pse_376.001 ausgebildet hat: lyrische Abwandlungen des Romans, starke pse_376.002 lyrische Einsprengsel in den Dramen. Auch das sogenannte pse_376.003 epische Theater ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. pse_376.004 Vor allem aber können in solchen Zwischenformen große pse_376.005 eigenwillige künstlerische Kräfte am Werk sein. Das großartigste pse_376.006 Beispiel bietet Goethes "Faust". Hier ergeben sich neue pse_376.007 Wertungsfragen. Denn ohne Zweifel kann Mischung Unklarheit, pse_376.008 Unausgeprägtheit, Verschwommenheit bedeuten pse_376.009 und also den Wert einer Dichtung mindern. Der große pse_376.010 Dichter aber vermag gerade über Spannungen der Typen pse_376.011 zu neuer Ganzheit zu kommen. Sie gelingt ihm durch die pse_376.012 Geschlossenheit der sprachkünstlerischen Formung trotz aller pse_376.013 Mannigfaltigkeit, durch den Gesamtaufbau des Werkes, pse_376.014 durch die Art der Verwesentlichung und durchgehende Symbolik, pse_376.015 damit auch durch das künstlerisch gestaltete Weltbild. pse_376.016 So kann er die typen- und gattungsmäßigen Spannungen und pse_376.017 Mischungen überwölben. Um aber gerade die Art dieser pse_376.018 Ganzheit zu erfassen, ist es notwendig, die Gattungen und pse_376.019 Typen und ihre Gesetzlichkeiten zu kennen. Auf ihrem Hintergrund pse_376.020 heben sich die konkreten Gestaltungsweisen eines pse_376.021 dichterischen Kunstwerks ab.
pse_376.022 Die Fülle der Möglichkeiten, nach denen Dichtungen in pse_376.023 Gattungen, Arten und Typen geordnet werden können, ihre pse_376.024 mannigfachen Verflechtungen und besonders die eigenartige pse_376.025 Spannung zwischen allgemein-künstlerischer, typologischer pse_376.026 Ordnung, die sich aus ewigen Gesetzen künstlerischen Schaffens pse_376.027 ergibt, und der Ordnung, wie sie aus geschichtlicher Bedingtheit pse_376.028 auch der Dichtung folgt und wie sie in der Wirkung pse_376.029 von Theorie, Tradition, Mustern und der anregenden Vorbildhaftigkeit pse_376.030 großer Dichter deutlich wird, möchte die pse_376.031 Frage nach dem Sinn solcher verwirrenden Ordnungsgruppierung pse_376.032 erwecken. Wir müssen festhalten, daß jede Kunst, pse_376.033 und deshalb auch die Dichtung, nach gattungsmäßiger Ordnung pse_376.034 strebt. Jeder Dichter schafft im Rahmen einer wenn auch pse_376.035 noch so weit gespannten Ordnung, indem er sich entweder pse_376.036 einfügt oder sich bewußt oder unbewußt dagegen stemmt. pse_376.037 Auch die zu Anfang dieses Abschnitts dargestellten menschlichen pse_376.038 Grundhaltungen und die urtümlichen Formen sprachkünstlerischen
pse_376.001 ausgebildet hat: lyrische Abwandlungen des Romans, starke pse_376.002 lyrische Einsprengsel in den Dramen. Auch das sogenannte pse_376.003 epische Theater ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. pse_376.004 Vor allem aber können in solchen Zwischenformen große pse_376.005 eigenwillige künstlerische Kräfte am Werk sein. Das großartigste pse_376.006 Beispiel bietet Goethes »Faust«. Hier ergeben sich neue pse_376.007 Wertungsfragen. Denn ohne Zweifel kann Mischung Unklarheit, pse_376.008 Unausgeprägtheit, Verschwommenheit bedeuten pse_376.009 und also den Wert einer Dichtung mindern. Der große pse_376.010 Dichter aber vermag gerade über Spannungen der Typen pse_376.011 zu neuer Ganzheit zu kommen. Sie gelingt ihm durch die pse_376.012 Geschlossenheit der sprachkünstlerischen Formung trotz aller pse_376.013 Mannigfaltigkeit, durch den Gesamtaufbau des Werkes, pse_376.014 durch die Art der Verwesentlichung und durchgehende Symbolik, pse_376.015 damit auch durch das künstlerisch gestaltete Weltbild. pse_376.016 So kann er die typen- und gattungsmäßigen Spannungen und pse_376.017 Mischungen überwölben. Um aber gerade die Art dieser pse_376.018 Ganzheit zu erfassen, ist es notwendig, die Gattungen und pse_376.019 Typen und ihre Gesetzlichkeiten zu kennen. Auf ihrem Hintergrund pse_376.020 heben sich die konkreten Gestaltungsweisen eines pse_376.021 dichterischen Kunstwerks ab.
pse_376.022 Die Fülle der Möglichkeiten, nach denen Dichtungen in pse_376.023 Gattungen, Arten und Typen geordnet werden können, ihre pse_376.024 mannigfachen Verflechtungen und besonders die eigenartige pse_376.025 Spannung zwischen allgemein-künstlerischer, typologischer pse_376.026 Ordnung, die sich aus ewigen Gesetzen künstlerischen Schaffens pse_376.027 ergibt, und der Ordnung, wie sie aus geschichtlicher Bedingtheit pse_376.028 auch der Dichtung folgt und wie sie in der Wirkung pse_376.029 von Theorie, Tradition, Mustern und der anregenden Vorbildhaftigkeit pse_376.030 großer Dichter deutlich wird, möchte die pse_376.031 Frage nach dem Sinn solcher verwirrenden Ordnungsgruppierung pse_376.032 erwecken. Wir müssen festhalten, daß jede Kunst, pse_376.033 und deshalb auch die Dichtung, nach gattungsmäßiger Ordnung pse_376.034 strebt. Jeder Dichter schafft im Rahmen einer wenn auch pse_376.035 noch so weit gespannten Ordnung, indem er sich entweder pse_376.036 einfügt oder sich bewußt oder unbewußt dagegen stemmt. pse_376.037 Auch die zu Anfang dieses Abschnitts dargestellten menschlichen pse_376.038 Grundhaltungen und die urtümlichen Formen sprachkünstlerischen
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lyrische Einsprengsel in den Dramen. Auch das sogenannte pse_376.003
epische Theater ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. pse_376.004
Vor allem aber können in solchen Zwischenformen große pse_376.005
eigenwillige künstlerische Kräfte am Werk sein. Das großartigste pse_376.006
Beispiel bietet Goethes »Faust«. Hier ergeben sich neue pse_376.007
Wertungsfragen. Denn ohne Zweifel kann Mischung Unklarheit, pse_376.008
Unausgeprägtheit, Verschwommenheit bedeuten pse_376.009
und also den Wert einer Dichtung mindern. Der große pse_376.010
Dichter aber vermag gerade über Spannungen der Typen pse_376.011
zu neuer Ganzheit zu kommen. Sie gelingt ihm durch die pse_376.012
Geschlossenheit der sprachkünstlerischen Formung trotz aller pse_376.013
Mannigfaltigkeit, durch den Gesamtaufbau des Werkes, pse_376.014
durch die Art der Verwesentlichung und durchgehende Symbolik, pse_376.015
damit auch durch das künstlerisch gestaltete Weltbild. pse_376.016
So kann er die typen- und gattungsmäßigen Spannungen und pse_376.017
Mischungen überwölben. Um aber gerade die Art dieser pse_376.018
Ganzheit zu erfassen, ist es notwendig, die Gattungen und pse_376.019
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Die Fülle der Möglichkeiten, nach denen Dichtungen in pse_376.023
Gattungen, Arten und Typen geordnet werden können, ihre pse_376.024
mannigfachen Verflechtungen und besonders die eigenartige pse_376.025
Spannung zwischen allgemein-künstlerischer, typologischer pse_376.026
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ergibt, und der Ordnung, wie sie aus geschichtlicher Bedingtheit pse_376.028
auch der Dichtung folgt und wie sie in der Wirkung pse_376.029
von Theorie, Tradition, Mustern und der anregenden Vorbildhaftigkeit pse_376.030
großer Dichter deutlich wird, möchte die pse_376.031
Frage nach dem Sinn solcher verwirrenden Ordnungsgruppierung pse_376.032
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und deshalb auch die Dichtung, nach gattungsmäßiger Ordnung pse_376.034
strebt. Jeder Dichter schafft im Rahmen einer wenn auch pse_376.035
noch so weit gespannten Ordnung, indem er sich entweder pse_376.036
einfügt oder sich bewußt oder unbewußt dagegen stemmt. pse_376.037
Auch die zu Anfang dieses Abschnitts dargestellten menschlichen pse_376.038
Grundhaltungen und die urtümlichen Formen sprachkünstlerischen
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/392>, abgerufen am 21.11.2024.
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