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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959.

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Arten der Puppenkomödie, der puppenhaften Komödien wie pse_646.002
etwa Büchners "Leonce und Lena", der Verkleidungs- und pse_646.003
Verwechslungskomödien, der Parodien und Travestien gehören pse_646.004
dazu.

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Auch nach den Stilebenen sind die Komödien verschieden. pse_646.006
Sie können ausgesprochen höfische Züge an sich tragen, wenn pse_646.007
auch andere Stände mit einwirken, so etwa der "Figaro", aber pse_646.008
auch die Spiele von Marivaux und vieles von Moliere. Die pse_646.009
niedere Gesellschaftsebene ist der Bereich der Farcen und pse_646.010
Possen. Die Farcen sind meist kurz und sehr scharf, die satirischen pse_646.011
Züge drängen vor. Die Possen sind harmloser, oft volkstümlicher, pse_646.012
vielfach kommen sie schon in die Nähe der Lustspiele.

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Nach der inneren Haltung kann man reine Komödien des pse_646.015
geistreichen, ironischen Spiels von solchen, in denen die Satire pse_646.016
vorherrscht, unterscheiden. Die satirischen Komödien durchwirkt pse_646.017
der deutliche Spott und damit auch die Angriffslust. pse_646.018
Insofern sich die Parodien und Travestien bestimmte Dramen pse_646.019
als Zielscheibe ihres Spottes vornehmen, gehören auch sie in pse_646.020
diese Gruppe.

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Nicht alle Dramen lassen sich rein in solche Gruppen einordnen. pse_646.022
Es kann auch die Grenze zwischen Komödie und pse_646.023
Lustspiel nicht immer scharf gezogen werden. Manches in pse_646.024
Hofmannsthals "Der Schwierige", etwa gesellschaftssatirische pse_646.025
Züge, starke Überlichtungen in der Entgegenstellung der pse_646.026
Figuren geht ins Komödienhafte. Der Gesamtton freilich pse_646.027
bleibt lustspielartig. Bekannt sind die komischen Einlagen und pse_646.028
Zwischenspiele in Tragödien, besonders in denen Shakespeares.

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Eine besondere Form ist in diesem Zusammenhang die pse_646.031
Tragikomödie. Wir denken heute nicht mehr an die bürgerliche pse_646.032
Tragödie im 18. Jahrhundert. Wir machen auch nicht pse_646.033
mehr die Unterscheidung der Barockpoetik; diese sprach von pse_646.034
Tragiko-Komödie, wenn aus der hohen Handlung sich eine pse_646.035
niedere, derbe entwickelte, von Komiko-Tragödie, wenn sich pse_646.036
aus anfänglichen komischen Szenen eine hohe ernste Handlung pse_646.037
ablöste. Als solche Komiko-Tragödie wurde Bidermanns pse_646.038
"Cenodoxus" bezeichnet. Über die Haltung der Tragikomik

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etwa Büchners »Leonce und Lena«, der Verkleidungs- und pse_646.003
Verwechslungskomödien, der Parodien und Travestien gehören pse_646.004
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Auch nach den Stilebenen sind die Komödien verschieden. pse_646.006
Sie können ausgesprochen höfische Züge an sich tragen, wenn pse_646.007
auch andere Stände mit einwirken, so etwa der »Figaro«, aber pse_646.008
auch die Spiele von Marivaux und vieles von Molière. Die pse_646.009
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Possen. Die Farcen sind meist kurz und sehr scharf, die satirischen pse_646.011
Züge drängen vor. Die Possen sind harmloser, oft volkstümlicher, pse_646.012
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Nach der inneren Haltung kann man reine Komödien des pse_646.015
geistreichen, ironischen Spiels von solchen, in denen die Satire pse_646.016
vorherrscht, unterscheiden. Die satirischen Komödien durchwirkt pse_646.017
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als Zielscheibe ihres Spottes vornehmen, gehören auch sie in pse_646.020
diese Gruppe.

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Nicht alle Dramen lassen sich rein in solche Gruppen einordnen. pse_646.022
Es kann auch die Grenze zwischen Komödie und pse_646.023
Lustspiel nicht immer scharf gezogen werden. Manches in pse_646.024
Hofmannsthals »Der Schwierige«, etwa gesellschaftssatirische pse_646.025
Züge, starke Überlichtungen in der Entgegenstellung der pse_646.026
Figuren geht ins Komödienhafte. Der Gesamtton freilich pse_646.027
bleibt lustspielartig. Bekannt sind die komischen Einlagen und pse_646.028
Zwischenspiele in Tragödien, besonders in denen Shakespeares.

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Eine besondere Form ist in diesem Zusammenhang die pse_646.031
Tragikomödie. Wir denken heute nicht mehr an die bürgerliche pse_646.032
Tragödie im 18. Jahrhundert. Wir machen auch nicht pse_646.033
mehr die Unterscheidung der Barockpoetik; diese sprach von pse_646.034
Tragiko-Komödie, wenn aus der hohen Handlung sich eine pse_646.035
niedere, derbe entwickelte, von Komiko-Tragödie, wenn sich pse_646.036
aus anfänglichen komischen Szenen eine hohe ernste Handlung pse_646.037
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[646/0662] pse_646.001 Arten der Puppenkomödie, der puppenhaften Komödien wie pse_646.002 etwa Büchners »Leonce und Lena«, der Verkleidungs- und pse_646.003 Verwechslungskomödien, der Parodien und Travestien gehören pse_646.004 dazu. pse_646.005 Auch nach den Stilebenen sind die Komödien verschieden. pse_646.006 Sie können ausgesprochen höfische Züge an sich tragen, wenn pse_646.007 auch andere Stände mit einwirken, so etwa der »Figaro«, aber pse_646.008 auch die Spiele von Marivaux und vieles von Molière. Die pse_646.009 niedere Gesellschaftsebene ist der Bereich der Farcen und pse_646.010 Possen. Die Farcen sind meist kurz und sehr scharf, die satirischen pse_646.011 Züge drängen vor. Die Possen sind harmloser, oft volkstümlicher, pse_646.012 vielfach kommen sie schon in die Nähe der Lustspiele. pse_646.013 pse_646.014 Nach der inneren Haltung kann man reine Komödien des pse_646.015 geistreichen, ironischen Spiels von solchen, in denen die Satire pse_646.016 vorherrscht, unterscheiden. Die satirischen Komödien durchwirkt pse_646.017 der deutliche Spott und damit auch die Angriffslust. pse_646.018 Insofern sich die Parodien und Travestien bestimmte Dramen pse_646.019 als Zielscheibe ihres Spottes vornehmen, gehören auch sie in pse_646.020 diese Gruppe. pse_646.021 Nicht alle Dramen lassen sich rein in solche Gruppen einordnen. pse_646.022 Es kann auch die Grenze zwischen Komödie und pse_646.023 Lustspiel nicht immer scharf gezogen werden. Manches in pse_646.024 Hofmannsthals »Der Schwierige«, etwa gesellschaftssatirische pse_646.025 Züge, starke Überlichtungen in der Entgegenstellung der pse_646.026 Figuren geht ins Komödienhafte. Der Gesamtton freilich pse_646.027 bleibt lustspielartig. Bekannt sind die komischen Einlagen und pse_646.028 Zwischenspiele in Tragödien, besonders in denen Shakespeares. pse_646.029 pse_646.030 Eine besondere Form ist in diesem Zusammenhang die pse_646.031 Tragikomödie. Wir denken heute nicht mehr an die bürgerliche pse_646.032 Tragödie im 18. Jahrhundert. Wir machen auch nicht pse_646.033 mehr die Unterscheidung der Barockpoetik; diese sprach von pse_646.034 Tragiko-Komödie, wenn aus der hohen Handlung sich eine pse_646.035 niedere, derbe entwickelte, von Komiko-Tragödie, wenn sich pse_646.036 aus anfänglichen komischen Szenen eine hohe ernste Handlung pse_646.037 ablöste. Als solche Komiko-Tragödie wurde Bidermanns pse_646.038 »Cenodoxus« bezeichnet. Über die Haltung der Tragikomik

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Zitationshilfe: Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/662>, abgerufen am 23.11.2024.