jede Stelle des Körpers, folglich auch eine jede Stelle der Genitalien zur Resorptionsstelle werden; die Zeit der Resorp- tion ist die Schwangerschaft, wenn die innere Fläche des Uterus zugängig ist, während der Geburt wird durch die Un- tersuchung am häufigsten in der Eröffnungsperiode inficirt, in der Austreibungsperiode kann keine Infection stattfinden, weil durch den vorrückenden Kindestheil die resorbirende innere Fläche des Uterus unzugängig gemacht wird, in der Nachgeburtsperiode und im Wochenbette kann die Infection an der inneren Fläche des Uterus oder an den durch die Ge- burt verletzten Punkten der Genitalien geschehen, in der Nachgeburtsperiode und im Wochenbette geschieht aber die Infection seltener durch die Untersuchung, weil in diesen Pe- rioden seltener untersucht wird, in der Nachgeburtsperiode und im Wochenbette geschieht die Infection öfters dadurch, dass die Wundstellen der verletzten Genitalien mit Gegen- ständen in Berührung kommen, welche mit zersetzten Stoffen verunreiniget sind; hierher gehören: unreine Bettwäsche, Schwämme, Leibschüsseln etc. etc., oder die Infection ge- schieht in diesen Perioden dadurch, dass die mit zersetzten Stoffen geschwängerte atmosphärische Luft in die Genitalien der Individuen eindringt.
Scanzoni sagt: "Professor Skoda hielt es für seine Pflicht, das Wiener medicinische Professoren-Collegium auf die Wich- tigkeit der von Dr. Semmelweis gemachten Entdeckung auf- merksam zu machen und dasselbe aufzufordern, eine Commis- sion zu ernennen, welche folgende Aufgaben zu lösen hätte:
a) Es wäre eine Tabelle anzufertigen, auf welcher, so weit die Daten reichen, die Zahl der Entbundenen und Gestorbenen von Monat zu Monat anzugeben wäre, und ein Verzeichniss der Assistenten und Studirenden in der Reihenfolge, in wel- cher dieselben an der Gebäranstalt gedient und prakticirt hat- ten. Es sollten diejenigen Assistenten und Studirenden her- vorgesucht werden, welche sich mit Leichenuntersuchungen befasst haben, -- und aus diesem Verzeichnisse wollte Skoda
jede Stelle des Körpers, folglich auch eine jede Stelle der Genitalien zur Resorptionsstelle werden; die Zeit der Resorp- tion ist die Schwangerschaft, wenn die innere Fläche des Uterus zugängig ist, während der Geburt wird durch die Un- tersuchung am häufigsten in der Eröffnungsperiode inficirt, in der Austreibungsperiode kann keine Infection stattfinden, weil durch den vorrückenden Kindestheil die resorbirende innere Fläche des Uterus unzugängig gemacht wird, in der Nachgeburtsperiode und im Wochenbette kann die Infection an der inneren Fläche des Uterus oder an den durch die Ge- burt verletzten Punkten der Genitalien geschehen, in der Nachgeburtsperiode und im Wochenbette geschieht aber die Infection seltener durch die Untersuchung, weil in diesen Pe- rioden seltener untersucht wird, in der Nachgeburtsperiode und im Wochenbette geschieht die Infection öfters dadurch, dass die Wundstellen der verletzten Genitalien mit Gegen- ständen in Berührung kommen, welche mit zersetzten Stoffen verunreiniget sind; hierher gehören: unreine Bettwäsche, Schwämme, Leibschüsseln etc. etc., oder die Infection ge- schieht in diesen Perioden dadurch, dass die mit zersetzten Stoffen geschwängerte atmosphärische Luft in die Genitalien der Individuen eindringt.
Scanzoni sagt: »Professor Skoda hielt es für seine Pflicht, das Wiener medicinische Professoren-Collegium auf die Wich- tigkeit der von Dr. Semmelweis gemachten Entdeckung auf- merksam zu machen und dasselbe aufzufordern, eine Commis- sion zu ernennen, welche folgende Aufgaben zu lösen hätte:
a) Es wäre eine Tabelle anzufertigen, auf welcher, so weit die Daten reichen, die Zahl der Entbundenen und Gestorbenen von Monat zu Monat anzugeben wäre, und ein Verzeichniss der Assistenten und Studirenden in der Reihenfolge, in wel- cher dieselben an der Gebäranstalt gedient und prakticirt hat- ten. Es sollten diejenigen Assistenten und Studirenden her- vorgesucht werden, welche sich mit Leichenuntersuchungen befasst haben, — und aus diesem Verzeichnisse wollte Skoda
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jede Stelle des Körpers, folglich auch eine jede Stelle der
Genitalien zur Resorptionsstelle werden; die Zeit der Resorp-
tion ist die Schwangerschaft, wenn die innere Fläche des
Uterus zugängig ist, während der Geburt wird durch die Un-
tersuchung am häufigsten in der Eröffnungsperiode inficirt,
in der Austreibungsperiode kann keine Infection stattfinden,
weil durch den vorrückenden Kindestheil die resorbirende
innere Fläche des Uterus unzugängig gemacht wird, in der
Nachgeburtsperiode und im Wochenbette kann die Infection
an der inneren Fläche des Uterus oder an den durch die Ge-
burt verletzten Punkten der Genitalien geschehen, in der
Nachgeburtsperiode und im Wochenbette geschieht aber die
Infection seltener durch die Untersuchung, weil in diesen Pe-
rioden seltener untersucht wird, in der Nachgeburtsperiode
und im Wochenbette geschieht die Infection öfters dadurch,
dass die Wundstellen der verletzten Genitalien mit Gegen-
ständen in Berührung kommen, welche mit zersetzten Stoffen
verunreiniget sind; hierher gehören: unreine Bettwäsche,
Schwämme, Leibschüsseln etc. etc., oder die Infection ge-
schieht in diesen Perioden dadurch, dass die mit zersetzten
Stoffen geschwängerte atmosphärische Luft in die Genitalien
der Individuen eindringt.
Scanzoni sagt: »Professor Skoda hielt es für seine Pflicht,
das Wiener medicinische Professoren-Collegium auf die Wich-
tigkeit der von Dr. Semmelweis gemachten Entdeckung auf-
merksam zu machen und dasselbe aufzufordern, eine Commis-
sion zu ernennen, welche folgende Aufgaben zu lösen hätte:
a) Es wäre eine Tabelle anzufertigen, auf welcher, so weit
die Daten reichen, die Zahl der Entbundenen und Gestorbenen
von Monat zu Monat anzugeben wäre, und ein Verzeichniss
der Assistenten und Studirenden in der Reihenfolge, in wel-
cher dieselben an der Gebäranstalt gedient und prakticirt hat-
ten. Es sollten diejenigen Assistenten und Studirenden her-
vorgesucht werden, welche sich mit Leichenuntersuchungen
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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