeit eine erträgliche iſt. Es iſt nicht zu viel behauptet, wenn geſagt wird, daß nur engliſcher Geiſt und engliſche Zähigkeit im Vereine mit jahrzehntelanger Schulung Reſultate, wie ſie vorſtehend geſchildert wurden, erreichen konnten. Unbeſtritten iſt heute noch die Priorität und Ueberlegenheit der engliſchen Schiffbaukunſt, und thatſächlich werden faſt alle erforderlichen Schiffsmaſchinen in England gebaut, wenn auch mitunter die Pläne und einzelne Verbeſſerungen an beſtehenden Syſtemen von ausländiſchen Beſtellern ausgehen und von ihnen angefertigt werden. Konnte doch England vermöge ſeiner hohen Finanzkraft und gezwungen durch die politiſchen Verhält- niſſe, über eine übermächtige, ſtets auf der Höhe der Zeit ſtehende Flotte jederzeit verfügen, der Ausbildung ſeiner Kriegsſchiffe die größte Sorgfalt zuwenden; es iſt dazu genöthigt, wenn es nicht den Vorrang der Herrſchaft zur See ein- büßen will. Wenn auch die engliſchen Schiffsmaſchinen im Allgemeinen die beſten und leiſtungsfähigſten ſind, ſo ragt dennoch eine Anſtalt, aus welcher die neueſten und meiſten Kriegsſchiffe der engliſchen Flotte und viele große Handelsdampfer hervor- gegangen ſind, beſonders hervor: Die »Naval Construction and Armaments Co.« zu Barrow in Furnees an der Morecamb-Bai in der Grafſchaft Cumberland. Der »Powerful« und der »Terrible«, die »Niobe« als Kreuzer erſter Claſſe, ſowie die ähnlichen, aber kleineren »Juno« und »Doris« als zweitclaſſige Schiffe, das Muſter-Schlachtſchiff »Majeſtic« nicht zu vergeſſen, ſind mit vollendeten Ma- ſchinen ausgerüſtet. Dieſelben beſtehen aus zwei unabhängigen Maſchinen der herkömmlichen verticalen Anordnung, mit je drei Cylindern für Hoch-, Mittel- und Niederdruck; bei der »Majeſtic« haben dieſelben beziehungsweiſe folgende Dimenſionen: 1‧01, 1‧44 und 2‧23 Meter, bei 1‧09 Meter Kolbenhub. Acht cylindriſche Keſſel von 25.570 engliſche Quadratfuß Heizfläche und 821 Quadrat- fuß Roſtfläche entwickeln für das genannte Schiff die Energie von 12.497 Pferde- kräften bei einem Dampfdrucke von 150 engliſche Pfund auf den Quadratzoll,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/706>, abgerufen am 22.11.2024.